Hans Himmler
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Hans Himmler (geb. 18. November 1890 in Nordhausen; gest. 31. März 1970 ebenda) war von 1946 bis 1952 Oberbürgermeister von Nordhausen.
Leben
Jugend und Ausbildung
Hans Himmler wurde am 18. November 1890 in Nordhausen als neuntes Kind des Lokführers August Himmler und dessen Ehefrau Auguste, geb. Wagner, geboren. Sie bewohnten das Haus Bäckerstraße 15. Nach Besuch der Mittelschule (1897 bis 1905) nahm er eine kaufmännische Lehre bei dem Kolonialwarenhändler Trittei in Wernigerode auf, die er nach 1½ Jahren abbrach. Er zog zurück nach Nordhausen und begann eine kaufmännische Lehre im Nordhäuser Bergrevieramt. 1909 zog er ins Ruhrgebiet, nach Essen und nach Berge-Borbeck und arbeitete als Bergarbeiter. Nach einem schweren Arbeitsunfall, bei dem sein rechter Fuß mehrfach gebrochen wurde, mußte er die Tätigkeit im Bergbau aufgeben. In Nordhausen arbeitete er 1914/15 als Eisenbahnarbeiter. Durch den Arbeitsunfall, der eine lebenslange Behinderung hinterließ, wurde Himmler als wehruntauglich eingestuft und wurde zur Firma Krupp in Essen dienstverpflichtet.
SPD-Beitritt und Ruhrkampf
Im Jahr 1917 trat er der SPD in Essen bei und arbeitete 1918/19 in einem Arbeiter- und Soldatenrat mit. In den Ruhrkämpfen war er aktives Mitglied der Roten Ruhrarmee und wurde in den Kämpfen am 5. April 1920 gefangen gesetzt und am gleichen Tag durch ein Standgericht eines bayerischen Schützenregiments zum Tode verurteilt. Diese Strafe wurde in Festungshaft umgewandelt, die er bis Dezember 1920 in Wesel verbüßte. Ende 1920 wurde er Mitglied der KPD.
Umsiedlung nach Chemnitz und KPD-Parteiarbeit
Nach Verbüßung seiner Haft zog Himmler zurück nach Nordhausen und arbeitete bis Ende 1922 bei der Firma Orenstein & Koppel. Er lernte die KPD-Politikerin Johanna (Hanna) Mildner kennen und beide zogen in ihre Heimatstadt Chemnitz. Dort heirateten sie im April 1923 und 1924 wurde die Tochter Nora geboren. Hans Himmler war in verschiedenen Betrieben tätig, fand aber mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 1928 keine Anstellung mehr. Fortan widmete er sich ganz der Parteiarbeit und der Arbeit unter den Erwerbslosen.
Ab 1930 war er als sogenannter Sitzredakteur bei der Zeitung „Der Kämpfer“ tätig. Im Oktober 1931 wurde Himmler verhaftet und vor dem Reichsgericht wegen literarischem Hochverrat zu 1½-jähriger Festungshaft verurteilt. Nach Ende der Haft arbeitete er in der Bezirksleitung Leipzig der KPD, nach dem faktischen Verbot der KPD im Februar 1933 durch die Nationalsozialisten setzte er seine Parteiarbeit in der Illegalität fort. Am 31. Dezember 1933 wurde er in „Schutzhaft“ genommen und ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet. Im Januar 1935 wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Durch die Anrechnung der Untersuchungshaft kam er am 8. Februar 1936 aus der Haft. Bereits am 10. Februar 1936 wurde er erneut in Schutzhaft genommen und bis zum 22. Dezember 1936 im Konzentrationslager Sachsenburg interniert.
Danach arbeitete er in verschiedenen Chemnitzer Firmen als Bauhilfs- bzw. Tiefbauarbeiter. Wegen gesundheitlichen Problemen mußte er am 5. Januar 1940 eine Tätigkeit als Härter in einer Spiralfederfabrik aufnehmen. Die Bombardierung von Chemnitz und die Zerstörung der Wohnung am 5. März 1945 veranlaßten ihn, mit seiner Tochter in seine Heimatstadt Nordhausen umzuziehen. Seine Ehefrau Hanna wurde im August 1944 verhaftet und war bis April 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück.
