Die Bewohner Thüringens und insbesondere des Helmegaus bis zum zweiten nachchristlichen Jahrhundert
Kapitel 2
Die Bewohner Thüringens und insbesondere des Helmegaus bis zum 2. nachchristlichen Jahrhundert
Seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert machten sich neue, verstärkte Bewegungen unter den germanischen Völkern bemerkbar. Die Kimbern wanderten aus ihrer jütischen Heimat, ostgermanische, wandalische Völker drängten nach Süden und erschienen an der mittleren und oberen Oder und Weichsel. Diese Völkerbewegungen hatten auch Einfluß auf das nördliche Mitteldeutschland, das von swebischen Völkern besiedelt war. Von Norden her drückten den späteren Langobarden nahestehende Völker nach Süden und siedelten zwischen Elbe und Weser, andere swebische Völker rückten in südwestlicher Richtung vor, überschritten den Oberrhein nördlich Basel und kamen mit den Römern in heftige Tuchfühlung. Auf welcher Straße dieser Weg der Sweben nach Südwest durch Mitteldeutschland gegangen ist, bleibt unbekannt; möglich ist es, daß starke Scharen durch das Helmetal gezogen sind und dort wohnende Stämme mitgerissen haben. Eine Abwanderung aus unserer Landschaft im ersten Jahrhundert v. Chr. ist unverkennbar.[3] Das bevölkerungsarme Land lockte neue, vom Nordharzrande kommende Scharen an. Wahrscheinlich war es die junge Mannschaft, die aus Raummangel oder Abenteuerlust diese alte „Kultursteppe" der Magdeburger Börde verließ und, nach Süden vorstoßend, neue Siedlungsmöglich- keiten suchte. Ihr Zug ist durch die Orte Meisdorf, Helfta, Allstedt, Voigtstedt, Brücken, Bennungen, Roßla, Stockhausen, Bebra bei Sondershausen gekennzeichnet. Wahrscheinlich wollte dieses Volk durch den Paß von Sondershausen nach Süden; dabei wurde ihm hier am Geschling der Durchgang verlegt. So kam es zu heftigen Kämpfen um die dort angelegte gewaltige Wallanlage im Tal von Bebra und auf den das Tal umgebenden Höhen. Ein reiches Gräberfeld, das die Ankömmlinge bei Bebra angelegt haben, beweist ihre Verwandtschaft mit den Nordharzern. Es sind den Langobarden und anderen Hermionischen Völkern nahestehende Germanen, die erstmals um 50 v. Chr. in unsere Landschaft eintraten. Noch heute ist erkennbar, wie der Sondershäuser Paß befestigt war. Am südlichen Ausgang des Bebraer Tales war zunächst eine kleine Talsperre angelegt, dann war weiter nördlich beim Chausseehaus im Westen die Hohe Buche, im Osten der Ölmüllerberg, die „Ole Burg", mit besonders eindrucksvollen Wällen befestigt, die über das Tal hinfort miteinander zusammenhingen. Schließlich, in der Nähe des Ortes Bebra, war das an sich schon schwer passierbare, versumpfte, noch heute mit Teichen versehene Tal durch neue Sperrwälle geschlossen, die sich von dem im Westen gelegenen Eichenberge ins Tal hinabzogen, während im Osten der große und kleine Totenberg steil anstiegen.[4] Das Volk, das diesen Talriegel hier angelegt hat, ist unbekannt, unbekannt ist auch, ob die Germanen, die wir vielleicht als Hermunduren bezeichnen können, die Festungswälle bezwungen haben. Plinius und Strabo nennen diese Hermunduren und geben uns ihre ungefähren Wohnsitze für die Zeit um Christi Geburt an.[5] Plinius nennt den Völkerverband in Mittelgermanien Hermiones und rechnet dazu „Suebi, Hermunduri, Chatti, Cherusci." Ganz offenbar haben wir es bei den einzelnen Völkern mit Zusammenschlüssen verschiedener kleinerer germanischer Stämme zu tun. Einige dieser Stämme haben sich zu den Hermunduren, d. h. den Großen Duren, vereinigt. Da wir die Swehen an der unteren Elbe und Havel, die Chatten in Hessen annehmen können, möchte man für die Cherusker den Raum westlich der Sweben, für die Hermunduren den Raum östlich der Chatten beanspruchen.[6] Danach wäre es möglich, daß die Hermunduren zwischen Harz und Thüringer Wald und im Osten bis an die Elbe heran gesessen hätten. Strabo wiederum nennt nebeneinander Langobarden und Hermunduren, eine Zusammenstellung, die zu dem Pliniusbericht einigermaßen paßt. Die Langobarden müssen eines der nordwestlichsten Swebenvölker gewesen sein, die Hermunduren hatten ihre Wohnsitze südlich von ihnen. Von beiden Völkern erzählt Strabo, sie seien, offenbar unter dem Eindruck römischer Waffenerfolge, hinter die Elbe nach Osten in die öden geflüchtet.