Der Nordhäuser Roland (6/1953): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. Dezember 2020, 21:51 Uhr

Der Nordhäuser Roland (Juni 1953)
Reihe Der Nordhäuser Roland
Band-Nr. 6/1958
Autor Verschiedene
Herausgeber Kulturbund
Erscheinungsjahr 1953
Umfang 20 S.
 Im Bestand der Stadtbibliothek Nordhausen.
Stand: 10. September 2015
Digitalisat: PDF (3 MB)
Seite Titel Autor
42 Großexkursion Friedrich Schuster
43 Zum Tag des Lehrers Rudolf Günther
44 Die Kirche von Münchenlohra — eine romanische Pfeilerbasilika
45 Zum 2200. Jahrestag des großen chinesischen Dichters Tschn Ynan
46 Webelsburg und Wenden Kurt Wein
48 Der „Periodische See“ am Südrand des Ostharzes Friedrich Schuster
Interessantes – kurz berichtet

Großexkursion

der Fachgruppe Höhlenforschung nach Rübeland/Harz

Am 8., 9. und 10. Mai 1953 fand eine Großexkursion der Fachgruppe Höhlenforschung Nord­hausen nach den Rübeländer Tropfsteinhöhlen statt. Beteiligt waren von der Fachgruppe Höhlenforschung Nordhausen 15 Mitglieder, da­ zu drei Mitglieder der Fachgruppe Höhlen­forschung Rübeland, außerdem hatte das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) einen Vertreter entsandt. Zu diesen Teilnehmern gesellten sich noch zwei Bildberichterstatter der ,»Neuen Berliner Illustrierten“, Berlin. Befahren wurden die drei Großhöhlen: Hermannshöhle, Baumannshöhle und Bielshöhle. Ziel der Ex­kursion war: weitere Forschungs- und Ver­ messungsarbeiten in den drei Höhlen durch­zuführen; außerdem biologische, botanische und paläontologische Untersuchungen voranzutrei­ben. Die Arbeiten wurden im Kollektiv durch- geführt und stellten hohe Anforderungen an die gesamten Teilnehmer; so betrug die durchschnittliche Untertagearbeit täglich etwa zehn bis zwölf Stunden. Die Arbeiten wurden auf mehrere Spezialtrupps verteilt, wobei dem Ver­messungstrupp oblag, bereits früher erkundete Teile in den Höhlenplan der Hermannshöhle aufzunehmen (Schlucht, Sintergang, Berggeist­ halle, Straubegrotte, End der Welt). Die biologisch-botanische Gruppe versuchte, neues Material für die Vervollständigung der Kenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt der Höhlen zu sammeln. Dabei konnten u. a. erstmalig Tau­ sendfüßler festgestellt werden, die bisher in Rübeländer Höhlen noch nicht bekannt waren. Ferner wurde mit der Beringung der Fledermäuse begonnen. Die paläontologische Gruppe unter Leitung des techn. Assistenten des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) versuchte, die für die Rübeländer Höhlen bisher noch unklaren Verhältnisse über die dort lagernden Knochen des Höhlenbären (Ursus spelaeus) zu klären. Es wurde in einer ungestörten diluvialen Lehmschicht in der unteren Schwemmhöhle der Hermannshöhle ein Grabungsschnitt angelegt und bereits bekannte Knochenlagerstätten untersucht. Die Forschungsgruppe unternahm Erkundungsvorstöße in aufsteigende Schächte des Labyrinthganges der Hermannshöhle. Gleichzeitig wurden Versuche unternommen, im Bachbett der Höhlenbäche (Untere Schwemmhöhle und Labyrinthgang — Hermannshöhle) den Fortverlauf derselben, die unterirdischen Wasserführungen, festzustellen. Den bei­den Bildberichterstattern der „Neuen Berliner Illustrierten“ wurde reichlich Ge­legenheit gegeben, die Arbeiten der Fachgruppe kennenzulernen und bildmäßig festzuhalten.

Friedrich Schuster
Leiter der Fachgruppe Höhlenforschung, Nordhausen

Zum Tag des Lehrers

Am Tag des Lehrers, dem 7. Jahrestag der Verkündung der Schulreform, wird nicht nur der Lehrer geehrt und seine Tätigkeit der Bevölkerung besonders vor Augen gestellt; auch er selbst setzt sich an diesem Tage in Rück- und Vorschau mit seinen Aufgaben auseinander und gewinnt aus dem Bewußtsein seiner Be- 'deutung Kraft für seine anstrengende Arbeit. Obwohl die Bedeutung der Schul­ reform für die Erziehung überall anerkannt wird, machen sich auch heute nur wenige Nicht-Lehrer eine zutreffende Vorstellung von diesem Beruf. Sie bemerken wohl den sichtbaren Teil der Tätigkeit, den Unterricht, sie bemerken aber nicht, daß schon das, was sie am Unterricht beobachten können, kein wesentlicherer Teil der Gesamtleistung ist. Der Unterricht bedeutet eine Arbeit von besonderer Intensität. Es ist die gleiche, die alle „im Rampenlicht“ ausgeführten Berufe, wie Schauspieler, Musiker, Redner, Anwälte, Richter usw. aufbringen müssen. Neben der kontinuierlichen Bereitstellung des Stoffes durch Gedächtnis und Denken muß gleichzeitig mit sämtlichen Schülern ein psychischer Kontakt aufrecht er­ halten werden, der große Wendigkeit verlangt, damit alles Dargebotene dem Denken der einzelnen Schüler angepaßt wird. Hinzu kommt die starke Willens­ anspannung, die zur. Erhaltung der Disziplin nötig ist. Schon eine leichte In­ disposition des Lehrers kann wie bei den zum Vergleich herangezogenen Be­ rufen den Erfolg einer Stunde in Frage stellen.

