Der Nordhäuser Roland (7/1955)

Aus NordhausenWiki
Der Nordhäuser Roland (Juli 1955)
Reihe Der Nordhäuser Roland
Band-Nr. 7/1955
Autor Verschiedene
Herausgeber Kulturbund
Erscheinungsjahr 1955
Stand: 20. November 2017
Digitalisat: PDF (4 MB)
Editionsrichtlinien:
  • Als Grundlage dienen die NordhausenWiki:Editionsrichtlinien.
  • Nur für Nordhausen relevante Artikel sind hier wiedergegeben. Das Digitalisat ist hingegen vollständig.
  • Es wurden keine Illustrationen übernommen.
  • Sperrschrift wird nicht wiedergegeben.
Titel Autor
10 Jahre Kulturbund z. d. E. D. 10 Jahre Organisation der Intelligenz Albrecht Delling
5000 Besucher sahen unsere Ausstellung Natur und Heimat G. B.
Stellungnahmen
Eine kleine Vorschau auf die kommende Theater-Spielzeit
Salzflora in der Goldenen Aue
Hier spricht der Naturschutz Johannes Ehrhardt
Aus der Arbeitsgemeinschaft Entomologie R. Grimm

10 Jahre Kulturbund z. d. E. D. 10 Jahre Organisation der Intelligenz

Wenn wir in diesen Tagen auf das 10jährige Bestehen unseres Kulturbundes zurückblicken, so müssen wir gleichzeitig dabei feststellen, daß der Kulturbund z. d. E. D.(zur demokratischen Erneuerung Deutschlands) eine Organisation geworden ist, die aus dem gesellschaftlichen Leben heute nicht mehr wegzudenken ist.

Nach dem Zusammenbruch des unseligen Hitlerreiches galt es 1945, eine demokratische Erneuerung auf allen Gebieten und nicht zuletzt auf dem kulturellen Sektor durchzuführen. So sollte der Kulturbund in seinem ursprünglichen Form dem Zusammenschluß von künstlerisch interessierten Menschen, vorwiegend Künstlern, Schriftstellern und literarisch interessierter Kreise, dienen. Die Mitgliedschaft der damaligen Wirkungsgruppe Nordhausen setzte sich aus den eben erwähnten Kreisen zusammen.

In der ausstrahlenden und der demokratischen Erneuerung der Kunst dienenden Arbeit galt es, seitens der Wirkungsgruppe Nordhausen vor allem künstlerische Veranstaltungen allen daran interessierten Kreisen zugänglich zu machen. So war also die demokratische Erneuerung der Kultur unsere erste und wichtigste Aufgabe. Zur gleichen Zeit aber begann man schon und dann mit den Jahren intensiver, auch das Vortragswesen in den Veranstaltungsplan aufzunehmen und konnte vor allem einem großen Interessentenkreis unserer ländlichen Bevölkerung mit populär-wissenschaftlichen Vorträgen dienen.

Da sich unsere Organisation nicht losgelöst von der gesamten demokratischen Entwicklung erweitern und festigen konnte, so galt es vor allem, in den Gemeinden und Kreisen Ortsgruppen zu bilden. Viele Laienkunstgruppen und Chöre schlossen sich damals dem Kulturbund an.

Aber schon zeigte sich ein entscheidender Fehler in der Entwicklung des Kulturbundes. Es fehlte bisher völlig die technische Intelligenz. So wurde es notwendig, daß sich der Kulturbund einer Strukturveränderung unterzog. Es wurde ein vielseitiges Programm und Aufgabengebiet entwickelt und das Aufgabengebiet erweitert, so daß sich eine Vielzahl von Interessengemeinschaften entwickeln konnten. Nun erst wurde unser Kulturbund zur wirklichen Organisation der schaffenden Intelligenz. Wir können heute mit Stolz feststellen, daß der wissenschaftliche Meinungsstreit unter den Angehörigen unserer Intelligenz geweckt und gefördert wurde.

Nicht zuletzt bilden heute die Natur- und Heimatfreunde einen wesentlichen Bestandteil unserer Organisation und haben ihre Tätigkeit in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Sie sehen es als ihre vornehmste Aufgabe an, im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes die örtlichen und kulturellen Traditionen neu zu erschließen und unserer gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen.

