Renate Niethammer

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Renate Niethammer
Renate NiethammerRenate Niethammer v.l., Ausstellungsgespräche (um 1964)
Renate Kaiser
geb. 13. März 1913 in Nordhausen
gest. 17. Januar 2017 Willich
Künstlerin, Grafikerin, Malerin
Bilder und Medien bei Commons
Wikidata: Datensatz

Renate Niethammer(geb. 13. März 1913 als Renate Kaiser in Nordhausen; gest. 17. Januar 2017 in Willich) war Grafikerin und Malerin.

Leben

Renate Niethammer wurde in eine wohlhabende Nordhäuser Familie geboren. Der Urgroßvater war Möbelfabrikant, der Großvater war Katasterdirektor, die Großmutter bemalte Tonvasen, der Vater betrieb eine Handelsgärtnerei. Die Ehe der Eltern wurde früh geschieden. Niethammer hat mehrere Geschwister.

In ihrer Schulzeit zog sie häufig um. So lebte sie mit der wiederverheirateten Mutter zuerst im ostfriesischen Jever. In großen Schulklassen mit bis zu 70 Kindern, z. T. aus Moorarbeiterfamilien, lernte Renate Niethammer früh die Armut kennen. Sie besuchte insgesamt vierzehn verschiedene Schulen, zuletzt das Oberlyzeum in Berlin-Friedenau.

In der Unterprima (11. Klasse) gewann sie den 1. Preis der Stadt Berlin für ein Drama über das Frauenbild im Zeitablauf.

Ihr malerisches Interesse wurde früh von ihrer Großmutter und ihrer Tante Paula, einer Diakonisse, geweckt. In Berlin erhielt sie mit 18 Jahren ihren ersten Malunterricht in der privaten Kunstschule von Else Marcks-Penzig (1887–1950).

1932 legte sie die Aufnahmeprüfung an der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg ab. Lehrer im Porträt- und Aktzeichnen war insbesondere Erich Wolfsfeld, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1937 emigrierte. Daraufhin bekam die Klasse mit Renate Niethammer den neuen Lehrer Eichhorst, der sich als Nationalsozialist hervortat. Die Schüler boykottierten dessen Unterricht, was zur Auflösung der Klasse führte. Renate Niethammer wurde daraufhin dem Atelier von Professor Spiegel zugewiesen, einem anderen Lehrer, der den NS-Ideen zugewandt war. Es gelang ihr, in den grafischen Werkstätten von Professor Michel unterzutauchen.

Zurück in Nordhausen

1937 heiratete sie den Ingenieur für Flugzeugbau Friedrich Niethammer. In Folge der Geburt der Tochter 1938 in Leipzig litt sie an einer lebensgefährlichen Infektion (Kindbettfieber), die zur fast vollständigen Erblindung führte. Es folgte ein Jahr Aufenthalt im Universitätsklinikum Leipzig bis zur Rekonvaleszenz. Ihr Ehemann hielt sich beruflich in Prag auf, wohin sie ihm nach der Geburt des Sohnes 1942 in Augsburg folgte. Im Gefolge des Krieges kam ihr Ehemann 1944 ums Leben.

Es gelang Renate Niethammer 1945 mit beiden Kindern die Flucht zurück nach Nordhausen. Dort erlebte sie die Luftangriffe auf Nordhausen. Sie und die Kinder überlebten, andere Mitglieder ihrer Familie kamen darin um.

1946 gründete sie eine private Malschule im noch zerbombten Haus der Großeltern in Nordhausen. Insgesamt unterrichtete sie ca. 30 Schüler. Einige von ihnen führte sie systematisch zu Aufnahmeprüfungen an Fach- und Hochschulen, beispielsweise Burg Giebichenstein und die Hochschule für Architektur in Weimar. Der dort lehrende Professor Hermann Henselmann anerkannte bei Studierenden die aus Nordhausen mitgebrachten Fähigkeiten. Eine Studentin erhielt vom Kulturbund den ersten Preis des Landes Thüringen für ihre in Nordhausen angefertigten Arbeiten. Niethammer zeigte ihre Werke in mehreren Ausstellungen. Ein lebensgroßes Bild „Junger Geiger“ wurde von der Stadt Nordhausen gekauft und dem städtischen Orchester übergeben. Weitere Auftragsbilder entstanden. 1948 wurde ihre Malschule von der sowjetischen Kommandantur geschlossen.

1948 bis 1950 absolvierte sie ein weiterführendes Studium, insbesondere der Wandmalerei, bei Professor Kirchberger in Weimar. Es entstand eine Auftragsarbeit in der Größe 8 × 5,5 m für das Weimarer Stadttheater zum Thema „Friedensgrenze“. Das Bild wurde mehrere Wochen im Neuen Museum Weimar ausgestellt. 1953 arbeitete sie im Auftrag der Stadt Nordhausen als Leiterin eines Malzirkels für bildende Kunst. Das Einkommen daraus ermöglichte den Unterhalt der Familie.

Umzug nach Berlin

Renate Niethammer in den 1960er Jahren

1957 siedelte sie mit den Kindern nach Berlin über. Von dort aus kaufte sie ein Grundstück in Kolberg, nahe Königs Wusterhausen. Niethammer bekam den Auftrag der evangelischen Kirche, ein Triptychon zu malen für die Dorfkirche Selchow bei Storkow, insgesamt 4,20 m lang mit ca. 50 Figuren. 1962 übernahm sie den Zirkel für bildnerisches Volksschaffen im Schwermaschinenbau in Wildau, zwei Zirkel des NVA-Nachrichtenregiments in Niederlehme, den Mal- und Zeichenzirkel als künstlerische Leiterin im Kulturhaus Interflug und im Kulturhaus Fernsehelektronik-Berlin. Weitere Auftragsarbeit war ein 2 × 3,70 m großes Tafelbild mit den Porträts der besten Arbeiter des Binnenhafens in Königs Wusterhausen.

Hafenbild Königs Wusterhausen, Öl, ca. 1962
Rehabilitation, Öl, 1978, vierteilig
Triptychon Kommet her zu mir in Ev. Dorfkirche zu Selchow, Öl, 1965

Bis 2011 war ihr Wohnsitz in Kolberg in Brandenburg. Es entstand hier insbesondere Malerei in Öl, Aquarell, Kohle und Kreide. Motive sind immer wiederkehrend Menschen; Männer-, Frauen- und Kinderporträts, Arbeiter, Politiker, Künstler, aber auch leuchtend farbige Blumen-Stillleben. Ein Triptychon über Frauen der Weltgeschichte blieb bislang unvollendet.

Landbriefträger in Kolberg, Öl, 1974
Renate Niethammer, 2013

2011 folgte die altersbedingte Übersiedelung nach Nordrhein-Westfalen in die Nähe des Wohnsitzes ihres Sohnes, wo sie am 17. Januar 2017 starb.[1]

Werke

  • 2002 begonnen: „Frauen“, Triptychon, unvollendet, im Besitz der Familie
  • 1988: „Verkauf der Kinder“, Öl
  • 1985: „Jan Koplowitz und Frau“, 1985, Öl auf Hartfaser, 90 × 86 cm (Kunstarchiv Beeskow n in der Burg Beeskow)
  • 1985: „Hedda Zinner“, 1985, Öl auf Hartfaser, 91 × 73 cm (Kunstarchiv Beeskow)
  • 1981: „Geiger (Abschied von der Moldau)“, Öl
  • 1975–1977: „Rehabilitation der Querschnittsgelähmten“, Öl, Auftragsarbeit als Wandbild für das Klinikum Buch; (Kunstarchiv Beeskow)
  • 1974: „Landbriefträger“, 1974, Öl auf Hartfaser, 90 × 70 cm (Kunstarchiv Beeskow)
  • 1965: „Kommet her zu mir …“ Altar-Triptychon, Öl, Evangelische Dorfkirche in Selchow/Mark (Storkow)
  • 1971: „Arbeiterveteranin Helene G.“, 1971, Öl auf Hartfaser, 90 × 70 cm (Kunstarchiv Beeskow)
  • 1971: „Sozialistische Brigade der LPG Großziethen“, Öl, VII. Kunstausstellung der DDR 1972
  • 1962: „Hafen-Bild“, Öl, ca. 200 × 400 cm, Binnenhafen Königs Wusterhausen

Ausstellungen

  • 2011: Berlin, Abgeordnetenhaus 26. Januar 2011 – 11. März 2011: „Porträts aus dem Kunstarchiv Beeskow“ mit „Landbriefträger“ von 1974 vertreten
  • 2009: Burg Beeskow, 19. Oktober 2009 – 20. Juni 2010: „Helden auf Zeit. Porträts aus Kunstarchiv Beeskow“ („Landbriefträger“ 1974)
  • 2008: Landkreis Dahme-Spreewald, Lübben, Vertikale-Galerie, 12. Februar 2008 bis 16. April 2008 „Porträts“, Lebenswerkausstellung zum 95. Geburtstag
  • 2007: Landgalerie Mark Brandenburg e. V., Jacobsdorf-Petersdorf: 30. Juni 2007 bis 20. August 2007: „Renate Niethammer“
  • 2005: Burg Beeskow, 23. Oktober 2005 – 29. Januar 2006: „Ein weites Feld. Landwirtschaft in der Malerei der DDR“ („Landbriefträger“ von 1974)
  • 2004: Burg Beeskow, 14. Dezember 2003 – 16. Mai 2004: „Offenes Depot 2. Teil. Künstler aus Ostbrandenburg zwischen gestern und heute“ („Landbriefträger“ von 1974)
  • 1996: GEDOK Brandenburg, Klubhaus Rangsdorf: 28. Januar 1996 – 26. Februar 1996: „Malerei und Zeichnungen“[2]
  • 1978: Bukarest, Kunstausstellung der DDR.
  • 1972: VII. Kunstausstellung der DDR 1972 in Dresden: mit „Sozialistische Brigade der LPG Großziethen“, Öl, 1971 vertreten

Literatur

  • „Ein weites Feld“. Landwirtschaft in der Malerei der DDR, Katalog zur Ausstellung, Kunstarchiv Beeskow / Simone Tippach-Schneider (Hrsg.), Beeskow 2005
  • „Helden auf Zeit“. Porträts aus dem Kunstarchiv Beeskow, Katalog zur Ausstellung, Kunstarchiv Beeskow / Simone-Tippach-Schneider (Hrsg.), Beeskow 2009

Externe Verweise

 Commons: Renate Niethammer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige mit offensichtlichem Druckfehler
  2. Ausstellung in GEDOK 1996


         Quelle für diesen Artikel: de.wikipedia.org
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