Der Nordhäuser Roland (6/1955)

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Der Nordhäuser Roland (Juni 1955)
Reihe Der Nordhäuser Roland
Band-Nr. 6/1955
Autor Verschiedene
Herausgeber Kulturbund
Erscheinungsjahr 1955
Stand: 6. Januar 2016
Digitalisat: [# PDF (4 MB)]
Editionsrichtlinien:
  • Als Grundlage dienen die NordhausenWiki:Editionsrichtlinien.
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  • Es wurden keine Illustrationen übernommen.
  • Sperrschrift wird nicht wiedergegeben.
Titel Autor
Liebe Nordhäuser Bürger! Rat der Stadt Nordhausen
Der Festumzug und seine Bedeutung H. Döltz
Der Nordhäuser und sein Gehege H. Doltz
[[Der Nordhäuser Roland (6/1955)#Der Roland zu Nordhansen, seine Herkunft und Bedeutung|Der Roland zu Nordhansen, seine Herkunft und Bedeutung| R. H. Walther Müller

Liebe Nordhäuser Bürger!

Nach 10 Jahren harter Aufbauarbeit können wir im letzten Jahr des ersten Fünfjahrplans au£ stolze Erfolge in unserer Arbeit zurückblicken. Bei Wettbewerben im Republik- und Bezirksmaßstab haben zahlreiche Betriebe Siegerfahnen und Anerkennungen errungen. Am August-Bebel-Platz, in der Schillerstraße, Hohe-kreuz-i und Blödau-Straße sind ganze Straßenzüge neuer schöner Wohnungen entstanden. Das „Filmtheater der Neuen Zeit“ bietet uns Erholung, Freude und Entspannung. Der Vorbau geht jetzt seinem Ende entgegen. Mit dem Bau der Rauten- und Töpferstraße erhält Nordhausen eine moderne Straßenführung durch die Innenstadt. Im Zuge der Pflege des Kulturerbes sind unter anderem das Alte Rathaus und die Blasiikirche in ihrer alten Form wieder aufgebaut. ,

Im Nationalen Aufbauwerk 1954 haben wir insgesamt Werte in Höhe von 460 000 DM geschaffen und hiermit gleichzeitig den größten Erfolg im Bezirk Erfurt errungen. Ausgehend von dem Kernspruch „Wer schaffen will, muß fröhlich sein“ wollen wir nun auch in diesem Jahr in Nordhausen in der Zeit? vom 16. bis )19. Juni unser Nordhäuser Rolandsfest feiern. Gewisse Ansätze des Vorjahres und entsprechende Erfahrungen berechtigen zu der Erwartung, daß bei einigermaßen günstiger Witterung unser diesjähriges Nordhäuser Rolandsfest im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes für alle Nordhäuser Bürger und unsere Gäste von nah und fern zu einem wirklichen Volksfest werden wird. Vielerlei kulturelle und sportliche Veranstaltungen, sowie der historische Festumzug bieten die Gewähr, daß jeder Träger der Nordhäuser Festplakette in all seinen Erwartungen, Wünschen und Hoffnungen völlig zufriedengestellt werden wird.

Die zu erwartenden Gäste aus dem Westen unserer deutschen Heimat verleihen dem diesjährigen Nordhäuser Rolandsfest einen gesamtdeutschen Charakter. Ihnen gilt unser besonderer „Willkommensgruß“!

Allen an der Vorbereitung und Durchführung dieses schönen Heimatfestes Beteiligten spreche ich an dieser Stelle im Namen des Rates und des Zentralen Aufbaukomitees der Stadt Nordhausen den besten Dank aus.

Ich grüße alle Nordhäuser Bürger, die sich an unserem Nordhäuser Rolandsfest beteiligen, aufs herzlichste und wünsche dem Fest einen vollen Erfolg.

