1946
Aus NordhausenWiki
Januar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 25. Januar: Die Firmen Schmidt, Kranz & Co., MABAG-Maschinen- und Apparatebau AG sowie die Nordhäuser Tabakfabriken AG. Nortag-Hanewacker werden sequestriert.[1]
Februar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 7. Februar: Der Historiker Alfred Overmann stirbt.
- 9. Februar: Die Firma Gebhardt & König - Deutsche Schachtbau AG wird sequestriert.[1]
- 22. Februar: Laut Protokoll des „Antifa-Ausschusses“ ist die Stadt nicht in der Lage, den Wiederaufbau zu finanzieren.
Am gleichen Tag rufen SPD, KPD und FDGB einen Kulturausschuss ins Leben, der vorrangig für die Neulehrerausbildung werben soll.[1] - 25. Februar: Auf einer „antifaschistischen Frauenkundgebung“ im Gesellschaftshaus „Harmonie“ wird gefordert, allen „separatistischen Bestrebungen“ entgegenzutreten, um die wirtschaftliche Existenz des deutschen Volkes und den Kindern eine friedliche Zukunft zu sichern.[1]
- 28. Februar: Die Stadt Nordhausen beantragt bei der Regierung des Landes Thüringen die Eingemeindung von Salza und Krimderode.[1]
März[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 9. März: In der Wiedigsburgschule wird eine Berufsschule für Umschüler eröffnet. In der Heinrich-Mittelschule findet an diesem Tag für die Lehrerschaft des Schulaufsichtsbezirks Nordhausen Stadt und Land eine Versammlung statt. Auf der Tagesordnung stehen die Rolle der Lehrer und ihre Aufgaben beim Aufbau der neuen Schule. Die Lehrer beklagen die mangelnde Schuldisziplin, die Vernachlässigung der Erziehungspflichten durch die Eltern und die allgemeine Demoralisierung infolge Zerstörung, Not und scheinbarer Perspektivlosigkeit.[1]
- 18. März: In der Nähe des Hauptbahnhofs wird eine vom Sozialamt verwaltete und finanzierte Volksküche eröffnet, die täglich 2000 Mittagessen an Bedürftige abgeben kann. Sie übernimmt auch die Schulspeisung.[1]
- 23. März: In der Aula der Humboldt-Oberschule findet die Gründungsfeier des Ortsverbandes Nordhausen der Freien Deutschen Jugend (FDJ) statt.[1]
- 31. März: Der Stadttheater-Intendant Erich Fisch wird wegen Zugehörigkeit zur NSDAP vor 1933 entlassen. Nachfolger Otto Roland beabsichtigt, das Theaterprogramm auf volkstümliche und soziale Stücke umzustellen.[1]
April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 10. April: Der Vorstand der SED, Ortsgruppe Nordhausen, tritt zu seiner ersten Sitzung zusammen und nimmt am 11. April seine Geschäfte auf.[1]
- 16. April: Oberbürgermeister Karl Schultes und Vertreter der antifaschistischen Parteien weisen in einem Schreiben an den Landespräsidenten Rudolf Paul auf die verheerenden Auswirkungen der Demontage der Firmen Maschinen- und Apparatebau AG (MABAG), Maschinenbauanstalt Schmidt, Kranz & Co., Montania - Maschinen- und Waggonbauwerk und Nordhäuser Tabakfabriken AG. Nortag-Hanewacker für die Wirtschafts- und Finanzkraft sowie den Wiederaufbau der Stadt hin.[1]
- 30. April: Das Bismarckdenkmal nördlich der Promenade wird entfernt.[1]
Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1. Mai: Im unteren Saal der ehemaligen Loge ist eine Ausstellung zum Thema „Wiederaufbau der Stadt Nordhausen“ zu besichtigen.[1]
- 3. Mai: Oberbürgermeister Karl Schultes kündigt den Gemeindevertretem die Niederlegung seines Amtes und die Rückkehr in die Landesregierung an. Im Rechenschaftsbericht über die von Januar bis April geleistete Arbeit hebt er u. a. hervor, dass sich der Wiederaufbau schwieriger gestaltet als angenommen, die Umsiedlerbewegung fortgesetzt Wandlungen in der Struktur der Bevölkerung schafft und die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt negativ beeinflusst, die Versorgungslage angespannt ist, fast alle Waren nur über Bezugscheine erhältlich sind und der Mangel an Transportmitteln, Baustoffen und Arbeitskräften weittragende Folgen hat.[1]
- 13. Mai: In der Domstraße 20a wird ein von der Aktion „Thüringen in Not“ finanzierter Ganztags-Kindergarten für 3- bis 10-Jährige eröffnet.[1]
- 17. Mai: Hans Himmler übernimmt am 17. Mai 1946 das Amt des Oberbürgermeisters.