Zurück in Nordhausen
In Nordhausen arbeitete bis Mai 1945 als Bauarbeiter, von Mai bis Juli 1945 bei der Polizei als Verantwortlicher für Bergungsarbeiten und Enttrümmerung. Nach dem Wechsel der Besatzungsmacht im Juli 1945 wurde er am 23. Juli 1945 Bürgermeister und ein Jahr später am 14. Juli 1946 Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen. Wegen ständiger Auseinandersetzungen[1] zwischen Himmler, dem Parteisekretär Fritz Schwager, dem Landessekretär Erich Mückenberger und Oberstaatsanwalt Korn, gegen den Himmler Drohungen ausstieß („Sie sind ein Saboteur, jawohl, ein Saboteur, sind Sie. Bilden Sie sich ja nichts ein, weil Sie der Oberstaatsanwalt sind. Wir werden Sie dahin bringen, wo Sie hingehören, das versichere ich Ihnen.“[2]) wurde er abgelöst und als Abteilungsleiter im Ministerium für Wirtschaft des Landes Thüringen eingesetzt. Mit Bildung der Bezirke wurde er Abteilungsleiter Verkehr beim Rat des Bezirkes Suhl. Aus gesundheitlichen Gründen schied er am 26. Oktober 1953 aus dem Berufsleben aus. Seitdem war er ehrenamtlich tätig, so als Kreisvorsitzender der DSF in Nordhausen.
Hans Himmler starb er am 31. März 1970 in Nordhausen.
Familie
Hans Himmlers Frau Johanna 'Hanna' Mildner war seit 1918 KPD-Mitglied und wurde im September 1930 in den Reichstag gewählt. Sie verstarb am 13. Oktober 1972 in Nordhausen.
Ehrungen
Himmler wurde mit hohen staatlichen und gesellschaftlichen Auszeichnungen geehrt. Am 18. Oktober 1960 erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Nordhausen für seine Verdienste um den Wiederaufbau verliehen, die jedoch am 29. August 1990 durch die Stadtverordnetenversammlung Nordhausen wieder aberkannt wurden.
Literatur
- Paul Lauerwald: Leben und Kampf des Genossen Hans Himmler. (Kämpfer gegen den Faschismus, Vorbilder der Jugend ; Heft 2), Nordhausen: Komm. zur Erforschung d. Geschichte d. Örtl. Arbeiterbewegung bei d. Kreisleitung Nordhausen d. SED, 1979
- Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9
Einzelnachweise
- 1802–1868
Johann Grünhagen (1802–1822) | Carl Seiffart (1822–1832) | Heinrich Karl Kölling (1832–1839) | August Christoph Götting (1839–1847) | Moritz Eckardt (1847–1851) | Gottlieb Ullrich (1851–1868)
- 1868–1945
Julius Riemann (1868–1885) | Karl Hahn (1885–1892) | Kurt Schustehrus (1892–1899) | Carl Contag (1899–1924) | Curt Baller (1924–1933) | Heinz Sting (1933–1935) | Johannes Meister (1935–1942) | Herbert Meyer (1943–1945)
- 1945–1990
Otto Flagmeyer (1945) | Richard Senger (1945) | Karl Schultes (1945–1946) | Hans Himmler (1946–1952) | Alfred Meyer (1952–1953) | Heinz Andree (1953–1957) | Fritz Gießner (1957–1963) | Kurt Juch (1963–1973) | Fritz Lande (1973–1981) | Herbert Otto (1981–1985) | Peter Heiter (1985–1990)
- seit 1990
Olaf Dittmann (1990) | Manfred Schröter (1990–1994) | Barbara Rinke (1994–2012) | Klaus Zeh (2012–2017) | Kai Buchmann (seit 2017)