Preußen und Hannover im Kampfe um die Freie Reichsstadt Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die kleine Freie Reichsstadt Nordhausen ist im großen ganzen nur Objekt eines Spieles der größeren Mächte. Ihre Ohnmacht war die Ohnmacht des Heiligen Römischen Reiches, und der Untergang ihrer Selbständigkeit mußte spätestens in dem Augenblicke erfolgen, wo das Reich zu Bruche ging. | Die kleine Freie Reichsstadt Nordhausen ist im großen ganzen nur Objekt eines Spieles der größeren Mächte. Ihre Ohnmacht war die Ohnmacht des Heiligen Römischen Reiches, und der Untergang ihrer Selbständigkeit mußte spätestens in dem Augenblicke erfolgen, wo das Reich zu Bruche ging. | ||
Der Geschichtsschreiber, der in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen die Freie Reichsstadt rückt, hat die Aufgabe, auch die unbedeutenderen Züge seines Vorwurfs festzuhalten. Das konnte, wenn der Fluß der Darstellung nicht gestört werden sollte, nur dadurch geschehen, daß diese geringeren Begebenheiten aus der eigentlichen Darlegung herausgenommen wurden. Außerdem hielt Verfasser für nötig, einige wichtige Dokumente, wenn auch nicht wörtlich, so doch auszugsweise mitzuteilen. Diese Dokumente sowie die kleineren Züge Nordhäuser Lebens sind in Beilagen niedergelegt. Da diese Exkurse aber | Der Geschichtsschreiber, der in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen die Freie Reichsstadt rückt, hat die Aufgabe, auch die unbedeutenderen Züge seines Vorwurfs festzuhalten. Das konnte, wenn der Fluß der Darstellung nicht gestört werden sollte, nur dadurch geschehen, daß diese geringeren Begebenheiten aus der eigentlichen Darlegung herausgenommen wurden. Außerdem hielt Verfasser für nötig, einige wichtige Dokumente, wenn auch nicht wörtlich, so doch auszugsweise mitzuteilen. Diese Dokumente sowie die kleineren Züge Nordhäuser Lebens sind in Beilagen niedergelegt. Da diese Exkurse aber für den Freund Nordhäuser Geschichte und Verhältnisse nicht ganz wertlos sein mögen, erscheinen sie nicht am Ende des ganzen Werkes, sondern jedesmal sogleich hinter ihrem Kapitel. | ||
Im übrigen aber möchte auch diese etwas umfangreiche Einzeluntersuchung nur dazu dienen, das Leben der heimatlichen Vorzeit zu erhellen und die Freude an dem bunten, bewegten Leben der Heimat zu wecken. | Im übrigen aber möchte auch diese etwas umfangreiche Einzeluntersuchung nur dazu dienen, das Leben der heimatlichen Vorzeit zu erhellen und die Freude an dem bunten, bewegten Leben der Heimat zu wecken. |
Version vom 15. August 2021, 12:57 Uhr
Preußen und Hannover
im Kampfe
um die Freie Reichsstadt Nordhausen. (1697—1715.)
Von
Hans Silberborth.
Quellen.
Vorwort.Nachdem ich im Jahre 1927 im Aufträge des Magistrats der Stadt Nordhausen die Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen der Oeffentlichkeit hatte vorlegen können, war es mein Wunsch, einzelne Themen, die in der Gesamtgeschichte schon angeschlagen waren, noch gesondert und eingehend zu behandeln. Die Bearbeitung des heimatlichen Sagenschatzes und des heimatlichen Brauchtums ließen die Arbeit zwar zeitweilig in den Hintergrund treten, sie hat aber nie ganz geruht. So war es mir wenigstens möglich die Artikel: „Der Nordhäuser Bürgermeister M. Meyenburg als Mansfelder Kupferhändler" in der Zeitschrift des Harz- Vereins für G. u. A., ferner: „Der Höhepunkt der religiösen Streitigkeiten in der Fr. Reichsstadt Nordhausen und die erste und einzige Berufung eines Superintendenten" in der Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Prov. Sachsen und endlich: das Lebensbild Carl Ehr. Fr. Fischers in der Festschrift zur Jahrhundertfeier des Staatl. Realgymnasiums zu Nordhausen herausgehen zu lassen. Als weitere kurze Abhandlung war neben anderen die Behandlung der preußischen Besetzung zu Beginn des 18. Jahrhunderts geplant. Die Verquickung innerpolitischer Zersetzungserscheinungen und der Bedrängnis von außen her hatte mich schon bei der Abfassung der Gesamtgeschichte gefesselt. Doch war mir nicht bewußt, daß die eingehende Bearbeitung solche Ausmaße annehmen müsse, wie es bei Erzielung wenigstens einiger Vollständigkeit tatsächlich der Fall war. Ueberaus reiche Aktenschätze liegen