1945

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Geboren 1945   •   Gestorben 1945

Januar

  • 8. Januar: In zwei Fahrzeughallen der Boelcke-Kaserne Nordhausen wird ein Außenlager des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora eingerichtet.
  • 30. Januar: Kreisleiter Hans Nentwig hält auf einer öffentlichen NSDAP-Kundgebung im Riesenhaus eine Rede. Wie der Südharzer Kurier am nächsten Tag berichtet, war sie „von glühender Liebe zum Führer und vom unerschütterlichen Glauben an den Sieg“ getragen.[1] In der Stadtchronik ist unter dem 30. Januar 1945 eingetragen:
Kennzeichnend für diese Zeit sind in der Winterdunkelheit die überfüllten Elektrischen, welche die Menschen an die Arbeit oder an den Bahnhof bringen zur Weiterfahrt nach Niedersachswerfen und Ilfeld. Müde hungernde Gestalten, die, aber ihre Pflicht tun bis zum Äußersten. Viele Ortsfremde aus allen deutschen Gauen sind dabei, aber auch Fremdvölker, wie Franzosen, Holländer, Belgier. Im Südharzer Gebiet der Gipszone von Ellrich im Westen bis Rottleberode im Osten ist eine einzige ungeheure Rüstungsindustrie aufgebaut […] Zehntausende Häftlinge sind hier […] eingesetzt.[…] Von ihrer Behandlung erfährt die Bevölkerung so gut wie gar nichts; nur hin und wieder wird von vollzogenen Todesstrafen durch Erhängen gesprochen. Den in den Betrieben Arbeitenden ist nicht nur über ihre Tätigkeit, sondern auch über alle sonstigen Geschehnisse Schweigen auferlegt.[1]

Februar

  • 5. Februar: Auf einem Betriebsappell der Vertreter des Handels fordert Kreisleiter Hans Nentwig von den Kaufleuten, beizutragen, damit „jeder Volksgenosse aufgeklärt und erzogen wird, über die sich aus der jetzigen Lage ergebenden Schwierigkeiten wegzukommen“.[1]
    Nach einer Meldung der Stadtverwaltung vom 5. Februar sind von den geplanten 357 Behelfsheimen fünf bezogen, 28 bewohnbar, 151 im Bau und 173 noch nicht begonnen.[1]
  • 22. Februar: Gegen 12:30 Uhr greifen US-amerikanische Bomber u. a. den Verschiebebahnhof an, was den Tod vieler Menschen und erhebliche materielle Schäden zur Folge hat. Betroffen sind auch das Kasernenviertel zwischen Nordhausen und Sundhausen, die Hallesche Straße, der Schlachthof, das Gelände der Fa. Anger’s Söhne und die Maschinen- und Apparatebau AG (MABAG) sowie die Schützenstraße. Für Bombengeschädigte wird am 23. Februar eine Auffangstelle im Keglerheim, Förstemannstraße, eingerichtet, um die notwendigsten Maßnahmen, wie Quartier-, Versorgungs- und Entschädigungsfragen in Gang zu setzen[1] (siehe Luftangriffe auf Nordhausen).
  • 26. Februar: Im Südharzer Kurier erscheint eine Todesanzeige für die „Gefallenen des Terrorangriffs“ vom 22. Februar mit der Ankündigung zur Beisetzung. Insgesamt fielen 296 Mehrzweckbomben und töteten 40 Menschen.
  • 27. Februar: Auf der Trauerfeier für die Opfer des Luftangriffs, die am 27. Februar auf dem Neuen Friedhof stattfindet, ruft Kreisleiter Hans Nentwig zum Durchhalten und Kämpfen bis zum Letzten auf.[1]