[7] Die Nachprüfung durch die Archäologie scheint die Richtigkeit des Straboschen Berichtes ergeben zu haben. Tatsächlich sind den Langobarden verwandte germanische Stämme, die wir mit den Hermunduren gleichsetzen können, in der zweiten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts in Nordthüringen anwesend gewesen, sie haben aber spätestens um Christi Geburt das Land geräumt und sind hinter die Elbe zurückgegangen, wo der archäologische Ausweis sie vom Flä - ming im Norden bis an das Erzgebirge im Süden ergibt. Velleius Paterculus bestätigt das, indem er zum Jahre 5 n. Chr. von der Elbe weiß, daß sie „am Gebiet der Semnonen und Hermunduren vorüberfließt".[8] Hermunduren sind westlich der Saale nicht mehr vorhanden. Ihre ferneren Schicksale sind aber doch in gröbsten Umrissen soweit zu erkennen, daß man behaupten kann, sie hätten nach der Zeitwende nie mehr das Gebiet zwischen Harz und Thüringer Wald betreten. Die Hermunduren breiteten sich nämlich an der Elbe und Saale aufwärts recht schnell nach Süden aus. Der Wall des Erzgebirges und die Markomannen in Böhmen hielten sie zunächst von diesem Lande ab. Deshalb zogen sie sich nach Westen hin an den Frankenwald und oberen Main. Hier gab ihnen 3 v. Chr. Domitius Ahenobarbus neue Wohnsitze und verpflichtete sie damit wahrscheinlich gleichzeitig, den Römern als Grenzschutz gegen die mächtigen Markomannen in Böhmen zu dienen. 19 n. Chr. vertrieben die Römer mit hermundurischer Hilfe den Markomannenfürsten Marbod. Dadurch gelang ihr Eindringen in Böhmen. Anscheinend strömten von Norden längs der Elbe immer neue Hermundurenscharen nach, so daß sie sowohl nach Süden wie nach Westen hin expandieren konnten: Auf die in Mähren sitzenden Quaden gewannen sie 51 n. Chr. Einfluß, die Lh alten besiegten sie im Jahre 58 an einem Salzflusse. Damit siedelten sie vom mittleren Main und von der oberen Werra bis an die obere Elbe.[9] Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. bezeugt Tacitus die Hermunduren dann einwandfrei an der oberen Donau als Freunde der Römer.[10] Hier an der Donau müssen sie, wahrscheinlich sich nach und nach in einzelne Stämme auflösend, während des ganzen 2. Jahrhunderts gesessen haben. Um 200 n. Chr. war das Hermundurenreich zerfallen. Wenn man also, da weder literarische noch archäologische Zeugnisse dafür sprechen, nicht annehmen will, daß die germanischen Scharen, die wir in der zweiten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts bei Sondershausen treffen, weiter in die Beckenlandschaft eingedrungen sind und daselbst, während der Stamm weiter nach Süden wanderte, mindestens erhebliche Volkssplitter zurückgelassen haben, so kann man Thüringen nicht als Wohnsitz der Hermunduren betrachten. Dann ist man aber auch in Verlegenheit, welchem germanischen Volke man überhaupt Thüringen für die ersten beiden Jahrhunderte nach unserer Zeitrechnung zusprechen soll. Vielleicht wäre niemals die Behauptung aufgestellt worden, Hermunduren hätten in Thüringen gesiedelt, wenn man nicht von dem um 400 überlieferten Volksnamen Toringi zurückgeschlossen hätte auf die germanischen Duren. Sehr früh schon hat man aber neben anderem auch sprachhistorische Einwände gegen die Gleichung Duren — Toringi vorgebracht, und da die Quellen, wenn man sie unbefangen liest und gegeneinander abwägt, von keinem Hermundurenvolke im thüringischen Raume wissen, so hat man sich darum bemüht, Thüringen anderen Germanenstämmen zuzuerteilen. Werneburg, Devrient und Wähler haben manches Bestechende für die Cherusker als Bewohner Thüringens anführen können, und insbesondere Wähler hat das Ergebnis der Untersuchungen klar und einleuchtend zusammengefaßt.