St.-Blasii-Kirche
Die St.-Blasii-Kirche ist die größte evangelische Kirche in Nordhausen und wurde 1234 erstmals urkundlich erwähnt.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um 1230 wurde zu Ehren des heiligen Nothelfers Blasius eine Pfarrkirche erbaut. An ihrer Stelle wurde 1487 bis 1490 die spitzbogig gewölbte dreischiffige Hallenkirche errichtet. Erbaut aus Anhydrit und Gipsmörtel verursacht sie auch heute noch viele Probleme bei ihrer Erhaltung. Die unterschiedliche Höhe der Türme führt auf einen Blitzschlag aus dem Jahre 1634 zurück.
Johann Spangenberg, ein enger Vertrauter Martin Luthers, hielt hier am 10. April 1524 seine erste evangelische Predigt. Durch mehrere große Reparaturen wurde das Kircheninnere ständig umgestaltet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die St.-Blasii-Kirche stark beschädigt. Durch das Engagement von Pfarrer Trautmann und seiner Gemeinde konnte die Kirche am 31. Oktober 1949 wieder eingeweiht werden. Die neuen Fenster, eine reine Mosaikarbeit aus Glas und Blei nach Entwürfen des Zeichenlehrers Herrn Domke, sind eine Brücke zur Kunst der gotischen Zeit. Mit ihrer Leuchtkraft, fast nur in den Urfarben Rot, Blau und Gelb gehalten, erzählen sie vom Leben und Sterben Christi und seiner Heimkehr zu Gott.
Von den zahlreichen Kunstwerken sind nur wenige erhalten geblieben. Das große Epitaph von 1558 zu Ehren Michael Meyenburgs von Lucas Cranach dem Jüngeren zeigt die Auferstehung des Lazarus in Bethania. Zur Rechten des Lazarus steht eine Gruppe der Reformatoren, darunter Martin Luther, Johann Spangenberg, Justus Jonas, Erasmus von Rotterdam, Bugenhagen Johann Forster und andere. Ein weiteres Epitaph Lukas Cranach des Älteren ist nicht mehr erhalten. Beide sind seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen.
Die Nachkommen der Familie Meyenburg spendeten der Gemeinde eine Kopie des großen Bildes. Ein weiteres Epitaph von 1585 für den Bürgermeister Cyriakus Ernst ist erhalten geblieben. Diese Renaissance-Holzschnitzerei mit Darstellungen der heiligen Geschichte von der Verkündigung Marias bis zur Himmelfahrt Christi befindet sich links der Orgel.
Ein wertvolles Stück spätgotischer Kunst ist das Kruzifix aus der Zeit um 1500. Es hat seinen Platz an der Südseite des Chores. Der Taufstein, gestiftet 1591, ist ein weiteres Schmuckstück hiesiger Holzschnitzkunst. Die Kanzel, ebenfalls eine Stiftung der Familie Ernst aus dem Jahre 1592, ist heute stark beschädigt. Sieben Reliefs auf Alabasterplaketten zeigen biblische Darstellungen ohne zeitliche Reihenfolge. Von den 7 Pilasterfiguren sind noch 2 erhalten geblieben. Das Chorgestühl mit reichen Schnitzereien in französichem Laubwerk mußte bei den Renovierungsarbeiten 1909 bis 1911 entfernt werden.
In den Jahren 1985 bis 1989 wurden zahlreiche Reparaturen durchgeführt. Eine Spezialluftheizung wurde verlegt, eine Rekonstruktion des Altars und Überholung des Taufsteins, der Kanzel und der Epitaphien, die Erneuerung des Fußbodens und der Elektroinstallation vorgenommen. Außerdem wurde die Orgelempore umgebaut und die neue Orgel, eine der größten mit 3,5 Tausend Pfeifen, eingeweiht.
Am 25. Juli 2001 mußte die Kirche wegen Einsturzgefahr gesperrt werden; die Sanierung begann im April 2002 und wurde 2004 abgeschlossen. Eine Sanierung des Innenraums schloss sich 2014 und 2015 an.
Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erste Erwähnung und möglicher Vorgängerbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die St. Blasiikirche in Nordhausen wurde im Jahr 1234 erstmals urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit haben sich jedoch keine baulichen Überreste erhalten. Ob bereits ein Vorgängerbau bestand, kann aufgrund fehlender archäologischer Befunde nicht nachgewiesen werden.
Die ältesten noch erhaltenen Teile der Kirche sind der Westbau sowie Dachbalken, die dendrochronologisch auf den Winter 1300/01 datiert werden konnten. Der Westbau wurde als Saalkirche mit einem Querhaus errichtet, wie durch Grabungen belegt wurde. Weitere Hölzer des Dachstuhls besitzen das Fälljahr 1300/01. Daraus lässt sich schließen, dass der gesamte Westbau im Jahr 1301 entstand.
Die Gestaltung als Saalkirche mit Westwerk und Querhaus war für die Zeit um 1300 bereits ein konservativer Bautyp. Als Vorbild dürfte die benachbarte und früher errichtete St. Nikolaikirche gedient haben, die über eine vergleichbare Bauform verfügte.
Umbau zur Hallenkirche ab 1350[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bereits nach wenigen Jahrzehnten begann um 1350 ein Umbau der St. Blasiikirche. Zunächst war der Bau einer dreischiffigen Basilika geplant, wovon die erhaltene Nordwand des Seitenschiffs kündet. Der Plan sah offenbar die Errichtung eines Langhauses mit Seitenschiffen und die Beibehaltung des Querhauses vor.
