Herbert Meyer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus NordhausenWiki
Latimer Rex (Diskussion | Beiträge)
Bot: Kategorie "Mann" hinzugefügt
 
(70 dazwischenliegende Versionen von 13 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:
|NACHNAME=Meyer
|NACHNAME=Meyer
|VORNAMEN=Herbert
|VORNAMEN=Herbert
|ANFANGSBUCHSTABE=M
|ALTERNATIVNAMEN=Dr. jur. Herbert Meyer
|ALTERNATIVNAMEN=Dr. jur. Herbert Meyer
|SORTIERUNG=Meyer, Herbert
|SORTIERUNG=Meyer, Herbert
|PERSON=1
|KURZBESCHREIBUNG=Oberbürgermeister, Jurist, Beamter
|KURZBESCHREIBUNG=Oberbürgermeister, Jurist, Beamter
|SONSTIGES=
|GEBURTSDATUM=geb. 19. Februar 1899
|GEBURTSDATUM=geb. 19. Februar 1899
|GEBURTSORT=in Bad Lauterberg
|GEBURTSORT=in Lauterberg
|PERSON=
|STERBEDATUM=gest. 13. Februar 1984
|STERBEDATUM=gest. 13. Februar 1984
|STERBEORT=in Bad Lauterberg
|STERBEORT=in Bad Lauterberg
|BILD=Herbert Meyer.jpg
|BILD=Herbert Meyer.jpg
|BILDBESCHREIBUNG=
|COMMONS=
|COMMONS=
|BILDBESCHREIBUNG=
|DbNDH=
|SONSTIGES=
|WIKIDATA=Q28082991
|PND=
|PND=1187758086
}}
}}
'''Herbert Meyer''' (geb. 19. Februar 1899 in Bad Lauterberg im Harz, gest. 13. Februar 1984 ebenda) war von Mai 1943 bis April 1945 [[Oberbürgermeister von Nordhausen]].
'''Herbert Meyer''' (geb. 19. Februar 1899 in Lauterberg im Harz, gest. 13. Februar 1984 ebenda) war von Mai 1943 bis April 1945 [[Oberbürgermeister von Nordhausen]].


== Leben ==
== Leben ==
Als Sohn des Rektors ''Hermann Meyer'' (1876–1954) und dessen Ehefrau ''Gretchen,'' geb. ''Schlösser'' (1876–1949), kam er in Bad Lauterberg im Harz zur Welt, besuchte dort die Volks- und Realschule, anschließend das Realgymnasium in Goslar und bestand 1917 das Abitur. Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Feldartillerie im Regiment 102 und wurde verwundet. Nach 1918 beteiligte sich Meyer an den Kämpfen des Hessisch-Thüringischen Freikorps.
Als Sohn des Rektors ''Hermann Meyer'' (1876–1954) und dessen Ehefrau ''Gretchen,'' geb. ''Schlösser'' (1876–1949), kam er in Lauterberg im Harz zur Welt, besuchte dort die Volks- und Realschule, anschließend das Realgymnasium in Goslar und bestand 1917 das Abitur. Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Feldartillerie im Regiment 102 und wurde verwundet. Nach 1918 beteiligte sich Meyer an den Kämpfen des Hessisch-Thüringischen Freikorps.


Von 1919 bis 1921 studierte er Jura und Volkswirtschaft an der Universität Göttingen, wo er 1922 zum Dr. jur. promoviert wurde. Die praktische Ausbildung im Justizdienst erfuhr Meyer von 1922 bis 1924. Im folgenden Jahr legte er die Große juristische Staatsprüfung im Justizministerium in Berlin ab und begann seine kommunale Tätigkeit als Assessor bei der Stadtverwaltung in Bad Lauterberg, danach Gerichtsassessor in Saarbrücken. Im Jahre 1927 wechselte er als Stadtrechtsrates nach Olbernhau im Erzgebirge.  
Von 1919 bis 1921 studierte er Jura und Volkswirtschaft an der Universität Göttingen, wo er 1922 zum Dr. jur. promoviert wurde. Die praktische Ausbildung im Justizdienst erfuhr Meyer von 1922 bis 1924. Im folgenden Jahr legte er die Große juristische Staatsprüfung im Justizministerium in Berlin ab und begann seine kommunale Tätigkeit als Assessor bei der Stadtverwaltung in Bad Lauterberg, danach Gerichtsassessor in Saarbrücken. Im Jahre 1927 wechselte er als Stadtrechtsrat nach Olbernhau im Erzgebirge.
Es folgte 1928 seine Wahl zum Zweiten Bürgermeister der Stadt Prenzlau. Dort stellte er von 1929 bis 1934 den Ersten Bürgermeister. Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war die 700-Jahrfeier von Prenzlau. Nach der Verlegung der Prenzlauer Garnison nach Neuruppin bemühte er sich um die Wiederbelebung der Wirtschaft seiner Stadt. So erreichte er die Einrichtung eines Flugversuchs-Instituts und eines Flugplatzes (später Fliegerhorst der Luftwaffe). Nach einer Auseinandersetzung mit Landrat Dr. Silvio Conti wurde Meyer im September 1934 zwangspensioniert.
Zusatz Dr. Meyer