Wenn wir die heutige Zusammensetzung unseres Mitgliederstandes betrachten, so stellen wir fest, daß von den rund 1150 Kulturbundmitgliedern im Kreis Nordhausen etwa 40 Prozent Angehörige der Intelligenz sind. Erfreulich dabei ist für uns, daß der Bezirksdurchschnitt beim Mitgliederstand 32 Prozent Angehörige der Intelligenz verzeichnet.

In den letzten Jahren zeigte sich leider immer stärker, daß es unsere Kreisorganisation nicht genügend verstand, den richtigen Kontakt zu den künstlerischen Institutionen herzustellen. Seit etwa einem Dreivierteljahr zeigt sich aber auch in dieser Hinsicht eine wesentliche Verbesserung unserer Arbeit. Es gilt, das Versäumte mit Umsicht und Nachdruck noch im verstärkten Maße nachzuholen, so daß die noch zum Teil fehlende Zusammenarbeit gefestigt und vertieft wird. Wenn auch eine Reihe namhafter Universitätsprofessoren in Nordhausen Vorträge auf den verschiedensten Wissensgebieten gehalten hat, so wurde doch den schönen Künsten zuwenig Beachtung geschenkt. — Wie groß das Interesse an der Vortragstätigkeit unserer Kreisorganisation ist, zeigt die Tatsache, daß in den Wintermonaten durchschnittlich vierzig populär-wissenschaftliche Vorträge auf den verschiedensten Gebieten der Natur- und Gesellschaftswissenschaften gehalten werden. Wir müssen aber heute, wenn wir einen Rückblick auf die Entwicklung der geleisteten Arbeit des Kulturbundes halten, ganz eindeutig zum Ausdruck bringen, daß all die großen und schönen Erfolge, daß all das bisher Erreichte nur möglich gewesen ist, auf Grund der großen Unterstützung, die uns die Regierung unseres Arbeiter- und Bauernstaates angedeihen ließ. Wir sind überzeugt, daß wir in unserer Arbeit und der Entwicklung unserer Organisation bereits viel weiter wären, wenn es uns bereits früher gelingen konnte, einen Klub für unsere Intelligenz in Nordhausen zu schaffen. Daß es nunmehr nach jahrelangem Bemühen gelungen ist, dem Kulturbund in Nordhausen geeignete Räume zur Verfügung zu stellen, ist ein weiterer positiver Schritt nach vorn in unserer Entwicklung, und wir sind für die Einsicht und die Unterstützung unserer staatlichen Organe dankbar. So ist zu hoffen, daß wir in allernächster Zeit einen Teil des uns zur Verfügung stehenden Klubhauses in der Gerhart- Hauptmann-Straße 6 einrichten und unserer Intelligenz übergeben können. Sehr beachtlich war auch die vor einigen Wochen in Nordhausen gezeigte Ausstellung aus Anlaß dies 10jährigen Bestehens des Kulturbundes, die von unseren Natur- und Heimatfreunden in einer wirklich umfassenden und wissenschaftlich begründeten Form unserer Bevölkerung als Ergebnis der bisher geleisteten Arbeit übergeben werden konnte. Hoffen wir also, daß die bisher geleistete Arbeit im Sinne eines fortschrittlichen und wahrhaft humanistischen Geistes weitergeführt wird und daß die gezeigten Erfolge den bisher noch abseitsstehenden Kreisen der Intelligenz Aufschwung und Veranlassung gibt, sich dem Kulturbund als der Organisation unserer Intelligenz anzuschließen, so daß es gelingen wird, mit allen uns zur Verfügung? stehenden Kräften noch schönere Erfolge zum Wohle unseres Staates und unserer schaffenden Menschen zu erreichen.

Albrecht Delling, 1. Kreisvorsitzender

5000 Besucher sahen unsere Ausstellung Natur und Heimat

vom 14. bis 22. Mai 1955 in den Stadtsälen Nordhausen

„Die Ausstellung ist mit viel Sachkenntnis auf gebaut und vermittelt einen interessanten Einblick in die verschiedenen Arbeitsgebiete …“ heißt es an einer Stell© unseres Büchleins, in dem wir die Ausstellungsbesucher gebeten hatten, ihre Eindrücke, Kritiken und Wünsche niederzuschreiben. Ein anderer Besucher unserer Ausstellung „Natur und Heimat“ äußerte: „… viele Werktätige müßten diese Ausstellung sehen, vor allem unsere Jugend wird hier sehr viele Anregungen erhalten“, ein dritter: „Die Denkmalpflege fehlt“.