Um die in Jahrtausenden erworbene Höhe der Kultur aufrecht zu erhalten, muu an die heranwachsende Generation jedesmal ein wesentlicher Teil des kulturel­ len Gesamtgutes übermittelt werden. Mit wachsendem Kulturbestand werden so die Aufgaben der Erziehung, deren Hauptteil vom Lehrer geleistet wird, immer umfangreicher und die Tätigkeit des Lehrers immer verantwortungsvoller, well er beiden dienen muß; den Schülern und der Kultur.

Liebe zur Jugend, Liebe zu Wissenschaft und Kunst sind daher, einzeln oder noch besser, vereint starke Motoren seiner Tätigkeit. Selbstverständlich erweckt und stärkt er, selbst von starker Liebe zur Heimat beseelt, diese in seinen Schülern und erzieht sie zu kämpferischen Patrioten. Nur in einem gesunden und starken Gemeinwesen kann die Kultur gedeihen. Noch eines ist vielleicht zu sagen: Das Wissen des Lehrers umfaßt ein sehr großes Vielfacnes von aem, das zu vermitteln seine Aufgabe ist. Es versteht sich daher von selbst, daß der Lehrer neben der Routinearbeit des Unterrichts vor allen Dingen dafür sorgen muß, daß sein Wissen nicht ruht, sondern stetig vermehrt wird.

Studienrat Rudolf Günther, Humboldt-Oberschule, Nordhausen

Die Kirche von Münchenlohra — eine romanische Pfeilerbasilika

Vom Evang. Konsistorium der Kirchenprovinz Sachen, Kirchliches Bauamt, Außenstelle Nordhausen

Unweit von Nordhausen, etwa zwölf Kilometer südwestlich, thront auf einem Fuß der Hainleite sich erhebenden Hügel eine imposante Kirche. Sie beherrscht Weithin das Landschaftsbild und ist der letzte Rest des einstigen Nonnenklosters Münchenlohra.

Uber das wesentliche ihrer Baugeschichte ist aus der uns zur Verfügung stehen­ den Literatur ,,Bau- und Kunstdenkmäler für den Kreis Grafschaft Hohnstem vom Jahre 1889“ mit Teilbeschreibungen folgendes entnommen:

„Ihre durch eine gründliche Restauration annähernd* zur ursprünglichen Gestalt vervollständigten Formen leuchten weithin in das Tal hinein. Bei näherer Be­ trachtung stellen sich dieselben als die romanischen einer kreuzförmigen, durch­ aus gewölbten Pfeiler-Basilika aus etwa dem dritten Viertel des 12. Jahrhunderts dar. Im Westen derselben legt sich ein im oberen Teile erneuerter Quer bau vor, welcher die beiden neuerbauten Türme miteinander verbindet, deren Dimensionen jedoch nicht an die, vom Verhältnis zu denen der Kirche geforderten, heranreichen. Diese Kombination ist eine bei romanischen Kirchen in den sächsischen Landen sehr gewöhnliche; wir finden dieselbe an den Klosterkirchen zu Gemrode, Drü- beck, Vessera usw. Auch die Anordnung, daß dieses Querhaus zu unterst eine Vorhalle, oder wenn man es so nennen will, ein Halbcrypta, darüber den Non­ nenchor und über diesem die Glockenstube enthält, ist bei Nonnenklosterkirchen der romanischen Bauperiode eine ganz gebräuchliche, die sich in den Kirchen m Gemrode, Frohse, Vessera, Quedlinburg, Gandersheim, Essen, St. Moritz in Hildes­ heim usw. nach weisen läßt.“

„Die westliche geschlossene Hälfte der Vorhalle oder Halbkrypta liegt im Turm- querbau und ist neugebaut worden, die östliche, seitwärts offene Hälfte mit dem darauf ruhenden Nonnenchor ist noch alt, doch tragen die Säulen und die Halo­ säulen roh gearbeitete Capitäle, die von den übrigen so merklich abstechen, daß man annehmen muß, diese Säulen waren bei der Restaurierung 1666 erneuert worden. Die samt den Capitälen etwas über zwei Meter hohen Säulen und Halb­ säulen der Vorhalle werden durch breite Rundbogengurte verbunden, zwischen die rundbogige Kreuzgewölbe gespannt sind. Uber die Nonnenempore setzt sicn die Wölbung des Mittelschiffes in zwei Jochen fort. Die auf zwei Rundbögen una einem Pfeiler stehende Brüstungsmauer wird durch einen senkrechten Streif, des­ sen Schmiege mit dem Würfelornamente belegt ist, belebt. Die beschriebene Non­ nenempore trägt gegenwärtig die Orgel.“

