Stadtbibliothek Nordhausen

Aus NordhausenWiki
Stadtbibliothek
„Rudolf Hagelstange“
Gründung 10. Februar 1877
Bestand 68.536 (31.12.2022)
Bibliothekstyp Öffentliche Bibliothek
ISIL DE-No10
Betreiber Stadt Nordhausen
Leitung Marie-Kathrin Haase
Netzpräsenz www.bibliothek.nordhausen.de
Seit August 2014 ist die Stadtbibliothek im Bürgerhaus untergebracht

Die Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ (auch Stadtbibliothek Nordhausen) ist eine öffentliche Bibliothek der Stadt Nordhausen. Den Namen erhielt sie am 25. April 1992 zu Ehren des Nordhäuser Schriftstellers Rudolf Hagelstange. Sie wurde im Jahr 1877 als „Nordhäuser Volksbibliothek“ gegründet und ist seit August 2014 im Bürgerhaus untergebracht.

Geschichte

Am 10. Februar 1877 wurde die Volksbibliothek Nordhausen durch Vereine und Bürger der Stadt in einem Raum des Waisenhauses gegründet. Zu dieser Zeit standen 245 Bücher zur Verfügung, die Leihgebühr betrug 2 Pfennig. Die Mittel zur weiteren Vervollkommnung der Bibliothek wurden anfangs durch Sponsoren und Beiträge der Stadt aus Sparkassenüberschüssen in Höhe von 150 bis 200 Mark bestritten.

Eine Spende der Jacob-Plaut-Stiftung im Jahr 1905 ermöglichte eine Erweiterung. 1906 wurde die Bücherei in das Museum am Friedrich-Wilhelm-Platz verlegt, wo sie am 18. Februar 1907 wieder eröffnete. Sie erhielt den Namen „Jacob-Plaut-Volksbücherei“, den sie bis 1933 behielt. Mit dem Jahr 1934 brach für die Einrichtung eine beispiellose ambulante Existenz an, die bis 1952 anhielt. Das Gebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz wurde wieder für schulische Zwecke benötigt, und die Bibliothek zog in die Ritterstraße 3 um. Die nächsten Jahre brachten weitere Umzüge mit sich. Hanna Müller übernahm im Oktober 1934 die Leitung der Einrichtung; die 34-jährige löste ihre Mutter Luise ab, die in den Ruhestand versetzt wurde. Luise Müller hatte in ihrer 16-jährigen Tätigkeit maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Volksbücherei. Der Bestand belief sich am 1. April 1937 auf 7041 Bücher, die Ausgabezeiten waren täglich (außer mittwochs) von 16 bis 19 Uhr.

Neben der Stadtbibliothek (Jacob-Plaut-Volksbücherei am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 existierten in den 1930er Jahren einige weitere Leihbibliotheken und Lesezirkel in Nordhausen: Walter Arpert (Rautenstraße 8/9), Willi Claus (Weberstraße 23), Ernst Georgi (Gartenstraße 7), C. Haake (Töpferstraße 1a), L. Hornickel (Töpferstraße 11/13), Katholische Volksbücherei (Domstraße 21), Moderner Buch-Verleih (Rautenstraße 2), Rekord-Buchverleih (Neuestraße 2) und Friedrich Schüler (Pferdemarkt 21).

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Bibliothek geschlossen, und die Bücher wurden im Rathaus eingelagert. Im November 1939 wurde sie jedoch auf Veranlassung des zuständigen Ministeriums im Rosenthal-Haus wieder eröffnet. Das Haus wurde bei den Luftangriffen auf Nordhausen im April 1945 komplett zerstört, nahezu alle 9000 Bücher gingen verloren.

Bibliothek im Alten Rathaus (1955)

Am 10. September 1945 begann unter der Leitung von Hanna Müller der Neubeginn in der Domstraße 16. Durch einen Aufruf an die Bevölkerung wurden 750 Bücher, die bei der Bombardierung ausgeliehen waren, zurückgebracht und bildeten den Grundbestand. Dazu kamen später 2200 Bücher aus beschlagnahmten privaten Bibliotheken. Nach weiteren Ortswechseln, 1947 in die Mauerstraße 16 und anschließend in die „Harmonie“ in der Käthe-Kollwitz-Straße 10, erhielt die Volksbücherei am 26. September 1952 einen festen Platz im Alten Rathaus. Der Bestand war inzwischen auf 8000 Bände angewachsen.

Am 1. Januar 1955 erfolgte die Zusammenlegung der Kinder- und Jugendabteilung der Bibliothek im Alten Rathaus mit der des Pionierhauses „Hermann Matern“ zur Zentralen Kinderbibliothek. 1968 wechselte sie mit 3000 Büchern in die Flohburg in der Barfüßerstraße 6. 1956 erfolgte die Umwandlung von der Volksbücherei in die Stadt- und Kreisbibliothek. Am 7. Oktober 1974 eröffnete eine Phonothek mit 7000 Medieneinheiten, die am 18. August 1975 um 2800 Schallplatten erweitert wurde.

