St.-Petri-Kirche

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Datei:Petri-Turm "Am Petersberg".jpg
Petri-Turm
Die Petri-Kirche um 1900

Die St.-Petri-Kirche wurde während des Bombenangriffes auf Nordhausen in der Nacht vom 3./4. April 1945 mehrmals getroffen und bis auf die Kirchturmruine völlig zerstört. Heute zeugt nur noch der 62 Meter hohe, mit viereckigem Grundriss und einem Spitzdach versehene Petri-Turm auf dem Petersberg im Stadtbild von Nordhausen als alleiniges Überbleibsel von der früheren Kirche St. Petri.

Geschichte

Am nördlichen Fuße des Petersberges, der heutigen Weberstraße, entstand um 1140 eine Siedlung zugewanderter flandricher Wollweber und Tuchmacher, die später den Kern des Kirchenbezirks St. Petri bildete. Bereits für das Jahr 1220 wird eine Kirche St. Petri auf dem Petersberg erwähnt. Das letzte Kirchengebäude und der Kirchturm stammten aus dem 14. Jahrhundert. Während der Bau des Kirchengebäudes vor 1334 begonnen hatte, wurde der Kirchtum St. Petri von 1362 bis 1377 erbaut. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gab es Bestrebungen der Stadt, an der Kirche St. Petri zusätzlich zur lateinischen Domschule eine zweite Schule in der Oberstadt einzurichten, welche der Stadt eine politische Zerreißprobe bescherten.

Die Kirche war von einem Friedhof umgeben, welcher von einer 1658 errichteten Mauer umgeben war.

Der Kirchturm St. Petri war mit vier Glocken bestückt. Die größte dieser Kirchturmglocken wurde am 24. September 1652 von dem Erfurter Glockengießer Wolfgang Geyer am Töpfertor aus dem Metall der alten Glocke gegossen und wog 3600 Kilogramm. Trotz Riss soll sie einen angenehmen Klang gehabt haben. Die zweite Glocke, die sogenannte Vesperglocke, wurde seit dem 6. September 1612 jeden Tag mittags um 12 Uhr zum Gebet geläutet. Weiter ist die abendliche "Bierglocke" zu nennen, die jeden Abend um 8 Uhr erklang. Danach durfte niemand mehr ohne Laterne auf der Straße unterwegs sein.

1731 wurde auf dem Kirchturm St. Petri eine Turmwächterwohnung eingerichtet. Am 14. September 1731 zog Friedrich Jacob Messersschmidt als erste Türmer von St. Petri ein. Der Turmwächter trug eine besondere Verantwortung für die Kirchturmuhr von St. Petri, da diese für die Umgebung als Normaluhr diene, das heißt, alle anderen Turm- und Rathausuhren im Umkreis wurden nach dieser Uhr gestellt.

1772 wurde auf die Turmspitze eine neue Kirchturmkugel gesetzt, die ein Engel mit Posaune schmückte.

Blitzeinschläge in die Kirchturmspitze von St. Petri sind für für den 9. März 1782, den 3. Dezember 1823 und den 31. März 1836 aufgezeichnet worden. Nach einem weiteren Blitzeinschlag am 24. Mai 1851 wurde der Turm mit einem Blitzableiter versehen.

Im Zusammenhang mit der Einführung der Reformation in Nordhausen ist noch bemerkenswert, dass die erste protestantische Predigt im Jahre 1522 in der Kirche St. Petri gehalten wurde, und zwar von Lorenz Süße, dem letzten Abt des Augustinerklosters zu Nordhausen.

Beim Luftangriff auf Nordhausen am 3./4. April 1945 wurde die Kirche zerstört. Zahlreiche Menschen, die sich vor dem nächtlichen Bombenhagel in der Kirche in Sicherheit zu bringen versuchten, fanden den Tod. Das Pfarrhaus Petersberg Nr. 18 wurde zerstört, der Gemeindepfarrer Johannes Lippert und seine Familie erlitten den Feuertod. Die Ruinen der Kirche wurden nach dem Krieg abgetragen und mit einer Betondekce versehen, auf dem Turmstumpf wurde ein stählernes Kreuz errichtet. Am 4. April 1987 erhielt der Turm wieder ein Dach und kann seitdem als Aussichtspunkt genutzt werden. Über die Stadt hinaus reicht der Blick auf Harz und Kyffhäuser, sowie bis zum Eichsfeld und zur Hainleite.

Literatur

  • Dina Stahn: Thüringen. Ostfildern: Baedeker, 2009.
  • Robert Treutler: Kirchen in Nordhausen. Nordhausen: Neukirchner, 1997.
  • Ernst Günther Förstemann; Friedrich Christian Lesser: Historische Nachrichten von der ehemals kaiserlichen und des heil. röm. Reichs freien Stadt Nordhausen gedruckt daselbst im Jahre 1740. Umgearbeitet und fortgesetzt. Nordhausen: Eberhardt, 1860.
  • Hans-Jürgen Grönke: Nordhausen - die Stadtentwicklung vom 9. bis 19. Jahrhundert im Überblick. S. 160-174 In: Mark Escherich, Christian Misch, Rainer Albert Müller: Entstehung und Wandel mittelalterlicher Städte in Thüringen. Berlin: Lukas Verlag, 2007.

Weblinks