Das ehrwürdige Gotteshaus hat die vergangenen Jahrhunderte mit ihren beweg­ ten Zeiten, ohne daß es großen Schaden nahm, gut überstanden. Zwar blieb es nicht von unsachlichen Eingriffen und Veränderungen verschont. Allein im Jahre 1882 wurde durch eine gründliche Restauration das edle Bauwerk wieder zu seiner vollen Schönheit hergestellt und ausgemalt. Seit dieser Zeit fehlte die pflegende Hand. 1939 sollte die Dachhaut erneuert werden. Der Krieg unterband diese so notwendige Instandsetzung. Infolgedessen war dem Eindringen des Regenwassers und damit dem Verfall Tor und Tür geöffnet. Die ersten Vorberei­ tungen zur Rettung des wertvollen Baudenkmals wurden bald nach Beendigung des Krieges in die Wege geleitet.

Unter Mitarbeit des Amtes für Denkmalpflege gelang es, im Jahre 1951 den ersten Bauabschnitt zu finanzieren. Die beiden Türme mit dem Verbindungsbau erhielten eine neue Dachhaut. Die Schäden am Dachstuhl des Schiffes waren in­ zwischen so groß geworden, daß nicht nur die Dachhaut erneuert werden mußte, sondern auch rund 15 Kubikmeter Kantholz notwendig waren, um die Fäulnis­ herde auszumerzen. Auch dies gelang im Jahre 1952.

Für das Jahr 1953 sind Arbeiten im Innern, wie Erneuerung des völlig zerstörten Wand- und Deckenputzes, Einbau von neuen Fenstern u. a. vorgesehen. Die In­ angriffnahme dieser Arbeiten hängt von der Finanzierung der hierfür notwen­ digen Mittel ab. Ein weiterer Bauabschnitt soll im Jahre 1954 die Arbeiten er­ fassen, die notwendig werden, um dem Gotteshaus auch den entsprechenden äußeren Rahmen zu geben.

Die bisher durchgeführten Arbeiten betragen rund 21 000 DM. Dazu hat die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik 1951 3 000 DM, 1952 10 000 DM, zus. 15 000 DM Beihilfen gewährt.

Für das Jahre 1953 sind weitere 10 000 DM staatliche Beihilfen (sogen. Nuschke- Beihilfen) zur Verfügung gestellt. Die Arbeiten werden außerdem durch namhafte Beträge kirchl. Stellen unter­ stützt.

Zum 2200. Jahrestag des großen chinesischen Dichters Tschn Ynan

In jedem Jahr feiert das chinesische Volk im Stromtal des Jangtse das Drachen­ bootfest im Gedenken Tschu-Yuans, der in diesem Strom den Tod gesucht hdt, weil es ihm nicht gelungen war, China glücklich zu machen. Tschu Yuan war ein Prinz des Staates Tschu am mittleren Jangtse, doch wurde er aus seiner Stellung geworfen und verbannt, da er für die Gerechtigkeit und das Glück seines Volkes eintrat. In seiner neunjährigen Verbannung sammelte er die Lieder des Volkes und dichtete neue Lieder und Gesänge voller Leidenschaft und Kühnheit, die sich in der Samm­ lung Tschu Tsi befinden. Das bedeutendste Werk davon ist Li Sao (Trauer im Elend), das sich der epischen Gattung nähert. Nach der Verbannung kehrt er in seine Heimat zurück, doch in tiefer Trauer über ihren Zustand singt er: „Ich finde keine Hilfe, diese Welt zu bessern, * Des Stromes Wellen winken Ruhe mir . . .“ Voller Verzweiflung über sein unglückliches Vaterland ertränkt er sich im Flusse Mi-lo.

Webelsburg und Wenden

Von Kurt Wein, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Heimatfreunde.

Dicht südlich des schmucken Dorfes Hainrode liegt auf dem Plateau eines scharf aus der Masse der großen Muschelkalkscholle der Hainleite hervorspringenden Eckberges, unmittelbar an dessen nördlichem Steilabfall die schon 1275 als Wirils- burg oder Wibelsberg erwähnte Webeisburg. Sie birgt eine in einer von Natur aus vortrefflich geschützten'Lage errichtete Wallburg, die sich noch heute in dem Vorhandensein der Spuren von Gräben und Wällen verrät. Daß Menschen minde­ stens zeitweilig in den Wallanlagen geweilt haben, ergibt sich aus den vielen Ge­ fäßscherben, die vor allem an einer kleinen, von einem Graben umgebenen run­ den Stelle im nördlichen Teile der Webeisburg gefunden worden sind. Sie haben es ermöglicht, den Kulturkreis zu bestimmen, dem die Erbauer oder auch die Nutznießer der Wallburg angehört hatten. Sie wurden von der gleichen Bevöl­ kerung gestellt, die am Kohnstein bei Niedersachswerfen in einer Zeit, in der in­ folge der Herrschaft eines trockeneren und wärmeren Klimas der dicht geschos­ sene Urwald noch nicht das Landschaftsbild Nordthüringens zu beherrschen ver­ mochte, die Befestigungen angelegt hatte, die gegen die Germanen oder auch von ihnen verwandt waren.

