August-Bebel-Platz (Nordhausen): Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''August-Bebel-Platz''' (bis 1945 '''Neumarkt''') wurde 1890 angelegt. Er ist mit knapp 9000 Quadratmetern der größte Platz in der Nordhäuser Innenstadt. | Der '''August-Bebel-Platz''' (bis 1945 '''Neumarkt''') wurde 1890 angelegt. Er ist mit knapp 9000 Quadratmetern der größte Platz in der Nordhäuser Innenstadt. | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
=== Der Neumarkt bis 1945 === | |||
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An der Stelle des heutigen Platzes befand sich einst der '''Töpferteich''', der als ''fossata Figulorum'' im Jahr 1322 ersmals erwähnt wurde.<ref>Rainer Hellberg: ''Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit''. Band 1. Nordhausen: le petit, 2009. Seite 21.</ref> Hier wurde Lehm gewonnen, der zum Hausbau und auch in der Töpferei verwendet wurde. Der Teich war etwa 110 Meter lang und 75 Meter breit. In der Nähe befand sich eine Windmühle. Da das Gewässer immer mehr verschlammte und von ihm eine Geruchsbelästigung ausging, begann man um 1875 mit der Auffüllung des Areals. 1881 wurden elf Parzellen urbar gemacht und der Magistrat vergab diese unentgeltlich für jeweils ein Jahr an arme Bürger als Gartenland. | An der Stelle des heutigen Platzes befand sich einst der '''Töpferteich''', der als ''fossata Figulorum'' im Jahr 1322 ersmals erwähnt wurde.<ref>Rainer Hellberg: ''Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit''. Band 1. Nordhausen: le petit, 2009. Seite 21.</ref> Hier wurde Lehm gewonnen, der zum Hausbau und auch in der Töpferei verwendet wurde. Der Teich war etwa 110 Meter lang und 75 Meter breit. In der Nähe befand sich eine Windmühle. Da das Gewässer immer mehr verschlammte und von ihm eine Geruchsbelästigung ausging, begann man um 1875 mit der Auffüllung des Areals. 1881 wurden elf Parzellen urbar gemacht und der Magistrat vergab diese unentgeltlich für jeweils ein Jahr an arme Bürger als Gartenland. | ||
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Im Jahr 1890 begann man mit dem Anlegen des „Neumarktes“; diese Bezeichnung wurde gewählt, da sich der „alte“ Markt am [[Altes Rathaus|Rathaus]] befand. Das Gebiet wurde planiert und rundherum Bäume gepflanzt. Am 13. und 14. September 1890 traten auf dem „neuen Marktplatz vor dem Töpfertor“ erstmals Schausteller auf.<ref>Rainer Hellberg: ''Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit''. Band 1. Nordhausen: le petit, 2009. Seite 23.</ref> Zuvor beschloss der Magistrat im Januar 1890, daß auf dem Platz künftig Jahrmärkte veranstaltet werden dürfen (diese wurden bisher auf dem [[Schinderrasen]] abgehalten). | Im Jahr 1890 begann man mit dem Anlegen des „Neumarktes“; diese Bezeichnung wurde gewählt, da sich der „alte“ Markt am [[Altes Rathaus|Rathaus]] befand. Das Gebiet wurde planiert und rundherum Bäume gepflanzt. Am 13. und 14. September 1890 traten auf dem „neuen Marktplatz vor dem Töpfertor“ erstmals Schausteller auf.<ref>Rainer Hellberg: ''Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit''. Band 1. Nordhausen: le petit, 2009. Seite 23.</ref> Zuvor beschloss der Magistrat im Januar 1890, daß auf dem Platz künftig Jahrmärkte veranstaltet werden dürfen (diese wurden bisher auf dem [[Schinderrasen]] abgehalten). | ||
Zwischen 1872 und 1904 erfolgte die Bebauung des Platzes mit Bürgerhäusern, die heute auf der Ostseite noch vorhanden sind. Die 23 Häuser des Neumarktes wurden laut Adreßbuch von 1897 der [[Gartenstraße]], der [[Marktstraße]] und des [[Taschenberg]]s zugeordnet. Neben Wohnhäusern – der Neumarkt galt als gute Wohngegend der gehobenen Mittelschicht – befanden sich hier auch Gasthäuser und Handwerksfirmen. Seit 1885 befand sich die Restauration | Zwischen 1872 und 1904 erfolgte die Bebauung des Platzes mit Bürgerhäusern, die heute auf der Ostseite noch vorhanden sind. Die 23 Häuser des Neumarktes wurden laut Adreßbuch von 1897 der [[Gartenstraße]], der [[Marktstraße]] und des [[Taschenberg]]s zugeordnet. Neben Wohnhäusern – der Neumarkt galt als gute Wohngegend der gehobenen Mittelschicht – befanden sich hier auch Gasthäuser und Handwerksfirmen. Seit 1885 befand sich die Restauration „[[Bürgergarten]]“ und die „[[Gartenlaube]]“ am Platz; der Bürgergarten wurde bis 1966 betrieben und schließlich mit dem Nachbarhaus abgetragen (an seiner Stelle befindet sich heute die [[Rolandstube]]). Weitere bekannte Einrichtungen waren die Gärtnerei Bundesmann, die Kreuz-Apotheke (seit 1920) und eine runde Bedürfnisanstalt, "Leimbacher Bahnhof" genannt, (seit 1937) an der Nordwest-Ecke des Platzes. | ||
