Ehrenfriedhof

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Der Ehrenfriedhof am Stresemannring ist die erste im Zusammenhang mit den Luftangriffen auf Nordhausen angelegte Gedenkstätte und erinnert an die über 1.600 Häftlinge, die hier im April 1945 in Massengräbern beigesetzt wurden, zum größten Teil Opfer der Luftangriffe auf die Boelcke-Kaserne. Viele zivile Bombenopfer und Soldaten wurden auf dem nördlichen Teil des Sonderfriedhofs, des jetzigen Ehrenfriedhofs, oberhalb des Denkmals in Massengräbern beerdigt.[1] Nach neuer Forschung sollen rund 2.600 Opfer hier bestattet sein.

Geschichte

Der Ehrenfriedhof mit durch weiße Steine markierte Gräber (1945)

Kurz nach der Übergabe der Stadt an US-Truppen am 11. April 1945 wurde dem Stadtrat und stellvertretenden Oberbürgermeister Franz Sturm vom Militärgouverneur der Befehl erteilt, einen Plan über die Anlegung eines Ehrenfriedhofes vorzulegen.

Der „Ehrenfriedhof für die Opfer des Faschismus“ wurde im Mai 1945 beim Stresemannring angelegt und befindet sich unmittelbar oberhalb des kurz darauf angelegten Ehrenfriedhofs für Angehörige der Roten Armee, mit dem er eine Raum- und Sinneinheit bildet. Gegenüber liegt der Nordhäuser Hauptfriedhof.

Am 29. September 1946 wurde der erste Gedenkstein eingeweiht, der aus einem Obelisken besteht mit einer stilisierten Fackel.[2] Als Inschrift war zu lesen: „Opfer des Faschismus 1933 - 1945. Ihr Opfer soll uns Mahnung sein.“ Man ging bei dem Denkmal nicht explizit auf die Luftangriffe ein, jedoch zeugt die offizielle Denkmalerklärung mit der Beschreibung „Ehrenfriedhof für die Opfer des Faschismus (Luftangriff 1945)“ von 1979 davon, dass man die toten alliierten Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge nicht nur als „Opfer des Faschismus“, sondern auch der alliierten Bomben ansah. Die auch als „Ausländer-Ehrenfriedhof“ bezeichnete Anlage war im Gegensatz zum Sowjetischen Ehrenfriedhof wenig gepflegt, was z. B. bei einer französischen Delegation im Jahr 1973 für Empörung sorgte.

Umgestaltung

1975 erfolgte eine Umgestaltung des Ehrenfriedhofs, ein neuer Gedenkstein ersetzte den Obelisken.[2]

Eine 1995 geplante umfangreiche Veränderung des Areals mit 24 Granitquadern verwarf man nach Protesten des Euro-Komitees der ehemaligen Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora. Stattdessen wurde ein schlichtes Denkmal errichtet in Anlehnung an den Winkel der Häftlingskleidung. Texttafeln erinnern nun differenziert auf die Bombardierung der Boelcke-Kaserne mit Unterkünften für Tausende Alliierte Kriegsgefangene ³, Fremdarbeiter und KZ-Häftlinge, daneben wird auf die von der SS als Sterbelager missbrauchten Kasernen-Hallen eingegangen. Das neue Denkmal wurde am 3. Oktober 1999 im Beisein des Euro-Komitees der Überlebenden und des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie des Zentralrats der Sinti und Roma eingeweiht.

Eine erneute Neugestaltung des Ehrenfriedhofes, u. a. mit Sichtbarmachung der Sammelgräber, beschloss der Stadtrat 2020. Dabei wurde eine „Kommission zur Empfehlung der Neugestaltung des Ehrenfriedhofes Nordhausen“ mit Stadtratsmitgliedern, Gedenkstättenvertretern und weiteren externen Experten gebildet, die Details der Planung abstimmt. Der Beschluss zur Umsetzung des favorisierten und als realisierbar bewerteten Entwurfskonzeptes wurde am 15. September 2021 vom Stadtrat gefasst. Die bisherige Situation wurde insbesondere von Überlebenden und Angehörigen der Opfer als unwürdig kritisiert. Sie hatten sich in der Vergangenheit bereits mehrfach für eine angemessenere Gestaltung eingesetzt.

Im Zuge der geplanten Umgestaltung soll nun am Eingang ein gut sichtbares Schild mit dem Hinweis „Ort der Stille - Ehrenfriedhof“ angebracht werden. Die Wege sollen begradigt und die Massengräber deutlich gekennzeichnet werden, damit Besucher die Ruhestätten der Opfer erkennen können. Ergänzend sollen eine neue Bepflanzung sowie Gedenkstelen die Würde des Friedhofs unterstreichen. Mit Informationstafeln will man zudem die Orientierung für die Besucher verbessern und die historische Bedeutung vermitteln.

Die Stadt Nordhausen investiert für die Neugestaltung Eigenmittel in Höhe von über 250.000 Euro. Zusätzlich konnten Fördergelder akquiriert werden, auch die Thüringer Staatskanzlei unterstützt das Vorhaben finanziell.

Literatur

Externe Verweise

Einzelnachweise

  1. Manfred Schröter: Die Zerstörung Nordhausens. Nordhausen: Meyenburg-Museum, 1988. S. 59
  2. 2,0 2,1 KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora: Inventar der Denkmäler in Nordhausen, S. 53.