- 20. Mai: Auf einer Lehrertagung des Stadt- und Landkreises Nordhausen am 20. Mai 1946 wird über die „Reinigung der Schulen von nazistischen Geist und den Aufbau einer demokratischen Schule“ diskutiert.[1]
Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 23. Juni: Fritz Führ wird als neuer Superintendent eingeführt.[1]
- 24. Juni: Stadträtin Hanna Himmler (SED) und der Direktor der Humboldt-Schule Edgar Wahl (LDP) nehmen als Vertreter der Stadt Nordhausen an der beratenden Landesversammlung Thüringens in Weimar teil.[1]
Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 3. Juli: Das gesamte Streckennetz der Straßenbahn ist wieder betriebsfähig.[1]
- 4. Juli: Im Sitzungssaal der ehemaligen Loge tagt zum ersten Mal eine Stadtversammlung. Mitglieder sind der Oberbürgermeister, der Bürgermeister, die Dezernenten der Stadtverwaltung und vom Oberbürgermeister berufene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Parteien und Organisationen.[1]
- 5. Juli: Unter der Firmenbezeichnung „Nordhäuser Gemeinschaftswerk GmbH“ wird in der Rothenburgstraße 13 ein Betrieb zur Wiederinstandsetzung von Werkzeugmaschinen, zum Bau von Kochherden u. a. Gebrauchsgegenständen gegründet.[1]
- 7. Juli: Mehr als 800 Zuschauer erleben mit Shakespeares „Sommemachtstraum“ die Eröffnung der Freilichtbühne im Lindenhof.[1]
August[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1. August: Mit Wirkung zum 1. August 1946 übernimmt die im Juni 1946 gegründete „Nordthüringer Steinkohlen GmbH“ den Ilfelder Steinkohlebergbaubetrieb.
- 7. August: Die SMATh übergibt der Stadt die Boelcke-Kaserne und andere Baulichkeiten auf dem Kasernengelände zur Gewinnung von Baumaterial.[1]
Am 7. August 1946 wird die Nordhäuser Tabakfabriken AG. Nortag-Hanewacker der Hauptverwaltung Landeseigener Betriebe (LEB) Thüringen in Erfurt unterstellt.[1]
September[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 3. September: Die vereinbarte Überstellung der Internierten und des umfangreichen Beweismaterials bezüglich der Konzentrationslager Mittelbau und Buchenwald scheitert, da keine Vertreter der sowjetischen Militäradministration am vereinbarten Treffpunkt an der Zonengrenze erschienen.[2]
- 8. September: Die ersten Gemeinderatswahlen finden statt. Nach dem Wahlergebnis kann die SED 19, die LDP 17 und die CDU 4 Abgeordnete in das Nordhäuser Stadtparlament entsenden.