März

  • 1. März: Nordhausen hat 42.207 Einwohner. Außerdem werden 23.467 Ortsfremde gezählt, darunter 659 Kriegsgefangene, 503 verwundete Soldaten in fünf Lazaretten, 420 Angehörige der Kriegsmarine und 6082 ausländische in Massenquartieren untergebrachte Arbeitskräfte.[1]
    Die Straßenbahn übernimmt ab 1. März 1945, infolge der Benzinverknappung, Gütertransporte.
  • 6. März: Der Führer des HJ-Banns Nordhausen weist die Ober-, Mittel-, Berufs- und Fachschulen an, Schülerinnen und Schüler für den Kriegseinsatz in der Rüstungsindustrie freizustellen. Einsatzscharen des BDM sollen die straffe Durchführung des Kriegshilfsdienstes, d. h. den Einsatz im Funkdienst und bei der Flakartillerie sichern, sowie den Soforteinsatz im „Ernstfall“ ermöglichen.[1]
  • 18. März: Nach einem Bericht des Südharzer Kurier haben die Nordhäuser Gärtnereien ihren Anbau hundertprozentig auf Gemüse umgestellt. Aufrufe wie „Weg mit den Rasenflächen, weg mit den Blumenbeeten! Alles anbaufähige Land für Gemüse und Kartoffeln“ unterstreichen die äußerst schwierige Emährungslage.[1]

April

  • 3. April: Der erste große Luftangriff der Royal Air Force auf Nordhausen wird geflogen.
  • 4. April: Der zweite der beiden großen Luftangriffe auf Nordhausen zerstört die Stadt zu nahezu 80 Prozent; ca. 8.800 Menschen verlieren ihr Leben.
  • 8. April: Bei einem letzten Bombardement gehen die Bomben auf den Trümmern nieder, richten aber auch noch an bis dahin unbeschädigten Häusern schwere Schäden an.[1]Nach den schweren Luftangriffen vom 3. und 4. April 1945 wurde das Krankenhaus, dessen Gebäude zerstört waren, am 8. April 1945 in Kohnstein-Stollen ausgelagert.[2]
  • 10. April: US-Soldaten erreichen das Konzentrationslager Mittelbau-Dora.[3][4]
    In der letzten Not-Ausgabe des Südharz-Kurier vom 10. April 1945 „… riefen Kreisleiter Nentwig, Landrat von Wolffersdorf und Oberbürgermeister Dr. Meyer letztmalig zum Durchhalten und Widerstand gegen die heranrückende US-Armee auf.“
  • 11. April: Am Morgen besetzt die über Werther anrückende 104. US-Infanterie-Division kampflos Nordhausen. Die NS-Führung und der Oberbürgermeister Herbert Meyer haben die Stadt in Richtung Harz verlassen. Die Übergabe an die Amerikaner erfolgt durch Stadtrat Sturm. Auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne treffen die US-Soldaten auf weit über tausend in ihrer Mehrzahl dem Hungertod zum Opfer gefallene, aber auch durch die Luftangriffe auf Nordhausen ums Leben gekommene Häftlinge und mehrere Hundert zu Skeletten abgemagerte Überlebende. Auf Anordnung der Amerikaner dürfen die befreiten KZ-Häftlinge, Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter die Stadt plündern.[1]
  • 13. April: Auf Befehl der amerikanischen Militärregierung wird mit der Anlage des Ehrenfriedhofs für die Opfer des Konzentrationslagers „Mittelbau-Dora“ begonnen.
  • 15. April: Der bisherige Stadtrat Sturm wird vom US-amerikanischen Militärgouverneur entlassen. Am folgenden Tag ernennt er Otto Flagmeyer zum Bürgermeister.[1]
  • 20. April: Die männliche Bevölkerung im Alter von 14 bis 65 Jahren wird zum städtischen Arbeitseinsatz aufgerufen.[1]
  • 22. April: In der Altendorfer Kirche findet der erste Gottesdienst nach den Luftangriffen auf Nordhausen statt.[1]
  • 26. April: Die Weiterführung von Industrie- und Gewerbebetrieben muss neu beantragt werden und ist vom Nachweis politischer (antifaschistischer) Zuverlässigkeit abhängig.[1]
  • 30. April: Alle Nordhäuser Einwohner vom 12. Lebensjahr an müssen sich in den folgenden Tagen für die Ausstellung von Personalausweisen melden.[1]

