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Richard Senger wurde als dritter Sohn des Justizrates | Richard Senger wurde als dritter Sohn des Justizrates Artur Senger und seiner Ehefrau Katharina, geb. Boetticher, geboren. Er besuchte das Nordhäuser Gymnasium und meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Noch im Frühsommer 1914 legte er das Notabitur ab. Als Leutnant seit 1916 erhielt er das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse. Mit ehemaligen Kriegskameraden pflegte er Freundschaften bis an sein Lebensende. | ||
1940 wurde er als Hauptmann der Reserve eingezogen; bis 1945 kämpfte er an der Ostfront | Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges studierte er Jura in Halle und wirkte anschließend als Rechtsanwalt und Justitiar in Berlin. Ende der 1920er Jahre wurde er als Anwalt am Oberlandesgericht Naumburg zugelassen. Senger galt während der Weimarer Republik als Liberaler und lehnte den Nationalsozialismus ab. Beim Thüringen-Juristentag 1933 stimmte er in offener Abstimmung gegen den Ausschluss jüdischer Berufskollegen. | ||
des Zweiten Weltkrieges gelang es ihm, mit seiner Truppe nach Westen abzurücken und so in US-Gefangenschaft zu geraten. | |||
1940 wurde er als Hauptmann der Reserve eingezogen; bis 1945 kämpfte er an der Ostfront und führte eine Nachschub-Abteilung. In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges gelang es ihm, mit seiner Truppe nach Westen abzurücken und so in US-Gefangenschaft zu geraten. Mitte Mai 1945 wurde es aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam kurze Zeit später mit seiner damals achtköpfigen Familie aus Naumburg an seinen Geburtsort Nordhausen zurück. | |||
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Am 14. Juni 1945 wurde er auf Empfehlung der Nordhäuser Stadtverordneten als [[Liste der Bürgermeister von Nordhausen|Bürgermeister]] eingesetzt und löste [[Otto Flagmeyer]] ab. Am gleichen Tag erhielt er ein Memorandum von US-Captain [[William A. McElroy]], in dem die Pflichten und Kompetenzen des Bürgermeisters umrissen wurden.<ref>[[Felix Ostmann]]: ''Beim „Blick zurück“ das Wirken der Nordhäuser Antifaschisten nicht vergessen''. In: ''[[Harz Kurier]]'', 5. Juli 1991.</ref> Senger war wohl in der gesamten Nordhäuser Geschichte der Bürgermeister mit der kürzesten Amtszeit; nach einem Monat wurde er von der sowjetischen Militäradministration abgesetzt. | Am 14. Juni 1945 wurde er auf Empfehlung der Nordhäuser Stadtverordneten als [[Liste der Bürgermeister von Nordhausen|Bürgermeister]] eingesetzt und löste [[Otto Flagmeyer]] ab. Am gleichen Tag erhielt er ein Memorandum von US-Captain [[William A. McElroy]], in dem die Pflichten und Kompetenzen des Bürgermeisters umrissen wurden.<ref>[[Felix Ostmann]]: ''Beim „Blick zurück“ das Wirken der Nordhäuser Antifaschisten nicht vergessen''. In: ''[[Harz Kurier]]'', 5. Juli 1991.</ref> Senger war wohl in der gesamten Nordhäuser Geschichte der Bürgermeister mit der kürzesten Amtszeit; nach einem Monat wurde er von der sowjetischen Militäradministration abgesetzt. | ||
In einem Bericht des Regierungsrates und Amtsnachfolgers [[Karl Schultes]] | In einem Bericht des Regierungsrates und Amtsnachfolgers [[Karl Schultes]] vom 17. Juli 1945 wurde Senger unterstellt, dass er „infolge bürgerlicher Machenschaften“ von den Amerikanern bestellt wurde und er „jede Aktivität“ hat vermissen lassen; so habe es an „antinazistischen Maßnahmen“ gefehlt und der Wiederaufbau wurde nicht organisiert. Auch soll der sowjetische Stadtkommandant Richard Senger entschieden abgelehnt haben. | ||
=== Nachkriegszeit === | === Nachkriegszeit === |
Version vom 1. September 2021, 12:50 Uhr
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Richard Senger (geb. 6. Februar 1897 in Nordhausen; gest. 26. März 1973 in Düsseldorf) war Rechtsanwalt und 1945 kurzzeitig Oberbürgermeister von Nordhausen.
Leben
Richard Senger wurde als dritter Sohn des Justizrates Artur Senger und seiner Ehefrau Katharina, geb. Boetticher, geboren. Er besuchte das Nordhäuser Gymnasium und meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Noch im Frühsommer 1914 legte er das Notabitur ab. Als Leutnant seit 1916 erhielt er das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse. Mit ehemaligen Kriegskameraden pflegte er Freundschaften bis an sein Lebensende.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges studierte er Jura in Halle und wirkte anschließend als Rechtsanwalt und Justitiar in Berlin. Ende der 1920er Jahre wurde er als Anwalt am Oberlandesgericht Naumburg zugelassen. Senger galt während der Weimarer Republik als Liberaler und lehnte den Nationalsozialismus ab. Beim Thüringen-Juristentag 1933 stimmte er in offener Abstimmung gegen den Ausschluss jüdischer Berufskollegen.