Zum Konflikt zwischen Bürgermeister Dr. Herbert Meyer und Landrat Dr. Silvio Conti heißt es in einem Artikel „Prenzlau in der Weimarer Republik und unter dem Nationalsozialismus (1918 bis 1945)“ im Buch „Geschichte der Stadt Prenzlau“, herausgegeben von der Stadt Prenzlau, erschienen im Geiger-Verlag,
=== Bürgermeister in Prenzlau und Mühlhausen ===
Horb am Neckar (2009):
Im Februar 1928 wurde Meyer zum Zweiten Bürgermeister der nordbrandenburgischen Stadt Prenzlau gewählt.<ref name="neitmann235">Klaus Neitmann (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Prenzlau''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 235.</ref> Nach dem plötzlichen Tod des Ersten Bürgermeisters Dr. Max Schreiber am 25. Februar 1929 trat er die Stelle des Ersten Bürgermeisters an.<ref name="neitmann235"/> Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war die 700-Jahrfeier von Prenzlau. Nach der Verlegung der Prenzlauer Garnison nach Neuruppin bemühte er sich um die Wiederbelebung der Wirtschaft seiner Stadt. So erreichte er die Einrichtung eines Flugversuchs-Instituts und eines Flugplatzes (später Fliegerhorst der Luftwaffe).
„Für die kreisangehörige Stadt wechselte die Kommunalaufsicht zum 1. Januar 1934 von der Regierung in Potsdam auf das Landratsamt in Prenzlau. Ent-
sprechend dem Führerprinzip wurde der Landrat damit direkter Vorgesetzter
des Bürgermeisters . . . Im Gegensatz zur Stadt wechselte schon 1933 die Spitze
des Landratsamtes. Anstelle des in den Ruhestand versetzten Konservativen von Lettow-Vorbeck wurde Dr. Silvio Conti, Mitglied der NSDAP und der SS, Landrat, der sehr ehrgeizig sein Amt wahrzunehmen begann.
Zu spüren bekam dies bald der Prenzlauer Bürgermeister Dr. Meyer, dem Conti
als „alter Kämpfer“ nicht nur seinen politischen Opportunismus und insbeson-dere seine zur Schau getragene Mitgliedschaft in der SS verübelte. Vielmehr hielt Conti dem Bürgermeister vor, in nahezu allen die Stadt betreffenden Fragen versagt zu haben sowie – was noch schwerer wog – eine passive Resistenz gegen die staatliche Aufsicht und die Zusammenarbeit mit den
städtischen Aufsichtsbehörden zu zeigen. Contis Beschwerden an den Gauleiter
und an den Potsdamer Regierungspräsidenten verfehlten nicht ihr Ziel. Ende
September wurde Dr. Meyer in den Ruhestand versetzt, allerdings nur für kurze
Dauer.


[[Datei:Herbert Meyer Nordhausen.jpg|thumb|150px|Porträtaufnahme Meyers, undatiert]]
[[Datei:Herbert Meyer Nordhausen.jpg|thumb|150px|Porträtaufnahme Meyers, undatiert]]


Durch Erlass des Reichs- und Preußischen Innenministers wurde er mit Wirkung vom 3. Dezember 1934 zum Oberbürgermeister von Mühlhausen/Thüringen berufen. Seine Amtseinführung durch den Regierungspräsidenten Friedrich Bachmann erfolgte am 10. Dezember 1934. In dieser Funktion war er mit Unterbrechungen durch erneute Einberufung zum Militärdienst (1940/42) als Oberleutnant der Artillerie bis zum 8. Mai 1943 tätig. Seit Anfang 1940 vertrat er auch den Landrat des Kreises Mühlhausen und war Leiter der Rotkreuz-Kreisstelle und des Luftschutzes. Seit 1939 gehörte Meyer der NSDAP und weiterer NS-Organisationen an.  
Meyer, der als erfahrender Verwaltungsbeamter angesehen wurde<ref name"neitmann235">Klaus Neitmann (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Prenzlau''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 236.</ref>, gehörte bis 1933 keiner Partei an und galt als Sympathisant des konservativen Lagers.<ref name="neitmann235"/> Die Machtübertragung an die Nationalsozialisten blieb ohne personellen Wechsel an der Prenzlauer Rathausspitze; im März 1933 trat Herbert Meyer der NSDAP und SS bei.<ref>Klaus Neitmann (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Prenzlau''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 248.</ref>
 