Allerdings wurde dieser Entwurf rasch zugunsten des Baus einer Hallenkirche aufgegeben. Dies zeigt sich an der Gestaltung des Nordportals des Querhauses, das 1362 fertiggestellt wurde. Das südliche Querhausjoch weist bereits die spätere Breite des Südschiffs auf.
1370 folgte die Errichtung eines neuen Chores östlich des Querhauses. Nach dessen Fertigstellung und dem Abriss des alten Kirchenschiffs begann 1381 der Bau des zweischiffigen Langhauses mit hohen Arkaden. Obwohl bereits Gewölbeansätze vorhanden waren, wurden Langhaus und Querhaus zunächst mit einer flachen Holzdecke versehen.
Spätgotische Erweiterungen bis 1489[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In den Jahrzehnten bis 1489 sind weitere Baumaßnahmen belegt. 1413/14 erhielten die Westtürme Spitzhelme. Zwischen 1476 und 1489 wurde der Chor durch einen Neubau mit polygonalem Schluss ersetzt und erhöht. Gleichzeitig entstand die heutige Sakristei im Osten. Inschriftlich datiert ist die Fertigstellung des Chorgewölbes im Jahr 1489. In dieser Zeit wurde auch das Patrozinium um die Heiligen St. Andreas und St. Martin erweitert.
Veränderungen nach der Reformation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Einführung der Reformation in Nordhausen im Jahr 1524 blieb die St. Blasiikirche zunächst unverändert. Erst ab 1591 erfolgten Anpassungen an die Bedürfnisse des evangelischen Gottesdienstes. Dazu gehörten der Einbau einer neuen Kanzel, der Bau von Emporen und eine Bemalung der Kirche im Stil der Renaissance.
Reparaturen und Umbauten in der Frühen Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Frühen Neuzeit sind umfangreiche Reparaturmaßnahmen und bauliche Veränderungen dokumentiert. 1634 brannte die Turmspitze des Südturms nach einem Blitzeinschlag ab. An ihrer Stelle wurde eine neue barocke Haube aufgesetzt, in der die Seigerglocke aufgehängt wurde. Auch am Nordturm waren nach Beschädigungen Reparaturen erforderlich.
Zudem wurden an Langhaus und Querhaus nachträglich Stützpfeiler und Strebepfeiler angefügt, um die Statik der Kirche zu verbessern. 1710 richtete man im Obergeschoss des Südturms die Türmerwohnung ein.
Umbauten und Sanierungen im 19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In den 1890er Jahren erfolgte der Abbruch von baufälligen Anbauten an der Nord- und Südseite. Zwischen 1906 und 1911 leitete der Architekt Adolf Zeller eine umfassende Sanierung der in einem schlechten baulichen Zustand befindlichen Kirche. Dabei gestaltete er die Emporen und Fenster neu.
Die Kirche wurde bei den Luftangriffen auf Nordhausen 1945 schwer getroffen. Am 3. April entstanden Schäden am Dachtragwerk durch einen Brand nach einem Bombeneinschlag auf dem Kirchhof. Beim Großangriff am 4. April stürzten dann Teile des Gewölbes ein und die Fenster barsten durch die Druckwellen. Auch die Eingangsportale wurden zerstört. Nach den Angriffen bot die Kirche einen Anblick der Verwüstung. Große Teile des Daches waren ausgebrannt, Schutt und Steintrümmer bedeckten den Innenraum. Doch die Grundmauern und die wertvolle Bausubstanz aus Backstein blieben weitgehend erhalten. Dies bildete die Basis für den originalgetreuen Wiederaufbau nach Kriegsende.
Nach den erheblichen Schäden konnte die St. Blasiikirche bis 1949 wieder aufgebaut werden. Anders als die vollständig zerstörte St. Nikolaikirche blieb die Bausubstanz der St. Blasiikirche dabei in weiten Teilen erhalten. Allerdings ging ein Großteil der Innenausstattung verloren. Bereits kurz nach Kriegsende begann man mit Sicherungsarbeiten am Dachtragwerk und den Außenmauern. Zahlreiche historische Bauteile wie die Westtürme, das Querhaus und der Chor konnten trotz der Zerstörungen erhalten werden.
In den 1970er Jahren setzten erneute umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an dem Baudenkmal ein, die bis heute andauern. Durch die fortwährenden Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten konnte die Bausubstanz gesichert und die Nutzung als evangelische Pfarrkirche aufrechterhalten werden. Architektur und Ausstattung
Die St. Blasiikirche präsentiert sich heute als zweischiffige, vierjochige Staffelhalle in Backsteinbauweise mit einem polygonalen 5/8-Chorschluss. Sie verfügt über einen mächtigen Westbau mit quadratischem Untergeschoss und einer Zweiturmgruppe. Während das Langhaus mit einer Holzbalkendecke gedeckt ist, besitzen Chor und Querhaus Kreuzrippengewölbe. Von der mittelalterlichen Ausstattung haben sich nur wenige Teile erhalten.
Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- siehe Hauptartikel: Liste der Pfarrer an der Kirche St. Blasii (Nordhausen)
Interne Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Friedrich Trautmann: Zur Einweihung der St. Blasii-Kirche in Nordhausen am 31. Oktober 1949. Nordhausen, 1949.
- Thomas Nitz; Dietrich Wiegand: Die Baugeschichte der St. Blasiikirche in Nordhausen. In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 29/2004).