Noch beliebig könnten die Stellungnahmen, lobende und anerkennende zumeist, aber auch einigel andere, fortgesetzt werden. Sie bekunden, daß der großen Mehrzahl unserer Besucher das von den Fachgruppen der Natur- und Heimatfreunde oft sehr mühsam und von langer Hand vorbereitete und zur Schau gestellte Material gefallen hat; mehr noch, es zeigt, daß Interesse an Dingen der Heimatgeschichte und Naturwissenschaften in Nordhausen vorhanden ist. Dennoch hätten wir einem noch stärkeren Besuch gerade durch die Schulen erwartet, denn besonders die her anwachsende Jugend konnte hier Gelegenheit nehmen, ihr Wissen auf den heimatkundlichen Gebieten zu erweitern und die Systematik kennenzulernen, die dieser Arbeit innewohnt. Leider haben wir auch keine geschlossenen Besuchergruppen der FDJ oder Jungen Pioniere bemerken können. Mehr als einmal ist in unseren Fachgruppen die Sorge um den Nachwuchs laut geworden; hier war Gelegenheit, sich mit der Heimatkunde, die als Lehrfach wieder in unseren Schulen eingeführt wird, vertraut zu machen. Aus der Vielzahl der abgegebenen Stellungnahmen haben wir einige herausgegriffen und bringen diese anschließend zum Abdruck. Sie sind von den verschiedensten Schichten unserer Bevölkerung abgegeben worden und geben ein Spiegelbild der Meinungen wieder.

Allen Natur- und Heimatfreunden, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben, auch den vielen anderen, die die Ausstellung auf mannigfaltige Weise förderten und nicht zuletzt unseren Besuchern sei für das Interesse an der Arbeit unserer Fachgruppen herzlich gedankt.

G. B.

Stellungnahmen

Es ist eine Freude, die mit} soviel Liebe und Sachkenntnis aufgebaute Ausstellung zu sehen. Ein Erlebnis ist es, wenn man von unserem alten Kollegen Wein durch diese Ausstellung geführt wird. v. Gagern, Sundhausen

Die Ausstellung „Natur und Heimat“, die anläßlich des 10jährigen Bestehens des Kulturbundes' in den Stadtsälen gezeigt wurde, gibt einen hervorragenden Eindruck von der regen Arbeit des Kulturbundes unserer Stadt. Kein Nordhäuser sollte versäumen, sie zu sehen. Ich als Lehrerin bin besonders erfreut über die Reichhaltigkeit dessen, was hier zur Schau gestellt ist. Ich) möchte unseren Nordhäuser Betreuern darum zurufen: „Bravo! Und vielen Dank!“ Paula Fischer

Wir Lehrlinge des VEB Schlepperwerk haben uns über die Ausstellung „Natur und Heimat“ sehr gefreut. Zeigte sie uns doch ein Stück Vergangenheit und! Zukunft unserer Nordhäuser Heimat. Lehrlinge des VEB Schlepperwerk Die Ausstellung hat den Schülerinnen der Klasse 4b, Töpfer torschule, sehr gut gefallen. Es ist zu; wünschen, daß recht viele Schulen hier das Wissen der Schulkinder bereichern. Hensel

Alle Besucher der Ausstellung können dankbar sein für das Gebotene, größtem Fleiß, mit Sorgfalt und künstlerischem Empfinden zusammengestellt wurde. Allei Schüler waren davon beeindruckt. Dr. Strecker

Die Ausstellung hat unsere Erwartungen weit übertroffen! Sie ist für die Erwachsenen eine Quelle der Freude und für die Kinder eine Fundgrube! für ihren Wissensdurst. Dr. Erb und Frau

Anerkennung für die mit Sorgfalt und Mühe auf gebaute Ausstellung der Nordhäuser1 Natur- undi Heimatfreunde. Sie gibt einen guten Einblick in unsiere naturwissenschaftlichen Fachgebiete. Heimatgeschichte, Denkmalpflege sind ein wenig zu kurz- gekommen. Füir nächste Ausstellungen sollte man die große gemeinsame Zielsetzung der» Natur- und Heimatfreunde klar zum Ausdiruck bringen. Weiterhin viel Erfolg für unsere schöne Arbeit! Kämpf