Nach einer Auseinandersetzung mit Landrat Dr. Silvio Conti wurde Herbert Meyer im September 1934 zwangspensioniert. Conti war seit Juli 1930 NSDAP-Mitglied und galt als „alter Kämpfer“. Er hielt Meyer wegen seines Parteibeitritts nach der Machtübernahme für einen politischen Opportunisten, der insbesondere seine Mitgliedschaft in der SS zur Schau trage.<ref name="neitmann249">Klaus Neitmann (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Prenzlau''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 249.</ref> Weiterhin habe er in nahezu allen die Stadt betreffenden Fragen versagt sowie – was für Conti noch schwerer wog – eine „passive Resistenz gegen die staatliche Aufsicht und die Zusammenarbeit mit den staatlichen Aufsichtsbehörden“ gezeigt.<ref name="neitmann249"/> Nach Contis Beschwerden an den Gauleiter und an den Potsdamer Regierungspräsidenten wurde Meyer nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Ende September 1934 in den Ruhestand versetzt.<ref name="neitmann249"/>
 
Durch Erlass des Reichs- und Preußischen Innenministers wurde Herbert Meyer mit Wirkung vom 3. Dezember 1934 zum Oberbürgermeister von Mühlhausen/Thüringen berufen. Seine Amtseinführung durch den Regierungspräsidenten Friedrich Bachmann erfolgte am 10. Dezember 1934. In dieser Funktion war er mit Unterbrechungen durch erneute Einberufung zum Militärdienst (1940/42) als Oberleutnant der Artillerie bis zum 8. Mai 1943 tätig. Seit Anfang 1940 vertrat er auch den Landrat des Kreises Mühlhausen und war Leiter der Rotkreuz-Kreisstelle und des Luftschutzes.
 
=== Oberbürgermeister von Nordhausen ===
[[Datei:Herbert Meyer Nordhausen 1943.jpg|thumb|Eintrag von Herbert Meyer in das [[Goldenes Buch (Nordhausen)|Goldene Buch von Nordhausen]] zur Amtseinführung am 9. Mai 1943]]
 
Am 1. Juli 1942 veröffentlichte Stadtrat [[Franz Sturm]] in Vertretung des Oberbürgermeisters im Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern die Ausschreibung für die Stelle des Oberbürgermeisters der Stadt Nordhausen.<ref>{{Literatur|autor= |titel= Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern, Nr. 26, Band 7, Teil 1, 1942, S. 1388 |ort= |verlag= |jahr= |seiten= |url= |format= }}</ref>
 
Vom 9. Mai 1943 bis zur Besetzung Nordhausens durch die US-Armee am 11. April 1945 war Herbert Meyer Oberbürgermeister von Nordhausen. Er trat die Nachfolge von [[Johannes Meister]] an, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. In Meyers kurzer Amtszeit waren die Versorgung der Bevölkerung, der Bau von Luftschutzanlagen und die Unterbringung von Evakuierten und Flüchtlingen die größten Probleme. Am 20. August 1943 stellt er in einer nichtöffentlichen Ratsherrensitzung fest, dass seitens der örtlichen Luftschutzleitung alles getan würde, um die Stadt luftschutzbereit zu machen bzw. deren Erfordernisse entsprechend laufend ergänzt werden.<ref name="Chronik396"/> Der Bau von Behelfsheimen im Rahmen des Wohnungshilfswerks wird von ihm am 10. Dezember 1943 bekanntgegeben.<ref name="Chronik397">Stadtarchiv Nordhausen: ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 397.</ref> Unter Meyers Leitung sollte ein [[Ehrenbuch]] für alle im Zweiten Weltkrieg gefallenen Nordhäuser angelegt werden; bis Anfang 1945 wurden ca. 500 Gefallene namentlich erfasst.<ref name="Chronik396">Stadtarchiv Nordhausen: ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 395.</ref>
 
Herbert Meyer verließ in den Tagen der [[Luftangriffe auf Nordhausen|Luftangriffe]] am 3. oder 4. April 1945 die Stadt. Der Historiker und Zeitzeuge [[Hans Silberborth]] urteilte später:
: „Oberbürgermeister Dr. Meyer, Major der Schutzpolizei Dettmann und der Arbeitsstab der Stadtverwaltung hatten schon während des (Luft-)Angriffs völlig versagt und hilflos in einem Keller der Zichorienfabrik am Ausgang der Stolberger Strasse gesessen. Beim Herannahen der US-Armee erfolgte die Flucht des Kreisleiters, der Behörden und der Polizei.“<ref name="Kuhlbrodt"/>
Der NSDAP-Kreisleiter [[Hans Nentwig]] hat später behauptet, er sei Dr. Meyer nach den Luftangriffen nicht mehr begegnet. Meyer gab an:
:„Ich habe Nentwig an einem Tag vor den Angriffen in einer Luftwaffen-Uniform mit den Rangabzeichen eines Unteroffiziers gesehen.“<ref name="Kuhlbrodt"/>
Wie aus anderen Berichten hervorgeht, setzte sich Nentwig mit seinem Stab über die [[NPEA Ilfeld|Napola]] im Kloster Ilfeld und Benneckenstein nach Stiege ab. „Zum Stab des Kreisleiters sollen noch immer Dr. Meyer und von Wolffersdorf gehört haben ... Als es Nentwig gelang, in einer Kampfgruppe unterzutauchen, suchten auch die anderen das Weite“, schrieb [[Peter Kuhlbrodt]] in der Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen.<ref name="Kuhlbrodt10">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 10</ref>


