Fliegerhorst Nordhausen

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Gebäude des ehemaligen Fliegerhorst
Lage des Flugplatzes (ca. 1935)

Der Fliegerhorst Nordhausen befand sich an der Darre. Einige Gebäude werden heute von der Polizeidirektion Nordthüringen genutzt.

Nordöstlich befand sich die Boelcke-Kaserne Nordhausen.

Geschichte

US-Luftaufnahme der Stadt Nordhausen (1944). Am unteren Bildrand ist der Fliegerhorst von Nordhausen und am rechten mittleren Bildrand die Boelcke-Kaserne zu erkennen.
Detailaufnahme vom Nordhäuser Stadion und dem Fliegerhorst (Oktober 1944)

1917 entstand im Süden der Stadt eine Fliegerschule für die Kondor Flugzeugwerke; das Essener Unternehmen erhielt hierfür eine 1 km² große Fläche als Pachtland.[1] Es wurden neben Schul- und Wirtschaftsgebäuden auch Flugzeughallen errichtet. Im Zuge dieses Großprojektes entstand aus einem ehemaligen Feldweg der Darrweg, die Gebäude standen südlich und längs zur neuen Industriestraße. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb das Gelände ungenutzt und verkam. Ab 1930 wurde das Areal vom Luftsportverein Nordhausen als Verkehrsflugplatz genutzt.

Im September 1934 erfolgte im Auftrag der Stadt der Abbruch der Gebäude des ehemaligen Flugzeugwerks.[2] Auch eine Scheune, Ställe und Wohngebäude wurden abgerissen. Die Sportfliegergruppe Nordhausen, die noch 1932/33 eine Flugzeughalle am Darrweg errichten ließ, zog am 20. März 1936 nach Ellrich zum Haidberg um.[2]

1935 wurde das Areal nach fünf Monaten Bauzeit von der Luftwaffe übernommen und zu einem Fliegerhorst ausgebaut. 1936 wurde die im Nordosten befindliche Boelcke-Kaserne eingeweiht, in die ein Lehrbataillon für Luftnachrichtensoldaten einzog, das bis 1943/1944 in der Stadt stationiert blieb.

Als erste Einheit bezog am 1. April 1936 die III. Gruppe des Kampfgeschwaders 253 den neuen Platz.[3] Am 7. April 1936 zogen zum ersten Mal 550 Luftwaffensoldaten durch die Stadt zum Kornmarkt, wo ihr Kommandeur die Einheit feierlich dem Oberbürgermeister Johannes Meister meldete.

Am 20. Februar 1938, dem „Tag der Wehrmacht“, wurden im Fliegerhorst über 5000 Besucher gezählt, bei der Luftnachrichten-Ersatzabteilung über 800. In der Flugzeugwerft waren Maschinen vom Typ Ju 52 und Ju 86 zur Besichtigung freigegeben. Vor dem Befehlsgebäude, in dem die Flugleitung und die Wetterdienststelle untergebracht waren, war ein MG-Stand für Jugendliche aufgebaut.
In der Werfthalle VI des Fliegerhorstes fanden am 8. März 1938 eine Werbekundgebung mit Filmvorführung für die Luftwaffe statt, zu der die Hitlerjugend, das NSFK und die Elternschaft eingeladen waren.
Auch zum Tag der Wehrmacht am 19. März 1939 besuchten zahlreiche Nordhäuser die Boelcke-Kaserne der I. Abt. des Luftgau-Nachrichten-Regiments und den Fliegerhorst. Private Fotografien waren streng verboten und nicht alle Abteilungen durften besichtigt werden. Auf dem Fliegerhorst wurde ein Luftkampf simuliert, ebenso ein Tiefangriff, wobei auch Abwehrwaffen am Boden eingesetzt waren.

Der Fliegerhorst Nordhausen diente vor allem als Schulungs- und Testgelände der Luftwaffe, zeitweilig war hier auch eine Flugzeugwerft in Betrieb.