[11] Doch die Schwierigkeiten der Beweisführung liegen einmal darin begründet, das; man mit den aus dem Altertum überkommenen geographischen Bezeichnungen nur schwer heutige Landschaftsgebilde identifizieren kann. Und zum anderen entstehen sie aus der Unstetigkeit der Stammesgrenzen der einzelnen germanischen Stämme, die sich im Laufe eines Jahrhunderts sehr erheblich verschieben können, so dasz Strabo die Hermunduren in anderen Wohnsitzen ausweist als der beinahe 100 Jahre später schreibende Tacitus, und Caesar kennt 50 v. Chr. die Cherusker in einer anderen Landschaft als Ptolemäus 200 Jahre später. Das ist allgemein bekannt, aber die Versuchung liegt nahe, zeitlich weit auseinanderliegende Überlieferungen zugleich zu verwerten, um einen germanischen Volksstamm als in einer ganz bestimmten Landschaft seßhaft nachzuweisen. Wie Kirchhofs kurzerhand den Melibocus als den Harz annimmt, so Wähler als den Thüringer Wald. Solange man aber nicht genau weiß, welches Gebirge mit dem Melibocus gemeint ist, bleibt des Ptolemäus Nachricht, die Cherusker hätten südlich der Elbe bis zum Melibocus gesiedelt, wertlos.[12] Ebenso werden für die von Caesar ganz unbestimmt gehaltene Bezeichnung der „silva Bacenis" ganz bestimmte Höhenzüge in Anspruch genommen.[13] Wie ferner die Beweisführung Kirchhoffs zu beanstanden ist, der unter Zusammenbringen und Pressung der Überlieferung von Velleius Paterculus und Tacitus Thüringen als Hermundurenland nachzuweisen sucht, so gleicherweise Wählers Darlegung von dem Feldzug des Drusus im Jahre 11 v. Chr. Cassius Dios Bericht darüber ist, soweit es die Festlegung von Landschaften gilt, unbrauchbar.[14] Ferner: Wenn man schon die Örtlichkeit der Teutoburger Schlacht nicht genau festlegen kann, so muß man das Schlachtfeld doch westlich der Weser und nördlich der hessischen Berge suchen, und wenn die Schlacht nicht im Cheruskerlande stattgefunden hat, so doch gewiß unfern seiner Grenzen, da Arminius, der den Schlachtplatz zu bestimmen hatte, ihn nicht gar zu fern von den Sitzen seines Stammes gewählt haben wird. Schon diese Überlegungen verweisen die Cherusker etwa an die mittlere Weser.[15] Wesentlich für die Bestimmung des Cheruskischen Raumes aber ist wiederum Tacitus, der eindeutig die Chatten als die südlichen und die Chauken als die nördlichen Nachbarn der Cherusker erklärt.[16] Mögen die Cherusker 50 Jahre nach Tacitus nach Osten bis an die Elbe zurückgedrängt worden sein, — man muß sie doch immer als ein Volk des norddeutschen Tieflandes ansehen. Sie mögen nördlich des Harzes zeitweilig auch in den Landschaften gesiedelt haben, die später zwischen Elbe und Oker zu Nordthüringen gehörten, man kann aber nicht nachweisen, daß jemals der cheruskische Volksstamm zwischen Harz und Thüringer Wald ansässig gewesen wäre. In letzter Zeit hat man vorsichtig die Vermutung ausgesprochen, Chatten möchten im 1. nachchristlichen Jahrhundert in unserer Landschaft bis an die Saale heran ihre Wohnsitze gehabt haben. Die Bodenfunde, die im Thüringer Becken westlich der Saale keine Spur von Hermunduren ergeben, weisen auf Beziehungen zum westlichen Germanien und damit zu den Chatten hin. Mit Rücksicht darauf wirft W. Schulz die Frage auf, ob nicht die Saale die Grenze zwischen Hermunduren und Chatten gebildet habe und ob nicht die Saale mit dem Salzflusse gemeint sei, an dem im Jahre 58 n. Chr. etwa bei Halle oder Kösen Chatten und Hermunduren handgemein geworden seien.[17] So dankenswert der Hinweis ist und so sehr es lohnt, ihn im Auge zu behalten, — augenblicklich besteht keine Möglichkeit eines ernstlichen Nachweises für diese Dauerbesetzung Thüringens durch Chatten. Nach den literarischen Quellen möchte man Thüringen nicht als ihren Wohnsitz annehmen, und die Wanderungen der Hermunduren ergeben, wie oben gezeigt, die fränkische Saale oder Werra als zeitweilige Grenze von Hermunduren und Chatten, nicht aber die sächsisch-thüringische Saale. Nicht von der Hand zu weisen aber ist es, dass die Chatten längere Zeit östlich über die Werra hinaus in die Urwälder des Hainich, des Eichsfeldes, des Dün und gar der Hain leite bis an die Westgrenzen unserer Wipp er- und Helmelandschaften einzelne Siedler vorgeschickt haben. Mancherlei deutet darauf hin, dass erst durch ein Einströmen von Völkern im 3. und 4. Jahrhundert in das Thüringer Becken und auf das Eichsfeld die Werra zum Grenzfluß geworden ist zwischen den Chatten und den östlich sitzenden Stämmen, die sich seit Ende des 4. Jahrhunderts Thüringer nennen. Auch die Ortsnamenforschung könnte hier vielleicht, z. B. unter Anknüpfung an die Siedlungen mit dem Grundbestandteil „lar", aufhellend wirken.[18] So ist denn bisher nicht nachzuweisen, dass Hermunduren, Cherusker oder Chatten im Lande zwischen Harz und Thüringer Wald längere Zeit ihre Wohnsitze gehabt haben. Noch weniger können wir annehmen, dass ost- oder nordgermanische Völker in der Thüringer Beckenlandschaft wirklich seßhaft geworden seien. Schon in den letzten beiden Jahrhunderten vor der Zeitrechnung erscheinen allerdings ost-germanische Völker von der mittleren Oder, auf der Wanderung nach Westen begriffen, an der Ostflanke Thüringens. Ja, selbst an der östlichen Pforte unseres Helmegaues läßt sich erst eine wandalische, dann eine burgundische Volksgruppe nachweisen. Bei Artern , bei Bennungen, am Taubenbornsberge von Brücken finden wir ihre Hinterlassenschaft; die Burgunden scheinen bei Oldisleben haltgemacht zu haben. Da westlich Bennungen keine Spuren dieser ostgermanischen Völker zu finden sind, müssen wir annehmen, daß sie durch das Unstruttor bei der Sachsenburg das Thüringer Becken erreicht haben und dann weiter durch Hessen und die Wetterau an den Rhein gezogen und nicht durch die Aue und das Hohnsteinsche gewandert sind.[19] Auch in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. tritt immer wieder hervor, daß die von Norden oder Osten heranziehenden Germanen die Elbe-Saale-Linie bevorzugt haben, um nach Süden zu kommen; auch durch den Unstrutdurchbruch bei der Sachsenburg zogen sie; kaum aber verirrte sich eine wandernde Schar in das teils sumpfige, teils mit Wald bedeckte Helmetal. Und dennoch muß, wie für das ganze Thüringer Becken, so auch für die Lande zwischen Harz und Hainleite eine seßhafte Bevölkerung angenommen werden. Sie saß allenthalben sehr dünn, war auch, wenn wandernde Germanen durchzogen, leicht geneigt, sich mitreißen zu laßen, wie es fraglos mit Teilen der Helmetalbevölkerung im 1. vorchristlichen Jahrhundert beim ersten Durchzuge wandernder Sweben geschah, aber eine hauchschwache Schicht älterer Siedler, vermehrt durch Splitter durchziehender Völker, die des Weiterwanderns müde waren, war im letzten vorchristlichen und in den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten vorhanden. Die ganz wenigen Bodenfunde und die geringe Zahl ältester Ortsnamen im Helmetale beweisen die Dürftigkeit der Bevölkerung. Das obere Helme- und das ganze Zorge - und Wiedatal waren so gut wie unbesiedelt. Für die ganze Thüringer Beckenlandschaft ist aufschlußreich, daß mehr die sanften Abdachungen der Hainleite, des Eichsfeldes und des Hainichs nach dem Innern hin besiedelt waren als dieses selbst. Hier müßen bedeutendere Sumpfstrecken vorhanden gewesen sein, als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist. Auch die völlige Menschenleere des Gebietes nördlich des Ettersberges bis vor den Südrand der Finne fällt auf.[20] Ganz wenige Kelten und darüber als Herrenschicht einige Germanen waren es, die in unserer Landschaft siedelten. Die Kelten hatten sich ja in ihrer Hauptmasse schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Thüringer Becken zurückgezogen, vereinzelt müssen sie aber als Unterschicht unter den eingewanderten Germanen ihr Leben gefristet haben. Als diese nun im ersten vorchristlichen Jahrhundert zum Teil nach Südwesten abwanderten und der germanische Nachschub vom Norden nicht sogleich einsetzte, erhielt diese keltische Restbevölkerung eine Zeitlang eine ihrer geringen Zahl nicht entsprechende Geltung. Auch mag der Grund, daß wir gerade von ihrer Hinterlassenschaft besonders gut unterrichtet sind, darin zu suchen sein, daß diese Kelten tüchtige Handwerker waren und wir deshalb ihrer Geschicklichkeit und ihrem Fleiße mehr gute Stücke zu verdanken haben als ihren Herren und Auftraggebern, den Germanen. Jedenfalls waren die Kelten als Handwerker wohlgelitten; ihre Tonwaren und Bronzen wurden ihnen gern abgenommen. Eiserne Pflugschare und Sicheln, von ihnen hergestellt, waren im Gebrauch, und die kriegerischen Germanen bestellten bei den hochgeachteten keltischen Schmieden ihre eisernen Schwerter. Die meisten Funde dieser keltischen Handwerkskunst sind südlich der Hainleite gemacht worden, und je weiter südlich, desto mehr häufen sie sich; doch ein bei Heiligenstadt gemachter Fund von Eisenbarren in Schwertform bietet wenigstens einen Hinweis, daß mindestens auf dem Eichsfelde, vielleicht aber auch östlich davon bei uns im Helmetale einige Kelten noch bis in die Zeit nach Chr. gehandwerkt haben.