Vom 9. Mai 1943 bis zur Besetzung Nordhausens durch die US-Armee am 11. April 1945 war Herbert Meyer Oberbürgermeister von Nordhausen. In der kurzen Amtszeit waren die Versorgung der Bevölkerung, der Bau von Luftschutzanlagen und die Unterbringung von Evakuierten und Flüchtlingen die größten Probleme. Unter seiner Leitung sollte ein [[Ehrenbuch ]] für alle im Zweiten Weltkrieg gefallenen Nordhäuser angelegt werden; bis Anfang 1945 wurden ca. 500 Gefallene namentlich erfasst.<ref>Stadtarchiv Nordhausen: Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 395.</ref>
Über die Luftangriffe vom April 1945 und die Lage der Stadt berichtete Meyer in den 1960er Jahren:
: „Nordhausen war während des ganzen Krieges, so auch in seiner Schlußphase, eine offene Stadt. Es sind niemals die geringsten Vorbereitungen für eine Verteidigung getroffen worden.<ref>Heinz Sting: ''Das 1000-jährige Nordhausen und der schöne Südharz''. Hannover: Nordhäuser Heimatfreunde, 1965. S. 252.</ref>


In der letzten Not-Ausgabe des ''[[Südharz-Kurier]]'' vom 10. April 1945 „… riefen Kreisleiter Nentwig, Landrat von Wolffersdorf und Oberbürgermeister Dr. Meyer letztmalig zum Durchhalten auf. ... Wir müssen jetzt mehr denn je in eiserner Haltung zusammenstehen. Weiße Fahnen sind Schandfetzen.“<ref name="Kuhlbrodt">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 8</ref> Zu diesem Zeitpunkt hielten sich die Funktionäre bereits in den Bergen des Südharzes versteckt.<ref name="Kuhlbrodt"/> Nach Erinnerungsberichten sollen OB Dr. Meyer und sein Stellvertreter Sturm bereits in den letzten März-Tagen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung angewiesen haben, alle Geheimsachen der verschiedenen Dienststellen, die Karteien des Einwohnermeldeamtes und die Personalakten der Bediensteten zu vernichten.  
Die Stadtverwaltung aus „wenigen pflichtbewussten Verwaltungskräften“ sammelte sich einige Tage nach der Bombardierung im [[Gehege]].<ref name="Kuhlbrodt7">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', S. 7).</ref> In der letzten Not-Ausgabe des ''[[Südharz-Kurier]]'' vom 10. April 1945 „… riefen [[Hans Nentwig|Kreisleiter Nentwig]], [[Wolf von Wolffersdorf|Landrat von Wolffersdorf]] und Oberbürgermeister Dr. Meyer letztmalig zum Durchhalten auf. ... Wir müssen jetzt mehr denn je in eiserner Haltung zusammenstehen. Weiße Fahnen sind Schandfetzen.“<ref name="Kuhlbrodt">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 8</ref> Zu diesem Zeitpunkt hielten sich die Funktionäre bereits in den Bergen des Südharzes versteckt.<ref name="Kuhlbrodt"/> Nach Erinnerungsberichten sollen OB Meyer und sein Stellvertreter [[Franz Sturm]] bereits in den letzten März-Tagen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung angewiesen haben, alle Geheimsachen der verschiedenen Dienststellen, die Karteien des Einwohnermeldeamtes und die Personalakten der Bediensteten zu vernichten.
Der Zeitzeuge Dr. [[Hans Silberborth]] urteilte später: „Oberbürgermeister Dr. Meyer, Major der Schutzpolizei Dettmann und der Arbeitsstab der Stadtverwaltung hatten schon während des (Luft-)Angriffs völlig versagt und hilflos in einem Keller der Zichorienfabrik am Ausgang der Stolberger Strasse gesessen. Beim Herannahen der US-Armee erfolgte die Flucht des Kreisleiters, der Behörden und der Polizei.“<ref name="Kuhlbrodt"/> NSDAP-Kreisleiter [[Hans Nentwig]] hat später behauptet, er sei Dr. Meyer nach den Luftangriffen nicht mehr begegnet. Dr. Meyer gab an: „Ich habe Nentwig an einem Tag vor den Angriffen in einer Luftwaffen-Uniform mit den Rangabzeichen eines Unteroffiziers gesehen.“<ref name="Kuhlbrodt"/>  Wie aus anderen Berichten hervorgeht, setzte sich Nentwig mit seinem Stab über die Napola im Kloster Ilfeld und Benneckenstein nach Stiege ab. „Zum Stab des Kreisleiters sollen noch immer Dr. Meyer und von Wolffersdorf gehört habenn ... Als es Nentwig gelang, in einer Kampfgruppe unterzutauchen, suchten auch die anderen das Weite“, schrieb Peter Kuhlbrodt in der Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen.<ref name="Kuhlbrodt10">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 10</ref>