Eine mit viel Sachkenntnis und Liebe aufgebaute Ausstellung! Glückauf zu weiteren Erfolgen! Dr. Bitter, Leipzig

Die Ausstellung ist mit Liebe aufgebaut! Sie wird allen Natur- und Heimatfreunden Belehrung und Anleitung geben! Professor Dr. Behm-Blancke, Weimar Den Natur- und, Heimatfreunden von Nordhausen spreche ich hiermit als Vorsitzender des Arbeitskreises für Höhlen- und, Karstforschung meine besondere Anerkennung für die schöne und überaus lehrreiche Ausstellung aus, die eine wirkliche Bereicherung unserer zweiten Fachtagung vom 20. bis 22. Mai in Nordhausen bedeutete. Ein) so reges Leben auf den Gebieten der Natur- und Heimatpflege in einer durch den Krieg so hart getroffenen Stadt verdient Mie höchste Anerkennung aller städtischen und staatlichen Stellen. Mit dem Wunsche auf erfolgreiche weitere Arbeit und Glückauf Dr. Reinhard Bickerich, Berlin-Wannsee

Mein erster Start in die DDR anläßlich der Tagung der Höhlen- und Karstforschung in Nordhausen war für mich mehr als erfreulich und lehrreich. Ich habe allen Freunden zu danken. Im Westen werde ich davon berichten und versuchen, Bausteine auf dem Wege zueinander zu schaffen. Den Nordhäuser Freunden alles Gute wünschend Karl Brandt, Museum, Herne (Ruhrgebiet)

Eine kleine Vorschau auf die kommende Theater-Spielzeit

Es ist ein sehr schönes Zeichen, daß unsere Werktätigen in den letzten Jahren in immer stärkerem Maße Interesse am Theater gefunden haben und daß sie heute schon den regelmäßigen Theaterbesuch' aus ihrem Leben gar nicht mehr wegdenken können. Das Theater, das sie früher oftmals nur aus der Ferne kannten, ist jetzt zu „ihrem“ Theater geworden. Der beste Gradmesser dafür sind natürlich die ständig steigenden BesucherZiffern. Aber es gibt noch etwas anderes, woran man das erkennen kann — das ist das Interesse, das breiteste Kreise unserer Bevölkerung in jedem Jahr der Aufstellung des neuenl Spielplans entgegenbringen. Während man früher jedes Stück, das im Spielplan auftauchte, ganz einfach als gegeben hinnahm, hat man in der Folgezeit dann, sehr bald erkannt, daß ein Spielplan einen organischen Aufbau besitzen muß, wenn er ln seiner Aussiage wirklich eine ganz bestimmte Entwicklung aufweisen soll. Er kann in seiner Zielsetzung auch nur dann stimmen, wenn sich eine Spielzeit logisch auf der anderen aufbaut. Denken wir zum Beispiel nur daran, daß in der Spielzeit! 1953/ 1954 im Schauspiel Friedrich Wolfis) „Beaumarchais“ zur Aufführung gelangte, in dem wir die Entstehung des Figaro-Stoffes miterlebten. Die: jetzt zu Ende gehende Spielzeit stellte nun in der Oper „Die Hochzeit des Figaro“ diesen Stoff so auf die Bühne, wie ihn Mozart unter den besonderen Aspekten des Musiktheaters sah.

Nehmen Sie dieses Beispiel für viele andere, die Sie unschwer bei einer näheren Beschäftigung mit dem Spielplänen der vergangenen Jahre seinst erkennen werden.

Aber nun schnell einen Blick auf die kommende Spielzeit. Noch mehr als in den vergangenen Jahren ist es unser Bestreben, nur Werkel in den Spielplan aufzunehmen, die in einer wirklich künstlerischen Form auch auf unseren kleinsten Abstecherbühnen gespielt werden können. Gewiß wird!, wie immer, dabei mancher verständliche Besucherwunsch unberücksichtigt bleiben müssen, aber wir glauben auf jeden Fall doch, in der thematischen Zusammensetzung der Stücke für jeden etwas gefunden zu haben.