Die Webelsburg bildet ein zwar nur kleines, aber doch wichtiges Glied eines slcn von Lohra im Westen bis zur Sachsenburg im Osten erstreckenden Systems ge­ waltiger Befetigungsanlagen, das von einem, nur hinsichtlich seiner Kultur eini­ germaßen bekannten, mit dem Träger der Hallstattkultur verwandten und somit gleich ihnen zur Gruppe der Nordwestillyrier gehörigen Volke im Verlaufe der frühesten Eisenzeit geschaffen wurde. Welche Bedeutung derWebelsburg im Ran­ men des Befestigungsgürtels auf den schroffen Muschelkalkbänken der Hainleite von ihren Erbauern beigemessen wurde, geht daraus hervor, daß sie durch ein Graben- und Wallsystem mit den Befestigungsanlagen auf dem Straußberge ver­ bunden war. Der Grund, der die Herren der Hainleitelinie dazu bewogen hatte, auf deren Ausbau einen sehr großen Wert zu legen, bestand darin, daß sie ai» einziger Befestigungsgürtel im Norden des Thüringer Waldes dem Vordringen der ständig von neuen Gebieten Besitz ergreifenden Germanen Einhalt zu bieten ver­ mochte. Die Stellung eines Hauptbollwerkes im Gefüge der vorgeschichtlichen Befestigungsanlagen der Hainleite hatte die Webeisburg besonders dadurch ei- langen können, daß infolge des in der frühen Eisenzeit einsetzenden Klima­ sturzes das bisher trocken liegende Tal der Bebra stark versumpft, also der Pan von Sondershausen unpassierbar geworden und dadurch die noch im 1. Jahr­ hundert vor Chr. verteidigte, gewaltige Wallanlage am Geschling ihrer strategi­ schen Bedeutung zu einem großen Teile verlustig gegangen war. Um das 9. Jahr­ hundert vor Chr. wurden die Befestigungsanlagen der Hainleite von den von Norden einrückenden Germanen nach voraufgegangenen langen Kampfhandlungexi zuletzt im Sturm erobert.

Spätestens im 5. Jahrhundert v. Chr. hatten sie sich so fest in deren Händen befunden, daß sie das gesamte offene Land beherrschen konnten. Die Bedeutung der Webeisburg war aber mit derjenigen einer Verteidigungsstätu: längst noch nicht erschöpft gewesen. Sie war auch noch mit der Erfüllung de* Aufgabe einer Fluchtburg betreut, die von der einheimischen Bevölkerung ciei Umgebung in unsicheren Zeiten mindestens ein Jahrtausend hindurch immcx wieder aufgesucht wurde. Für eine Dauerbewohnung hingegen war die Webeis- burg nicht geeignet gewesen, weil in ihrem Bereiche angesichts der großen Wa&- se-rdurchlässigkeit des unteren Muschelkalkes naturnotwendig ein Mangel an Wasser bestehen muß. Nach dem 9. Jahrhundert nach Chr. hatten solche Flucni- burgen, wie sie die Webeisburg eine darstellt, ihre Rolle ausgespielt, weil eine, offenkundige Beruhigung und Besserung der gesamten historischen Situation eiu- getreten war.

Zu diesen beiden Zweckbestimmungen der Webeisburg war auch noch eine dritte hinzugetreten. Sie hatte in grauer Vorzeit so lange Jahrhunderte hindurch aucn als Kultplatz und Versammlungsort gedient, daß noch heute, am Himmelfahrts­ tage, ein Volksfest im Raum ihrer Umwallung gefeiert wird. Weil die Webei»- burg als alte Kultstätte naturgemäß in der Zeit nach der Einführung des Christen­ tums noch von dem geheimnisvollen Zauber ehrwürdigen Brauchtums fest una stark umwoben gewesen war, hatte sie in späteren Tagen die Rolle eines Platze» für die Abhaltung eines profanen Festes um so mehr übernehmen können, d» sie sich unmittelbar über dem selbstverständlich erst in der Rodungsperiode ae» 10. und 11. Jahrhundert entstandenen Hainrode erhebt.

