Curieuse Feuer- und Unglücks-Chronica

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Textdaten
Autor: Johann Heinrich Kindervater
Titel: Curieuse Feuer- und Unglücks-Chronica
Untertitel: Darinnen Die Feuers-Brünste der ... Stadt Nordhausen, auch anderer sehr vieler Oerter in und ausser Teutschland, nicht wenige ... erzehlet werden; mit einem doppelten Register aufgesetzt
aus: Nordhausen
Herausgeber:
Auflage: Erstausgabe
Entstehungsdatum: 1710–1712
Erscheinungsdatum: 1712
Verlag: Carl Christian Neuenhahn
Drucker:
Erscheinungsort: Nordhausen
Quelle:
Kurzbeschreibung: Chronik über Feuersbrünste und andere Katastrophen in Nordhausen und Europa im 17. und 18. Jahrhundert
Digitalisat: PDF (97 MB)
Eintrag in der GND: [1]
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Curieuse Feuer- und Unglücks-Chronica ist ein historiografisches Werk des evangelischen Theologen Johann Heinrich Kindervater, das 1712 in Nordhausen erschienen ist. Die Chronik dokumentiert eine Vielzahl von Feuersbrünsten und anderen Katastrophen, insbesondere in Nordhausen, aber auch in anderen Teilen des Heiligen Römischen Reiches und Europas.

Entstehung und Hintergrund

Anlass für die Entstehung des Werks war der verheerende Stadtbrand von Nordhausen 1710, bei dem große Teile der Stadt zerstört wurden. Kindervater, zu dieser Zeit Pastor an der Kirche St. Blasii, verarbeitete das Ereignis zunächst in einer Predigt, entschloss sich aber später, eine umfassendere Chronik historischer Unglücksfälle zu verfassen. Ziel war es, die Ereignisse im historischen und religiösen Kontext zu deuten und daraus moralische Lehren zu ziehen.

Das Werk erschien im Verlag Carl Christian Neuenhahn und umfasst rund 290 Seiten.

Inhalt

Die Chronik ist in mehrere Teile gegliedert, die sich inhaltlich mit der Geschichte von Katastrophen, theologischen Betrachtungen sowie Lob und Mahnung an die Obrigkeit befassen. Sie enthält neben dem Haupttext eine ausführliche Vorrede, verschiedene Widmungen, Gedichte und ein doppeltes Register.

Theologische und gesellschaftliche Reflexionen

Ein zentraler Bestandteil des Werkes ist die ausführliche theologische Deutung von Feuersbrünsten und anderen Unglücken. Kindervater interpretiert diese Ereignisse als göttliche Züchtigungen, die zur moralischen Umkehr und Buße mahnen sollen. Besonders hervorgehoben wird die Verantwortung der weltlichen Obrigkeit, die in einem ausgedehnten Vergleich mit „hohen Gebirgen“ beschrieben wird – als starke, aber auch verletzliche Träger der göttlichen Ordnung.

Chronik der Feuersbrünste

Im Mittelpunkt steht eine systematische Auflistung von Feuersbrünsten in Nordhausen, darunter:

Darüber hinaus werden auch Feuersbrünste in anderen Städten und Regionen aufgeführt, etwa in Erfurt, Mühlhausen, Leipzig, Venedig, London und Paris. Diese erweitern die Chronik über den lokalen Rahmen hinaus und verleihen ihr eine überregionale Perspektive.

Weitere Unglücksfälle

Neben Bränden thematisiert das Werk auch:

  • Pestepidemien (u. a. 1349, 1488, 1626),
  • Kriegerische Auseinandersetzungen und innere Unruhen,
  • Naturkatastrophen wie Unwetter, Erdbeben und Dürre,
  • Einzelereignisse wie Blitzeinschläge, Gebäudeeinstürze und tragische Unglücksfälle.

Ein wiederkehrendes Motiv ist die Verbindung von historischen Fakten mit religiöser Deutung, etwa durch Bibelzitate oder moralische Ermahnungen.

Lyrische Passagen und Zeugnisse

Das Werk enthält außerdem mehrere lyrische Einlagen, unter anderem Gedichte über die zerstörerische und zugleich heilige Natur des Feuers. Teilweise stammen diese aus dem Umfeld Kindervaters. Zudem finden sich persönliche Zeugnisse, etwa zum Umgang der Bevölkerung mit den Unglücken oder zur Wirkung der Predigten in Krisenzeiten.

Stil und Intention

Die Sprache des Werkes ist stark barock geprägt, mit umfangreichen rhetorischen Ausschmückungen, zahlreichen Bibelzitaten und einer deutlichen didaktischen Absicht. Das Ziel Kindervaters war nicht nur die dokumentarische Darstellung vergangener Ereignisse, sondern vor allem deren Einordnung in einen göttlichen Heilsplan.

Die Chronik verbindet Elemente der Lokalgeschichte, der Theologie und der politischen Moral zu einem vielschichtigen Gesamtbild frühneuzeitlicher Weltsicht.