Hochwasser im Landkreis Nordhausen 2023: Unterschied zwischen den Versionen

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|INHALT=Dieser Artikel beschreibt ein aktuelles Ereignis. Die Informationen können sich deshalb rasch ändern. Letztes Update: '''26. Dezember 2023, 08:40 Uhr'''
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Das '''Hochwasser im Landkreis Nordhausen Ende Dezember 2023''' ist ein Extremwetterereignis, das durch langanhaltende und intensive Niederschläge sowie die Schneeschmelze in den Bergen des Harzes verursacht wurde. In der Folge kam es entlang der Flusssysteme der Zorge, Helme und Wipper sowie mehrerer kleinerer Bäche zu starken Überflutungen und Überschwemmungen. Zu Weihnachten musste [[Windehausen]] evakuiert werden.
Das '''Hochwasser im Landkreis Nordhausen Ende Dezember 2023''' ist ein Extremwetterereignis, das durch langanhaltende und intensive Niederschläge sowie die Schneeschmelze in den Bergen des Harzes verursacht wurde. In der Folge kam es entlang der Flusssysteme der Zorge, Helme und Wipper sowie mehrerer kleinerer Bäche zu starken Überflutungen und Überschwemmungen. Zu Weihnachten musste [[Windehausen]] evakuiert werden.


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=== 24. Dezember ===
=== 24. Dezember ===
 
[[Datei:Weihnachtshochwasser2023Hesserode.jpg|thumb|Von der Helme überflutetes Feld in der Ortslage Hesserode, Stadt Nordhausen]]
In der Nacht zum 24. Dezember verschlechterte sich die Situation weiter. Die Pegelstände von [[Zorge]] und Helme verharrten auf Höchstwerten, die Wipper trat ebenfalls mit großer Dynamik über ihre Ufer. Mehrere innerörtliche Durchfahrten und Verbindungsstraßen zwischen den Gemeinden des Landkreises Nordhausen mussten aufgrund der Wassermassen für den Verkehr gesperrt werden. Insbesondere in der [[Goldene Aue|Goldenen Aue]] um Görsbach und Auleben sowie in Windehausen war die Lage nachhaltig angespannt. Neben den örtlichen Feuerwehren kamen hier auch die THW-Ortsverbände Nordhausen und Sondershausen intensiv bei Hochwasserschutzmaßnahmen zum Einsatz. Aber auch in der Kreisstadt Nordhausen selbst sowie umliegenden Ortslagen wie Sundhausen oder Großwechsungen wurden durch die Einsatzkräfte umfangreiche Aktivitäten zum Hochwassermanagement durchgeführt.
In der Nacht zum 24. Dezember verschlechterte sich die Situation weiter. Die Pegelstände von [[Zorge]] und Helme verharrten auf Höchstwerten, die Wipper trat ebenfalls mit großer Dynamik über ihre Ufer. Mehrere innerörtliche Durchfahrten und Verbindungsstraßen zwischen den Gemeinden des Landkreises Nordhausen mussten aufgrund der Wassermassen für den Verkehr gesperrt werden. Insbesondere in der [[Goldene Aue|Goldenen Aue]] um Görsbach und Auleben sowie in Windehausen war die Lage nachhaltig angespannt. Neben den örtlichen Feuerwehren kamen hier auch die THW-Ortsverbände Nordhausen und Sondershausen intensiv bei Hochwasserschutzmaßnahmen zum Einsatz. Aber auch in der Kreisstadt Nordhausen selbst sowie umliegenden Ortslagen wie Sundhausen oder Großwechsungen wurden durch die Einsatzkräfte umfangreiche Aktivitäten zum Hochwassermanagement durchgeführt.


