Kunstmaler Otto Engelhardt-Kyffhäuser
Kunstmaler Otto Engelhardt-Kyffhäuser
Wer das Nordhausen-Zimmer in Bad Sachsa betritt, dem fallen einige Gemälde ins Auge, die kernige Gestalten darstellen: Hirten aus dem Harzer und Thüringer Lande. Es handelt sich dabei um Meisterwerke des Kunstmalers Engelhardt-Kyffhäuser, der aus Artern - darum Kyffhäuser - stammt. Im Jahre 1934 veranstaltete er in Nordhausen eine Ausstellung seiner Bilder. Dadurch traten wir in Verbindung, die während des Krieges ruhte, aber gleich wieder auflebte, als wir voneinander hörten. Der Künstler, zuvor in Görlitz wohnhaft, hatte in Göttingen eine neue Heimat gefunden. Als wir in Bad Sachsa Mitte der fünfziger Jahre die ersten Gemäldausstellungen, zunächst im Rathaussaal, danach in der Aula des Pädagogiums und endlich in unserem Nordhausen-Zimmer hatten, waren bald Engelhardt-Kyffhäusers Arbeiten dabei. Wir lernten auch die Fülle seines Schaffens kennen, darunter seine bekannten Ägypten- und Vatikan-Bilder. Und schön war es, daß er stets selbst zu uns kam und zu seinen Arbeiten sprach. Dann widmete er uns die beiden genannten Werke als Geschenk. Kurz vor seinem Tode bedachte er uns noch mit der Schenkung des Bildes mit dem Blick über Artern hin zu Kyffhäuser und Unstrut. Der Künstler, der auch dem Kulturbeirat unseres Heimatbundes angehörte, war dessen Ehrenmitglied. Nun ist er nicht mehr. Wir aber erinnern uns seiner in Dankbarkeit und können stolz darauf sein, daß wir einige seiner Werke unser Eigen nennen können. Kunstmaler Otto Engelhardt würde am 5. Januar 1884 in Artern geboren. Nach gründlichem Fachstudium wirkte er, durch umfangreiche Reisen unterbrochen, als Maler und Lehrer in der heute durch die Neiße-Linie zweigeteilten schlesischen Stadt Görlitz. Indem' er, als Maler bekannt werdend, seinem Vatersnamen den Zusatz „Kyffhäuser“ anfügte, bekannte er sich zu seiner mitteldeutschen Heimat. Saßen doch seine Vorfahren hier seit Jahrhunderten. Das Oberkommando der Wehrmacht entsandte ihn im zweiten Weltkrieg nach Galizien und den Karparten, um dort historische Motive und Volkstypen im Bilde festzuhalten. Nach der Vertreibung, die auch ihm nicht erspart blieb, wurde Otto Engelhardt-Kyffhäuser in der Universitätsstadt Göttingen ansässig. Schon bald nach dem letzten Kriege wurde Engelhardt als erster deutscher Maler nach Paris eingeladen, um dort eine Engelhardt-Kyffhäuser-Ausstellung zu veranstalten. Was er zeigte, wurde zu einer Sensation für alle Kunstverständigen in Frankreich. Es handelte sich um ein neues Verfahren in der Malerei, die Monotypie, wie er es nannte. Man übertraf sich in Paris in begeisterten Würdigungen. So setzte der „Pariser Kurier“ über seinen Aufsatz die Überschrift: „Mit schmelzender Ölfarbe“ und schrieb: „Nach langen Versuchen fand er endlich einen Weg, der ihm ganz neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten eröffnete. Dazu verhalf ihm vor allem auch ein von ihm entdecktes Bindemittel, das den Farben größte Dehnbarkeit und Geschmeidigkeit verleiht. Die auf eine helle Metallplatte aufgetragene Arbeit wird so stark erhitzt, daß die Farben anfangen zu schmelzen und oft emailleartig zusammenlaufen. Die herausgeschabten Lichter und Konturen aber, mögen sie auch hauchdünn sein, verschmelzen nicht, sondern bleiben haarscharf und korrekt stehen. Es werden außerordentlich starke Wirkungen erzielt, die von keiner anderen Technik erreicht werden können.“ „La Revue moderne des arts et de la vie“ jedoch nennt Engelhardt „einen wirklichen Künstler, der aufs Größe gerichtet ist“. Er werde „von seiner Inspiration mitgerissen“, und er scheue sich nicht, „selbst erhabenste Themen in Angriff zu nehmen“. Und weiter: „Es würde verfehlt sein, Otto Engelhardt-Kyffhäuser in irgendeine Schule einzuordnen. Seine kraftvolle Persönlichkeit genügt sich selber.“ Dann folgt in dieser angesehenen Zeitschrift eine ausführliche Würdigung der ausgestellten einzelnen „Meisterwerke“ und der Schluß: „Man kann nicht in wenigen trockenen Sätzen eine auch nur einigermaßen klare Vorstellung von einer solchen Fülle von Eingebung und Fantasie geben, wie sie diese Werke enthüllen. Wie weit sind wir entfernt von der zurechtgestutzen Kunst so vieler Künstler unserer Zeit, die sich, mit dem begrenzten Horizont eines Cafes oder einer Tanzdiele begnügen! Daher muß man, ohne zu zögern, vor dem Werk eines Otto Engelhardt-Kyffhäuser den Hut ziehen.“ Sprach die Pariser Presse von „erhabensten Themen“, so wurden solche besonders auch gezeigt in den Ausstellungen, die Engelhardt aufgrund seiner mehrfachen Reisen nach und durch Ägypten darbot. 1960 wurde er im Rahmen des neuen Kulturabkommens der Bundesrepublik Deutschland und der Vereinigten Arabischen Republik eingeladen, seine große Monotypie-Ausstellung mit ägyptischen und einigen deutschen Motiven im Februar in der Kunsthalle Alexandriens zu zeigen. In Kairo wurde sie eröffnet vom ägyptischen Kulturminister und vom deutschen Botschafter. Der Kulturminister erwarb für das neue moderne Museum in. Kairo auch das Bild des Erfurter Domes und der Severikirche. Schlossen die „erhabensten Themen“ in Ägypten viele der mehrtausendjährigen Heiligtümer und Bauten des Landes ein, so wurde Engelhardt-Kyffhäuser in Rom eingeladen, die Stätten christlicher Kultur zu malen. Obwohl Protestant, gewann er durch seine Kunst Freunde im „Institutum Germanicuni“. Von dieser Stelle wurde ihm ein Sonderplatz im Petersdom erwirkt, von dem aus er den Papst in verschiedenen Stellungen mitten im Gottesdienst im Bilde festhalten konnte. Auch alle seine römischen Gemälde sind von strahlender Farbkraft und verfehlen ihre Wirkung auch nicht auf Andersgläubige. Durch solche Leistungen und Erfolge wurde Otto Engelhardt-Kyffhäuser einer der bekanntesten Maler Deutschlands. Heinz Sting
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