Reicht die Anlage der Webelsburg somit in vorgermanische und demgemäß selbst­ verständlich auch vorgeschichtliche Zeit zurück, dann hat die Ansiedlung von Wenden im Raume von Nordthüringen erst in geschichtlicher Zeit stattgefunaei». Sie hat in erster Linie einem Willensentschluß der sächsichen Könige ihr Zu­ standekommen zu verdanken. Die Wenden wurden vor allem mit der Kulturbar­ machung des sumpfigen Bodens betraut, an dem damals auf den großen Flächen umfassenden Reichslande ein Überfluß bestanden hatte und der bisher nicht in Kultur genommen war. Die Mehrzahl der rein wendischen Siedlungen war daher in der Zeit der Entstehung der meisten Rodedörfer im unteren Helmetale auf einem den Gewohnheiten der Wenden angemessenen Boden östlich der Linie Nordhausen—Steinbrücken angelegt worden. Das im Jahre 1158 zum ersten Maie urkundlich erwähnte Windehausen kann als Musterbild eines slawischen Rundlings gelten, in dem durch die Sachsenkönige im 10. Jahrhundert von ihnen unter­ worfenen Wenden als Knechte oder Zinspflichtige angesiedelt wurden. Groß- und Kleinwenden, die eine Lage westlich dieser Linie innehaben, befinden sich am Rande der Hainleite und damit zwar auf einem wenig fruchtbaren, aber nlcnx auf ebenem, wasserreichen, sumpfigen Gelände. Wenn auch die Namen der beiden Dörfer auf den ersten Blick hin auf eine Gründung durch die Wenden hinweisen, so darf doch aus ihnen nicht ohne weiteres auf die Anlegung der beiden Orte durch Slawen geschlossen werden. In diesem Falle ist sogar eine besondere Vor­ sicht am Platze. Zu einer solchen mahnt das erst 1270 als ,,Rosperwenden“ ur­ kundlich bezeugte Rosperwende, dessen Name zwar von solchen hochverdienten Heimatforschern wie K. Meyer und R. Rackwitz (1889) mit den Wenden in Zu- sammhang gebracht wurde, der aber auch ungezwungen die Ableitung von „swenden“ zuläßt. Ebenso kann die Flurbezeichnung „Windische Flur“ bei Bran­ derode nicht, wie beide Männer ebenfalls gewollt hatten, eine sprachliche Schöp­ fung der Wenden bilden, sondern geht auf den Ausdruck „wenden“ zurück. Dan die Möglichkeit bestanden hatte, daß im Zeitalter der Sachsenkönige in einem Grenzwalde, wie ihn die Hainleite darstellt, Wenden als Hörige angesetzt und mit der Aufgabe betraut wurden, Neulandgewinnungen durch Rodungen größeren Stils auszuführen, läßt sich zwar zugeben, aber doch mit Rücksicht auf die wen­ dische Wesensart nur als wenig wahrscheinlich bezeichnen. Es darf auch bei der Beurteilung der Frage nicht außeracht gelassen werden, daß die sächsischen Könige wenigstens einen Teil der von ihnen unterworfenen Wenden ln der Nähe ihrer Pfalzen angesiedelt, solche im Gebiete der Muschelkalkhöhen der Hainleite jedoch nicht angelegt hatten. Eigneten sich die Wenden schon nur wenig zur Übernahme von Kulturarbeiten in der Buntsandsteinlandschaft des oberen He’me- tales, dann könnten sie bei der Umwandlung des Waldbodens der Muschei­ kalklandschaft der Hainleite in Wirtschaftsflächen in einem noch geringeren Maße herangezogen werden. Alle solche Bedenken ließen sich jedoch sofort zum Schwei­ gen bringen, wenn an der Hand urkundlichen Materials festzustellen wäre, daß von der Bewohnerschaft von Groß- und Klein-Wenden der Slawenzehnt, die deci- matio Sclavorum der Urkunden, entrichtet werden mußte. Solange aber ein der­ artiger Nachweis noch aussteht, muß die Frage offenbleiben, ob die beiden Dör­ fer tatsächlich wendische Gründungen darstellen. Mag dem nun auch sein, wie es wolle, das Volk, das die Befestigungen auf der Webeisburg angelegt hatte, war nicht das wendische gewesen. Als kleinere Teile von ihm im unteren Helmetale und auf der Windleite angesiedelt wurden, hatte die Webeisburg keinen Verteiai- gungszwecken mehr gedient. Zwischen der Entstehung der Wallanlagen der We- belsburg und der Ansiedlung von Wenden im nördlichen Thüringen klafft eine so gewaltige zeitliche Lücke, daß es schon allein aus diesem Grunde vollkommen unmöglich ist, in ihnen ein wendisches Kulturwerk zu erblicken. Es besteht demnach nicht der geringste genetische Zusammenhang zwischen den Errichtern der Webeisburg und den mutmaßlichen Gründern von Groß- uno Klein-Wenden. Nur wer mit der Geschichte der Heimat völlig ungenügend ver­ traut ist, vermag in gründlich unhistorischer Weise Beziehungen zwischen ihnen zu knüpfen. Daß' er damit der Heimatgeschichte nur einen schlechten Dienst leistet, liegt auf der Hand. Die räumliche Nachbarschaft zwischen Webeisburg und Groß- und Klein-Wenden läßt sich niemals ohne weiteres als das Ergebnis eines ursächlichen Zusammenhanges zwischen ihnen auffassen. Die Entstehung der Wallburg der Webeisburg ist in vorgeschichtlicher, die Gründung von Gron- und Klein-Wenden jedoch in geschichtlicher Zeit erfolgt.

Der „Periodische See“ am Südrand des Ostharzes

Dem Naturfreund bietet unser herrlicher Südharz in jeder Jahreszeit eine reoiu angenehme Abwechslung bei Festlegung seiner Wanderziele. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn wir im Kreisgebiet Nordhausen, Sondershausen und San- gerhausen im Zechsteingebiet des Südharzvorlandes geologisch, botanisch und hydrologisch interessante Kostbarkeiten vorgesetzt bekommen.