Rat der Stadt Nordhausen
Vorsitzender des Zentralen Aufbaukomitees der Stadt Nordhausen
i. V. Eichholz, Stadtrat

Der Festumzug und seine Bedeutung

Im Mittelpunkt eines jeden großen Festes und besonders eines Heimatfestes steht in der Hegel ein Festzug. Er ist das eigentliche Kernstück allen Feiern und Veranstaltungen, um ihn rankt sich das ganze übrige/ Geschehen. Aus diesem Grunde soll er auch bei dem „Nordhäuser Rolandsfest“ nicht fehlen.

In drei großen Teilen wird sich vor den Zuschauern eine Folge von Bildern entrollen, die von der Gründung unserer Stadt bis in die Jetztzeit hinein ihre Geschichte und die Entwicklung ihrer Kultur und Wirtschaft darstellen werden.

Der erste und geschichtliche Teil wird nachfolgende Bilder und Szenen bringen:

Festumzug,

1. Bild: Gründung der Burg Nordhausen (910)
Heinrich I. berät mit einem Baumeister die Burganlage.
Fronleute fahren das Baumaterial heran.
2. Bild: Kaufleute und Handwerker an der Macht (1277)
Das differenzierte Wirtschaftsleben verdrängt die feudale» Verwaltung der Reichsministerialen. Die Bürger nehmen die Verwaltung ihrer Stadt in die eigene! Hand und geben sich selbst eine Verfassung. Den Rat bildet vornehmlich die Gilde der Gewandschnitter, doch strebenj die Handwerker der Schuhmacher, Gerber, Bäcker, Fleischer und Schmiedel energisch nach einer Beteiligung am Regiment.
3. Bild: Kampf gegen die Patrizier (1375)
Die Selbstsucht der reichen Patrizier führt zum Sturz der Geschlechterherrschaft Nach dem Sturm auf das Riesenhaus (1375) werden1 die Mitglieder des alten Rats verbannt. Fortan besteht der Rat zu einem« größeren Teil aus Handwerkern, doch wird die alte Verfassung nicht geändert.
4. Bild: Bauernkrieg (1525)
Thomas Müntzer reitet in den Kampf, gefolgt von Bauern und revolutionären, vermögenslosen Städtern.
5. Bild: Nordhausen wird preußisch (1802)
Die reichsstädtische Bürgerwehr und die Stadtsöldner werden abgelöst durch preußisches Militär. Die Kliquenwirtschaft in der Verwaltung wird beseitigt. Nordhausen ist zwar nur noch eine kleine Provinzstadt, hat dafür aber Anschluß an ein größeres Vaterland gefunden.
6. Bild: Fremdherrschaft und Befreiungskriege (1806—1813)
Nordhausen wird dem Königreich Westphalen eingegliedert und hat unter französischen Durchzügen schwer zu leiden. Kosaken und York’sche Jäger versinnbildlichen die endliche Befreiung vom fremden Joch.
7. Bild: Grenzort um 1835
Die Grenzen nach Hannover und Schwarzburg beeinträchtigen Handel und Wandel. Allgemeine Arbeitslosigkeit treibt die Bevölkerung zum Grenzschmuggel. Rigoroses Vorgehen der preußischen Grenzzollbeamten und der Garnison rufen allgemeine Erbitterung hervor. Der Maurergeselle Brinckmann wird nachts in der Hütergasse erschossen.
8. Bild: Revolution 1848
Der Prediger Eduard Baltzer opponiert gegen die preußische Landeskirche, begründet die Nordhäuser Freie Gemeinde und wird als Politiker der bedeutende Erzieher zu Freiheit und Menschenwürde.
9. Bild: Tabakarbeiterstreik 1901
In einem 26 wöchigen Streik erringen die Nordhäuser Tabakarbeiter, nach hartem Kampfe und von der gesamten deutschen Arbeiterschaft durch Boykottmaßnahmen solidarisch unterstützt die Anerkennung ihres gewerkschaftlichen Zusammenschlusses.
10. Bild: Deutsche Arbeiterbewegung 1901—1945

