Beiträge zur Geschichte des Postwesens am Südharz
Beiträge zur Geschichte des Postwesens am Südharz
Während Nordhausen erst seit 1691 ein kaiserliches (Thurn- und Taxissches) Postamt besitzt, läßt es sich in Mühlhausen i. Thür, schon 1672 nachweisen. Am 28. März dieses Jahres bescheinigt Joh. Weida dem Rate zu Nordhausen folgendes:[1] „Daß E. E. E. Ratsbote von Nordhausen 3 Schreiben nach Speher (an das Reichskammergericht) im Posthause heute dato richtig eingeliefert — weil aber die Post gestern schon fort, sollen sie in Verwahrung verbleiben bis aus zukünftigen Sonntag, da sie dann mit allem Fleiß bestellt werden sollen — tue ich hiermit bescheinigen.
Es kann E. E. E. Rat die Schreiben nach Speher, Regensburg, Mainz, Frankfurt und andern allda gelegenen Orten also einrichten — daß sie entweder auf den Sonntag oder Mittwoch abend um 7 Uhr hier sind.
Hiermit Gott befohlen! Mühlhausen, den 28. Martii anno 1672 In Nordhausen besteht das Thurn- und Taxissche Postamt seit 1691; nach der Besetzung der Stadt durch Preußen im Jahre 1703 wird in Nordhausen auch eine preußische Fahrpoststation von Ellrich über Nordhausen nach Halle eingerichtet, die aber als Fahrpost sicher vor 1713 eingegangen ist und nur als Fußvolk bis Nordhausen weiter besteht. Die kursächsische Postdirektion zu Leipzig führt im Jahre 1732 die sogenannte gelbe Kutsche zwischen Leipzig und Braunschweig ein. Um die Südharzlande in den kursächsischen Kurs besser einzufügen, wird am 10. August 1738 eine neue „Convention" zwischen Kursachsen und Braunschweig geschlossen, welche besagt: „Es fährt das Oberpostamt Leipzig mit kursächsischen Insignien mit der gelben Kutsche auf zeitheriger Route über Merseburg, Eisleben, Sangerhausen, Rotzla nur bis Stolberg anstatt sonst nach Hasselfelde und zurück. Es bezahlt die Stations- und Postbedientesten nebst dem mitgehenden Schaffner und unterhält die Kutsche in Bau und Besserung. Das Postamt Braunschweig fährt mit fürstlich braunschweigischen Insignien diese Kutsche von Braunschweig über Wolfenbüttel, Hessen, Blankenburg nicht nur bis Hasselfelde, sondern auch alsdann mit dem auf der Grenze umzuschnallenden Wappen und gemeinsamer Livree vollends ganz bis Stolberg und zurück auf seine Kosten. Es bleibt die Tour und Retour von Leipzig nach Braunschweig und die von Braunschweig nach Leipzig auf bisherige Weise, daß nämlich dieselbe jedes Mal zu der kur- und fürstlich braunschweigischen gemeinsamen Post zwischen Braunschweig und Hamburg Anschluß finden kann. Es versprechen zu diesem Behuf sowohl das Oberpostamt Leipzig als das Postamt Braunschweig dafür zu sorgen, daß so wenig bei der ersten Spedierung als in specie auf ihren beiderseitigen Mittelstationen und dem Wechselorte Stolberg ohne äußerste, dann aber hinlänglich zu bescheinigende Not nirgends ein Aufenthalt oder Versäumnis geschieht.