Ein in den letzten Jahren umstrittenes Problem ist der sogenannte „Bauern- graben“, ein periodischer See, etwa 4 Kilometer nördlich von Roßla, zwischen Breitungen und Agnesdorf, südlich des „Hattendorfer Feldes“ gelegen. Das größte Naturdenkmal gleicher Art finden wir im Gebiet Krain, an der Nordgrenze des istrischen Karstgebirges, den Zirknitzer See. An dritter, vierter und fünfter Stelle rangieren der „Eichener See“ bei Schopfheim, der „Schmiechener See“ bei Blau­ beuren (Schwäbische Alb) sowie der kleinere Nixsee, südlich des Kömersteins, westlich von Tettenborn.

Wir können den „Periodischen See“ von Uftrungen aus durch das liebliche Brei- tunger Tal oder durch das Gebiet des Seekopfes, am nördlichen Waldrand ent­ lang, vorbei an der „Diebeshöhle“, Nordhang des Spatenberges, verfallene Burg­ ruine „Tierburg“, Nordhang Hoher Kopf erreichen. Andererseits wandern wir auf allgemein bekanntem Weg ab Bahnhof Roßla am Mühlgraben, westlich des Hei­ ligenholzes entlang nordwärts auf die Höhe des Roßlaer Forstes. Dort haben wir vor Erreichung des Waldstückes einen fesselnden Überblick auf die gesamte Gol­ dene Aue und Kyffhäusergebirge. Hier fällt sofort das ruhige, sanft hügelige Landschaftsbild des Buntsandsteins auf. Im Roßlaer Forst erreichen wir ostwärts des „Hohen Kopfes“ (351 m NN) den Kammweg, verfolgen ihn nach Osten bis zur alten knorrigen „Grenzeiohe“ (332 m NN), biegen nach links (N) ab in den Roßlaer Gemeindewald und stehen dann unverhofft, nach Lichtung des Buchen­ waldes, an einem mächtigen Gips-Steilabsturz. In einer Tiefe von 80 bis 90 m schweift der Blick auf das noch zur Zeit gefüllte Seebecken, der „Bauerngraben“ oder „Periodische See“ (238,2 m NN) genannt. Im Westen und Osten wird das Seebecken von steilen buchen- und zum Teil fichtenbewachsenen Hängen um­ grenzt. In verschiedenen Windungen gelangt das Glasebachtal (Zuflußtal des Glasebaches) mit dem eigentlichen und einzigen Zuflußbach zum Seebecken, wei­ ches nach noch nicht abgeschlossenen Messungen annähernd eine Fläche von knapp 3,5 ha .= 13,7 Morgen einnimmt.

Im Nordwesten liegt am Kupferschiefer- und Lettenhang das Dörfchen Breitun­ gen, im Nordosten die kleine Ortschaft Agnesdorf. Im Osten grüßt der „Rote Kopf“ (332 m NN) mit einem kurz unterhalb des Gipfels befindlichen kleinen Hangteich, der von Tannen verdeckt wird. Hier verläuft übrigens ein sehr schöner Waldweg hinüber zur Queste.

Vom mittleren Teil des flachen Nordufers steigt das Gelände sanft an und bildet hier das „Hattendorfer Feld“, mit zahlreichen Erdfällen (Dolinen), die sich am Wandrand bis in das Gebiet von Uftrungen und im Osten bis zum „Roten Kopf“ fortsetzen. Schon ringsherum, von der Oberkante des Steilabsturzes, sind Era- risse, lange, breite Spalten, tiefe Einbruchsgräben, Abrißklüfte zu sehen. Starke laufend eintretende Erdrutsche verwandeln in wenigen Jahren ständig sonst nocu markante Geländemerkmale. Das gesamte Gebiet des „Periodischen Sees“ ist sen langen Jahren Naturschutzgebiet.

Während des letzten Winters war das westliche Seebecken halb mit Wasser gefüllt. Kurz nach der Schneeschmelze, Enae Februar 1953, erfolgte die restliche Füllung des gesamten Beckens mit einem Wasserhöchststand von etwa 4 bis 5 m über sonstigem Normalstand. Wie oft ist es vorgekommen, daß man bei einem Besuch statt einer großen Wasserfläche nur ein vollkommen leeres, grünbewachsenes Seebecken vorfand, welches nie an einen gewaltigen See mit stattlicher Tiefe erinnern würde. Nur der kleine harmlose Zuflußbach, der Glasebach, dem man bisher in der gesamten Literatur, sowie in den Fachkreisen nur eine geringe untergeordnete Bedeutung zuerkanntc. schlängelte sich in einem tiefen Erosionsgraben bis zum kleinen Wassertümpel, dem eigentlichen Ponor (Wasserschwinde), an der tiefsten westlichen Ecke des Seebeckens. Dort verschwindet das Wasser lautlos. Der darüber befindliche so ­ genannte „Trümmerhang“ ist der aktivste Teil der Umgrenzungshänge. Fase wöchentlich erfolgen hier Abbrüche, Abstürze riesiger Gips-Felsbrocken, vermisem mit Humusboden, Birkenstämmen, besonders im Frühjahr und im Winter. Der noch vor etwa 20 Jahren ohne Schwierigkeit zu begehende Saumpfad von den hohen aussichtsreichen Klippen hinunter zur Wasserschwinde ist nicht mehr zu begehen; ein neuer Pfad geht weit im Bogen um die Abrißklüfte und Erdspalten herum. Bei dem „Periodischen See“ handelt es sich in erster Linie um ein großes Erdfallgebiet (Erdfallbecken), eine einzige große Doline, die im Jüngeren Gips des Zechsteins liegt. Dieser Gürtel des jüngeren Gipses ist dem Südharzvorlana nördlich Sangerhausen, beginnend von Wettelrode — Mooskammer, Ankenberg, Harand, Questenberger Gebiet, Stolberg-Roßlaer Forst („Periodischer See“) bis» Uftrungen vorgelagert und streicht mit dem „Alten Stolberg“ nördlich Nordhau­ sen, am gesamten Südharz nordwestlich hinauf bis Bad Grund. Der Gipsgürtel im Gebiet des „Periodischen Sees“ nimmt allerdings nur einen verhältnismäßig schmalen Streifen ein.