In dieser Zeit festigt sich die deutsche Arbeiterschaft organisatorisch und stärkt sich ideologisch. Im Jahre 1912 aus Anlaß der Reichstagswahl warnte die große Vorkämpferin für Frieden und Sozialismus „Rosa Luxemburg“ die Menschen vor der drohenden Kriegsgefahr und erklärte den Werktätigen, daß es in ihrer Macht liegt, / den Krieg zu verhindern. — 1918 Büdung der Arbeiter- und Soldatenräte.— 1919 Gründung' des Spartakusbundes. — 15. März 1920 Generalstreik. — 1923 Höhepunkt der Inflation. — 1924 Der Faschismus beginnt sein reaktionäres Haupt zu erheben. — 1924/29 Die amerikanischen Imperialisten wollen Deutschland finanziell und damit wirtschaftlich und politisch unterjochen. — 1933 Machtübernahme des Faschismus. — 1939/45 Die Folgen des Faschismus, des 2. Weltkrieges sind für Nordhausen: 8800 Opfer des Bombenterrors.

Der zweite Teil des Zuges will mit etwa 25 Festwagen die Entwicklung der Stadt nach dem unheilvollen Kriege nachdrücklich unter Beweis stellen, indem man markante Punkte des Stadtbildes, die besonders im Mittelpunkt des Aufbaus standen oder noch! stehen, mit den sich immer mehr entwickelnden Produktionszweigen unserer Stadt sinnvoll in Verbindung setzte. Was durch} fleißige Hände aus Schutt undi Asche wieden zu neuem! Leben erstand, wird somit im Zuge für sich} und den Lebenswillen unserer Bevölkerung beredtes Zeugnis ablegen. Die Werktätigen sollen sehen, was bisher erreicht wurde und daraus Kraft zu neuen Leistungen schöpfen. Sot werden unter anderem das „Theater der Neuen Zeit", das August-Frölich-Heim, das Alte Rathaus, die Promenade, das Pionierhaus ,.Hermann Matern“ vorüberrollen. Das Stadttheater, an dessen Leistungen sich das gesamte Kreisgebiet erfreut, wird anläßlich des Schmerzjahres eine Szene aus „Maria Stuart“ stellen, nationale^ Kulturgut wird durch Erhaltung des Petrikirch-turmsj und der Frauenbergkirche gewahrt, die „Finkenburg“ soll die Unterstützung des Handwerks durch unsere Regierung symbolisieren, der Schulneubau in Krimderode mit über 25 000 freiwilligen Aufbaustunden den Willen zu einem besseren Leben und die Sorge für unsere Jugend charakterisieren. Auch}der Poppenbergturm, das beliebte Ausflugsziel der Nordhäuser, der im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes wieder hergestellt wird, ist nicht vergessen worden. Der letzte und dritte Teil endlich bringt die Industriealisierung unserer Stadt unter Herausstellung der Großbetriebe, ihrer Produktion und ihrer Absatzgebiete, das Aufblühen des Bergbaus, die Entwicklung der Landwirtschaft von der Leibeigenschaft bis zur Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), einen Querschnitt durch die Sportbewegung von Turnvater Jahn bis zur Gesellschaft/ für Sport und Technik (GST), und schließlich einen Überblick über die Jugendbewegung in all ihren Formen. So> soll! uns derl Festzug zeigen, wasi wir\ bisher beim Aufbau unserer Heimatstadt erreicht haben. Vieles muß' noch erreicht werden, das vor Augen zu führen, soll der Sinn des! Festzuges sein. Er soll darüber hinaus aber auch die Liebei zu unserer Stadt, zu unserer Heimat und zu Deutschland} weiter erhalten und vertiefen. Nach der Fertigstellung) der Rauten- und Töpferstraße wird der Festzug folgenden Weg nehmen:

Stellplatz: August-Bebel-Platz, von dort durch die Gartenstraße, Töpferstraße, Rautenstraße, Karl-Marx-Straße, Albert-Kuntz-Platz, Oscar-Cohn-Straße, Ernst-Thälmann-Straße, Karl-Liebknecht-Straße, Leninallee, Altentor, Altendorf, Barfüßerstraße, Kranichstraße, Pferdemarkt, Am Hagentor, Straße der Jugend, Käthe-Kollwitz-Straße, Gartenstraße zurück zum August-Bebel-Platz.