Von 1978 bis 2014 befand sich die Stadtbibliothek in der Wilhelm-Nebelung-Straße 10

1978 erfolgte der Umzug in die Villa der Wilhelm-Nebelung-Straße. Der Bankier Fritz Schönfeld ließ 1880/81 die repräsentative Villa im Stil des Neoklassizismus mit Statuen und Schmuckelementen errichten. Architekt war der Nordhäuser Baumeister Carl Habermann. Zeitweise war die Villa auch in Besitz des Ehrenbürgers und Tabakfabrikanten Hermann Hanewacker. Ab 1990 begannen durch die Bereitstellung von Fördermitteln umfangreiche Rekonstruktions- und Umbauarbeiten im und am Gebäude. Die Bibliothek musste deshalb vorübergehend ins ehemalige Stadthaus umziehen. Am 25. April 1992 eröffnete die Einrichtung wieder als Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“. 1998 erfolgte der Umzug der Kinder- und Jugendbibliothek aus der Flohburg.

Ab Mitte der 1990er Jahre unterhielt die Stadt einen Bücherbus, der durch die Bibliothek bestückt wurde.

Am 10. Februar 2002 beging die Stadtbibliothek ihr 125. Jubiläum. Dazu erschien auch eine Festschrift, verfasst von Jörg-Michael Junker, Rainer Hellberg und Leiterin Kersti Kramer.

Am 12. Dezember 2007 beschloss der Stadtrat den Bau eines Mehrzweckgebäudes am Standort der einstigen Marktkirche. Der Bau begann Mitte 2011 unter dem Projekttitel „Kulturbibliothek“. Am 18. April 2014 öffnete die Bibliothek ein letztes Mal in der Wilhelm-Nebelung-Straße.

Am 27. Juni 2014 wurde mit einer aus knapp 600 Schülern bestehenden Bücherkette der Umzug der Stadtbibliothek von der Wilhelm-Nebelung-Straße in das Bürgerhaus symbolisch abgeschlossen.[1][2] Am 30. August 2014 eröffnete die Stadtbibliothek im Bürgerhaus und verfügt über eine Publikumsfläche von rund 1500 Quadratmetern.

Die Nordfassade in der Abendansicht

2013 erfolgte die Gründung des Fördervereins „Nicolai in foro e. V.“ durch Nordhäuser Bürger; der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bibliothek zu fördern, deren Literaturangebot zu verbessern und Veranstaltungen zu unterstützen.

Am 21. Oktober 2015 fand im Bürgerhaus der 21. Thüringer Bibliothekstag unter dem Motto „Bibliothek neu denken“ statt.

Im Oktober 2016 wurde die Stadtbibliothek mit dem Thüringer Bibliothekspreis ausgezeichnet.[3]

Seit Sommer 2017 befindet sich eine Sonderstempelstelle der Harzer Wandernadel am Eingang des Hauses.

Leiter

  • Luise Müller (1918–1934)
  • Hanna Müller (1934–1954)
  • Ricarda Siebert (1955–?)
  • Helga Rathnau (kommissarisch, 1961–1962)
  • Hubert Schröter (1963–1982)
  • Elvira Rasmus (1982–1987)
  • Gudrun Weinhold (1987–1989)
  • Magdalene Engelhardt (1989–1992)
  • Kersti Kramer (1992–2012)
  • Hildegard Seidel (2014–2023)
  • Marie-Kathrin Haase (seit 2023)
Leitung Kinderbibliothek Flohburg
  • Charlotte Langbein (1963–1970)
  • Christine Schuster (1970–1975)
  • Kersti Kramer (1975–1992)

Weitere Namen

  • Stadt- und Kreisbibliothek Nordhausen (1955–1992)
  • Städtische Volksbibliothek Nordhausen (1933–1955)
  • Jacob-Plaut-Volksbücherei (1907–1933)
  • Nordhäuser Volksbibliothek (1877–1907)

Statistik

Kaskadentreppe

Benutzer

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Medienangebot und -nutzung

Die Stadtbibliothek Nordhausen hatte Ende 2020 einen Gesamtmedienbestand von 65.670 Medieneinheiten mit 100.009 Entleihungen.

Ausleihen und Medienangebot 2022 2021 2020 2019
Ausleihen 113.304 83.675 100.009 124.140
Printmedien
Bestand 57.439 55.274 55.285
Entleihungen 69.156 48.022 59.017
Non-Prints
Bestand 11.097 10.697 10.386
Entleihungen 23.004 16.487 20.701
E-Medien
Bestand 126.154 111.870 77.200
Entleihungen 21.144 19.166 17.950
Physische Medien
Bestand 68.536 65.971 65.670
Entleihungen 92.160 83.675 82.059
Zeitschriften-Abos Print 73 73 73
Zeitschriften-Abos elek. Form 55 41 41
Zugang an Medieneinheiten 3.288 3.854 5.319
Nehmende Fernleihe 242 276 329
Gebende Fernleihe 85 59 60

Bilder

Villa in der Wilhelm-Nebelung-Straße 10

Bürgerhaus

Literatur

Externe Verweise

 Commons: Stadtbibliothek Nordhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise