50 Jahre Harzer Höhlenforschung

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Textdaten
Autor: Karl Werther
Titel: 50 Jahre Harzer Höhlenforschung
Untertitel:
aus: Nordhäuser Nachrichten ; 1. Vierteljahr 1979 ; Nummer 93
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1979
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Erscheinungsort: Mühlhausen
Quelle: Scan
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50 Jahre Harzer Höhlenforschung

Im November 1978 begingen die Harzer Höhlenforscher in Walkenried das fünfzigjährige Jubiläum der Gründung der „Gesellschaft für Höhlenforschung im Harzgebiet“ , die 1928 durch Dr. Ing. Friedrich Stolberg in Nordhausen er­ folgt war. Es ist das Verdienst der „Gruppe Südharz der Arbeitsgemeinschaft für niedersächsische Höhlen“ , als Tra­ditionsträgerin der Nordhäuser Höhlenforscher, dieses Ju­biläums in eindrucksvoller Weise gedacht zu haben. Mit großem persönlichen Einsatz, mit Umsicht und, man muß schon sagen, mit Liebe war im Saal des „Goldenen Löwen“ eine in diesem Umfang bisher noch nirgends gezeigte Ausstellung mit Plänen, Bildern, Reproduktionen, Fotos usw. und Erinnerungsstücken zusammengetragen worden. Neben den besonders prachtvollen Höhlenplänen von Dr. Friedrich Stolberg, deren Originale geradezu künstle­risch wirken und den Hauptgegenstand der Ausstellung bildeten, erinnerten Zeichnungen von Walter Reinboth sen. an die Höhlenfahrten der Anfangsjahre. Einen interessan­ten Einblick in die gesamte Höhlenforschung gab die auto­matische Dia-Schau von Klaus Pfeiffer-Wieda.

Die Festrede am 17. 11. hielt Ing. Fritz Reinboth vor dem zum Bersten vollen Saale, wohl durchdacht und umfassend. Er gedachte der geschichtlichen Anfänge der Beschäfti­gung mit den Höhlen, insbesondere dabei unseres weiland Nordhäuser Mitbürgers Dr. Georg Henning Behrens, des Verfassers der berühmten „Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz-Wald“, gedruckt in Nordhausen 1703. (Nicht der Vater, der Apotheker Behrens, ist der Verfasser, wie in dem Artikel „Auf den Spuren der Vergangenheit“ von mir gesagt war, sondern der Sohn, übrigens geboren 1662 zu Goslar).

Dem Andenken von Dr. Behrens hat Dr. Stolberg, als einer der wesentlichen Begründer der modernen Höhlenfor­schung, sein 1926 erschienenes Buch „Die Höhlen des Harzes“ gewidmet! Die Erforschung geht seitdem weit über das nur Touristische hinaus und umfaßt Flora, Fauna, Geologie, Hydrologie, Paläontologie und viele interessante Gebiete. Wichtig, gerade heute, sind Landschafts- und Naturschutz.

Wir müssen Fritz Reinboth dankbar sein, daß er anläß­lich des jetzigen Jubiläums für einen Nachdruck der be deutsamen Arbeit Stolbergs als Reprint Sorge trug. Für den Heimatfreund sind die „Hercynia Curiosa“ sowie „Die Höh­len des Harzes“ von Stolberg Kostbarkeiten. Auch erstere ist im Neudruck erschienen (1973). Verlagsangaben siehe unten.

In der Gedenkrede erinnerte Reinboth fernerhin, und wir nahmen das mit Ergriffenheit auf, an den Initiator des „Hauptverbandes Deutscher Höhlenforscher“, der Dach­organisation aller deutschen Gruppen, den Landgerichts­rat Dr. Benno Wolf, der 1943 ein grausames Ende in The­resienstadt fand. W. hatte sich insbesondere auch um die internationale Zusammenarbeit der Höhlenforschung ver­dient gemacht. Ein glänzendes Beispiel war die große Höhlenforschertagung 1928 in Nordhausen mit vielen aus­ländischen Besuchern. Von den in der Bundesrepublik noch lebenden ersten Mitarbeitern von Fr. Stolberg waren in Walkenried erschie­nen: Friedrich Werther aus Mülheim/R., Karl Werther aus Goslar, Walter Schäfer aus Karlsruhe, Walter Reinboth sen. aus Walkenried und Hanni Müller. Sie wurden mit ehren­ dem Beifall begrüßt. Die Erinnerung galt aber zugleich allen früheren Forscherfreunden, von denen so mancher nicht mehr unter den Lebenden weilt. Leute der ersten Stunde waren: Hans Löffler, Hans Ebert (Druckerei), August Lieder, Hermann Kutscher, Werner Pellert, Hans Rohde, Jo­ hannes Ehrhardt, Strötker, Haase, Amend, W. Krause (Verl. Killinger), Grohmann, Friedrich Schuster, Hans Werther, auch Heinz Sting ist für einige Höhlenfahrten Anfang der zwanziger Jahre zu nennen. Die Aufzählung ist nicht voll­ ständig. Keinesfalls dürfen die mitwirkenden Frauen ver­gessen werden!

Reinboths Gruß galt insbesondere auch der Witwe von Dr. Stolberg, Frau Hanna Stolberg, geb. Bleyl, die leider am Kommen verhindert war. Sie war eine treue Gehilfin und Gefährtin ihres Mannes. Auf beider Zusammenarbeit geht der wichtige Höhlenkataster über sämtliche Harzer Höhlen zurück, der heute noch von Bedeutung ist.

In Nordhausen leitete nach 1945 Friedrich Schuster die dortige starke Gruppe. Sehr aktive Mitglieder sind dabei Fritz Kneiff und Erich Rösch (f) gewesen. Die jetzige Nord­häuser Forschungsgemeinschaft gedachte ebenfalls des 50-jährigen Jubiläums. Es ist erfreulich, daß beide Grup­pen, die Nordhäuser und die Walkenrieder, aus diesem Anlaß gegenseitig Begrüßungsschreiben austauschten. Die Tagung in Walkenried hatte weites Echo gefunden.

Die Besucherzahl der 3 Tage währenden Veranstaltung war groß. Vertreten waren amtliche Stellen, sowie auswärtige Forschergruppen und der jetzige Dachverband der deut­schen Höhlen- und Karstforscher in München. Aus dem Ausland waren Glückwünsche eingegangen.

Wenn zum Abschluß der Walkenrieder Tage einer der ältesten Mitarbeiter von Dr. Stolberg, Friedrich Werther, sagte: „Es war schön!“ , so lag und liegt darin die Freude aller über das so gelungene und harmonische Gedenken an „50 Jahre Harzer Höhlenforschung“ und der Dank an die Veranstalter. Glück-Auf!
Karl Werther

Über den Buchhandel oder direkt zu beziehen:
Dr. Friedrich Stolberg „Die Höhlen des Harzes“ Mangold’sche Buchhandlung, Inh. K. und W. Jung Karlstraße 6, 7902 Blaubeuren. Preis DM 10,—
Dr. Georg Henning Behrens „Hercynia Curiosa“ v. 1703, Neudruck 1973
Dr. Martin Sändig oHG., 6229 Walluf bei Wiesbaden. Preis DM 45,—

Höhlenforscher der ersten Stunde, die Nordhäuser Friedrich Werther, Karl Werther, Walther Reinboth, Hanni Müller, Walter Schäfer