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Obwohl sich die Lage in Teilen des Kreisgebiets über die Weihnachtsfeiertage zunächst leicht entspannte, erreichte das Hochwassergeschehen am 25. Dezember in [[Windehausen]] eine besonders kritische Zuspitzung. Durch ansteigende Pegelstände der Zorge staute sich im Ort auch der einmündende Krummbach. Es kam zu einer verstärkten Überflutung des Dorfes. Da zuvor bereits die örtliche Trafostation vom Hochwasser betroffen war, fiel seit den Abendstunden des Vortages die Stromversorgung vollständig aus. Gegen 18:30 Uhr am 25. Dezember musste aufgrund der sich dramatisch verschlechternden Situation eine Räumung des gesamten Ortes eingeleitet werden – die Einwohner wurden mittels Lautsprecherdurchsagen und SMS seitens der Behörden zur freiwilligen Evakuierung aufgefordert.
Obwohl sich die Lage in Teilen des Kreisgebiets über die Weihnachtsfeiertage zunächst leicht entspannte, erreichte das Hochwassergeschehen am 25. Dezember in [[Windehausen]] eine besonders kritische Zuspitzung. Durch ansteigende Pegelstände der Zorge staute sich im Ort auch der einmündende Krummbach. Es kam zu einer verstärkten Überflutung des Dorfes. Da zuvor bereits die örtliche Trafostation vom Hochwasser betroffen war, fiel seit den Abendstunden des Vortages die Stromversorgung vollständig aus. Gegen 18:30 Uhr am 25. Dezember musste aufgrund der sich dramatisch verschlechternden Situation eine Räumung des gesamten Ortes eingeleitet werden – die Einwohner wurden mittels Lautsprecherdurchsagen und SMS seitens der Behörden zur freiwilligen Evakuierung aufgefordert.


In der Turnhalle der nahen Stadt Heringen wurde eine Notunterkunft für die evakuierten Anwohner eingerichtet, die neben der Feuerwehr und THW auch durch den Sanitätsdienst und Kriseninterventionsteams betreut wurden. Da ein Abfließen oder Abpumpen der Wassermassen aus Windehausen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich war, wurden die Betroffenen gebeten, bis auf Weiteres privat bei Freunden und Verwandten unterzukommen. Weder Deichbauten noch eine mögliche Ausrufung des Katastrophenfalles hätten an dieser spezifischen Situation grundlegend etwas ändern können, wie seitens der Behörden eingeschätzt wurde. Entscheidend waren hier natürliche Faktoren wie der hohe Grundwasserpegel.  
In der Turnhalle der nahen Stadt Heringen wurde eine Notunterkunft für die evakuierten Anwohner eingerichtet, die neben der Feuerwehr und THW auch durch den Sanitätsdienst und Kriseninterventionsteams betreut wurden. Da ein Abfließen oder Abpumpen der Wassermassen aus Windehausen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich war, wurden die Betroffenen gebeten, bis auf Weiteres privat bei Freunden und Verwandten unterzukommen. Zahlreiche Privatpersonen und Pensionen nahmen kostenfrei evakuierte Einwohner auf. Weder Deichbauten noch eine mögliche Ausrufung des Katastrophenfalles hätten an dieser spezifischen Situation grundlegend etwas ändern können, wie seitens der Behörden eingeschätzt wurde. Entscheidend waren hier natürliche Faktoren wie der hohe Grundwasserpegel.  
 
=== 26. Dezember ===
Rund 400 der 500 Einwohner von Windehausen sind evakuiert. Nach privaten Spendensammlungen, bei denen innerhalb von 24 Stunden rund 20.000 Euro zusammenkamen, richtete die Stadt Heringen ein Spendenkonto für die Flutopfer ein.
 
Die Hochwasserlage hatte sich im Landkreis Nordhausen nun deutlich entspannt. Die Pegelstände von Helme und Zorge gingen wieder zurück. Die Helmebrücke (Auestraße) in Sundhausen blieb noch gesperrt. Die Vollsperrungen der B 4 in Richtung Niedersachswerfen sowie entlang der Parkallee wurden am späten Nachmittag aufgehoben.
 