1915 schlugen Nordhäuser Bürger vor, den Neumarkt in [[Paul von Hindenburg|Hindenburgplatz]] umzubenennen. | 1915 schlugen Nordhäuser Bürger vor, den Neumarkt in [[Paul von Hindenburg|Hindenburgplatz]] umzubenennen. | ||
An der Westseite des Neumarktes mit der Gaststätte „Zietz“, etwa dem Standort der heutigen „Rolandstube“ (lt. dem Stadtplan von 1936 hieß dieser Straßen-Abschnitt „Neumarkt, Hausnummer 1 bis 7“) wurde | An der Westseite des Neumarktes mit der Gaststätte „Zietz“, etwa dem Standort der heutigen „Rolandstube“ (lt. dem Stadtplan von 1936 hieß dieser Straßen-Abschnitt „Neumarkt, Hausnummer 1 bis 7“) wurde in den letzten Kriegsjahren von KZ-Häftlingen ein Löschwasser-Teich ausgehoben. In Nordhausens Unterstadt stand genügend Löschwasser zur Verfügung, jedoch war dies in der [[Oberstadt]] nicht der Fall. Aus diesem Grund wurde beschlossen, einen Löschteich auf dem Neumarkt anzulegen. | ||
Allerdings waren 1944 keine Arbeitskräfte mehr für größere Erdarbeiten zu finden. Die Stadtverwaltung musste sich deshalb Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora ausleihen. Das ausgehobene Erdreich wurde zu einem Wall aufgeschüttet, so dass Passanten den Arbeitsplatz nicht mehr einsehen konnten. | |||
Ob der Teich abgedeckt und befüllt wurde und wann er wieder zugeschüttet wurde, ist nicht bekannt. | |||
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1956 eröffnete am Rande des Platzes die [[HO-Spätverkaufsstelle Nordhausen]], bis 1945 befand sich hier | 1939 eröffnete eine BP-Tankstelle am Neumarkt, die 1945 einen Bombenvolltreffer erhielt. | ||
Im Norden des Platzes lag das historische Gehöft „Botenschildchen“, das während der [[Luftangriffe auf Nordhausen]] 1945 stark zerstört und die Reste später abgetragen wurden. Die gesamte Südseite des Platzes wurde durch das Bombardement vernichtet und Anfang der 1950er Jahre mit zweigeschossigen Wohnbauten wieder errichtet. | |||
=== August-Bebel-Platz ab 1945 === | |||
1945 wurde der Platz nach [[Wikipedia:August Bebel|August Bebel]] benannt. Ursprünglich sollte das Areal erweitert werden; so war 1946 eine Stadthalle als großes Versammlungsgebäude geplant, was aber später verworfen wurde. | |||
1956 eröffnete am Rande des Platzes die [[HO-Spätverkaufsstelle Nordhausen]], bis 1945 befand sich hier die Tankstelle. | |||
1978 wurde die Arbeiterwohnunterkunft (AWU) mit 115 Wohnungen eingeweiht; in dem Gebäude befinden sich heute u. a. [[Radio Enno]] und im Anbau die Rolandstube. | 1978 wurde die Arbeiterwohnunterkunft (AWU) mit 115 Wohnungen eingeweiht; in dem Gebäude befinden sich heute u. a. [[Radio Enno]] und im Anbau die Rolandstube. |
Aktuelle Version vom 25. März 2023, 16:59 Uhr
Der August-Bebel-Platz (bis 1945 Neumarkt) wurde 1890 angelegt. Er ist mit knapp 9000 Quadratmetern der größte Platz in der Nordhäuser Innenstadt.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Neumarkt bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
An der Stelle des heutigen Platzes befand sich einst der Töpferteich, der als fossata Figulorum im Jahr 1322 ersmals erwähnt wurde.[1] Hier wurde Lehm gewonnen, der zum Hausbau und auch in der Töpferei verwendet wurde. Der Teich war etwa 110 Meter lang und 75 Meter breit. In der Nähe befand sich eine Windmühle. Da das Gewässer immer mehr verschlammte und von ihm eine Geruchsbelästigung ausging, begann man um 1875 mit der Auffüllung des Areals. 1881 wurden elf Parzellen urbar gemacht und der Magistrat vergab diese unentgeltlich für jeweils ein Jahr an arme Bürger als Gartenland.
Im Jahr 1890 begann man mit dem Anlegen des „Neumarktes“; diese Bezeichnung wurde gewählt, da sich der „alte“ Markt am Rathaus befand. Das Gebiet wurde planiert und rundherum Bäume gepflanzt. Am 13. und 14. September 1890 traten auf dem „neuen Marktplatz vor dem Töpfertor“ erstmals Schausteller auf.[2] Zuvor beschloss der Magistrat im Januar 1890, daß auf dem Platz künftig Jahrmärkte veranstaltet werden dürfen (diese wurden bisher auf dem Schinderrasen abgehalten).