Im Schauspiel werden wir die Spielzeit ebenso wie im vergangenen Jahr mit einem Werk des großen englischen Dramatikers William Shakespeare, nämlich mit „Was ihr wollt“ eröffnen. Das geschieht nicht von ungefähr. Ist doch Shakespeare zweifellos einer der bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur und auf jeden Fall der komödiantischste.

Aber nicht nur Heiteres bringen uns die Stücke der kommenden Spielzeit. Das schon in dieser Spielzeit angeschnittene Problem der gesellschaftlichen Stellung der Frau innerhalb der einzelnen Jahrhundert ei wird uns in Werken wie „Emilia Galotti“ von Lessing, in Ibsens „Nora“ oder „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann erneut gegenübertreten. Sie sehen auch hier: ein ganz organischer Aufbau auf den Aufführungen dieser Spielzeit (zum Beispiel „Die ungetreue Witwe“). Der Monat der deutsch-sowjetischen Freundschaft wird uns, wie in jedem Jahr, eine Begegnung mit einem Werk aus der Feder eines sowjetischen Autors verschaffen. Die endgültige Wahl ist in diesem Falle noch nicht getroffen.

Natürlich sind auch die Werke der Gegenwartsautoren nicht vergessen worden. Friedrich Wolfs nachgelassenes Schauspiel „Das Schiff auf der Donau“ wird zweifellos zu einem bedeutsamen Höhepunkt der Schauspiel-Spielzeit werden. „Die Premiere fällt aus“ ist der Titel eines interessanten Kriminalstückes aus unseren Tagen, das der junge Autor Petermann schrieb und das uns mit seiner Handlung einmal in die Welt hinter den Kulissen, eines Theaters führt. Doch auch die Freunde des Lustspiels und der Komödie kommen auf ihre Kosten. Kotzebues „Die deutschen Kleinstädter“ werden nach vielen Jahren wieder einmal auf der Bühne erscheinen und Ihnen Stunden, unbeschwerter Heiterkeit schenken, Sie aber vielleicht gleichzeitig auch ein bißchen nachdenklich stimmen. Das wird auch in der reizenden französischen Komödie „Das Paradies“ der Fall sein, bei der wir trotz aller verworrenen und lustigen Situationen doch einen tiefen Ernst dahinter spüren werden.

Viel Freude wirdj Ihnen bestimmt auch das satirische Lustspiel „Solche Zeiten" vorn Jurandot, das aus der Volksrepublik Polen zu uns gelangt ist, bereiten. Viele Dinge, über die wir uns in unserem Leben schon geärgert naben, werden darin schonungslos* dem Gelächter und dem Spott preisgegeben. Eine ganz besonders interessante Aufführung wird Ihnen die Komödie „Das gekaufte Mädchen“, die nach dem Original des römischen Dichters Plautus von dem jungen Autor Egon Günther geschrieben wurde, und an unserem Theater ihre Uraufführung erleben wird, bringen. Soweit die Pläne des Schauspiels.

Doch auch unser Musiktheater — die Oper und die Operette — hat sich allerhand vorgenommen.

Salzflora in der Goldenen Aue

Die Halophyten sind stets auf Böden anzutreffen, die eine gewisse Konzentration an Kochsalz (Na CI) aufweisen.

Auch in den Pflanzen selbst herrscht ein relativ hoher Salzgehalt. Wozu das Salz dient und welche) Aufgaben es innerhalb der Pflanze hat, - ist noch völlig ungeklärt. Das Bemerkenswerte dabei ist, daß die meisten Halophyten sogar unter Umständen völlig ohne Na CI lauskommen können. Schon äußerlich sind die echten Halophyten, die auch den Meeresstrand bewohnen und auf den Böden mit hoher Salzkonzentration gedeihen, an ihrem sukkulenten (sukkulent = saftvoll; Sukkulenten sind Gewächse trockener Standorte mit dickfleischigen Blättern wie zum Beispiel Kakteen und Agaven) Bau zu erkennen. Der gesamte Pflanzenkörper dient zur Aufspeicherung des Wassers., Nur mit Hilfe) einer hohen Saugkraft ist es den Pflanzen überhaupt möglich, dem teilweise extrem salzhaltigen Boden noch Wasser zu entziehen. Die Anpassung an den jeweiligen Salzgehalt erfolgt durch entsprechende Vergrößerung oder Verminderung der Saugkräfte innerhalb der Pflanze.