richtet hat. Diesen Budenwirtschaften schließen sich bald Lux (Drei Linden) und Eyl (Hoffnung) an, die dort Filialen ihrer Stammwirtsehaften einrichten. 1834 schreibt ein Chronist, daß der Nordhäuser es liebe, bei seinen Ausflügen die heimatlichen Kirchtürme nicht außer Sicht zu lassen. Man ging zuml „Schurzfell", zum „Hannoverschen Zoll“, nach Niedersachswerfen, nach Hesserode, wo es schmackhafte Forellen gab, aber auch zu Frau Nebelung nach Sundhausen, wo auch die Sondershäuser Musikschüler einkehrten, wenn sie in Nordhausen am Theater gespielt hatten und nun zu Fuß (!) den Rückweg1 antraten. Eine Reise in den Harz war ein Wagnis, am liebsten ging man eben ins Gehege, wo es 1852 bereits „zahlreiche“ Restaurantsl gibt und wo man sonntags, oft aber1 auch in der Woche bei Musikklängen lustwandeln kann. In diesem Jahre kündigt auch Theaterdirektor Max Dientrich an, daß" er am 1. Pfingsttag inn Gehege ein Tivolitheater eröffnet. Es muß aber mehr eine Art Jahrmarktsbude gewesen sein. Schon Anfang Juli nahm das Unternehmen ein unrühmliches Ende, die Schauspielerschar war zu gemischt, und die Leistungen waren mehr als mangelhaft. 1865 gibt es im Gehege eine merkwürdige Veranstaltung. Es wird ein Gehegekonzert (Streichmusik) gegeben, bei dem nur Werke Nordhäuser Komponisten (Sörgel, Ohse, Krüger, Ramsthal, Bergmann, Graßjer, Bauer, Buchmann und Weißenborn) aufgeführt werden. 1894/95 geht das von der älteren Generation gern begangene Maienfest wieder ein. Ein Jahr darauf fallen der alte Huldabrunnen und der Gehegepavillon dem Fortschritt zum Opfer, dafür wird 1904 eine zweite Tonhaile errichtet, zu derem Bau die Gehegegastwirte 4000 Mark beisteuerten. Das nächste Jahr bringt den Fortfall der Tellersammlungen. Unser Karl Feuchte konnte sich noch gut an die „Klapperschlangen“ erinnern, bei deren Nahen so mancher Unbemittelte reißaus nahm. In den Jahren 1911 und 1912 wird eine gründliche! Durchforstung deä Geheges vorgenommen, es wurden neue Ausblicke geschaffen und neue Wege angelegt.

So rundet sich das Bild. Gewiß, die Technik ermöglicht es uns heute, in kurzer Zeit weitentfernte und schöne Ziele aufzusuchen, aber trotzdem bleibt das Gehege noch immer für viele ein Anziehungspunkt, ganz gleich, ob man sich unter den hohen, alten Bäumen ergeht oder bei den Klängen der Musik seinen Sonntags-nachmittags-Kaffee trinkt.

Aus diesem Grunde ist auch bewußt ein großer Teil des „Nordhäuser Rolandsfestes“ unter dde alten Bäume des Geheges gelegt worden. Dort, wo unsere Vorfahren schon seit so vielen Jahren ihre Feste feierten, dort wollen auch wir fröhlich sein. Das Gehege soll mit Recht wieder den ihm gebührenden Platz erhalten, eine Stätte sein, an der unsere Werktätigen Erholung und Freude finden. Ministerpräsident Otto Grotewohl hat einmal ein Wort geprägt, das in diesem Zusammenhänge verdient, wiederholt zu werden: „Ein Volk soll seine Kultur und seine Vergangenheit ehren und pflegen, sonst kann es seine Zukunft nicht wertvoll und glücklich gestalten.“

Wenn an den Festtagen eine froh und/ festlich gestimmte Menge den vielen Darbietungen kultureller und sportlicher Art in den würdig hergerichteten Anlagen und auf dem Festplatz beiwohnen wird, dann wird sich! zeigen, daß Fest- und Organisationskomitee sich dieses Wort zum Leitspruch werden ließen und' dann wird es auch so sein, wie es schon' immer war: Nordhausen und sein Gehege gehören zusammen.