Zwischen 1872 und 1904 erfolgte die Bebauung des Platzes mit Bürgerhäusern, die heute auf der Ostseite noch vorhanden sind. Die 23 Häuser des Neumarktes wurden laut Adreßbuch von 1897 der Gartenstraße, der Marktstraße und des Taschenbergs zugeordnet. Neben Wohnhäusern – der Neumarkt galt als gute Wohngegend der gehobenen Mittelschicht – befanden sich hier auch Gasthäuser und Handwerksfirmen. Seit 1885 befand sich die Restauration „Bürgergarten“ und die „Gartenlaube“ am Platz; der Bürgergarten wurde bis 1966 betrieben und schließlich mit dem Nachbarhaus abgetragen (an seiner Stelle befindet sich heute die Rolandstube). Weitere bekannte Einrichtungen waren die Gärtnerei Bundesmann, die Kreuz-Apotheke (seit 1920) und eine runde Bedürfnisanstalt, "Leimbacher Bahnhof" genannt, (seit 1937) an der Nordwest-Ecke des Platzes.
1915 schlugen Nordhäuser Bürger vor, den Neumarkt in Hindenburgplatz umzubenennen.
An der Westseite des Neumarktes mit der Gaststätte „Zietz“, etwa dem Standort der heutigen „Rolandstube“ (lt. dem Stadtplan von 1936 hieß dieser Straßen-Abschnitt „Neumarkt, Hausnummer 1 bis 7“) wurde in den letzten Kriegsjahren von KZ-Häftlingen ein Löschwasser-Teich ausgehoben. In Nordhausens Unterstadt stand genügend Löschwasser zur Verfügung, jedoch war dies in der Oberstadt nicht der Fall. Aus diesem Grund wurde beschlossen, einen Löschteich auf dem Neumarkt anzulegen. Allerdings waren 1944 keine Arbeitskräfte mehr für größere Erdarbeiten zu finden. Die Stadtverwaltung musste sich deshalb Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora ausleihen. Das ausgehobene Erdreich wurde zu einem Wall aufgeschüttet, so dass Passanten den Arbeitsplatz nicht mehr einsehen konnten. Ob der Teich abgedeckt und befüllt wurde und wann er wieder zugeschüttet wurde, ist nicht bekannt.
1939 eröffnete eine BP-Tankstelle am Neumarkt, die 1945 einen Bombenvolltreffer erhielt.
Im Norden des Platzes lag das historische Gehöft „Botenschildchen“, das während der Luftangriffe auf Nordhausen 1945 stark zerstört und die Reste später abgetragen wurden. Die gesamte Südseite des Platzes wurde durch das Bombardement vernichtet und Anfang der 1950er Jahre mit zweigeschossigen Wohnbauten wieder errichtet.
August-Bebel-Platz ab 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1945 wurde der Platz nach August Bebel benannt. Ursprünglich sollte das Areal erweitert werden; so war 1946 eine Stadthalle als großes Versammlungsgebäude geplant, was aber später verworfen wurde.
1956 eröffnete am Rande des Platzes die HO-Spätverkaufsstelle Nordhausen, bis 1945 befand sich hier die Tankstelle.
1978 wurde die Arbeiterwohnunterkunft (AWU) mit 115 Wohnungen eingeweiht; in dem Gebäude befinden sich heute u. a. Radio Enno und im Anbau die Rolandstube.
Der August-Bebel-Platz wurde 2000 saniert und im südlichen Bereich befestigte Parkplätze geschaffen. Seit August 2016 ist das Parken gebührenpflichtig.
Im Juni 2020 stellte die SWG eine Machbarkeitsstudie zum Bau eines Parkhauses mit 186 Stellplätzen auf knapp 1600 Quadratmetern auf dem Bebel-Platz vor.[3]
Historische Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Taufe und Aufstieg des Ballons „Nordhausen“ am 4. Juli 1909
- Am 31. Oktober 1989 trafen sich auf dem August-Bebel-Platz ca. 25.000 Menschen zur ersten offenen Demonstration gegen das DDR-Regime, am 7. November 1989 versammeln sich ca. 35.000 bis 40.000 Teilnehmer.[4]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Rainer Hellberg: Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit. Band 1. Nordhausen: le petit, 2009. Seite 21.
- ↑ Rainer Hellberg: Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit. Band 1. Nordhausen: le petit, 2009. Seite 23.
- ↑ https://www.swg-nordhausen.de/parkhaus-august-bebel-platz/
- ↑ Flohburg, das Nordhausen Museum (Hrsg.): „Revolution der Kerzen“ in Nordhausen vor 25 Jahren (= Nordhäuser Flohburgblätter. Ausgabe 3). Nordhausen 2015, S. 6.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Rainer Hellberg: Straßen in Nordhausen im Wandel der Zeit (Band 1). Nordhausen: le Petit, 2009. ISBN 9783981207828