Am 15. April 1945 wurde [[Otto Flagmeyer]] vom amerikanischen Militärgouverneur zum neuen Oberbürgermeister bestimmt. Meyer wurde von den Amerikanern festgenommen und bei deren Abzug in den Westen mitgenommen. Am 25. September 1945 wurde er als Beamter seitens des Landesamtes des Inneren des Landes Thüringen aufgrund des „Gesetzes über die Reinigung der öffentlichen Verwaltung von Nazi-Elementen“ vom 23. Juli 1945 offiziell entlassen.  
Am Nachmittag des 11. Aprils erfolgt die offizielle Übergabe der Stadt an den amerikanischen Militärgouverneur durch Stadtrat [[Franz Sturm]], Stellvertreter des  Oberbürgermeisters Herbert Meyer, Revierhauptmann der Schutzpolizei Wilhelm Werrbach und Polizeimeister Karl Großmann im Gasthaus „Forsthaus“ im Gehege.<ref>Jürgen Möller: ''Konzentrationslager Mittelbau Dora'', S. 46.</ref>
 
Am 15. April 1945 wurde [[Otto Flagmeyer]] vom amerikanischen Militärgouverneur zum neuen Oberbürgermeister bestimmt. Herbert Meyer war  nach Verhaftung im Harz zu einem unbekannten Datum im „Kriegsgefangenenlager Naumburg“ interniert und wurde beim Abzug der US-Armee aus Thüringen in den Westen mitgenommen. Am 25. September 1945 wurde er offiziell als Beamter seitens des Landesamtes des Inneren des Landes Thüringen aufgrund des „Gesetzes über die Reinigung der öffentlichen Verwaltung von Nazi-Elementen“ vom 23. Juli 1945 offiziell entlassen.
 
=== Nach Kriegsende ===
Vor der Spruchkammer 74 des Internierungslagers Ludwigsburg-Ossweil musste er sich als „Nazi-Aktivist“ verantworten. Nach seiner Entlassung am 3. April 1948 aus dem Lager Staumühle zwischen Bielefeld und Paderborn in der britischen Besatzungszone kehrte er in seine Heimatstadt Bad Lauterberg zurück und übte von 1951 bis 1953 eine selbständige Tätigkeit als Verwaltungsrechtsrat aus.


Vor der Spruchkammer 74 des Internierungslagers Ludwigsburg-Ossweil musste er sich als „Nazi-Aktivist“ verantworten. Nach seiner Entlassung am 3. April 1948 aus dem Lager Staumühle zwischen Bielefeld und Paderborn in der britischen Besatzungszone kehrte er in seine Heimatstadt Bad Lauterberg zurück und übte von 1951 bis 1953 eine selbständige Tätigkeit als Verwaltungsrechtsrat aus.
In Bad Lauterberg fungierte Meyer 1952/53 für die FDP als ehrenamtlicher Bürgermeister, und er wurde in den Kreistag des Landkreises Osterode am Harz gewählt. Zehn Jahre lang (vom 1. Januar 1954 bis 29. Februar 1964) war er Stadt- und Kurdirektor in Bad Lauterberg, in den folgenden Jahren gehörte er noch dem Rat der Stadt Bad Lauterberg an.
In Bad Lauterberg fungierte Meyer 1952/53 für die FDP als ehrenamtlicher Bürgermeister, und er wurde in den Kreistag des Landkreises Osterode am Harz gewählt. Zehn Jahre lang (vom 1. Januar 1954 bis 29. Februar 1964) war er Stadt- und Kurdirektor in Bad Lauterberg, in den folgenden Jahren gehörte er noch dem Rat der Stadt Bad Lauterberg an.


