Manfred Schröter
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Manfred Schröter (geb. 13. Februar 1935 in Nordhausen; gest. 1. Juli 2022 ebenda) war von 1990 bis 1994 Bürgermeister von Nordhausen (CDU).
Leben
Manfred Schröter wurde 1951 wegen „Rädelsführerschaft“ – er wollte mit einigen Mitschülern eine Resolution gegen eine ihm nur teilweise bekanntgegebene Rede des westdeutschen Bundeskanzlers Adenauer nicht unterschreiben – von der Humboldt-Oberschule Nordhausen verwiesen. Er erlernte das Weberhandwerk mit Lehrabschluss in Bleicherode. Nach der Facharbeiter-Prüfung 1953 wurde er „wegen Bewährung als Werktätiger“ wieder in die 10. Klasse der Humboldt-Oberschule aufgenommen. Nachdem Schröter 1955 das Abitur mit sehr guten Noten bestand, studierte er Humanmedizin in Halle und Leipzig. Nach einem Studienabschluss mit „sehr gut“ bot ihm die Uni Leipzig eine akademische Laufbahn an. Er verzichtete, weil er nicht seine Heimatstadt Nordhausen verlassen wollte.
Nach der Promotion 1960 war Manfred Schröter dreißig Jahre als Reichsbahn-Betriebsarzt und Kreis-Hygiene-Arzt in Nordhausen tätig. Mit seiner Frau Ingrid hatte er vier Kinder. Nach ihrem frühen Tod heiratete er die Kinderärztin Renate.
Im Februar 1990 wurde Manfred Schröter zum CDU-Kreisvorsitzenden gewählt und löste damit Ernst Duddek ab. Von Juni 1990 bis Juni 1994 war er erster frei gewählter Bürgermeister von Nordhausen und erster Präsident des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen. Daneben war Schröter Mitglied des Kreistages. 1992 schloss Nordhausen die erste Städtepartnerschaft mit einer Stadt in Israel (Bet Shemesh).
In der Stichwahl für das Oberbürgermeisteramt am 26. Juni 1994 unterlag er Barbara Rinke mit 39,1 Prozent. Als Grund für die Stimmenverluste werden innerparteiliche Konflikte gesehen[1]; Kreis-CDU und Stadt-CDU führten einen abgekoppelten Wahlkampf. Er war von 1994 bis zu seiner Mandatsniederlegung aus Altersgründen Ende 2011 Mitglied des Stadtrates.
2002 trat Schröter in den Ruhestand.
Schröter verfasste heimatgeschichtliche Publikationen über die Zerstörung von Nordhausen und über die regionale Geschichte der Juden. In der Dokumentation Nordhausen – Die letzten Zeugen über die Luftangriffe auf Nordhausen erzählt er in bewegenden Worten vom Ende seiner Kinderzeit, als Möbel und sein Spielzeug im Elternhaus von Bomben zerschlagen wurden. Ebenfalls ist er in der mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentation Colette zu sehen.
Er setzte sich für das Projekt Stolpersteine ein und war langjähriges Mitglied des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereins. In der Senioren-Union Nordhausen war er als stellvertretender Vorsitzender aktiv. Seine über Jahrzehnte gewachsene Materialsammlung übereignete er dem Nordhäuser Stadtarchiv.
Manfred Schröter starb im Alter von 87 Jahren in voller geistiger Gesundheit nach schwerer Krankheit. Noch wenige Tage vor seinem Tod gab er Heimatforschern Auskunft über frühere Bewohner einer Straße in der Oberstadt.
Ehrungen
- 2005: Thüringer Verdienstorden
- 2019: Anläßlich der Feierstunde „30 Jahre friedliche Revolution“ am 9. November 2019 wurde Manfred Schröter durch Oberbürgermeister Kai Buchmann und die Stadtratsvorsitzende Tilly Pape die Nordhäuser Ehrennadel feierlich verliehen.[2]
- 2022: Am 3. März 2022 wurde Schröter mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm Ministerpräsident Bodo Ramelow die Ehrung im Augustinerkloster zu Erfurt vor.[3]
- 2022: Am 28. September 2022 beschloss der Stadtrat die Straßenneubenennung der Zuwegung zwischen Beethovenring und Gehegeplatz als „Dr.-Manfred-Schröter-Weg“.
