Gasanstalt Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. Januar 2023, 17:21 Uhr
Die Gasanstalt Nordhausen befand sich an der Geseniusstraße am Zorgeufer und produzierte zwischen 1856 und 1971.
Geschichte
Im Februar 1856 beabsichtigten einige Bürger, darunter Stadtverordneter Carl Arens, die Bankiers Heinemann Bach und Samuel Frenkel, die Kaufleute Ludwig Salfeldt und Arnold, eine Gasanstalt in Nordhausen zu erbauen. Doch der Plan zerschlug sich zunächst. Am 14. März 1857 schloss die Stadt schließlich einen Vertrag mit der Deutschen Continental-Gasgesellschaft zu Dessau über den Bau einer solchen Anlage. Von Juni bis Dezember wurde die Gasanstalt am rechten Zorgeufer vor dem Siechentor errichtet. Während der Bauarbeiten kam es Anfang Juli 1857 zu Arbeitsniederlegungen und damit zum ersten Streik in der Nordhäuser Geschichte. Innenminister von Westphalen ordnete an: „Gegen die angezeigte Arbeitseinstellung ist mit aller Strenge nach meinem Circular-Erlasse einzuschreiten. Die sofortige Entlassung sämtlicher Schuldigen ist herbeizuführen und mit Ausweisung aller nicht Einheimischen, nicht zur Haft und Anklage gezogenen Teilnehmer zu verfahren.“ (Berlin, 3. Juli 1857)
In der Stadt wurden seit dem 13. Juni 1857 Gasrohre verlegt. Die Beleuchtung der Straßen durch Gas erfolgte seit dem 18. Mai 1858.
Am 24. September 1867 kam es zur ersten Verlängerung des Vertrages zwischen der Gasanstalt und der Stadtverwaltung auf Lieferung von Gas. 1871 errichtete man einen zweiten Gasbehälter.
Während eines orkanartigen Sturms am 6. Juli 1881 wurde der neuerbauten, 26 Meter hohen Schornstein eingerissen. Der im Gaswerk 1857 in Betrieb genommene Gasbehälter wurde 1896 auf eine größere Speicherfähigkeit umgebaut. 1911 folgte ein dritter Gasbehälter, dessen Fassungsvermögen größer war als das des erste und zweite zusammen.
1883 brannten 503 Gasflammen. Die Beleuchtung der öffentlichen Plätze durch besondere Brenner erfolgte seit 1892.
Die Kosten der Beleuchtung durch Gas betrugen:
- 1892: 544 Gaslaternen und 2 Kandelaber — 17.456 Mark
- 1902: 644 Gaslaternen (Auerbrenner seit 1900) — 27.772 Mark
- 1912: 801 Gaslaternen und 4 elektrische Bogenlampen, seit 1907 — 37.709 Mark
Der Betrag, welchen die Gasanstalt zahlte, stieg von 27.910 Mark (1910) auf 33.263 Mark (1912).
Am 11. Februar 1927 verstarb der Direktor Hans Buhe. Sein Sohn war der NSDAP-Funktionär Klaus Buhe, der ebenfalls in dem Betrieb tätig war. Am 18. Mai 1938 feierte das Gaswerk sein 80-jähriges Bestehen. Gerhard Florin, erster Nordhäuser Ritterkreuzträger, war bis zu seiner Einberufung Direktor des Nordhäuser Gaswerkes. Im Juli 1941 kam er als Hauptmann und Bataillons-Kommandeur an die Ostfront.
In vielen Nordhäuser Haushalten stand in der Küche bis nach 1945 eine Grude. Dieser Kochherd wurde mit Grus (grobkörniger Kohlestaub) befeuert. Die glühende Asche hielt vorgekochte Speisen warm (wie die Kochkiste unter dem Federbett in den Kriegsjahren). Hergestellt wurden Gruden von der Nordhäuser Mabag. Kohlengrus konnte sackweise mit dem Bollerwagen von der Gasanstalt abgeholt werden.
Während der Luftangriffe auf Nordhausen 1945 wurden das Areal und das Rohrnetz getroffen; die Produktion begann ein Jahr später wieder in beschränktem Umfang.
Im Mai 1958 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Das Werk erzeugte allerdings nur noch einen Teil der benötigten Gasmenge. Der Hauptanteil kam durch Fernleitungen aus Mühlhausen.
Am 30. April 1971 kam es zur Einstellung der Gaserzeugung, da Nordhausen ein Jahr zuvor an die Gasfernleitung angeschlossen wurde. Der Ofenblock wurde am 19. Februar 1972 gesprengt, der Schornstein fiel am 13. März.
Literatur
- Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. ISBN 9783895708831
Externe Verweise
- Revitalisierung Altes Gaswerk, michael-flagmeyer.de
- Gaswerk Nordhausen, rottenplaces.de