== Familie ==
== Familie ==
Meyer und seine Ehefrau Edelgard, geb. Lohse (Heirat am 20. Juli 1929 in Olbernhau), hatten zwei Söhne.
Meyer und seine Ehefrau Edelgard, geb. Lohse (Heirat am 20. Juli 1929 in Olbernhau), hatten zwei Söhne.
== Trivia ==
Die Karteikarte über seine Internierung befindet sich im Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, unter der Signatur EL 904/2 Nr. 45245.<ref>{{Internetquelle | autor = | url = http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-5778402 | titel = Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg - Findbuch EL 904/2: Amerikanische Interniertenkartei  | werk = | hrsg = | datum = | seiten = | zugriff = 6. Januar 2024 | zitat = | format = | sprache = | kommentar = }}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Peter Kuhlbrodt]]: ''[[Nordhausen unter dem Sternenbanner]]'' (= ''Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz''; Nr. 7). Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995.
* [[Peter Kuhlbrodt]]: ''[[Nordhausen unter dem Sternenbanner]]'' (= ''Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz''; Nr. 7). Nordhausen: [[Archiv der Stadt Nordhausen]], 1995.
* Klaus Neitmann, Winfried Schich (Hrsg.): ''Geschichte der Stadt Prenzlau'' (= Einzelveröffentlichungen der Brandenburgischen Historischen Kommission, Band 16). Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-290-5
* Manfred Neuber, [[Vincent Eisfeld]]: ''Bürokratie triumphierte über Kriegswirren. Die erste und "zweite" Karriere des Nordhäuser Ex-Oberbürgermeisters Dr. Herbert Meyer'', in: '' [[Nordhäuser Nachrichten]]'', Bd. 28 (2019), 1, S. 13-15.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 63: Zeile 78:


{{Navigationsleister Bürgermeister von Nordhausen}}
{{Navigationsleister Bürgermeister von Nordhausen}}
<small>Der Ursprungsartikel stammt von Manfred Neuber und ist hier abrufbar: https://nordhausen-wiki.de/index.php?title=Herbert_Meyer&oldid=8646</small>


[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:SS-Mitglied]]
[[Kategorie:FDP-Mitglied]]
[[Kategorie:Jurist]]
[[Kategorie:Jurist]]
[[Kategorie:Militärperson]]
[[Kategorie:Militärperson]]
[[Kategorie:Geboren 1899]]
[[Kategorie:Gestorben 1984]]
[[Kategorie:Mann]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2024, 14:31 Uhr

Herbert Meyer
Herbert Meyer
Dr. jur. Herbert Meyer
geb. 19. Februar 1899 in Lauterberg
gest. 13. Februar 1984 in Bad Lauterberg
Oberbürgermeister, Jurist, Beamter
Bilder und Medien bei Commons
Wikidata: Datensatz
GND-Nummer 1187758086
DNB: Datensatz

Herbert Meyer (geb. 19. Februar 1899 in Lauterberg im Harz, gest. 13. Februar 1984 ebenda) war von Mai 1943 bis April 1945 Oberbürgermeister von Nordhausen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Sohn des Rektors Hermann Meyer (1876–1954) und dessen Ehefrau Gretchen, geb. Schlösser (1876–1949), kam er in Lauterberg im Harz zur Welt, besuchte dort die Volks- und Realschule, anschließend das Realgymnasium in Goslar und bestand 1917 das Abitur. Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Feldartillerie im Regiment 102 und wurde verwundet. Nach 1918 beteiligte sich Meyer an den Kämpfen des Hessisch-Thüringischen Freikorps.

Von 1919 bis 1921 studierte er Jura und Volkswirtschaft an der Universität Göttingen, wo er 1922 zum Dr. jur. promoviert wurde. Die praktische Ausbildung im Justizdienst erfuhr Meyer von 1922 bis 1924. Im folgenden Jahr legte er die Große juristische Staatsprüfung im Justizministerium in Berlin ab und begann seine kommunale Tätigkeit als Assessor bei der Stadtverwaltung in Bad Lauterberg, danach Gerichtsassessor in Saarbrücken. Im Jahre 1927 wechselte er als Stadtrechtsrat nach Olbernhau im Erzgebirge.

Bürgermeister in Prenzlau und Mühlhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 1928 wurde Meyer zum Zweiten Bürgermeister der nordbrandenburgischen Stadt Prenzlau gewählt.[1] Nach dem plötzlichen Tod des Ersten Bürgermeisters Dr. Max Schreiber am 25. Februar 1929 trat er die Stelle des Ersten Bürgermeisters an.[1] Ein Höhepunkt seiner Amtszeit war die 700-Jahrfeier von Prenzlau. Nach der Verlegung der Prenzlauer Garnison nach Neuruppin bemühte er sich um die Wiederbelebung der Wirtschaft seiner Stadt. So erreichte er die Einrichtung eines Flugversuchs-Instituts und eines Flugplatzes (später Fliegerhorst der Luftwaffe).