in Berlin, Dresden, Wolfenbüttel und Hannover. Ebenso ergiebig werden die Wiener sein. Diese konnten nicht benutzt werden, brauchten es vielleicht auch nicht, da die Hauptentscheidungen Wiens in unserer Angelegenheit nach Berlin und Nordhausen mitgeteilt wurden und deshalb in den hiesigen Archiven eingesehen werden konnten. Es ist aber meine Hoffnung, das reiche Wiener Material über die Nordhäuser Gesamtgeschichte einstmals an Ort und Stelle ausbeuten zu können. Daneben bot auch das heimische Archiv eine Unsumme von häufig noch nicht einmal registriertem Material. So dehnte sich die Arbeit und wuchs weit über den Umfang eines bloßen Aufsatzes hinaus. Dem Entgegenkommen der Nordhäuser Stadtverwaltung, die verständnisvoll alle kulturellen Aufgaben unterstützt, ist es zu danken, daß diese Arbeit, die als Sonderwerk keine große Gemeinde von Lesern finden wird, dem Druck übergeben werden konnte und nun in Buchform erscheint. Natürlich findet die Veröffentlichung einer ins einzelne gehenden Untersuchung nur dann ihre Rechtfertigung, wenn sie wirklich eine Anzahl bisher unbekannter Tatsachen ans Licht zieht und wenn diese Tatsachen wenigstens so bedeutsam sind, daß sie dem Bilde der Zeit, der sie entstammen, wo nicht neue Züge hinzufügen, so doch die alten wesentlich verschärfen und vertiefen. In unserem Falle handelte es sich um den erneuten Nachweis des ungeheuer schwierigen Ringens Preußens um seine Stellung in Nord- und Mitteldeutschland und darum, daß es höchste Anerkennung verdient, wenn ein Staat mit der Tradition eines dauernd ganz unerhörten Kräfteeinsatzes wie Preußen als erster in Deutschland Stellung und Rechte aufzugeben bereit war, um dem größeren deutschen Vaterlande zu dienen. Auch die Nebenbuhlerschaft Preußens und Braunschweig–Lüneburgs (Hannovers) im 17. und 18. Jahrhundert ist nicht unbemerkt geblieben. Wenn nun die vorliegende Abhandlung ihre Untersuchung bis zu dem Punkte führt, wo ein Ausgleich zwischen Preußen und Hannover erfolgt, so möchte sie nicht an dem Hinweis vorübergehen, daß die friedliche Uebereinkunft in diesem Augenblicke nicht etwa einer gewissermaßen zufälligen Verhandlungsbereitschaft entsprang, sondern einer durchaus naturbedingten Entwicklung. Für Groß-Britannien war die schlagkräftige preußische Armee im Kampf gegen Frankreich lebensnotwendig, und in dem Augenblicke, wo das Schicksal Hannovers an das Englands geknüpft wurde, mußten die welfischen Lande die Rivalität aufgeben und Preußens Bundesgenossen werden. Erst die Trennung Hannovers von Groß-Britannien im 19. Jahrhundert mußte naturbedingt die alte Gegnerschaft wieder aufleben lassen. Hannover ging in Preußen auf. Daß dann die Entwicklung Preußens-Deutschlands zur Weltmacht gegen Ausgang des 19. Jahrhunderts die Haltung Englands gegen den neuen Rivalen veränderte, ist bekannt. Die kleine Freie Reichsstadt Nordhausen ist im großen ganzen nur Objekt eines Spieles der größeren Mächte. Ihre Ohnmacht war die Ohnmacht des Heiligen Römischen Reiches, und der Untergang ihrer Selbständigkeit mußte spätestens in dem Augenblicke erfolgen, wo das Reich zu Bruche ging. Der Geschichtsschreiber, der in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen die Freie Reichsstadt rückt, hat die Aufgabe, auch die unbedeutenderen Züge seines Vorwurfs festzuhalten. Das konnte, wenn der Fluß der Darstellung nicht gestört werden sollte, nur dadurch geschehen, daß diese geringeren Begebenheiten aus der eigentlichen Darlegung herausgenommen wurden. Außerdem hielt Verfasser für nötig, einige wichtige Dokumente, wenn auch nicht wörtlich, so doch auszugsweise mitzuteilen. Diese Dokumente sowie die kleineren Züge Nordhäuser Lebens sind in Beilagen niedergelegt. Da diese Exkurse aber für den Freund Nordhäuser Geschichte und Verhältnisse nicht ganz wertlos sein mögen, erscheinen sie nicht am Ende des ganzen Werkes, sondern jedesmal sogleich hinter ihrem Kapitel. Im übrigen aber möchte auch diese etwas umfangreiche Einzeluntersuchung nur dazu dienen, das Leben der heimatlichen Vorzeit zu erhellen und die Freude an dem bunten, bewegten Leben der Heimat zu wecken. Nordhausen, im Herbst 1936.
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