Am Abend des 26. Dezembers gab der Landkreis Mansfeld-Südharz bekannt, dass der Ort Thürungen aufgrund des Hochwassers am Stausee Kelbra und an der Helme freiwillig evakuiert wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden aufgefordert, bis spätestens 18:00 Uhr ihre Häuser zu verlassen. Viele nutzten das Angebot und suchten Schutz in der Notunterkunft in der Turnhalle in der Ziegelhüttenstraße in Kelbra, die als Anlaufpunkt für evakuierende Personen dient.
Freiwillige Feuerwehrleute informierten vor Ort mittels Lautsprecherwagen über die bevorstehende Evakuierung. Die Einwohnerinnen und Einwohner wurden angehalten, sich zu Verwandten oder Bekannten zu begeben oder die Notunterkunft zu nutzen, falls sie keine anderen Unterkunftsmöglichkeiten haben.
Aufgrund der Dauerregenfälle der vergangenen Tage erreichte der Stausee Kelbra seine Kapazitätsgrenze, wodurch Überschwemmungen in den Ortschaften entlang der Helme drohten. Betroffen sind Gemeinden wie Goldene Aue, Südharz, Sangerhausen und Allstedt, deren Einwohner sich ebenfalls auf mögliche Evakuierungen vorbereiten sollten.
Als Reaktion auf die Situation befüllte das Technische Hilfswerk, unterstützt von der Sangerhäuser Ortsgruppe, mehrere Tausend Sandsäcke, um kritische Infrastruktur zu schützen. Zudem überwachten die Freiwilligen Feuerwehren die Deiche. Diese Maßnahmen wurden von einem von Landrat André Schröder (CDU) einberufenen Stab für außergewöhnliche Ereignisse beschlossen.
 
=== 27. Dezember ===
 
Am 27. Dezember entspannte sich die Lage langsam. In Windehausen konnten die Bewohner erstmals seit dem Hochwasser kurz in ihre Häuser zurückkehren.<ref>{{Internetquelle | autor =Angelo Glashagel | url =https://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=338429 | titel =Das Wasser geht zurück | werk = | hrsg =NNZ-Online | datum =27. Dezember 2023 | seiten = | zugriff =27. Dezember 2023 | zitat = | format = | sprache = }}</ref> Zugang erhielten sie über einen Shuttle-Service vom Industriegebiet aus. Eine völlige Normalisierung wurde aber erst in den folgenden Tagen erwartet.
In der Nacht zum 27. Dezember drohte in Windehausen ein Sandsackwall nachzugeben. Dies konnte durch Einsatzkräfte der Feuerwehr, des THW und Freiwillige verhindert werden. Dennoch war die Gefahr noch nicht gebannt.
 
Vor einer Wiederherstellung der Stromversorgung mussten Haus und Infrastruktur noch begutachtet werden. Die Notunterbringung der Bewohner in der Turnhalle von Heringen war nach einem Tag nicht mehr nötig. Stattdessen kamen die Evakuierten privat unter.
Insgesamt deuteten die Zeichen auf eine allmähliche Entspannung der Lage hin. Das volle Ausmaß der Hochwasserschäden ließ sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht abschätzen.
 
Die Ortslage blieb für Fahrzeuge gesperrt. Laut Heringens Bürgermeister [[Matthias Marquardt]] ging man Schritt für Schritt vor: Nach dem Auspumpen der Keller sollen Strom und Abwasser wieder hergestellt werden. Anschließend steht das Aufräumen an. Die evakuierten Bewohner wurden um Geduld gebeten. Marquardt hoffte, dass sie das neue Jahr in ihren Wohnungen verbringen können.<ref>{{Internetquelle | autor =
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=== 28. Dezember ===
Am Vormittag wurde die Evakuierung von Windehausen aufgeboben.<ref>{{Internetquelle | autor =
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Das Betretungsverbot für Fremde blieb bestehen. Die Bewohner wurden zu Vorsicht aufgerufen, da weiterhin Risiken wie vollgelaufene Keller bestanden. Etwa 200-250 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW waren weiterhin mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
 