Eine unzureichende Auswaschung des Bodens führt zur Vergrößerung der Salzkonzentration. Durch Trockenheit entstehen so die typischen Salzsteppen, wie sie im Südosten Europas, in Vorder- und Zentralasien anzutreffen sind. Einige Halophyten, die auch am Nord- und Ostseestrandi verbreitet sind, wie Dreizack, Queller, Strandaster, Meerstrandwegerich usw. sind nicht weniger in den erwähnten Salzsteppen verbreitet und wanderten auch von dort aus nach Mitteleuropa ein. Ein kleines Bild vom Aussehen einer solchen Salzsteppe gibt uns die Haiophytenflora südlich des Nürnbergs» im Spätsommer während der heißen Augusiund Septembertage.

Schon seit langer Zeit ist die Salzflorenstätte am, Nürnberg bekannt. Bereits im 17. Jahrhundert wurde dasl Gebiet: von dem Botaniker Johanni Ludwig Fürer aus Nordhausen näher untersucht. Später wurden die Kenntnisse darüber durch die Botaniker Friedrich Wilhelm Wallrodt von Heringen und Johann Friedrich Iranisch von Sondershausen aus (beide lebten im 19. Jahrhundert) vervollständigt.

Hier spricht der Naturschutz

Sonntag abend am Bahnhof Nordhausen-Nord und Altentor.

Wenn der Abendzug der Harzquerbahn die wanderfreudigen Nordhäuser aus dem Harz zurückbringt, dann wird jeder Naturfreund leider senr betrübliche Feststellungen machen müssen, denn em großer Teil der Harzausflügler ist mit dicken Blumensträußen bewaffnet. Wenn dazu sogar die Kinder einer Schulklasse, die unter Leitung ihres Lehrers einen Ausflug unternommen hatten, teilweise fast üoernimensionale Sträuße geschützter Pflanzen stolz nacn nause tragen, dann wird unser Naturfreund zunäcnsti fassungslos vor dieser unverantwortlichen Handlungsweise stehen, die mit Unkenntnis oder Gleichgültigkeit nicht mehr entschuldigt werden kann. Ist es im Frühjahr das Knabenkraut, das in Massen geräubert wird, so ist es später die Trollblume und im Sommer die Arnika usw. — alles unter Naturschutz stehende Pflanzen. Wieviele davon Sonntag für Sonntag in die Blumenvasen der vermeintlichen Naturliebhaber wandern, um in einigen Tagen ein klägliches Ende auf dem Kehrichthaufen zu finden, läßt sich' kaum abschätzen. Die Anzahl ist jedenfalls erschrekkend hoch und das beweist besonders eindringlich die rapide Abnahme dieser Pflanzen in einigen häufig durchwanderten Standortgebieten.

geboten werden muß, soll unserer Generation später nicht der1 Vorwurf gemacht werden, daß wir unser Kulturerbe schlecht verwaltet hätten. Die ersten Anfänge für eine bessere Naturschutzarbeit sind; num jetzt gegeben. Vom Volkspolizei-Kreisamt wurden in diesen Tagen* diel ersten Ausweise an diejenigen Mitarbeiter ausgegeben, die als Helfer der Volkspolizei für Naturschutz damit in die Lage versetzt werden, Übertretungen des Naturschutzgesetzes festzustellen und zur Anzeige zu bringen. Damit wird freilich die Aufgabe nicht gelöst, wenn es nicht gleichzeitig gelingt, durch Uberzeugungs-) und Aufklärungsarbeit alle in Frage kommenden Stellen zu mobilisieren und' zu verpflichten, besonders die Lehrerschaft unserer Schulen, die Kreisleitungen der Jungen Pioniere und der Freien Deutschen Jugend und alle Fachgruppen des Kulturbundes. Der Naturschutz in unserer Deutschen Demokratischen Republik muß von einer Naturschutzbewegung getragen werden, die die breitesten Kreise aller Deutschen umfaßt. Nur in Zusammenarbeit mit unserer Jugend, mit den Massenorganisationen und unserer ganzen werktätigen Bevölkerung, die sich des Wertes und der Schönheit unserer heimatlichen Natur bewußti sind, kann der Naturschuxzgedanke verwirklicht und zu einer großen nationalen Aufgabe werden.