“ Diese Verbindung ist aber nur verständlich, wenn man den weiteren Vertrag beachtet, den Kursachsen und die braunschweigischen Lande bereits im Mai 1738 abgeschlossen haben, um die Nordsüd-Linie Hamburgs-Nürnberg sich zu sichern und anzuschließen. Diese Uebereinkunft — im Staatsarchiv zu Hannover aufbewahrt — besagt: „Convention zwischen d. Kgl. poln. Kurf, sächs. Oberpostamt Leipzig und dem hochftirstl. Braunschw. Postamt zu Braunschweig. Das Oberpostamt Leipzig fährt diesen (neuen) Postwagen von Langensalza über Sondershausen nach Nordhausen in kursächsischen Insignien und unter Aufsicht eines kursächsischen Schaffners hin und zurück und unterhält auf diesem Kurse sowohl die Stationes und Postbediente auf eigne Kosten, als auch den Postwagen in beständigem Bau und Besserung. Auch fürstlich braunschweigischer Seits werden mit den dasigen Insignien die Stationes auf gleiche Weise gefahren und auf eigne Kosten unterhalten. Beide Teile versprechen, die Tour und Retour dieses Postwagens also zu beschleunigen und einzurichten, daß dieser Mittelkurs auf den von Nürnberg und Hamburg aus- und eingehenden Wagen beständig eintreffen und ohne Not nirgends einige Versäumnis und Stillager verursacht wird. Das Postamt Braunschweig fährt bis Nordhausen in fürstlich Braunschweigischen Insignien, besoldet die Station Nordhausen und unterhält den Postwagen in Bau und Besserung. Dafür bezahlt das Oberpostamt Leipzig dem Postamt Braunschweig einen Zuschuß von 400 Talern jährlich bei einmaliger Fahrt (in der Woche), von 600 Talern jährlich bei zweimaliger Fahrt (in der Woche). Die Umpackung des Wagens findet nicht in Hasselfelde, sondern in Nordhausen statt. Es dürfen weder die Kursächsischen, noch die Fürstl. Braunschweigischen Poststationen diejenigen Briefe und Sachen, welche auf diese Postwagen gehören und nach Braunschweig, Celle, Lüneburg, Hamburg, Bremen und Lübeck usw. oder von da nach Nordhausen, Sondershausen, Langensalza, Gotha, Nürnberg gehen sollen, ihnen ungebührlicher Weise entziehen und um ihres privaten Nutzens oder aus anderer unerlaubter Absicht auf einem andern Wege expedieren. Wird einer dieser Contravention überführt, so kann er mit gänzlicher Cassation bestraft werden. Die Wagen müssen in guter Reparatur erhalten werden. An keinem Posttage darf ohne Not etwas zurückgelassen werden. Die Passagiere sollen nicht durch unhöfliches Bezeigen oder unbequemes Fortschaffen von diesem Postkurse abgeleitet werden. Die Auslagen werden einander posttäglich vergütet und bar übersandt. Wenn bei den Wagen Schäden und Verluste sich ereignen, auch von den zu expedierenden Sachen etwas verloren oder entwendet ist, so soll der Ersatz von jedem Teile insoweit geleistet werden, als ein jeder Schaffner den Wagen begleitet hat. Den 1. Juni 1738 soll mit diesem Wagen zu fahren angefangen werden. Die Convention wird vorerst auf 5 Jahre geschlossen. Aufkündigung ein halbes Jahr vorher, sonst auf anderweitige 5 Jahre tacite prolongiert. Leipzig, 22. Mai 1738.
von Braunschweig und Langensalza. Mittags von Braunschweig nach Hessen Blankenburg Hasselfelde. Am folgenden Tage nach Sondershausen abends in Langensalza. Braunschweig, 16. August 1738.“ Ueber die Gebühren, wonach die zwischen Hamburg und Nürnberg bestellten Postbeamten, die Reisenden und „Korrespondenten" sich zu halten hatten, erfahren wir folgendes: „Entfernung von Hamburg bis Nürnberg 73 1/2 Meile oder umgekehrt. Die Passagiers zahlen von Hamburg bis Langensalza auf die Meile 4 Groschen und von Langensalza bis Nürnberg auf die Meile 5 Gr.