- 22. September: Zum ersten Mal tagt in der Altendorfer Kirche und im dortigen Gemeindehaus die neugewählte Kreissynode. Der Kreissynodalvorstand wird gewählt. Ihm gehören an: Superintendent Fritz Führ, Pfarrer Kurt Glass, Johannes Rathje, Hilmar Rudloff, Herr Kuhn und Herr Streffer.[1]
- 29. September: Im Rahmen einer Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof, Stresemannring, wird das Denkmal für die Opfer des Faschismus eingeweiht.[1]
Oktober[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 3. Oktober: Die neu gewählte Gemeindevertretung tritt zum ersten Mal im Sitzungssaal der ehemaligen Loge zusammen. Auf der Tagesordnung stehen die Verpflichtung der Gemeindevertreter, die Wahl der Amtsträger und die Bildung von Ausschüssen und Deputationen. Wilhelm Pieck spricht auf einer Großkundgebung in der Reithalle.[1]
- 10. Oktober: Unter der Leitung von Musiklehrer Walter Treichel tritt der Früh’sche Chor mit Joseph Haydns „Schöpfung“ zum ersten Male nach dem Krieg an die Öffentlichkeit. Die Aufführung findet im Saal der ehemaligen Loge statt.[1]
- 16. Oktober: An der Städtischen Feuerwache in der Hohekreuzstraße 1 sind die Wiederaufbauarbeiten beendet.[1]
- 22. Oktober: Am 22. Oktober 1946 wird die Region Bleicherode mitsamt einem „Raketen-Rekonstruktionsbüro", der neuen Raketenfabrik „Zentralwerk", von der Roten Armee hermetisch abgeriegelt. Ein Teil der unter sowjetischer Regie im Werk Monatania in Nordhausen rekonstruierten Produktion für Aggregate der V2/A4- Rakete mitsamt den deutschen Spezialisten, einschließlich ihrer Angehörigen (etwa 2.000 Personen) werden in die Sowjetunion verschleppt.[3]
- 23. Oktober: Auf der Kreislehrerkonferenz wird Ausbildung und Bildungsstand der Neulehrer erörtert sowie der allgemeine Schulnotstand beklagt. Es wird festgestellt, dass sich die schwierige Wirtschaftslage der Stadt mit besonderer Schärfe auch auf die Schulsituation auswirkt.[1]
- 29. Oktober: Nach der Volkszählung hat Nordhausen 32.501 Einwohner (13.957 Männer und 18.544 Frauen), die in 12.046 Haushalten leben und in 6225 Wohnungen untergebracht sind. In den Warteräumen des Bahnhofs werden 1386 Personen (550 Männer und 836 Frauen), vermutlich „Grenzgänger“, gezählt.[1]
November[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1. November: Der Rat der Stadt erlässt ein Ortsstatut zum Bauverbot in den zerstörten Stadtgebieten.[1]
- 15. November: Der Kunst- und Dekorationsmaler Friedrich Ernst Reinboth stirbt in Nordhausen.
- 26. November: Der Rat der Stadt erlässt eine Verordnung zur Beräumung öffentlicher Straßen und Plätze, die in die neuen Fluchtlinien der Stadt fallen.[1]
Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1. Dezember: Der Unterricht in der Johann-Heinrich Pestalozzi Schule Nordhausen (Hilfsschule) wird mit sechs Klassen wieder aufgenommen.[1]
- 5. Dezember: Auf dem Bahnhofsplatz wird ein Gedenkstein für den im KZ-Lager „Dora“ ermordeten Albert Kuntz feierlich enthüllt und der Platz in „Albert-Kuntz-Platz“ umbenannt. Der Gedenkstein wird in den folgenden Nächten mit „nazistischen Symbolen“ beschmiert. Ein umgehend einberufener Untersuchungsausschuss ordnet Geschäftsschließungen und Wohnungsausweisungen früherer NSDAP-Mitglieder an, die mit dem Vorfall willkürlich in Verbindung gebracht werden.[1]
- 6. Dezember: Das 1945 völlig ausgebrannte Preußische Behördenhaus auf dem Taschenberg ist soweit wieder hergestellt, dass Richtfest gefeiert werden kann.[1]
- 14. Dezember: Der als Ebersberg-Darsteller bekanntgewordene Jochen Napiralla wird geboren.
- 18. Dezember: Die „Union“ als zweites Lichtspieltheater wird in der Turnhalle des zerstörten ehemaligen Gymnasiums an der Morgenröte eröffnet.[1]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 1,12 1,13 1,14 1,15 1,16 1,17 1,18 1,19 1,20 1,21 1,22 1,23 1,24 1,25 1,26 1,27 1,28 1,29 1,30 1,31 1,32 1,33 1,34 1,35 1,36 Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen : 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003.
- ↑ Manfred Overesch: Buchenwald und die DDR – oder die Suche nach Selbstlegitimation. 1995, S. 207ff.
- ↑ Untertage-Übertage.de: U-Verlagerung „Mittelwerk" - Unterirdische V-Waffen-Produktion bei Nordhausen Abgerufen am 17. Oktober 2013.