Martinsfest in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Dezember 2019, 10:05 Uhr
Das Martinsfest in Nordhausen (auch Martinstag, Martini; Mundart Märtensowend oder Märtensoobend, auch Märtensfier) ist eine althergebrachte Feier am 10. November.
Geschichte
Das Martinsfest in Nordhausen wird größer als in anderen Thüringer Städten alljährlich am 10. November abgehalten, zugleich zur Erinnerung an die Anwesenheit Martin Luthers in Nordhausen, welcher u. a. hier im Jahre 1525 gegen den Bauern-Aufruhr (Thomas Münzer) predigte. Luther soll mit seinem Freunde Justus Jonas dessen Eltern in Nordhausen am Martinstage besucht haben, bei welcher Gelegenheit Gänsebraten und Rotkohl gespeist wurde.
An diesem Festtage ziehen die Nordhäuser Gesangvereine und Schulen mit Musik und Fahnen durch die Stadt bis vor das Rathaus, wo die Versammlung in feierlicher Weise mit Musikbegleitung das Lutherlied: „Eine feste Burg ist unser Gott“ absingt. Bei dem folgenden Abendschmaus wird in jeder Familie, die es erschwingen kann, ein Karpfengericht und eine gebratene Martinsgans verspeist, wobei nach alter Sitte zur Freude der Kinder bunte Martinslichter brennen. Früher kamen viele Fremde, zumeist Kunden der Brennherren oder Verwandte und Geschäftsfreunde der Nordhäuser, zur Teilnahme an dem Feste, bei welchem sie als Gäste im reichlichsten Maße bewirtet wurden.
Zitate
Der 10. November, Luthers Geburtstag, wird sonderbarer Weise hier mehr als anderwärts als Volksfest gefeiert. [...] Schon am Tage vorher wird die sogenannte Martinsgans geschlachtet und die bemalten Lichter gekauft, worauf das Bild Luthers, zur großen Freude der Kinder, deren jedes ein Licht bekommt; überhaupt so viel Familienglieder, so viel Lichter. Nachmittags versammeln sich die Gewerke mit ihren Fahnen auf dem Markte und singen unter Posaunenbegleitung das Lied: Eine feste Burg ist unser Gott, welches auch am Abend zwischen 5 und 6 Uhr vom Petrikirchturme geblasen wird. In dieser Stunde wird auch mit allen Glocken geläutet und eine Festmahlzeit gehalten, es wird die Martinsgans verzehrt, bei hellem Lichterschein. Doch ist dieses Volksfest jetzt sehr materiell geworden, man denkt nur ans Essen und vergißt des Mannes, dem zu Ehren man feiert. | ||
— Theodor Eckart: Gedenkblätter aus der Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Nordhausen. Leipzig: Bernhard Franke, 1895. |
Nordhausen die Lutherstadt, wer liebte sie nicht in heißer Dankbarkeit, der einmal das Glück gehabt, das wundervolle Fest des Martinstages dort mitzufeiern, am Abend die Huldigung des gesamten protestantischen Bürgertums mit den Schulen, den Vereinen, den Behörden. Mit Sang und Klang und Festansprache vor dem Lutherdenkmal am Lutherplatz mitzuerleben, daß alle Fibern der Seele erbebten bei dem machtvollen Choral deutschen Christentums: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen!“ | ||
— Michael Georg Conrad: Erinnerungen an Nordhausen. In: Nordhausen. Wie es unsere Dichter sahen.... Bleicherode: Heimatland-Verlag, 1927. |
Siehe auch
Literatur
- D'r Märtensobend zu Nordhusen. In: Nordhüsche Rieme unn Biller.Nordhausen: C. Haacke, 1898.
- Karl Meyer: Das Martinsfest in Nordhausen. In: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde, 36. Jahrgang, 1903.
- Klaus Großmann: Volksbräuche zu Martini in Nordhausen.
Externe Verweise
- Im Archiv gestöbert – Ein kleiner Nachtrag zum Martinsfest, Stadtansichten Nordhausen, 10. November 2016.