Bereits wenige hundert Meter südlich des „Periodischen Sees“, auf der Kamm­ höhe befinden sich "bereits Buntsandsteinschichten. Der gesamte Gürtel des jünge­ ren Gipses ist nach dem Süden teils überdeckt durch Buntsandstein und Zech­ steinletten (Rotliegendes). Der Zechstein fällt in Richtung Goldene Aue steil in die Tiefe ab. Nach der Karsttheorie verläuft eine Entleerung (Wasserfläche) nicht flächenhaft — wie sonst gewöhnlich beim Grundwasser —, sondern das Wasser versickert oder fließt im jüngeren Gips (Zechstein), besonders in Klüften und Spalten. Die unterirdische Entwässerung kann in bedeutende Tiefen und auf kilo­ meterweite Entfernungen stattfinden. Durch die ständig versickernden Wasser­ mengen erfolgt eine laufende Auslaugung des Zechsteines und den darunter be­ findlichen Schichten des Salzes. Der „Periodische See“ ist als oberes Wasser­ reservoir anzusehen, während das Becken der Goldenen Aue (Helmetal) una Uftrunger Tal als unterer Wasserspeicher zu bewerten sind. Je nach Verstopfung oder Freilegung der Zufluß- und unterirdischen Wasserkanäle (eingeschlämmtes Material, Zusammensturz von ausgelaugten Hohlräumen, weitere ständige Auslau­ gungen, normal und unter Druck) hebt und senkt sich der Wasserspiegel des Seebeckens. Die ständig fortschreitenden Auslaugungsvorgänge (seit Entstehung; spielen immer wieder die erste und wichtigste Rolle bei diesem Gipskarstproblem. Das Fassungsvermögen (bisher in sämtlicher Literatur mit etwa 150 000 cbm Was­ sermenge angegeben — alles nur Schätzung —) steht noch nicht ganz fest. Die Mitglieder der Fachgruppe Höhlenforschung, Nordhausen, sind bereits seit zwei Jahren mit umfangreichen Forschungsarbeiten beschäftigt, die im monatlichen Turnus zusammen mit Angehörigen der Bergakademie Freiberg, letztere im Ja­ nuar 1953, zur Forschungsfront hinzugekommen, unter Leitung von Herrn Dr. Günter Viete, durchgeführt werden. Zur Zeit senkt sich der Wasserspiegel wieder um knapp fünf Zentimeter täglich. Schon jetzt kann gesagt werden, daß das Prinzip der kommunizierenden Röhren (Heberprinzip), ein Heraussprudeln der Wassermassen, Füllung und Senkung des Wasserspiegels „über Nacht“ höchst­ wahrscheinlich nicht zutrifft. Auch die Wassertiefen, von bisher jedem Autor an­ genommen mit sieben bis acht Meter im Schwindenbecken bei normalem Wasser­ stand, ergeben nach laufenden Messungen ein völlig neues Bild. Die ständigen Messungen (Fließgeschwindigkeit und Zuflußmenge des Glasebaches), Wassertief en- und Strömungsmessungen, Absinken und Füllung des Wasserspiegels, Beobach­ tungen sämtlicher Wasser- und Quellaustritte von Breitungen bis Roter Kopi— Dittichenrode—Roßla—Rosperwende, Ergebnisse der Niederschlagsmessungen lm gesamten Gebiet, die Forschungen an den Wasserschwinden des Dünster- una Rieselbaches bei Questenberg und Hainrode (Ankenberg), laufende Wasseranaly­ sen, Bohrungen mit Handbohrgerät zur Erforschung der Einschwemmschichten, Messung der Erdfälle, die äußerst schwierigen Berechnungen einer Verdunstung liefern Baustein für Baustein für eine exakte wissenschaftliche Forschungsarbeit. Das Problem des „Periodischen Sees“ ist keinesfalls als örtlich und in sich ge­ schlossen zu betrachten! Die Ergebnisse stützen sich erstmalig keinesfalls aua Aussagen, angebliche Vermutungen von Einwohnern, Zeitungsberichte früherer Zeiten, sondern auf eigene Forschungen der Fachgruppe und der Mitarbeiter von Freiberg. Die Forschungsarbeiten werden sich noch auf Jahre hinaus erstrecken. Erst kürzlich nahm Herr Prof. Dr. G. Krumbach, Direktor des Instituts für Eru- bebenforschung, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, an einer Exkursion teil, um evtl, mit seismographischen Messungen für die weiteren Forschungs­ arbeiten wichtiges Material zur Verfügung zu stellen.