Bei einem Luftangriff auf den Fliegerhorst am 7. Juli 1944 kam ein Offizier ums Leben. Daneben wurden auch Häuser der anliegenden Straßen, der Kameraden-, Richthofen- und Legion-Condor-Straße, beschädigt; es waren Tote und Verwundete zu beklagen.[4] Zu einem weiteren Angriff kam es am 24. August 1944, als 34 alliierte Bombenflugzeuge Stabbrandbomben und Sprengbomben auf Fliegerhorst und Bahnhof abwarfen.[4] Ein Güterzug brannte aus, daneben wurden Gleisanlagen und ein Haus beschädigt. Einige Bomben fielen auch in der Stadt. Am 7. Oktober 1944 trafen Bomben den Horst und das Eisenbahngelände. Vom 9. Juli 1944 bis zum 21. Oktober 1944 waren Häftlinge des Konzentrationslagers für Bombensuche und Aufräumungsarbeiten auf dem Fliegerhorst.

Amerikanische Bodentruppen besichtigen ein Mistelgespann aus einer Focke-Wulf Fw 190 und einer Junkers Ju 88 (April/Mai 1945)
US-Luftbild vom Flugfeld (12. Mai 1945)

Bis März 1945 wurden hier Flugzeuge für den Mistelschlepp („Huckepack“-Flugzeuge) montiert und Piloten dafür geschult. Sonst diente der Fliegerhorst 1945 noch zum Auftanken von Jagdflugzeugen. Sechs Junkers Ju 88 Mistel-Umrüstung als Sprengstoff-Träger und zwei Focke-Wulf 190 als Steuerflugzeug wurden unbeschädigt nach dem Einmarsch der US-Amerikaner auf dem Fliegerhorst Nordhausen an US-Militärs übergeben.

Der Fliegerhorst wurde am 11. April 1945 von dem 414. Infanterieregiment der 104. US-Infanteriedivision eingenommen. Unterstützt wurden sie von einer Gruppe von Panzern, die quer über das Rollfeld auf die Hangar zufuhren.[5] Dort ergaben sich die letzten Angehörigen des Flugplatzkommandos A 35/IV unter Oberstleutnant Horst Pechstein. Insgesamt ergaben sich 138 Luftwaffenangehörige, 21 Luftwaffenhelferinnen und 28 Zivilbeschäftigte, die vom Volkssturm stammten und die Wachsoldaten für den Fronteinsatz ablösen mussten.[6] Ein Großteil Soldaten hatten sich zuvor mit unbekanntem Ziel abgesetzt. Danach wurde die Boelcke-Kaserne eingenommen.

Die Intervention einer Delegation der Stadtverordneten unter Leitung von Bürgermeister Richard Eggers bei der Sowjetischen Militäradministration für das Land Thüringen (SMATh) am 12. Mai 1945 verhinderte die vorgesehene Sprengung der Fliegerhorstkasernen. Die Stadt erhält von den 21 Blöcken acht zum Ausbau von Wohnungen zugesprochen. Auf dem der Bodenreform übergebenen Flugplatzgelände sollen Neubauerngehöfte und Gärtnereien errichtet werden.

Ab 1. April 1948 wurden städtische Bauarbeiter von der Demontage freigestellt, um für den Aus- und Umbau der Gebäude auf dem Fliegerhorst zu Wohnzwecken eingesetzt zu werden. Im August 1956 begann der Aufbau des Betonwerkes I auf dem Gelände. Zum Produktionsprogramm gehören Hohlblocksteine, Zaunpfosten, Fensterstürze und Kellerschalsteine.

Ausbildungs- bzw. Schulmaschinen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Fred Dittmann: Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule 1, S. 9.
  2. 2,0 2,1 Fred Dittmann: Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule 1, S. 10.
  3. Fred Dittmann: Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule 1, S. 73.
  4. 4,0 4,1 Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen : 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 400.
  5. Peter Kuhlbrodt: Nordhausen unter dem Sternenbanner, S. 12 f.
  6. Fred Dittmann: Fliegerhorst und Luft-Nachrichten-Schule 1, S. 145 f.