Werke
- Die Schicksale der Nordhäuser Juden 1933 bis 1945. Überarb. und erg. Neuaufl., 1. Aufl. Nordhausen: Iffland, 2013. ISBN 978-3-939357-13-1
- Die Verfolgung der Nordhäuser Juden 1933 bis 1945. Bad Lauterberg im Harz: Kohlmann, 1992. ISBN 978-3-922141-11-2
- Ein Blick zurück. 45 Jahre unter kommunistischer Herrschaft in Nordhausen. Herzberg: Verlag E. Jungfer, 1992.
- Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Sonderheft 1988). Die Zerstörung Nordhausens und das Kriegsende im Kreis Grafschaft Hohenstein 1945. Meyenburg-Museum Nordhausen, 1988.
- Tierexperimentelle Untersuchungen zur Pathogenese und Behandlung des Kernikterus. Leipzig, Med. F., Diss. v. 21. Dez. 1960.
Beiträge
- Der Judenpogrom vom November 1938 in Nordhausen und Umgebung. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 14/1989).
- Der Nordhausen-Mahnstein am Ziel seiner Bestimmung. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (2/1993).
- Spiegelbild der politischen Wirren. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/1993).
- Judenverfolgung im Jahre 1938 in Nordhausen. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/1998).
- Eine Erinnerung an den Nordhäuser Heinrich Rohde (1915-2004). In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (2/2006).
- Eine Nordhäuser Partnerschaftsreise nach Israel. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (1/2008).
- Ein menschliches Beispiel von Mut und Menschlichkeit aus Salza. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/2009).
- Der „Nordhausen-Stein“ im Park des Kunsthauses Meyenburg. Eine Erinnerung an den Nordhäuser Heimatbund in der Bundesrepublik (1949–1991). In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 39/2014).
Externe Verweise
- Dr. Manfred Schröter mit dem Bundesverdienstorden am 3. März ausgezeichnet, Nordhausen.de, 4. März 2022.
- Dr. Manfred Schröter verstorben, nnz-online.de, 2. Juli 2022.
Einzelnachweise
- ↑ Bittorf: Kontinuität und Wandel in Nordthüringen, S. 308.
- ↑ Verleihung der Nordhäuser Ehrennadel an Dr. Manfred Schröter, Nordhausen.de, 11. November 2019.
- ↑ Dr. Manfred Schröter mit dem Bundesverdienstorden am 3. März ausgezeichnet, Nordhausen.de, 4. März 2022.
- 1802–1868
Johann Grünhagen (1802–1822) | Carl Seiffart (1822–1832) | Heinrich Karl Kölling (1832–1839) | August Christoph Götting (1839–1847) | Moritz Eckardt (1847–1851) | Gottlieb Ullrich (1851–1868)
- 1868–1945
Julius Riemann (1868–1885) | Karl Hahn (1885–1892) | Kurt Schustehrus (1892–1899) | Carl Contag (1899–1924) | Curt Baller (1924–1933) | Heinz Sting (1933–1935) | Johannes Meister (1935–1942) | Herbert Meyer (1943–1945)
- 1945–1990
Otto Flagmeyer (1945) | Richard Senger (1945) | Karl Schultes (1945–1946) | Hans Himmler (1946–1952) | Alfred Meyer (1952–1953) | Heinz Andree (1953–1957) | Fritz Gießner (1957–1963) | Kurt Juch (1963–1973) | Fritz Lande (1973–1981) | Herbert Otto (1981–1985) | Peter Heiter (1985–1990)
- seit 1990
Olaf Dittmann (1990) | Manfred Schröter (1990–1994) | Barbara Rinke (1994–2012) | Klaus Zeh (2012–2017) | Kai Buchmann (seit 2017)