Matthias Jendricke

Matthias Jendricke Plakat zur Landratswahl im Mai 2015 ' geb. 23. Januar 1972 in Nordhausen Landrat, Bürgermeister, Stadt- u. Kreisverordneter, Diplom-Kaufmann Bilder und Medien bei Commons Wikidata: Datensatz

Matthias Jendricke (geb. 23. Januar 1972 in Nordhausen) ist seit Mai 2015 Landrat des Landkreises Nordhausen (SPD). Von 2005 bis 2015 war er Bürgermeister (Erster Beigeordneter) der Stadt Nordhausen.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Matthias Jendricke wurde als Sohn des Handwerkmeisters Wilfried Jendricke (geb. 1947) und dessen Ehefrau Dagmar geboren. Er besuchte die POS Adolf Diesterweg und ab 1988 die EOS Wilhelm von Humboldt. Jendricke, der aus einem evangelischen Elternhaus stammt, ging ab September 1989 regelmäßig zu den Montagsdemos in Leipzig.

1990 bestand er das Abitur und ging im Herbst 1991 an die Universität Göttingen, die er 2000 als Diplom-Kaufmann verließ. Als Student engagierte er sich u. a. gegen die Castor-Transporte.

1993 trat Jendricke in die SPD ein und wurde ein Jahr später jüngstes Stadtratsmitglied in Nordhausen. 1999 erfolgte die Wahl zum SPD-Fraktionsvorsitzenden. Im selben Jahr wurde er in den Kreistag gewählt.

Kommunalverwaltung

Von 2001 bis 2005 war Matthias Jendricke Erster Beigeordneter des Landkreises Nordhausen. Seine Wahl wurde zuvor vom Verwaltungsgericht Weimar beanstandet, da Jendrickes Erfahrung in Leitungsfunktionen und Kenntnissen in der Kommunalverwaltung den Anforderungen nicht genüge. Seine Tätigkeit im Stadtrat bzw. als Kreistagsmitglied war hierfür als nicht ausreichend bewertet worden. Die Beigeordnetenwahl wurde kurz darauf vom Landesverwaltungsamt annulliert und musste erneut durchgeführt werden. Schließlich wurde Jendricke als Beigeordneter bestätigt.

Bürgermeister von Nordhausen

Am 1. Dezember 2004 wurde Jendricke vom Nordhäuser Stadtrat in geheimer Abstimmung mit 32 Ja-Stimmen der 35 Anwesenden in das Amt des 1. hauptamtlichen Beigeordneten – des Bürgermeisters – gewählt. Am 1. Mai 2005 trat er dann die Nachfolge von Klaus Wahlbuhl (SPD) an und war u. a. zuständig für die Bereiche Finanz und Vermögensverwaltung, Ordnung, sowie für das Haupt- und Personalamt.

Die Mehrheit des Stadtrates lehnte am 25. November 2010 im ersten Wahlgang die Wiederwahl von Jendricke ab. Von 19 benötigten Ja-Stimmen erhielt er 17. Bei der zweiten Wahl am 22. Dezember 2011 fehlte ihm eine Stimme. Am 7. Februar 2011 wählte der Stadtrat Jendricke im dritten Anlauf mit 19 von 37 Stimmen erneut zum Bürgermeister von Nordhausen; 17 Mitglieder des Stadtrates enthielten sich der Stimme. Die Vorsitzende der Fraktion Die Linke, Barbara Schenke, kritisierte die Ausschreibung, die auf Jendricke zugeschnitten gewesen sei. Für die Stelle des Bürgermeisters hatte es zwei Ausschreibungsrunden geben. Auf die erste Ausschreibung gab es mit Jendricke als Amtsinhaber nur einen Bewerber. Die Wahl Jendrickes kam aufgrund einer neuen Ausschreibung zustande, auf die sich insgesamt elf Bewerber gemeldet hatten, von denen zwei für das Verfahren zugelassen wurden.

Im April 2012 kandidierte Matthias Jendricke als Oberbürgermeister von Nordhausen und erreichte 37,7 Prozent. In der Stichwahl am 6. Mai unterlag er Klaus Zeh (CDU) mit 48,9 Prozent.

Gegen Matthias Jendricke wurde ab dem 22. März 2013 wegen des Verdachts der Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauchs widerstandsunfähiger Personen ermittelt; der Vorwurf der Vergewaltigung und sexuellen Mißbrauchs widerstandsunfähiger Personen wurde im Laufe des Verfahrens fallen gelassen. Bis zur Einstellung des Ermittlungsverfahrens am 26. September 2013 blieb er beurlaubt.