Geschichtlich sei bemerkt, daß bereits D. Georg Henning Behrens, Physico Ordin. Subordin., Nordhausen, 1703 in seiner „Hercynia Curiosa oder Curiöser Harta- wald“, in einem umfangreichen Artikel das Prinzip des „Periodischen Sees“ er­ läuterte. Es würde im Rahmen dieser kurzen Veröffentlichung zu weit führen, umfangreiche wissenschaftliche Erläuterungen klarzulegen, da im Interesse der laufenden Forschungsarbeiten der Zeitpunkt einer ausreichenden großen Ver­ öffentlichung noch verfrüht ist. Es ist zu wünschen, daß dieses Naturdenkmal von vielen Naturfreunden besucht wird und das Interesse für die Höhlen- und Karst­ forschung im Harzgebiet von manchem noch abseitsstehendem naturwissenschaft­ lich interessierten Menschen geweckt wird, zum Wohle der gesamtdeutschen For­ schung und Wissenschaft!

Interessantes – kurz berichtet

Die Bühnen der Stadt Nordhausen bereiten z. Z. die romantisch-komische Oper „Martha“ von Flotow vor. Die Regie liegt in den Händen von Erich Kempf, die musikalische Leitung hat Musikdirektor Johannes Fritzsche. Die Premiere findet am 13. Juni statt. Unter der Regie von Gerd Ahrends wird das Märchen „König Drosselbart“ von Kuckhoff zur Premiere am 28. Juni vor­bereitet. Das Märchen wird im Rahmen der diesjährigen Sommerferienaktion im Juli in den örtlichen und Betriebs­ferienlagern gegeben.

Johannes Fritzsche, der musikalische Oberleiter des Orche­sters der Bühnen der Stadt Nordhausen wurde zu seinem 50. Geburtstag am 7. Mai mit dem Titel eines Musikdirektors ausgezeichnet. Aus der Vielheit seiner Arbeit erwähnen wir seine Bemühungen um die Kammerkonzerte im Foyer des Theaters und im Meyenburg­park, die Einführung der Jugendkon­zerte und die unter seiner musikalischen Leitung herausgebrachte deutsche Erst­aufführung der Operette „Freier Wind" von Dunajewski.

Die freischaffende Intelligenz hat mit Beginn der neuen Spielzeit die Möglichkeit, über den Kulturbund die Vorteile eines Gruppenanrechts an den Bühnen der Stadt Nordhausen in An­spruch zu nehmen.

Die vorgeschichtliche Abteilung des Meyenburgmuseums wird von Wissenschaftlern stark beach­tet. Daß die auf den Aulebener Funden der achtziger Jahre des vorigen Jahr­hunderts beruhende Tradition wieder gepflegt wird, wurde von Mitgliedern der Kommission für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissen­schaften anerkannt.

Windehausen beherbergt seit Menschengedenken in seiner Kirche ein mittelalterliches Kunstwerk, das trotz seiner kulturge- schichtlichen Bedeutung kaum über den Ort hinaus bekannt ist. Es handelt sich um eine aus Lindenholz geschnitzte „Mater dolorosa“ (Schmerzensmutter), eine Darstellung der Mutter Maria mit dem vom Kreuz genommenen Sohn auf den Knien. Das in der Umgegend von Windehausen unter dem überlieferten Namen „Pomai-bog“ bekannte Standbild befindet sich zur Zeit im Meyenburg­museum, nachdem es vom Leiter des Museums, R. H. Walter Müller, sachgemäß überholt worden ist.

Die Naturwacht wurde auf Veranlassung des Kulturbun­des in Zusammenarbeit mit dem Rat des Kreises und der Volkspolizei für den Kreis Nordhausen gebildet. Die Freunde der Naturwacht setzen sich aktiv für den Schutz der Pflanzen und Tiere ein, die entsprechend den gesetzlichen Verord­nungen unter Naturschutz stehen (siehe „Von geschützten Pflanzen und Tieren-* im Mai-Heft). Bei Verstößen gegen die bestehenden Bestimmungen sind die An­gehörigen der Naturwacht zur Personal- feststellung und Meldung zwecks Straf- verfolgung berechtigt.

Eine Denkmalpflege-Kommission hat der Kulturbund beim Rat des Krei­ses Nordhausen in Vorschlag gebracht. Diese Kommission hat die Aufgabe, die noch vorhandenen wertvollen Bau- und Kunstdenkmale vor Verschandelung zu bewahren und Neubauten in das vor­handene Gesamtbild einzugliedern (siehe „Praktische Denkmalpflege“ im Mai- Heft). Für diese Mitarbeit sind alle inter­essierten Kreise in der Fachgruppe Hei­matgeschichte und Ortschronik aufge­rufen.

Berichtigung: Die Aufnahme „Küchenschelle (Anemone pulsatilla)“ zum Aufsatz „Von geschütz­ten Pflanzen und Tieren“ im vorigen Heft wurde nicht wie angegeben von Herrn Roesch, sondern von Herrn Jo­hannes Ehrhardt, Fachgruppen Natur­schutz und Höhlenforschung, gemacht.