[21] Im Laufe des ersten Jahrhunderts nach Chr. verschwand der kulturelle Einfluß der Kelten allmählich ganz. Dagegen zeigte sich nun eine Beeinflussung von römischer Seite her, allerdings so gering,wie kaum in einer anderen germanischen Landschaft zwischen Rhein und Elbe. Terra-sigillata-Gefäße hat der Südharzrand nicht aufzuweisen, ebensowenig römische Münzen, die am Westrande des Beckens bei Mühlhausen, bei Schlotheim, bei Holzthaleben zahlreich gefunden worden sind. Provinzial-römische Bronzefibeln, bei Wallhausen, Frankenhausen und Jechaburg gefunden, gehören erst der Zeit nach 200 an. So scheint es, daß weite Landschaften Thüringens nie ein römischer Fuß betreten hat; es ist jedenfalls so gut wie sicher, daß das Helmetal keinen Römer gesehen hat. Ebenso kann ein Warenaustausch nach von Rom beeinflußten Gegenden kaum stattgefunden haben, und Germanen aus unserer Landschaft haben sich nicht als Krieger in die römischen Legionen verdingt.[22] Die wenigen Germanen lebten, wenn sie nicht von durchziehenden Scharen behelligt wurden, in einer außerordentlichen Abgeschiedenheit dahin. Nur die wenigen sehr alten germanischen Ortsnamen weisen es aus, daß unsere Landschaft nicht völlig unbesiedelt war. Es sind sehr einfach gebildete Ortsnamen; die Eigentümlichkeit der Landschaft, etwa die Beschaffenheit des Bodens, ein Flußlauf, ein auffälliger Baum u. dergl. haben zur Namengebung der Niederlassung angeregt. Diese ältesten Orte enden auf aha (ältere Form affa, abgekürzt a), ara, mar, lar, tar. Aha deutet auf einen Bach- oder Flußlauf hin, mar ist mit unserem Worte Meer verwandt und zeigt eine wasserdurchtränkte, sumpfige Gegend an, zu der Endung tar (der) hat ein Baum den Anlaß gegeben, lar bedeutet schlechthin den Wohnplah, ara (ari) ist nicht zu erklären. Sehr viele Ortsnamen, die in Thüringen auf a enden, sind nicht von aha herzuleiten, sondern gehören jüngeren Gründungen an. Hier hat die Kanzleisprache der humanistischen Zeit des 16. Jahrhunderts verheerend gewirkt und hat viele gute deutsche Orte gerade in Thüringen mit einem lateinischen Endungs-a versehen;[23] Im Helmetal sind sicher sehr alte Orte Salza, d. h. die Siedlung am Salzflusse, Kelbra und vielleicht auch Trebra.[24] im Wippertale mögen als Orte ältester germanischer Zeit Furra (Furari) und Nohra genannt werden. Lohra (Lare), d. i. die Wohnstätte, auf dem nordwestlichen Steilrande der Hainleite gelegen, ist zwar erst 1116 bezeugt, aber eine uralte germanische, vielleicht chattische Siedlung.[25] Einfach die Landschaftsform kennzeichnende Ortsnamen wie Berga und Werther gehören auch den ältesten Siedlungen an[26]; im Zweifel dagegen kann man bei Roßla und Risla (wüst westlich Uthlbeben) sein. Diese wenigen Orte allein zeugen von einer Besiedlung bald nach Beginn der Zeitrechnung. Sie liegen keineswegs sämtlich auf besonders fruchtbarem Boden. Denn die Bedürfnisse auch des Ackerbauers und Viehzüchters waren einst andere als heute; auch waren die schweren Böden mit den einfachen Geräten der germanischen Zeit nicht zu bestellen. Zuweilen kam es aber überhaupt weniger auf den Ertrag des Bodens an, da man ja genügend große Flächen zur Verfügung hatte, als auf die Sicherheit des Wohnsitzes. So waren Noßla im Sumpflande, Werther auf einem Helmewerder, Lohra in der Waldwildnis der rauen Hainleite entstanden. Den Volksstamm, dem die Siedler angehörten, kennen wir nicht; es waren Germanen. als die genannten, aber älter als alle sonstigen. Es sind die Orte auf ithi (ida, ide, edc), eine Endung, die offenbar nur zur Verstärkung, zur Unterstreichung des charakteristischen Wortbestandteiles dient; „Stempe" oder „Dulle" genügte eigentlich schon, in Stempeda oder Dullide (Tilleda) wird der erste Wortbestandteil noch besonders hervorgehoben.[27] Siedlungen mit dieser Endung kommen nur in Westfalen, Niedersachsen, Nordhessen und Thüringen vor, die Endung ist der Sprache nach niederdeutsch, ihr Hauptverbreitungsgebiet weist auch nach Norddeutschland. Aus dem Norden sind die Leute gekommen, welche in Thüringen die Orte auf „ida" angelegt haben.