Auch darauf ist zu achten, daß die Akten, welche mit den Posten auf die Universitäten[2] verschickt werden, auch mit der Post expediert werden. Man muß mit den Versendern nach aller Billigkeit verhandeln. Dann wird es geschehen, daß sie mit der Post in Zukunft versandt werden und nicht mehr durch Boten besorgt werden, wie es bisher geschehen!" Der im achtzehnten Jahrhundert immer mehr sich ausdehnende Postverkehr verlangte, besonders dem Briefpostgeld eingehende Aufmerksamkeit zu widmen. Ueber die in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts geltenden Gebühren in Nord- und Mitteldeutschland erfahren wir für Nordhausen folgendes: Ein niedrigster Satz von 6 I galt für die Entfernung Roßla und Sondershausen. 1 Groschen bezahlte man nach Duderstadt, Hasselfelde, Langensalza, Mühlhausen, Sangerhausen, Weißensee, 1 Groschen 6 I nach Eisleben, Dingelstädt, Göttingen, Northeim, 2 Groschen nach Cölleda, Leipzig, Merseburg, Zeitz, Arnstadt, Cassel, Eisenach, Gotha, Jena, Ilmenau, Meiningen, Rudolstadt, Weimar, Seesen, Uelzen, 3 Groschen nach Altenburg, Dresden, Gera, Torgau, Wittenberg, Wurzen, Hamburg, Stade, Würzburg, 4 Groschen nach Bautzen, Görlitz, Chemnitz, Altona, Augsburg, Cöln, Passau, Wien, Stuttgart, Trier, Ulm, 5 Groschen nach Lauban, 6 Groschen nach Straßburg, Trient, Preßburg. Die fahrenden Personen-Posten versah seit Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Nordhausen nur noch die hannöversche oder die sächsische Post. Die Filtersche Thurn und Taxissche Post war in Verruf geraten wegen Ueberteuerung des Publikums. Ueber die Gebührensätze der Hannover-sächsischen Posten ist folgendes bekannt (s. hannov. Staatsarchiv):
Noch einige Bemerkungen über die Südharzer Post Nordhausen—Scharzfeld—Northeim—Hannover im Jahre 1738: nach welchem die fahrende Post von und in Nordhausen abgeht und ankommt.
Die Nordhausen—Scharzfelder Straße ist diejenige Poststrecke, über welche wegen ihrer Beschaffenheit am meisten geklagt wird. Es heißt über diese Strecke in einem Aktenstücke von 1798:[3] Die Poststation Scharzfeld hat bei ihren Postfuhren nach Nordhausen und Osterode nicht nur steinige und bergige Straßen, sondern auch tiefdurchwühlte und kotige Wege zu fahren. Auf der Strecke Scharzfeld—Nordhausen muß die Postkutsche 32 Mal fließendes Wasser durchfahren. Im Winter, wenn das Eis weder halten, noch brechen will, ist solche Fahrt etwas Mörderisches; man wagt mit den Pferden stets das Aeußerste — der Weg ist ebenso beschwerlich wie gefährlich. Wer jetzt im Postauto unsere schönen Landstraßen in Thüringen und im Harz benutzt, macht sich gar keinen Begriff davon, was Reisen vor zweihundert Jahren bedeutete. Nicht bloß zeitraubend und halsbrecherisch war es, sein Leben der Postkutsche anzuvertrauen — auch die Verpflegung war im allgemeinen so unvollkommen, daß jeder sich glücklich pries, fremde Länder und Städte nicht aufsuchen zu müssen. |
- ↑ Stadtarchiv Nordhausen II, V a, 13.
- ↑ Die Städte pflegten ihre Akten in Prozeßsachen zur Begutachtung an die juristischen Fakultäten der Universitäten zu versenden. Diese umfangreichen Bände zu befördern und das Postgeld dafür einzuziehen, war das Bestreben des Postfiskus.
- ↑ Staatsarchiv Hannover, Des. 74, G. 3 und 4.