Geiersberg

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Villen am Geiersberg

Der Geiersberg (Mundart Giirsberg, früher Geyersberg) ist die Bezeichnung sowohl für den erstmals 1310 als mons vulturis erwähnten Berg, als auch für die an ihm gelegene Straße.

Name und Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geiersberg (Mai 1985)

„Geiersberg“ ist als Flurname seit Jahrhunderten bekannt und bezeichnete ursprünglich den sanft ansteigenden Buntsandstein-Rücken zwischen Gehege und der Schönen Aussicht, der im 19. und 20. Jahrhundert bebaut wurde (die heutige „Oberstadt“). Mit dieser Besiedlung verlagerte sich die Bezeichnung an den Rand des bebauten Gebietes zwischen dem Gehege und der Riemannstraße sowie zwischen Promenade und der Alexander-Puschkin-Straße.

Es gibt zwei Theorien zur Herkunft des Namens:

  • Die ältere Theorie leitet den Namen von einer Ratsherrenfamilie namens Vultur (lat. Geier) ab, die im 14. Jahrhundert dort ansässig war. Der Berg wird bereits 1310 als „mons vulturis“ (Geiersberg) erwähnt.
  • Die neuere Theorie erklärt den Namen aus der mittelalterlichen Wegebezeichnung „Gehrsberg“. Damit waren Bergrücken gemeint, an denen sich Höhenwege gabelten oder Ausweichmöglichkeiten bestanden. Solche Gehrsberge entstanden, um auf unübersichtlichen Strecken Verkehrsbehinderungen zu vermeiden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Untere Geiersberg-Straße

Über den Geiersberg verlief im Mittelalter ein bedeutender Höhenweg von Nordhausen nach Norden, der später als Alte Poststraße bezeichnet wurde. Der Weg führte aus der Stadt heraus in Richtung Norden über die Wüstungen Gumprechterode, Tütchenrode und Blicherode durch das Felsentor unter der Heinrichsburg hinauf auf das Birkenmoor. Von dort ging es weiter über Stiege, Hasselfelde und Bodfeld nach Quedlinburg.

Entlang solcher mittelalterlicher Höhenwege, die den günstigsten Geländeverhältnissen folgten, bildeten sich oft Hohlwege durch Erosion aus. An Hängen wurde das gelockerte Erdreich durch Regenwasser fortgespült. Um auszuweichen mussten daher vielerorts Ausweichplätze oder sogar längere Parallelwege angelegt werden. Diese Ausweichmöglichkeiten wurden als „Gehren“ bezeichnet. Andere historische Wegebezeichnungen im Harz wie Gasse, Stieg, Bohl, Furt etc. dienten ebenfalls der Orientierung und Verständigung der mittelalterlichen Reisenden. Viele dieser alten, auf die Wege zugeschnittenen Namen sind heute nicht mehr gebräuchlich oder ihre ursprüngliche Bedeutung ist in Vergessenheit geraten.

Die Geiersberg-Straße verlief vom südlichen Gehegeeingang bis zur heutigen Käthe-Kollwitz-Straße. Im Adreßbuch von 1834 ist „Auf dem Geiersberg“ die Restauration „Zur Hoffnung“ des Schankwirts Heinrich Eyl aufgeführt, 1859 kam die Villa von Oberlehrer August Kramer hinzu. Für 1865 wurde ein weiteres Gebäude genannt, das 1868 in den Besitz des jüdischen Bankiers Samuel Frenkel überging. Bis 1874 gab es acht Gebäude, die die Anschrift Geiersberg führten.

Der Friedhof am Geiersberg wurde 1856 in Benutzung genommen. Hier stand u. a. das Emma-Zacharias-Grabmal, welches 2004 in den Rosengarten umgesetzt wurde. Ende der 1960er Jahre wurde der Friedhof geräumt und 1987 auf dem Gelände der Grundstein für die Pestalozzi-Sonderschule gelegt.

1874 wurde die Riemannsche Villa (Lindenhof) am Geiersberg 10 errichtet.

Im Jahr 1896 erhielt der bisherige Geiersberg den Namen Wallrothstraße. Als Geiersberg bezeichnet man nun die Straße, die auch heute noch die Wallrothstraße mit der Puschkinstraße verbindet.

Geiersberg auf einer US-Luftaufnahme am 8. April 1945

Im November 1925 wurde das Kriegerdenkmal am Geiersberg eingeweiht. Nördlich davon befindet sich eine Gedenksäule, die an den Botaniker Friedrich Wilhelm Wallroth erinnert.

Die Luftangriffe auf Nordhausen 1945 überstand die Straße, bis auf den unteren Bereich zur Wallrothstraße, ohne größere Schäden.

Kulturdenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie als Bau- und Kunstdenkmale in der Straße erfasst:

  • Wohnhaus, Geiersberg 4
  • Wohnhaus, Geiersberg 5
  • Wohnhaus, Geiersberg 6
  • Lindenhof, Geiersberg 10
  • Villa mit Garten, Geiersberg 12

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]