[28] Leider ist diese bemerkenswerte Gruppe noch nicht genauer durchforscht, es würden vielleicht daraus auch Ergebnisse für die Frage nach der Thüringer Bevölkerung des 2. nachchristlichen Jahrhunderts zu erzielen sein. Gehäuft finden sich die Orte östlich der Weser zwischen Hannover und Braunschweig bis an das nördliche Harzvorland. Von hier haben sie die Wanderung Leine aufwärts ins Nordhessische, ins Eichsfeldische, überhaupt an den Westrand des Thüringer Beckens angetreten.[29] Auch im Osten scheint der Harz umgangen zu sein, wir finden auch hier südlich seiner östlichen Ausläufer die ida-Ortschaften, z. B. Tilleda, Kölleda, Sömmerda.[30] Dagegen genau im Süden des Harzes, gewissermaßen im Schatten des Harzes, also bei uns, kommen die Orte kaum vor. Im Westen greifen Gittelde und Pöhlde, im Osten Stempeda am weitesten um den Harz herum.[31] Ist die Annahme richtig, daß das Zentrum der „ithi"-Orte um Braunschweig herum liegt, so kämen in erster Linie Cherusker und Fosenals Gründer von dergleichen Siedlungen in Betracht.[32] Diese verschoben sich, von stärkeren Nachbarn bedrängt, im zweiten Jahrhundert gegen die Elbe zu, verfielen bald der Auflösung und wurden überdeckt von swebisch-anglischen Völkern. Splitter von ihnen wichen westlich und östlich um den Harz nach Süden aus. Ihre Hinterlassenschaft sind die Orte mit der „ithi"-Endung. Trifft diese Vermutung zu, so wäre Thüringen zwar nicht das Stammland der Cherusker, aber es hätte einiges cheruskische Blut in sich ausgenommen. Festzuhalten ist aber, datz trotz aller Durchzüge germanischer Stämme eine sehr schwache, aber jahrhundertelang in ihrer Stammeszugehörigkeit sich gleichbleibende germanische Bevölkerung im Thüringer Becken und insbesondere im Helmegau gesessen hat. Das beweist abgesehen von sonstigen Bodenfunden in erster Linie die sich offenbar 200 Jahre hindurch gleichbleibende Verehrung eines Fruchtbarkeitsgottes, der in die Nähe des späteren nordischen Wanengottes Freyr gehört. In einem Moor bei Possendorf im Kreise Weimar ist eine derartige heilige Stätte aufgedeckt worden, und bei Greußen fand man eine 200 Jahre jüngere Weihestätte ganz ähnlichen Charakters. Auch hier wurde eine Fruchtbarkeit spendende Gottheit verehrt und zwar in Gestalt eines Ebers. Der Eber war das Symbol der Zeugungskraft und des Wohlstandes. Dergleichen symbolisch zu nehmende Tierfiguren hat ein heute trocken liegender See bei Greuszen hergegeben: das Tongefäß eines Ebers mit eingelegten Bronzeaugen und einer Oeffnung aus dem Rücken, und eine weitere Tierfigur mit drei Eberköpfen.[33] Was man sonst über Lebensgewohnheiten und Gebrauchsgegenstände dieses ältesten germanischen Volksstammes auf Thüringer Boden ausmachen kann, hat W. Schulz sehr schön beschrieben. Über Kleidung, Schmuck und Waffen mag man bei ihm nachlesen. Gans und Huhn sind in jenen ersten nachchristlichen Jahrhunderten bei den Germanen Haustiere geworden. |
- ↑ Vergl. unten Kapitel 5: Die Befestigungsanlagen. — Leider lag das angekündigte Standardwerk: Hans Neinerth, Vorgeschichte der deutschen Stämme, Verlag Bibliographisches Institut zu Leipzig, bei der Drucklegung noch nicht vor und konnte deshalb nicht benutzt werden.
- ↑ Für die Vorgeschichte unserer Gegend sei in erster Linie hingewiesen auf die treffliche Arbeit von P. Grimm, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Unterharzes und seines Vorlandes auf Grund der Bodenfunde; Jahresschrift für die Vorgeschichte der Sächsisch-Thüringischen Länder, Halle, 1930, Bd. 18. Für unsere Zeit kommt in Betracht Jahresschrift 18. 91 ff. Das von den Germanen im 6. Jahrhundert verdrängte Volk ist von Kossinna als keltisch angesprochen worden. Dagegen liegen Bedenken vor; namhafte Praehistoriker nennen das unbekannte Volk „vorkeltisch", ein Ausdruck, der wenig gut gewählt erscheint. Mir scheint das Volk den Illyrern anzugchören und bald — schon seit 800 v. Chr. — stark von germanischer Kultur beeinslußt zu sein. — Die Webelsburg nimmt Grimm 1930 noch als germanische Wallburg an; Grimm, a. a. O. 94. Dagegen: Grimm, Die Wallburg auf dem Kohnstein zwischen Salza und Niedersachswerfen, Jahresschrift 1938, Bd. 29, 196, mutmaßt er, wohl richtiger, eine ursprünglich „vorkeltische", d. h. also nach unserer Auffassung „illyrische" Burg, die von den Germanen gestürmt wird. — Vergl. unten Kap. 5.
