1934

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Geboren 1934   •   Gestorben 1934

Januar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Februar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1. Februar: Studienrat Max Paul wird als neuer Direktor des Landeserziehungsheimes eingeführt.
  • 14. Februar: Mit dem ersten von sechs neuen Wagen der Straßenbahn auf den Strecken Amoldstraße-Altentor und Stolberger Straße zwischen Wilhelm-Nebelung-Straße und Pfingstweg die erste erfolgreiche Probefahrt durchgeführt.[1]
  • 15. Februar: Landrat Gerhard Stumme stirbt im Amt.
  • 17. Februar: Der ehemalige Oberbürgermeister Carl Contag stirbt in Nordhausen.
  • 23. Februar: Der Heimat- und Verkehrsverein „Das schöne Nordhausen“ wird gegründet. Er leitet eine intensive Werbung für die Stadt Nordhausen als „Brücke zwischen Harz und Kyffhäuser“ ein.[1]
  • 26. Februar: Christoph Lerchner, Pfarrer und Ehrenbürger von Nordhausen, wird geboren.

März[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 20. März: Oberbürgermeister Heinz Sting wird von seinem Amt als NSDAP-Kreisleiter von Nordhausen entbunden. Der Oberbürgermeister erklärt diese Maßnahme mit seiner ablehnenden Haltung gegen eine Berufung von Heinrich Keiser zum Landrat.
  • 22. März: Kreisleiter Heinrich Keiser wird beauftragt, die Geschäfte des Landrates kommissarisch zu übernehmen. Bisher war Heinz Sting mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Landrats betraut gewesen.[1]
  • 25. März: Gauleiter Fritz Sauckel tritt auf einem Parteikongress der Kreise Nordhausen und Südharz auf. Seine Rede soll die Stellung des neu eingesetzten Kreisleiters Heinrich Keiser stärken. Sauckel fordert den Parteigenossen Sting auf, allen Zwist mit Keiser zu beenden. Er kündigt an, dass die beiden Parteikreise Nordhausen und Südharz der NSDAP wieder vereinigt werden sollen. Zu Ehren Sauckels findet auf dem Neumarkt eine große Kundgebung der SA statt, der sich ein Umzug der gesamten SA, SS und Hitlerjugend anschließt. Starke Polizeikräfte sperren die Straßen ab.[1]

April[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 12. April: Große Teile der Nordhäuser Bürgerschaft ehren Heinz Sting aus Anlass seines 30. Geburtstages mit einem Fackelzug. Sie wollen damit Stings Position in seiner Auseinandersetzung mit Gauleiter Sauckel und Kreisleiter Keiser stärken.[1]

Mai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juli[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 7. Juli: Das Lindenhof-Museum wird seiner Bestimmung übergeben. Es dient als Museum für Heimat- und Vorgeschichte und übernimmt die Sammlungen des Alten Museums am Friedrich-Wilhelm-Platz 8. Von dort ist bereits 1924 ein Teil der Sammlungen in das von der Stadt gekaufte Grundstück in der Osterstraße als Neues Museum abgegeben worden. Seit Juli 1934 trägt das Neue Museum den Namen Meyenburg-Museum.
  • 8. Juli: Bei der Nordhäuser Straßenbahn wird die Strecke von der Stolberger Straße zur Riemannstraße aufgegeben.[2]
  • 31. Juli: Seminardirektor i. R. Heinrich Lewin, der mit der Verwaltung des Stadtarchivs betraut worden ist, tritt krankheitshalber von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wird Friedrich Stolberg.

August[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 26. August: Das erste Nordhäuser Heimatfest findet großen Anklang in der Bürgerschaft; man zählt 20.000 Besucher.
  • 29. August: Durch einstweilige Verfügung vom 29. August 1934 wird Oberbürgermeister Heinz Sting von Gauleiter Sauckel im Einverständnis mit dem Vorsitzenden des Gaugerichts Thüringen aus der NSDAP ausgeschlossen. Dieser Ausschluss wird am 27. Oktober 1937 rückgängig gemacht.[1]

September[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 18. September: Facharzt Hermann Hild wird von der Strafkammer Nordhausen wegen abfälliger Bemerkungen über die nationalsozialistische Regierung anlässlich der Übertragung einer Rede von Robert Ley zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.[1]

