Militärgeschichte der Stadt Nordhausen
Die Militärgeschichte der Stadt Nordhausen lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Reichsstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Einwohner der Stadt hatten sowohl am Bau der Stadtmauer als auch an den Befestigungsanlagen in der Stadtflur zu arbeiten. Außenbefestigungen legte Nordhausen im 15. Jahrhundert an. 1365 wird die Befestigung der Vorstädte begonnen, wozu sich die Stadt 1368 die Einwilligung des Kaisers holt. Um 1400 entsteht ein großer Teil der Flur- und Grenzbefestigungen: Der „neue Graben“, der „lange Graben“, der „Landgraben“, der „Nordschlag“, und mehrere Warttürme. Ab 1436 baute Nordhausen seine Stadtmauer weiter aus, verstärkt die Flurbefestigungen.
Hauptartikel: Stadtbefestigung
Die Nordhäuser Wehrverfassung entwickelte sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts als Ergebnis ständiger Abwehrkämpfe der Stadt. Die Bürger übernahmen die Stadtverteidigung, die Geldmittel gestatten die Annahme von Söldnern und den Ausbau einer Artillerie. Die Einwohner bildeten neben den Söldnern eine Miliz. Söldner sind in Nordhausen ab dem Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbar. Im 15. Jahrhundert gab es 100 bis 200 Söldner, im 16. Jahrhundert stieg die Zahl auf 200 Mann an. Im 17./18. Jahrhundert belief sich die Stärke durchschnittlich auf 50 bis 100 Mann.
Die eigentliche Kriegsstärke der Stadt beruhte auf dem Bürgeraufgebot. Die Gesamtstärke schwankte zwischen 800 und 1000 Mann.
Die Reichsstadt Nordhausen entwickelte als Stadtstaat Kriegsbehörden.
Garnisonsstadt in Preußen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im 19. Jahrhundert waren folgende Garnisonen in Nordhausen stationiert:
- 4. Jäger-Abteilung von 1832 bis 1848, wurde wegen des zunehmenden Schmuggels von Halle nach Nordhausen verlegt, heftige Spannungen zwischen dem preußischen Militär und den Nordhäuser Bürgern,
- 2. Bataillon 7. Westphälischen Infanterie-Regiments Nr. 56 von 1866 bis 67,
- 2. Bataillon 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67 von 1868 bis Juli 1870.
Kaiserreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es gab in Friedenszeiten wiederholt erfolglose Bemühungen seitens der Stadt, nach 1870 wieder eine Garnison zu erhalten.
Im Kaiserreich gehörte Nordhausen zum Landwehr-Bataillons-Bezirk Sondershausen und zwar zur 1. Compagnie 2. Bataillon 3. Thüringischen Landwehr-Regiments Nr. 71 mit den Ortschaften: Benneckenstein und Sorge, Flarichsmühle, Groß-Wechsungen, Groß-Werther, Herreden, Hesserode, Hochstedt, Klein-Werther, Neue Mühle, Salza und Schate. Die übrigen Ortschaften des Kreises Nordhausen gehören zur 2. Compagnie. Der Bezirksfeldwebel wohnte in Nordhausen. Von den Kreis-Eingesessenen dienen im stehenden Heere etwa 400 Personen, in der Landwehr 1. Aufgebots stehen etwa 800, in der Landwehr II. Aufgebots gleichfalls 800 Männer.
Während des Ersten Weltkrieges war vom 11. Februar 1915 bis zum 22. April 1915 das 2. Landsturm-Infanterie-Ersatz-Batallion Sondershausen stationiert. Die Männer wurden in der Sedan-Turnhalle, im Riesenhaus, Feldschlößchen und im Schützenhaus untergebracht. Die Schützenkompagnie überließ für die Zeit ihren Schießstand. Am 24. August 1915 traf das Landsturm-Infanterie-Batallion XI. A.-K. Nr 32 in Stärke von 1000 Mann ein, die bis zum 20. September 1915 in Nordhausen blieben. Hier erfolgte die Unterbringung in der Hoffnung, in Völkers Restaurant und im Schützenhaus. Das Ersatz-Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 83 rückte am 21. Oktober 1915 mit 2000 Mann ein. Es wurde untergebracht u. a. in der früheren Tapetenfabrik (Rulf & Friese), in der Heilbrunschen Fabrik (Johannistreppe), in der Fischerschen Fabrik (Kyffhäuserstraße), im Riesenbaus. Die Militärwache war im Rathaus, das Geschäftszimmer bei Gastwirt Emil Agthe (Sedanstraße). Am 29. Oktober 1917 verließ das Ersatz-Batallion Nordhausen und übersiedelte nach Hildburghausen.
Im Dezember 1915 war eine Genesenen-Kompagnie in Nordhausen stationiert. Im April 1918 erhielt für mehrere Monate der Hauptzug I der Nachrichten-Ersatzabteilung 2 Standquartiert. Mitte Dezember 1918 bis 28. April 1919 hielt sich das Infanterie-Regiment 132 in der Stadt auf, im Wesentlichen bei Rulf & Friese. Das Geschäftszimmer war im Kaiser-Wilhelm-Vereinshaus.
Die Truppen fühlten sich in unserer Stadt wohl, was verschiedene in sehr herzlichem Ton gehaltene Dankschreiben der Kommandeure bezeugten. Platzkonzerte fanden mehrfach am Stadthaus statt, als Dank für die gute Aufnahme der Truppen. | ||
— Carl Contag. In:Nordhausen in der Kriegs- und Nachkriegszeit (1927) |
Der Stadt wurden vom Kriegsministerium zwei erbeutete französische Kanonen überlassen, die im Dezember 1916 am Kriegerdenkmal (Gehege) aufgestellt wurden.
Am 13. August 1917 wurde auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung dem Generalfeldmarschall von Hindenburg die Ehrenbürgerwürde verliehen. Auch der mit Nordhausen in Verbindung stehende General Max Hoffmann erhielt am 11. März 1918 die Ehrenbürgerschaft.
Drittes Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1935 wurde die Boelcke-Kaserne für die Luftwaffe errichtet. Am 16. März 1936 wird das Kampfgeschwader mit der Gruppe III./253, mit Ju 52 und Do 23 nach Nordhausen verlegt.[1] Am 7. April 1936 zogen etwa 500 Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der neu gebildeten Luftwaffe mit klingendem Spiel, vom Fliegerhorst kommend, durch die Stadt zum Kornmarkt.[2] Der Fliegerhorst diente vor allem als Schulungs- und Testgelände, zeitweilig war hier auch eine Flugzeugwerft in Betrieb. Bis Sommer 1944 beherbergte die Boelcke-Kaserne eine Luftnachrichtenschule der Wehrmacht.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gerhard Meissner: Das Kriegswesen der Reichsstadt Nordhausen 1290–1803. Berlin: Junker & Dünnhaupt, 1939.