=== 29. Dezember ===
Zum Abend beendete der Krisenstab in der Landgemeinde Heringen seine Arbeit und die Notunterkunft in der Schulturnhalle von Heringen wurde geschlossen.<ref>{{Internetquelle | autor =
Kristin Müller | url =https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/nordhausen/hochwasser-nahe-trafostation-an-der-aumuehle-bereitet-sorge-id240898506.html | titel =  Hochwasser nahe Trafostation an der Aumühle bereitet Sorge | werk = | hrsg =Thüringer Allgemeine| datum =29. Dezember 2023 | seiten = | zugriff =29. Dezember 2023 | zitat = | format = | sprache = }}</ref>
Der Pendelverkehr zwischen dem Industriegebiet und Windehausen wurde eingestellt, da die Einwohner von Windehausen wieder in der Lage waren, ihr Dorf zu befahren. Ein Betretungsverbot für Ortsfremde blieb jedoch bestehen.
Kritisch war weiter die Hochwassersituation an der Aumühle, wo ein Deich gesichert werden musste, um eine Trafostation vor dem Wasserrückstau aus dem Stausee Kelbra zu schützen. Ohne die Station hätte die Abwasserentsorgung in der gesamten Goldenen Aue zu kollabieren gedroht.
 
=== Januar 2024 ===
Anfang Januar 2024 begannen die Aufräumarbeiten in Windehausen. Für die Hochwasseropfer kamen bis zum 3. Janaur Spenden in Höhe von 100.000 Euro zusammen. Matthias Marquardt sprach von ein bis zwei Millionen Euro, die nun an Kosten anfallen würden.<ref>{{Internetquelle | autor =
Kristin Müller | url =https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/nord-thueringen/nordhausen/windehausen-hochwasser-aufraeumen-spenden-100.html | titel =  Nach Hochwasser: Anwohner von Windehausen räumen auf | werk = | hrsg =MDR| datum =3. Januar 2024 | seiten = | zugriff =4. Januar 2024 | zitat = | format = | sprache = }}</ref>


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Aktuelle Version vom 20. Juni 2024, 14:29 Uhr

Das Hochwasser im Landkreis Nordhausen Ende Dezember 2023 ist ein Extremwetterereignis, das durch langanhaltende und intensive Niederschläge sowie die Schneeschmelze in den Bergen des Harzes verursacht wurde. In der Folge kam es entlang der Flusssysteme der Zorge, Helme und Wipper sowie mehrerer kleinerer Bäche zu starken Überflutungen und Überschwemmungen. Zu Weihnachten musste Windehausen evakuiert werden.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Dezember 2023 wurde vom Hochwasserbereitschaftdienst Thüringens für den Landkreis Nordhausen die höchste Hochwasser-Alarmstufe 3 ausgerufen.[1] Zu diesem Zeitpunkt standen bereits zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehren und Technischem Hilfswerk (THW) im Dauereinsatz, um durch Kontrollfahrten, das Freiräumen von Gerinnestrümmern oder den Aufbau von Sandsackdämmen drohende Flutschäden einzugrenzen. Trotzdem kam es schon am 23. Dezember punktuell zu ersten Überflutungen und notwendigen Sperrungen von Straßenverbindunge

24. Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Helme überflutetes Feld in der Ortslage Hesserode, Stadt Nordhausen

In der Nacht zum 24. Dezember verschlechterte sich die Situation weiter. Die Pegelstände von Zorge und Helme verharrten auf Höchstwerten, die Wipper trat ebenfalls mit großer Dynamik über ihre Ufer. Mehrere innerörtliche Durchfahrten und Verbindungsstraßen zwischen den Gemeinden des Landkreises Nordhausen mussten aufgrund der Wassermassen für den Verkehr gesperrt werden. Insbesondere in der Goldenen Aue um Görsbach und Auleben sowie in Windehausen war die Lage nachhaltig angespannt. Neben den örtlichen Feuerwehren kamen hier auch die THW-Ortsverbände Nordhausen und Sondershausen intensiv bei Hochwasserschutzmaßnahmen zum Einsatz. Aber auch in der Kreisstadt Nordhausen selbst sowie umliegenden Ortslagen wie Sundhausen oder Großwechsungen wurden durch die Einsatzkräfte umfangreiche Aktivitäten zum Hochwassermanagement durchgeführt.