- ↑ W. Schulz, Die Bevölkerung Thüringens im letzten Jahrhundert v. Thr. auf Grund der Bodenfunde, Jahresschrift 1928, 16, und W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 152 fs. Auf dieses zusammenfassende Werk seien Nicht- sachleute nachdrücklich verwiesen.
- ↑ P. Zschiesche, Die vorgeschichtlichen Burgen und Wälle in Thüringen, Halle, Hendel, 1892. III. .14 ff. Ein Urnenfriedhof mit Leichenbrand ist im Jahre 1868 bei Bebra aufgedeckt; die Funde liegen im Sondershäuser Museum.
- ↑ E. Plinius Secundus, Historia naturalis IV. 99—100. Strabo in VII. 3 seiner Geographie.
- ↑ Die Aufstellung geschieht mit allem Vorbehalt, da die Römer Sweben in den verschiedensten Teilen Germaniens angeben. Freilich wird Plinius nicht die Stämme meinen, die Caesar, Comment. VI. 10 als Sueben bezeichnet, welche nach Südwestdeutschland abgewandert waren.
- ↑ Strabo, VII. 3.
- ↑ Vergl. Kirchhofs, Thüringen doch Hermundurenland, 14. Kirchhofs legt die Velleius-Stelle so aus, als ob die Elbe die Semnonen im Osten von den Hermunduren im Westen getrennt hätte.
- ↑ Tacitus, Annales XIII. 57 schildert die berühmte Schlacht vom Jahre 58 um die Salzquellen. Die Hermunduren blieben Sieger und weihten alle Beute, Rotz und Mann, dem Ziu und dem Wotan. — Mit Kirchhofs kann man Satzungen an der Werra oder etwa Neustadt an der fränkischen Saale als Kampfplatz annehmen. Vergl. Kirchhofs, a. a. O. 11. Unmöglich kann man, wie Wähler, Die Thüringer Bevölkerung, Langensalza, 1920, 15, es tut, die Schlacht ohne weiteres an der Werra annehmen.
- ↑ Kirchhofs, der den Bericht des Tacitus nicht übergchen kann, stellt ihn zusammen mit dem etwa 70 Jahre älteren des Velleius Paterculus. Nach Tacitus hätten, so meint Kirchhofs, die Hermunduren am mittleren Main gesessen und von dort aus nach der Donau hin mit den Nömern Handel getrieben. So dehnt K. den Tacitus-Bericht. Kirchhofs, a. a. O. 9 ff. Und da Velleius sie als an der Elbe neben den Semnonen sitzend bezeichnet, müssen sie nach Kirchhofs ihre Wohnsitze vom Main über den Thüringer Wald, das Thüringer Becken, die Saale Hinfort bis an die Elbe gehabt haben: Thüringen doch Hermundurenland! Aus den Quellen aber ist zu entnehmen, daß die Hermunduren ein wanderndes Volk gewesen sind, das kurz vor Chr. an der mittleren Elbe saß, hundert Jahre später an der oberen Donau. Von Westen nach Osten an der Donau entlang von etwa Ulm bis Wien nennt Tacitus einwandfrei: Hermunduren, Narister, Markomannen, Quaden. Ptolemäus kennt im 2. Jahrhundert an der Donau noch die Teuriochämen und Turonen, die möglichenfalls hermundurische Stämme sind. Wähler, a. a. O. 17.
- ↑ Werneburg, Die Wohnsitze der Cherusker und die Herkunft der Thüringer. Jahrbücher der kgl. Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt, Neue Folge, Erfurt 1880, Heft X. — Devrient, Die Heimat der Cherusker; Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, 1900. V. — Devrient, Hermunduren und Markomannen, Neue Jahrbücher, 1901, VII. — Wähler, Die Thüringer Bevölkerung, Langensalza, 1920.
- ↑ Immer wieder erscheint die Gefahr der Zirkelschlüsse: Weil die Cherusker zwischen Weser und Elbe bis an den Melibocus siedeln, deshalb ist der Melibocus der Harz. Weil der Melibocus der Harz ist, deshalb siedeln nördlich des Harzes zwischen Weser und Elbe die Cherusker.
- ↑ Caesar, Comment. VI. 10.
- ↑ Cassius Dio, 55, 1.
