Nordhäuser Aar
Der Aar oder Vogel ist als „Ales“ eines der Sieben Wunder von Nordhausen. Das Original aus Holz befindet sich im Stadtmuseum Flohburg, eine Nachbildung steht auf dem Brunnen am Markt.
Die Skulptur zeigte einst einen Adler auf einer Säule, die von 1365 bis ins 19. Jahrhundert ein Wahrzeichen der Stadt Nordhausen war.
Bedeutung und Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Vereinigung der Oberstadt und der Neustadt Nordhausens im Jahr 1365 wurde der Aar als Symbol dieses Zusammenschlusses vor dem Rathaus aufgestellt. In seinem Inneren soll er Urkunden über die Vereinigung enthalten haben. Zugleich repräsentierte der Aar auch das seit 1336 bestehende Stadtwappen mit einem Adler. Die Aufstellung des Aaren war damit eine Möglichkeit, das neue heraldische Zeichen des Rates der Bürgerschaft nahezubringen. Der Ursprung des Aaren könnte sogar noch weiter zurückreichen: Eine Theorie besagt, dass an seiner Stelle ursprünglich ein Hahn stand, der an eine heidnische Kultstätte auf dem nahen Petersberg erinnerte. Erst später sei der Hahn durch den Adler ersetzt worden.
Der Aar bestand ursprünglich vermutlich vollständig aus Kupfer. Später hatte er einen Holzkorpus, der mit Kupferblechen überzogen war. Er war mit ausgebreiteten Flügeln und nach Nordwesten, Richtung Rathaus der Oberstadt, blickend auf einer hohen Steinsäule aufgestellt. In seinem Schnabel hielt er einen goldenen Ring, der die Vereinigung von Alt- und Neustadt symbolisierte. Auf dem Kopf trug er eine Krone, die die kaiserliche Würde der Stadt ausdrückte. Nach Beschreibungen aus dem 16. und 18. Jahrhundert hatte er zwölf Federn an den Flügeln, ein kupfernes, goldenes Gefieder und einen goldenen Ring im Schnabel. Allerdings ist unklar, wie viel davon bei späteren Erneuerungen originalgetreu erhalten blieb.
Mit seiner Körperhaltung – der Blick des Vogels war nach dem alten Rathaus der Oberstadt gerichtet – brachte der Aar die Unterordnung der Neustadt unter die Oberstadt zum Ausdruck. Die zwölf Federn des Aaren symbolisierten den zwölfköpfigen Rat der Stadt. Insgesamt verkörperte der Aar die Macht und das Regiment des Rates gegenüber der Bevölkerung. Er stand damit in seiner Funktion dem Nordhäuser Roland nahe, der rund 50 Jahre später aufgestellt wurde. Allerdings hatte der Roland als Rechtssymbol eine überregionale Bedeutung, während der Aar spezifisch auf Nordhausen bezogen war.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Aar wurde über die Jahrhunderte mehrfach erneuert, so 1693 und 1750. Dabei ist unklar, wie viel vom Original erhalten blieb. Die Erneuerungen betrafen vermutlich eher Instandsetzungsarbeiten als den Austausch der gesamten Skulptur. 1830 oder 1836 wurde der Aar im Zuge von Straßenbauarbeiten von der Säule entfernt und verlor dabei sein Kupfergefieder. Der Torso kam viele Jahre später ins Nordhäuser Museum. Um 1900 und in den 1920er Jahren gab es erste Rekonstruktionsversuche mit Krone und Ring. Das heutige Kupfergefieder ist allerdings nur sporadisch vorhanden und nicht originalgetreu. Unterschiedliche Jahresangaben für die Entfernung des Aaren sorgen bis heute für Verwirrung.
Ursprünglich stand der Aar auf einer Säule auf einem Platz an der heutigen Rautenstraße. Dieser Platz und später eine Straße waren nach ihm als „Vor dem Aaren“ oder „Vor dem Vogel“ benannt. Bei der Entfernung des Aaren in den 1830er Jahren ging auch die Säule verloren. Damit verschwand das Denkmal vollständig aus dem Stadtbild. Der Aar selbst lag auf dem Dachboden des Rathauses und später in einem städtischen Gosehaus. 1873 wurde er von Prof. Theodor Perschmann wiederentdeckte und bald darauf dem städtischen Museum einverleibt. Im Nationalsozialismus wurde er im neu eingerichteten Lindenhofmuseum aufgestellt. Ebenso wie der Roland überstand der Aar den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und erhielt mit der Neueröffnung des Museums seinen angestammten Platz.
Im Jahre 2002 wurde er vorübergehend im Bürgersaal im Neuen Rathaus aufgestellt. Seit Juni 2012 befindet er sich im Nordhausen Museum Flohburg.
Aarbrunnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Rahmen der Landesgartenschau 2004 wurde auf dem Rathausplatz der etwa 2,20 Meter Durchmesser große und aus Naturstein gefertigte Aarbrunnen aufgestellt. Architekt des Brunnens war der Nordhäuser Gerd Mackensen. Der Aar wurde am Brunnenrand plaziert und wurde von dem Architekturatelier Dr. Worchede und Partner aus Erfurt, im Rahmen der Landesgartenschau 2004, als Geschenk der Stadt Nordhausen übergeben. Kritiker bemängelten, dass der ursprüngliche Symbolgehalt dabei verfälscht würde. Sie plädieren stattdessen dafür, eine Nachbildung am historischen Standort in der Neustadt aufzustellen, um an die Stadtteilvereinigung zu erinnern und die Erinnerung an den Aaren zu bewahren.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Markus Veit: Die goldene Gans, der Aar oder wie die Nordhäuser zu ihrem Vogel kamen. In: Der Nordhäuser Adler (2/2002).