Bis zum 24. Dezember waren im Kreisgebiet bereits rund 250 Helfer von Feuerwehren und THW aktiv. Die Einsätze wurden vom Landratsamt Nordhausen und hier speziell der integrierten Rettungsleitstelle koordiniert. Ergänzend zu den ehrenamtlichen Kräften der Feuerwehren befanden sich auch hauptamtliche Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Bereitschaft. Aus dem zentralen Katastrophenschutzlager des Landkreises Nordhausen wurden in diesem Zeitraum beispielsweise circa 70.000 Sandsäcke an die Einsatzschwerpunkte verteilt.

25. Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochwasser in Windehausen

Obwohl sich die Lage in Teilen des Kreisgebiets über die Weihnachtsfeiertage zunächst leicht entspannte, erreichte das Hochwassergeschehen am 25. Dezember in Windehausen eine besonders kritische Zuspitzung. Durch ansteigende Pegelstände der Zorge staute sich im Ort auch der einmündende Krummbach. Es kam zu einer verstärkten Überflutung des Dorfes. Da zuvor bereits die örtliche Trafostation vom Hochwasser betroffen war, fiel seit den Abendstunden des Vortages die Stromversorgung vollständig aus. Gegen 18:30 Uhr am 25. Dezember musste aufgrund der sich dramatisch verschlechternden Situation eine Räumung des gesamten Ortes eingeleitet werden – die Einwohner wurden mittels Lautsprecherdurchsagen und SMS seitens der Behörden zur freiwilligen Evakuierung aufgefordert.

In der Turnhalle der nahen Stadt Heringen wurde eine Notunterkunft für die evakuierten Anwohner eingerichtet, die neben der Feuerwehr und THW auch durch den Sanitätsdienst und Kriseninterventionsteams betreut wurden. Da ein Abfließen oder Abpumpen der Wassermassen aus Windehausen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich war, wurden die Betroffenen gebeten, bis auf Weiteres privat bei Freunden und Verwandten unterzukommen. Zahlreiche Privatpersonen und Pensionen nahmen kostenfrei evakuierte Einwohner auf. Weder Deichbauten noch eine mögliche Ausrufung des Katastrophenfalles hätten an dieser spezifischen Situation grundlegend etwas ändern können, wie seitens der Behörden eingeschätzt wurde. Entscheidend waren hier natürliche Faktoren wie der hohe Grundwasserpegel.

26. Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund 400 der 500 Einwohner von Windehausen sind evakuiert. Nach privaten Spendensammlungen, bei denen innerhalb von 24 Stunden rund 20.000 Euro zusammenkamen, richtete die Stadt Heringen ein Spendenkonto für die Flutopfer ein.

Die Hochwasserlage hatte sich im Landkreis Nordhausen nun deutlich entspannt. Die Pegelstände von Helme und Zorge gingen wieder zurück. Die Helmebrücke (Auestraße) in Sundhausen blieb noch gesperrt. Die Vollsperrungen der B 4 in Richtung Niedersachswerfen sowie entlang der Parkallee wurden am späten Nachmittag aufgehoben.