Johannes Ehrhardt

Aus der Arbeitsgemeinschaft Entomologie

Von R. Grimm, Leiter der Fachgruppe

Durchs Fenster lacht der schöne, warme Sonnenschein undf lockt und ruft: „Komm mit, komm mit!“ In den lichten Birken vor meinem Fenster schlagen die Finken mit hellem „Pink, pink“. Da hält es uns nicht mehr lange in den engen Zimmern, wir wollen hinaus ins Freie, um unsere Freunde und unseren Stolz — die Schmetterlingsammlung — um einigem Exemplare zu bereichern. Wieviel Freude, wieviel schöne Stunden uns diese Sammlung bereitet, das werdet ihr. meine lieben Naturfreunde verstehen, wenn ihr meine Schätze gesehen habt. Wieviel! Belehrendes und Fesselndes bietet das Studium der Insekten. Immer Wiedel sind es die Schmetterlinge, diei der Hauptgegenstandl des Sammelns sind. Die Farbenpracht und künstlerische Zeichnung der Tiere, ebenfalls die Entwicklung von der häßlichen Raupe zum schönen farbenprächtigen Falter sind von jeher die bevorzugten Lieblinge der Sammler und Forscher gewesen.

Aber das Sammeln hat nur dann Zweck, wenn es Hand in Hand geht mit der Beobachtung der Natur und ihrem Studium. Eine Sammelwut, der Fangen und Spieß'enj Selbstzweck ist, ist keines Freundes der Natur würdig. Arbeit und Mühe verlangt freilich die Natur von dem, der in ihr innerstes Wesen eindringen will. Nicht nur aus Büchern und daheim in der engen Stube, nein, draußen in der freien Natur müssen wir sie aufsuchen, in Wald und Feld uns mit ihr beschäftigen. Viele hundert Male muß der Sammler die Umgegend der näheren Heimat mit forschendem Auge durchstreifen, Enttäuschungen dürfen ihn nicht abschrecken, wenn er seine Mühe belohnt sehen will. Ist ihm dann der Erfolg beschieden, — und dieser bleibt dem Eifrigen nicht aus — dann wartet zu Hause eine Fülle von Arbeit. Die Ausbeute der Exkursionen muß gesichtet, präpariert undl bestimmt werden. Es gilt, aus den niederen Entwicklungsstufen durch mühsame Zucht die höheren zu gewinnen, und schließlich als Höchstes, die erbeuteten, herangezogenen und präparierten Naturalien zu einer biologischen Sammlung zusammenzustellen.

Zu diesen Arbeiten gehören geschickte Hände, gute Augen, eine feine Beobachtungsgabe, Gemütsruhe und Selbsterkenntnis, die sich bei einiger Ausdauer eiwerben lassen. Die aufgewandtei Mühe wird reich belohnt, wenn dlei Sammlung im Äußeren wie im Inneren ihren wissenschaftlichen Wert erhalten hat. Das Arbeitsgebiet des Entomologen teilt sich in zweij Abschnitte. Der erste umfaßt das/ Sammeln, Züchten und Präparieren der Insekten, der zweite die Anlage und Utensilien, die er bei den Zusammenkünften kennenlernt.

Nicht genug kann der Anfänger vor planlosen Herumhantieren gewarnt) werden. Er gewöhne sich an, mit den vorhandenen Utensilien zu arbeiten, ohne sich von anderer Seite, den sogenannten Überklugen, beeinflussen zu lassen. Der Fortgeschrittene wird seine Methoden zu verbessern suchen und dann die erprobten Neuerungen zum Nutzen und Wohle aller Sammler mitteilen. Man soll das bewährte Alte nicht mißachten, wie| das so häufig geschieht, ohne aus fester Überzeugung heraus etwas besseres) bringen zu können. Die Ursache von Mißerfolgen suche man zunächst immer bei sich selbst; das ist die schon erwähnte Selbsteikenntnis. Wer diesen Artikel gelesen hat und Interesse an unserem Arbeit zeigt, schließe sich uns an. Namentlich die Jugend sei hier angesprochen, um in dieser Sammlergemeinschaft der Fachgruppe Entomologie zum Wohle des Volkes zu wirken.