Oktober[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1. Oktober: Am 1. Oktober stellt der Nordhäuser Lokalanzeiger sein Erscheinen ein, um in der Allgemeinen Zeitung aufzugehen.
    Am Nachmittag, gegen 16.30 Uhr, durchqueren vier Mercedes-Wagen, von Hannover kommend, die Stadt. In ihnen befinden sich u. a. Reichskanzler Adolf Hitler, Reichsminister Frick, Reichspressechef Dietrich und Adjutant Brückner. Da sie in Zivil sind und in Autokappen im offenen Wagen sitzen, werden sie zunächst nicht erkannt. Die Kolonne fährt vom Kornmarkt durch die Rautenstraße und muss wegen Straßenarbeiten Vor dem Vogel die Geschwindigkeit stark drosseln. Kaufmann Richter, der in der Neustadtstraße 46 im Ladengeschäft arbeitet, erkennt Hitler und streckt ihm mit dem Gruß „Heil, mein Führer!“ die Hand entgegen, die Hitler auch ergreift und drückt. Die Wagenkolonne fährt ohne Halt weiter zum Kyffhäuser.[1]
  • 19. Oktober: Heinz Sting wird als Oberbürgermeister beurlaubt.[3] Die Amtsgeschäfte führt bis zum 31. März 1935 Bürgermeister Kurt Henschel. Auch Kreisleiter Heinrich Keiser wird bis zur Beendigung seines Strafverfahrens von seinem Amt beurlaubt.
  • 22. Oktober: Vor dem Nordhäuser Landgericht beginnt am Vormittag des 22. Oktober 1934 der Prozess gegen Kreisleiter Heinrich Keiser. Vorsitzender der Nordhäuser Strafkammer ist Landgerichtsdirektor Martin Kastendieck. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung werden neben der städtischen Polizei ein Kommando Erfurter Schutzpolizei und eine SA-Feldjägerabteilung eingesetzt. Sie werden für die Prozessdauer in der Turnhalle der Petersbergschule gegenüber dem Landgerichtsgebäude kaserniert. Vor dem Gerichtsgebäude hat sich eine große Menschenmenge versammelt, als auch Gauleiter Reichsstatthalter Sauckel mit fast der gesamten Gauleitung erscheint. Kurz vor Eröffnung der Verhandlung betritt Sauckel mit seinem Stab den Gerichtssaal. Heinz Sting, der Hauptbelastungszeuge, wird von seinen Anhängern jubelnd begrüßt. Als Sauckel, vor den Richtertisch tretend, zu einer Erklärung das Wort ergreifen will, wird er vom Gericht zurückgewiesen. Daraufhin verlässt er mit seinem Gefolge den Saal und wendet sich sofort beschwerdeführend an den Justizminister.

November[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 12. November: Kreisleiter Heinrich Keiser wird wegen Beleidigung, Nötigung, Beamtennötigung und versuchter Erpressung zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis verurteilt, jedoch unmittelbar darauf vom preußischen Ministerpräsidenten Göring begnadigt. Gleichzeitig wird Heinz Sting, Zeuge im Prozess, auf persönliche Anordnung des Ministerpräsidenten Göring verhaftet. Im November 1934 kommt es im preußischen Innenministerium zu einer Verhandlung, die mit der Freilassung Stings endet. Martin Kastendieck wird nach dem Prozess bedroht und diffamiert und später nach Naumburg versetzt.[1]

Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 15. Dezember: Nach dem neuen Gemeindeverfassungsgesetz vom 15. Dezember 1933, das am 1. Januar 1934 in Kraft tritt, wird auch in der Nordhäuser Stadtverwaltung das sog. Führerprinzip wirksam, d. h. die Entscheidungen des Oberbürgermeisters sind allein bestimmend, und die Sitzungen im Magistratskollegium haben nur noch beratenden Charakter. Das Gesetz bedeutet auch das Ende der Stadtverordneten-Versammlung. Der neue Gemeinderat wird nicht demokratisch gewählt, seine Mitglieder, die jetzt Ratsherren heißen - für Nordhausen ist die Zahl von 18 Ratsherren festgesetzt worden - werden von der Gauleitung berufen.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen : 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003.
  2. Wikipedia: Straßenbahn Nordhausen Abgerufen am 21. Juni 2013.
  3. Nordhausen im Nationalsozialismus: Adolf-Hitler-Haus Abgerufen am 16. Oktober 2013.
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