1940 wurde er als Hauptmann der Reserve eingezogen; bis 1945 kämpfte er an der Ostfront und führte eine Nachschub-Abteilung. In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges gelang es ihm, mit seiner Truppe nach Westen abzurücken und so in US-Gefangenschaft zu geraten. Mitte Mai 1945 wurde es aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam kurze Zeit später mit seiner damals achtköpfigen Familie aus Naumburg an seinen Geburtsort Nordhausen zurück.
Bürgermeister
Am 14. Juni 1945 wurde er auf Empfehlung der Nordhäuser Stadtverordneten als Bürgermeister eingesetzt und löste Otto Flagmeyer ab. Am gleichen Tag erhielt er ein Memorandum von US-Captain William A. McElroy, in dem die Pflichten und Kompetenzen des Bürgermeisters umrissen wurden.[1] Senger war wohl in der gesamten Nordhäuser Geschichte der Bürgermeister mit der kürzesten Amtszeit; nach einem Monat wurde er von der sowjetischen Militäradministration abgesetzt.
In einem Bericht des Regierungsrates und Amtsnachfolgers Karl Schultes vom 17. Juli 1945 wurde Senger unterstellt, dass er „infolge bürgerlicher Machenschaften“ von den Amerikanern bestellt wurde und er „jede Aktivität“ hat vermissen lassen; so habe es an „antinazistischen Maßnahmen“ gefehlt und der Wiederaufbau wurde nicht organisiert. Auch soll der sowjetische Stadtkommandant Richard Senger entschieden abgelehnt haben.
Nachkriegszeit
Vom 24. September 1945 bis 31. Mai 1946 arbeitete er in der Präsidialkanzlei unter dem Thüringer Landespräsidenten Dr. Rudolf Paul und wurde am 30. November 1945 zum Direktor ernannt. Bis 1948 war er Rechtsanwalt und Notar in Nordhausen und ging danach mit seiner Familie nach Düsseldorf. Hier war er bis zu seiner Pensionierung 1962 ebenfalls als Rechtsanwalt tätig. Von 1951 bis 1962 war er zudem als Beigeordneter (FDP) der Stadt Düsseldorf (Dezernent für Verkehr, Ordnung und Schulen) tätig.[2] Von 1949 bis 1951 war er Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Düsseldorf.[3]
Familie
Richard Senger war mit Elfriede Senger (geb. am 9. August 1909 in Naumburg an der Saale) verheiratet, mit der er vier Töchter und drei Söhne hatte. Elfriede war bis 1936 als Anwaltsgehilfin tätig und lernte über den Beruf ihren Ehemann kennen. 2009 feierte sie ihren 100. Geburtstag im Kreis der Familie – rund 100 Leuten – bei ihrem Sohn in Goslar. Sie wohnte zu dieser Zeit alleine in ihrer Wohnung in Düsseltal (Stadtteil von Düsseldorf), ging noch selbstständig einkaufen und hatte 26 Enkel und 22 Urenkel.[2]
Literatur
- Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner. Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995.
- Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9
Einzelnachweise
- ↑ Felix Ostmann: Beim „Blick zurück“ das Wirken der Nordhäuser Antifaschisten nicht vergessen. In: Harz Kurier, 5. Juli 1991.
- ↑ 2,0 2,1 Düsseldorf: 100. Geburtstag – Zur Feier kommen 100 Gäste, Pressemeldung der Stadt Düsseldorf vom 6. August 2009. Abgerufen am 28. Dezember 2016.
- ↑ Die Vorsitzenden des FDP Kreisverbands Düsseldorf, fdp-duesseldorf.de. Aufgerufen am 28. Dezember 2016.
- 1802–1868
Johann Grünhagen (1802–1822) | Carl Seiffart (1822–1832) | Heinrich Karl Kölling (1832–1839) | August Christoph Götting (1839–1847) | Moritz Eckardt (1847–1851) | Gottlieb Ullrich (1851–1868)
- 1868–1945
Julius Riemann (1868–1885) | Karl Hahn (1885–1892) | Kurt Schustehrus (1892–1899) | Carl Contag (1899–1924) | Curt Baller (1924–1933) | Heinz Sting (1933–1935) | Johannes Meister (1935–1942) | Herbert Meyer (1943–1945)
- 1945–1990
Otto Flagmeyer (1945) | Richard Senger (1945) | Karl Schultes (1945–1946) | Hans Himmler (1946–1952) | Alfred Meyer (1952–1953) | Heinz Andree (1953–1957) | Fritz Gießner (1957–1963) | Kurt Juch (1963–1973) | Fritz Lande (1973–1981) | Herbert Otto (1981–1985) | Peter Heiter (1985–1990)
- seit 1990
Olaf Dittmann (1990) | Manfred Schröter (1990–1994) | Barbara Rinke (1994–2012) | Klaus Zeh (2012–2017) | Kai Buchmann (seit 2017)