- ↑ Cassius Dio, 56, 18, 19. Hier wird berichtet, Varus sei in das Land der Cherusker und an die Weser gelockt. Wenn man schon, wie Wähler, Weser mit Werra interpretiert, so hätten die Cherusker an der Werra und nicht in Thüringen bis an die Elbe heran gesessen. Die ganze Situation in C. D. 56, 19 macht die Annahme Thüringens als Cheruskerland unmöglich. Vergl. auch Tacitus, Annales I. 60, 61. Hier werden ziemlich genau die Wohnsitze der Chauken und Brukterer bestimmt. Östlich der Brukterer und südlich der Chauken muß man im I. Jahrhundert n. Chr. das Cheruskerland annehmen. Dazu stimmt auch Cassius Dio, 67, 5, wo erzählt wird, datz zur Zeit Domitians der Cheruskerfürst Chanvmerus Nachbar der Chatten ist und in Verbindung mit den Römern steht. Chariomerus = der Heerberühmte.
- ↑ Vergl. Tacitus, Germania, K. 30, 35, 36.
- ↑ W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 167.
- ↑ Tacitus, Germania, K. 30. . . . clurant siguiäom oolles, pnulutim rnrv8ount, st Otiattos suos saltus llsrovnius proseguitnr simul utquo cloixiiiit. — Der vom Sprachkünstler her bestimmte Ausdruck läßt die Ostgrenzen der Chatten lm unklaren; es geht aber aus des Tacitus Worten nicht hervor, daß ein Fluß die Grenze gebildet habe. — Ob Lohra auf dem westlichen Ausläufer der Hainleite noch als chattische Siedlung angesprochen werden kann?
- ↑ Vergl. Hahne, Mitteldeutschland in Vor- und Frühgeschichte, Halle 1933, 9 und W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 156 behaupten den Durchzug durch die Aue. Die Hauptfunde stammen aber von Ariern und von. Querfurt; die am weitesten westlich gelegenen wandalischen Siedlungen scheinen bei Bennungen und am Taubenbornsberge bei Brücken gelegen zu haben.
- ↑ Vergl. Mitteldeutscher Heimatatlas, Blatt 8, bearbeitet von W. Schulz und Blatt 9, bearbeitet von I. Wütschke nach O. Schlüter.
- ↑ Vergl. W. Schulz, Keltische Bevölkerung und der keltische Stil in Mitteldeutschland: Petermanns geograph. Mitteilungen, 1927, 363. — W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 158 f.
- ↑ Vergl. O. Busch, Vorgeschichte unseres Heimatgebietes Mühlhausen-Langensalza, Eisenach 1940, 78 f. — Grimm, a. a. O., 106 f.
- ↑ Wütschke, Beiträge zur Ortsnamenforschung in Mitteldeutschland, Mitteilungen des sächs.-thür. Vereins für Erdkunde zu Halle, 1935/36, 37 f.
- ↑ Wütschke, a. a. O, 41. Trebra wird auch als slawische Siedlung bezeichnet; Slawen kommen für unser Trebra als Siedler nicht in Betracht.
- ↑ Otto Dobenerker, Reeesta. Oiplomatioa. neonon spistoluriL Uistorias Iku- rineiae I, Jena 1896, 1113. Das Regestenwerk wird weiterhin nur zitiert als Dob. I, II .
- ↑ Berga erscheint 985 als Berge, Werther 1093 als Wertere. Dob. I, 528. 976. Berga ist die Siedlung auf dem Berge, vergl. die Stellung der heutigen Kirche von Berga; Werther ist der aus einer Insel bewohnte Raum.
- ↑ Vergl. Förstemann, Die deutschen Ortsnamen, Nordhausen, 1863, 228. „ida" soll auch eine Zugehörigkeit bezeichnen.
- ↑ Hentrich, Die Besiedelung des thüringischen Eichsfeldes. Thür.-sächs. Zeitschrift für Geschichte und Kunst, 1919, Bd. 9, 116.
- ↑ Dörna = Dörnde; Schwebda = Suebeda; Höngeda = Honide; Felchta = Felichide, vergl. das Vechelde bei Braunschweig.
- ↑ Collide, Collithi um 860: Sumerde um 860.
- ↑ Gittelde = Gelithi 953 belegt, Dobenecker, l. 387. Pöhlde — Palithi, Pholiba 927, Dob. I. 335. Stempeda = Stempfede 1312 erst bezeugt. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, 32 erklärt Stempe — Berchta, eine germanische Göttin. Das übernimmt Karl Meyer. Arnold, Auskehlungen und Wanderungen deutscher Stämme . . . Marburg, 1875, 304 erklärt Stempel als Berg. Das Wort ist doch wohl mit stampfen, stumpf, Stempel, germ. stamp, stump — stosten, eindrücken zusammenzubringen. Stempeda ist der Ort in der Niederung zwischen den Höhen.
- ↑ Tacitus, Germania, 36. Hier werden die Fosen als Nachbarn und Schicksalsgenossen der Cherusker bezeichnet.
- ↑ W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 163, 175. Zur Freyr-Verehrung vergl. Silberborth, Vom alten Brauchtum . . ., 79 ff.