H. Döltz

Der Nordhäuser und sein Gehege

Der Roland zu Nordhansen, seine Herkunft und Bedeutung

Kürzlich erhielt ein jungen Nordhäuser einen; Brief, in dem ihn ein polnischer Korrespondenzfreund um Auskunft ersuchte, was es mit dem Nordhäuser Roland für eine Bewandtnis habe, was für einen „König“ er darstelle usw. — Ähnliche Fragen mögen schon andere Mitbürger mitunter in Verlegenheit gesetzt haben, und es ist in der Tat nicht ganz einfach, eine bündige Erklärung zu geben, was die Rolandfigur am Nordhäuser Rathaus eigentlich bedeutet, und aus welchem Grunde oder zu welchem Zwecke sie dort aufgestellt worden sei.

Eine prägnante Erklärung, die sozusagen zu der landläufigen Auffassung geführt hat, gab E. G. Förstemann, indem er schrieb:

Unter den sieben Wahrzeichen der Stadt nimmt der Roland eine vorzügliche stelle ein. Die Rolandsbilder sind in den sächsischen (d. h. niedersächsischen) und thüringischen; Städten um, den Harz, auch in der Mark Brandenburg, ein) gewöhnliches Sinnbild und,) Zeichen höherer Gerichtsbarkeit, vielleicht ursprünglich der Marktgerechtigkeit. — Auch unsere Väter hielten den Roland für ein Palladium, woran die Freiheit und Reichsunmittelbarkeit der Stadt geknüpft sei.“

Karl Meyer, der wohl das gesamte im Stadtarchiv liegende Material über den Roland gesammelt hat, hat in einem! Aufsatze das Rolandsproblem mit der Irminsulforschung verquickt und nachzuweisen versucht, daß ein „truncus“ aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts als ältester Nordhäuser Roland anzusehen sei. Dieser „truncus“ (= Stamm, Stock) ist zwar in der Nähe des) „antiquum mercatorium“, ”des alten Kaufhauses an der Krämerstraße, das der Vorgänger unseres Rathauses war, belegt, hat aber nichts mit einem Roland zu tun, sondern stellte, wie die wissenschaftliche Kritik alsbald bekanntgab3), einen Pranger oder Diebes-,,stock“ dar. Auf Meyers sachliche Roland-Daten, die er als Anhang zu vorerwähntem Aufsatze veröffentlichte, komme ich noch zurück.

Hans Silberborth erwähnt den Roland im Texte seiner „Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen“ überhaupt nicht und vermerkt seine Existenz lediglich in der „Zeittafel“ unter den Jahren 1411, 1647 und 1717.

Ich selbst habe im April 1953 in dieser Zeitschrift versucht, unter bewußter Außerachtlassung aller Theorien, die sich mit der Entwicklung alter Markthoheitszeichen zu Standbildern mit dem Namen des legendären Schildknappen Rolande) befassen, die Ursachen für die Errichtung des Nordhäuser Rolands aus der politischen Situation der Stadt zu erklären. Wie vielgestaltig und widersprechend jene Theorien sind und wie wenig sie zur Erklärung des Vorhandenseins) unseres Rolands nützen, hat' Studienrat i. R. Kähler dann im September 1953 in der gleichen Zeitschrift hinreichend deutlich gemacht. Das im Juni 1955 stattfindende Heimatfest, das durch den Namen „Nordhäuser Rolandsfest“ gekennzeichnet wird, gibt erneut Veranlassung, die Beziehungen darzustellen, die zwischen unserer Stadt und ihrem Rolande bestehen, das heißt also, auf die ganz spezifischen Ursachen einzugehen, aus denen gerade an diesem Ort ein Roland gesetzt wurde und aus