Ab dem 7. Oktober 2013 war Jendricke zuständig für das Ordnungsamt (einschließlich Wohngeldstelle), die Berufsfeuerwehr sowie für das Bauordnungsamt. Jendricke leitete einige Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Klaus Zeh ein, die jedoch alle von der Kommunalaufsicht zurückgewiesen wurden.

Landrat

Bei der Nominierung zur Landratswahl setzte er sich gegen die amtierende kommissarische Landrätin Jutta Krauth durch. Zur Wahl am 26. April 2015 erreichte Jendricke 34,0 Prozent. Die Stichwahl gegen Stefan Nüßle (CDU) gewann er mit 64,7 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 26,1 Prozent. Am 18. Mai 2015 trat er die Stelle als Landrat offiziell an und wurde am 30. Juni vereidigt.

Am 17. März 2016 wurde Jendricke zum Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Nordhausen gewählt.

Im April 2016 kritisierten die Orts- und Fraktionsvorsitzende von CDU, Die Linke und FDP in einer Presseerklärung Matthias Jendricke scharf. Die in einem Interview getätigten Aussagen durch Jendricke seien für einen Landrat „unwürdig“. Seine persönlich motivierten Attacken seien unredlich und beschwören mutwillig eine Uneinigkeit zwischen Stadt und Landkreis herauf.

Am 6. Oktober 2019 wurde Jendricke vom SPD-Kreisverband einstimmig als Kandidat zur Landratswahl 2021 bestimmt und am 25. April 2021 mit 56,5 Prozent der Stimmen als Landrat bestätigt.

Nach der Schändung der Frauenbergkirche im Dezember 2021 durch einen Afghanen, positionierte sich Jendricke scharf gegen die Entwidmung. Danach wurde Jendricke vorgeworfen, er würde die Gesamtheit der nach Deutschland geflüchteten Afghanen verunglimpfen, indem er sie bezichtigte, die meisten von ihnen lehnen die deutsche Kultur ab. Schon im Sommer habe er nach eigenen Angaben für ein Aufnahmestopp von Flüchtlingen aus Afghanistan aus diesen Grund plädiert. Anfang Dezember 2022 erhielt Matthias Jendricke den Negativpreis „Spitze des Eisbergs“ des Vereins Thüringer Flüchtlingsrat. Als Grund gab der Verein an, dass Landrat Jendricke sich „öffentlich der populistischen Debatte um vermeintlichen Sozialtourismus ukrainischer Geflüchteter anschloss und sich für die Unterbringung von Schutzsuchenden in Massenunterkünfte einsetze“.

Am 13. April 2023 wurde bekannt, dass in Zusammenhang mit der Suspendierung des Nordhäuser Oberbürgermeisters Kai Buchmann das Landesverwaltungsamt Thüringen eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Jendricke prüft.

Persönliches

Jendricke gehört der evangelischen Kirche an, ist seit 2009 verheiratet und hat zwei Töchter (* 2010 und * 2020).

Er ist Mitglied in zahlreichen Vereinen, u. a. Vorsitzender des Tierheim Nordhausen e.V. und bis 2015 Vorstandsmitglied im Förderverein Park Hohenrode. Im Mai 2015 wurde er Vize-Präsident von FSV Wacker 90 Nordhausen. Zu seinen aktiven Sportarten gehören Tauchen, Segeln, Abfahrtsski und Radfahren. Gerhard Schröder zählt er zu seinen politischen Vorbildern.

Literatur

• Bodo Schwarzberg: Menschenbilder aus der Harz- und Kyffhäuserregion. Band 1. Nordhausen: Schwarzberg, 2011. S. 504–507. ISBN 9783000364952

Weiterführende Verweise

• www.matthias-jendricke.de (Weiterleitung auf Facebook]
• NNZ: Politiker-Steckbrief zur Oberbürgermeisterwahl 2012 (Archiv-Version)
• Thüringer Allgemeine: Der neue Mann am Steuer: Heute wird Landrat Matthias Jendricke vereidigt, 30. Juni 2015.

Einzelnachweise

Landräte (ab 1802)

Landkreis Grafschaft Hohenstein (1802–1952)
Kreis Nordhausen (1802–1888)
Landkreis Grafschaft Hohenstein (1888–1945)
Landkreis Nordhausen (1945–1952)

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Kreis Nordhausen (1952–1990)
(Vorsitzender des Rates des Kreises Nordhausen)

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Landkreis Nordhausen (ab 1990)

Joachim Claus (1990–2012) | Birgit Keller (2012–2014) | Matthias Jendricke (seit 2015)