Porträtaufnahme Meyers, undatiert

Meyer, der als erfahrender Verwaltungsbeamter angesehen wurde[2], gehörte bis 1933 keiner Partei an und galt als Sympathisant des konservativen Lagers.[1] Die Machtübertragung an die Nationalsozialisten blieb ohne personellen Wechsel an der Prenzlauer Rathausspitze; im März 1933 trat Herbert Meyer der NSDAP und SS bei.[3]

Nach einer Auseinandersetzung mit Landrat Dr. Silvio Conti wurde Herbert Meyer im September 1934 zwangspensioniert. Conti war seit Juli 1930 NSDAP-Mitglied und galt als „alter Kämpfer“. Er hielt Meyer wegen seines Parteibeitritts nach der Machtübernahme für einen politischen Opportunisten, der insbesondere seine Mitgliedschaft in der SS zur Schau trage.[4] Weiterhin habe er in nahezu allen die Stadt betreffenden Fragen versagt sowie – was für Conti noch schwerer wog – eine „passive Resistenz gegen die staatliche Aufsicht und die Zusammenarbeit mit den staatlichen Aufsichtsbehörden“ gezeigt.[4] Nach Contis Beschwerden an den Gauleiter und an den Potsdamer Regierungspräsidenten wurde Meyer nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Ende September 1934 in den Ruhestand versetzt.[4]

Durch Erlass des Reichs- und Preußischen Innenministers wurde Herbert Meyer mit Wirkung vom 3. Dezember 1934 zum Oberbürgermeister von Mühlhausen/Thüringen berufen. Seine Amtseinführung durch den Regierungspräsidenten Friedrich Bachmann erfolgte am 10. Dezember 1934. In dieser Funktion war er mit Unterbrechungen durch erneute Einberufung zum Militärdienst (1940/42) als Oberleutnant der Artillerie bis zum 8. Mai 1943 tätig. Seit Anfang 1940 vertrat er auch den Landrat des Kreises Mühlhausen und war Leiter der Rotkreuz-Kreisstelle und des Luftschutzes.

Oberbürgermeister von Nordhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eintrag von Herbert Meyer in das Goldene Buch von Nordhausen zur Amtseinführung am 9. Mai 1943

Am 1. Juli 1942 veröffentlichte Stadtrat Franz Sturm in Vertretung des Oberbürgermeisters im Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern die Ausschreibung für die Stelle des Oberbürgermeisters der Stadt Nordhausen.[5]

Vom 9. Mai 1943 bis zur Besetzung Nordhausens durch die US-Armee am 11. April 1945 war Herbert Meyer Oberbürgermeister von Nordhausen. Er trat die Nachfolge von Johannes Meister an, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. In Meyers kurzer Amtszeit waren die Versorgung der Bevölkerung, der Bau von Luftschutzanlagen und die Unterbringung von Evakuierten und Flüchtlingen die größten Probleme. Am 20. August 1943 stellt er in einer nichtöffentlichen Ratsherrensitzung fest, dass seitens der örtlichen Luftschutzleitung alles getan würde, um die Stadt luftschutzbereit zu machen bzw. deren Erfordernisse entsprechend laufend ergänzt werden.[6] Der Bau von Behelfsheimen im Rahmen des Wohnungshilfswerks wird von ihm am 10. Dezember 1943 bekanntgegeben.[7] Unter Meyers Leitung sollte ein Ehrenbuch für alle im Zweiten Weltkrieg gefallenen Nordhäuser angelegt werden; bis Anfang 1945 wurden ca. 500 Gefallene namentlich erfasst.[6]

Herbert Meyer verließ in den Tagen der Luftangriffe am 3. oder 4. April 1945 die Stadt. Der Historiker und Zeitzeuge Hans Silberborth urteilte später:

„Oberbürgermeister Dr. Meyer, Major der Schutzpolizei Dettmann und der Arbeitsstab der Stadtverwaltung hatten schon während des (Luft-)Angriffs völlig versagt und hilflos in einem Keller der Zichorienfabrik am Ausgang der Stolberger Strasse gesessen. Beim Herannahen der US-Armee erfolgte die Flucht des Kreisleiters, der Behörden und der Polizei.“[8]

Der NSDAP-Kreisleiter Hans Nentwig hat später behauptet, er sei Dr. Meyer nach den Luftangriffen nicht mehr begegnet. Meyer gab an:

„Ich habe Nentwig an einem Tag vor den Angriffen in einer Luftwaffen-Uniform mit den Rangabzeichen eines Unteroffiziers gesehen.“[8]

Wie aus anderen Berichten hervorgeht, setzte sich Nentwig mit seinem Stab über die Napola im Kloster Ilfeld und Benneckenstein nach Stiege ab. „Zum Stab des Kreisleiters sollen noch immer Dr. Meyer und von Wolffersdorf gehört haben ... Als es Nentwig gelang, in einer Kampfgruppe unterzutauchen, suchten auch die anderen das Weite“, schrieb Peter Kuhlbrodt in der Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen.[9]

Über die Luftangriffe vom April 1945 und die Lage der Stadt berichtete Meyer in den 1960er Jahren:

„Nordhausen war während des ganzen Krieges, so auch in seiner Schlußphase, eine offene Stadt. Es sind niemals die geringsten Vorbereitungen für eine Verteidigung getroffen worden.“[10]

Die Stadtverwaltung aus „wenigen pflichtbewussten Verwaltungskräften“ sammelte sich einige Tage nach der Bombardierung im Gehege.[11] In der letzten Not-Ausgabe des Südharz-Kurier vom 10. April 1945 „… riefen Kreisleiter Nentwig, Landrat von Wolffersdorf und Oberbürgermeister Dr. Meyer letztmalig zum Durchhalten auf. ... Wir müssen jetzt mehr denn je in eiserner Haltung zusammenstehen. Weiße Fahnen sind Schandfetzen.“[8] Zu diesem Zeitpunkt hielten sich die Funktionäre bereits in den Bergen des Südharzes versteckt.[8] Nach Erinnerungsberichten sollen OB Meyer und sein Stellvertreter Franz Sturm bereits in den letzten März-Tagen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung angewiesen haben, alle Geheimsachen der verschiedenen Dienststellen, die Karteien des Einwohnermeldeamtes und die Personalakten der Bediensteten zu vernichten.

Am Nachmittag des 11. Aprils erfolgt die offizielle Übergabe der Stadt an den amerikanischen Militärgouverneur durch Stadtrat Franz Sturm, Stellvertreter des Oberbürgermeisters Herbert Meyer, Revierhauptmann der Schutzpolizei Wilhelm Werrbach und Polizeimeister Karl Großmann im Gasthaus „Forsthaus“ im Gehege.[12]

Am 15. April 1945 wurde Otto Flagmeyer vom amerikanischen Militärgouverneur zum neuen Oberbürgermeister bestimmt. Herbert Meyer war nach Verhaftung im Harz zu einem unbekannten Datum im „Kriegsgefangenenlager Naumburg“ interniert und wurde beim Abzug der US-Armee aus Thüringen in den Westen mitgenommen. Am 25. September 1945 wurde er offiziell als Beamter seitens des Landesamtes des Inneren des Landes Thüringen aufgrund des „Gesetzes über die Reinigung der öffentlichen Verwaltung von Nazi-Elementen“ vom 23. Juli 1945 offiziell entlassen.

Nach Kriegsende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Spruchkammer 74 des Internierungslagers Ludwigsburg-Ossweil musste er sich als „Nazi-Aktivist“ verantworten. Nach seiner Entlassung am 3. April 1948 aus dem Lager Staumühle zwischen Bielefeld und Paderborn in der britischen Besatzungszone kehrte er in seine Heimatstadt Bad Lauterberg zurück und übte von 1951 bis 1953 eine selbständige Tätigkeit als Verwaltungsrechtsrat aus.

In Bad Lauterberg fungierte Meyer 1952/53 für die FDP als ehrenamtlicher Bürgermeister, und er wurde in den Kreistag des Landkreises Osterode am Harz gewählt. Zehn Jahre lang (vom 1. Januar 1954 bis 29. Februar 1964) war er Stadt- und Kurdirektor in Bad Lauterberg, in den folgenden Jahren gehörte er noch dem Rat der Stadt Bad Lauterberg an.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meyer und seine Ehefrau Edelgard, geb. Lohse (Heirat am 20. Juli 1929 in Olbernhau), hatten zwei Söhne.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Karteikarte über seine Internierung befindet sich im Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, unter der Signatur EL 904/2 Nr. 45245.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner (= Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen, Harz; Nr. 7). Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995.
  • Klaus Neitmann, Winfried Schich (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau (= Einzelveröffentlichungen der Brandenburgischen Historischen Kommission, Band 16). Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-290-5
  • Manfred Neuber, Vincent Eisfeld: Bürokratie triumphierte über Kriegswirren. Die erste und "zweite" Karriere des Nordhäuser Ex-Oberbürgermeisters Dr. Herbert Meyer, in: Nordhäuser Nachrichten, Bd. 28 (2019), 1, S. 13-15.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Klaus Neitmann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 235.
  2. Klaus Neitmann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 236.
  3. Klaus Neitmann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 248.
  4. 4,0 4,1 4,2 Klaus Neitmann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 249.
  5. Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern, Nr. 26, Band 7, Teil 1, 1942, S. 1388.
  6. 6,0 6,1 Stadtarchiv Nordhausen: Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 395.
  7. Stadtarchiv Nordhausen: Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 397.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner, Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 8
  9. Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner, Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 10
  10. Heinz Sting: Das 1000-jährige Nordhausen und der schöne Südharz. Hannover: Nordhäuser Heimatfreunde, 1965. S. 252.
  11. Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner, S. 7).
  12. Jürgen Möller: Konzentrationslager Mittelbau Dora, S. 46.
  13. Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg - Findbuch EL 904/2: Amerikanische Interniertenkartei. Abgerufen am 6. Januar 2024.


Der Ursprungsartikel stammt von Manfred Neuber und ist hier abrufbar: https://nordhausen-wiki.de/index.php?title=Herbert_Meyer&oldid=8646