Mai

Juni

  • 1. Juni: Mit Genehmigung der Militäradministration wird ein amtliches Nachrichtenblatt für Nordhausen und den Kreis Hohenstein herausgegeben.[6]
    Das Säuglingsheim in der Riemannstraße ist total zerstört. Nebenan wird eine provisorische Kinderklinik eingerichtet.[6]
  • 2. Juni: Platzeck, Leiter des Arbeitseinsatzes, weist Bürgermeister Otto Flagmeyer daraufhin, daß die Beteiligten am Arbeitseinsatz unter schlechtem Schuhwerk und unter den geringen Lebensmittelrationen (täglich 9 g Butter und 21 g Fleisch) leiden.[10]
    Schwarz-, Schleich- und Tauschhandel werden in einer Bekanntmachung des Bürgermeisters unter strengste Strafe gestellt.
  • 8. Juni: Es verkehren im Raum Nordhausen wieder Personenzüge.[11]
  • 11. Juni: Mit dem Aufruf „Der Wiederaufbau beginnt“ fordert Bürgermeister Otto Flagmeyer die Bevölkerung zu gemeinschaftlichen Aufräumungsarbeiten auf.
  • 13. Juni: Es haben wieder 45 Textilwaren- und drei Schuhgeschäfte geöffnet. Die Versorgung erfolgt auf Bezugscheine, die jedoch nur für totalgeschädigte Einwohner ausgegeben werden.
  • 14. Juni: Bürgermeister Otto Flagmeyer tritt von seinem Amt zurück. Die amerikanische Militärregierung erlässt ein 15 Punkte umfassendes Memorandum zur Regelung der Verwaltungstätigkeit. Sein Nachfolger wird Richard Senger.
  • 15. Juni: Die Dienststellen der amerikanischen Besatzungsmacht erteilen den Franzosen die Erlaubnis, die unterirdischen Stollen der „Mittelwerk GmbH" zu besichtigen.[12]
  • 16. Juni: Am 16. Juni 1945 wird Nordhausen als Bestandteil des preußischen Regierungsbezirks Erfurt in das Land Thüringen integriert.[13]
    Im ehemaligen Lindenhof-Museum wird am 16. Juni ein Lehrerbildungsinstitut gegründet.
  • 25. Juni: Nachdem Lehrer, die der NSDAP angehörten, aus dem Schuldienst entlassen wurden, wird mit Genehmigung der amerikanischen Militärverwaltung am 25. Juni im wiederhergerichteten Gebäude der Heinrich-Mittelschule der Grundschulunterricht für die Klassen 1 bis 4 aufgenommen. Mit dem Wechsel der Besatzungsmacht, eine Woche später, wird er wieder beendet.[1]
  • 26. Juni: Eine „antifaschistische Front“ wird gegründet.[1]

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 1,20 1,21 Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen : 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003.
  2. Wikipedia: Nordhausen Abgerufen am 14. März 2014.
  3. Wikipedia (en): Mittelbau-Dora Abgerufen am 4. April 2014.
  4. Web Site in Memory of John M. Galione: Mittelbau Dora Concentration Camp Abgerufen am 4. April 2014.
  5. Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. S. 48 f.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. S. 49 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Kuhlbrodt“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  7. Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Seite 49
  8. Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Seite 50
  9. Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Seite 50
  10. Peter Kuhlbrodt: Inferno Nordhausen. Seite 51
  11. Lauerwald: Eisenbahnstrecke Nordhausen-Arenshausen Seite 59
  12. Engler: Frankreich an der Freien Universität Seite 111
  13. Wikipedia: Nordhausen Abgerufen am 4. Juni 2013.
  14. Wikipedia: Nordhausen Abgerufen am 14. Juni 2013.
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