Am Abend des 26. Dezembers gab der Landkreis Mansfeld-Südharz bekannt, dass der Ort Thürungen aufgrund des Hochwassers am Stausee Kelbra und an der Helme freiwillig evakuiert wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden aufgefordert, bis spätestens 18:00 Uhr ihre Häuser zu verlassen. Viele nutzten das Angebot und suchten Schutz in der Notunterkunft in der Turnhalle in der Ziegelhüttenstraße in Kelbra, die als Anlaufpunkt für evakuierende Personen dient. Freiwillige Feuerwehrleute informierten vor Ort mittels Lautsprecherwagen über die bevorstehende Evakuierung. Die Einwohnerinnen und Einwohner wurden angehalten, sich zu Verwandten oder Bekannten zu begeben oder die Notunterkunft zu nutzen, falls sie keine anderen Unterkunftsmöglichkeiten haben. Aufgrund der Dauerregenfälle der vergangenen Tage erreichte der Stausee Kelbra seine Kapazitätsgrenze, wodurch Überschwemmungen in den Ortschaften entlang der Helme drohten. Betroffen sind Gemeinden wie Goldene Aue, Südharz, Sangerhausen und Allstedt, deren Einwohner sich ebenfalls auf mögliche Evakuierungen vorbereiten sollten. Als Reaktion auf die Situation befüllte das Technische Hilfswerk, unterstützt von der Sangerhäuser Ortsgruppe, mehrere Tausend Sandsäcke, um kritische Infrastruktur zu schützen. Zudem überwachten die Freiwilligen Feuerwehren die Deiche. Diese Maßnahmen wurden von einem von Landrat André Schröder (CDU) einberufenen Stab für außergewöhnliche Ereignisse beschlossen.

27. Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 27. Dezember entspannte sich die Lage langsam. In Windehausen konnten die Bewohner erstmals seit dem Hochwasser kurz in ihre Häuser zurückkehren.[2] Zugang erhielten sie über einen Shuttle-Service vom Industriegebiet aus. Eine völlige Normalisierung wurde aber erst in den folgenden Tagen erwartet. In der Nacht zum 27. Dezember drohte in Windehausen ein Sandsackwall nachzugeben. Dies konnte durch Einsatzkräfte der Feuerwehr, des THW und Freiwillige verhindert werden. Dennoch war die Gefahr noch nicht gebannt.

Vor einer Wiederherstellung der Stromversorgung mussten Haus und Infrastruktur noch begutachtet werden. Die Notunterbringung der Bewohner in der Turnhalle von Heringen war nach einem Tag nicht mehr nötig. Stattdessen kamen die Evakuierten privat unter. Insgesamt deuteten die Zeichen auf eine allmähliche Entspannung der Lage hin. Das volle Ausmaß der Hochwasserschäden ließ sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht abschätzen.

Die Ortslage blieb für Fahrzeuge gesperrt. Laut Heringens Bürgermeister Matthias Marquardt ging man Schritt für Schritt vor: Nach dem Auspumpen der Keller sollen Strom und Abwasser wieder hergestellt werden. Anschließend steht das Aufräumen an. Die evakuierten Bewohner wurden um Geduld gebeten. Marquardt hoffte, dass sie das neue Jahr in ihren Wohnungen verbringen können.[3]

28. Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Vormittag wurde die Evakuierung von Windehausen aufgeboben.[4] Die Strom- und Abwasserversorgung war zu diesem Zeitpunkt wiederhergestellt. Die Straßen waren gereinigt worden. Allerdings waren noch Feuerwehrschläuche zur Entwässerung über die Straßen verlegt, so dass der private Autoverkehr zunächst nur eingeschränkt möglich war. Der Pendelverkehr mit Bussen bliebt bestehen. Das Gasnetz war weiter außer Betrieb. Das Betretungsverbot für Fremde blieb bestehen. Die Bewohner wurden zu Vorsicht aufgerufen, da weiterhin Risiken wie vollgelaufene Keller bestanden. Etwa 200-250 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW waren weiterhin mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

29. Dezember[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Abend beendete der Krisenstab in der Landgemeinde Heringen seine Arbeit und die Notunterkunft in der Schulturnhalle von Heringen wurde geschlossen.[5] Der Pendelverkehr zwischen dem Industriegebiet und Windehausen wurde eingestellt, da die Einwohner von Windehausen wieder in der Lage waren, ihr Dorf zu befahren. Ein Betretungsverbot für Ortsfremde blieb jedoch bestehen. Kritisch war weiter die Hochwassersituation an der Aumühle, wo ein Deich gesichert werden musste, um eine Trafostation vor dem Wasserrückstau aus dem Stausee Kelbra zu schützen. Ohne die Station hätte die Abwasserentsorgung in der gesamten Goldenen Aue zu kollabieren gedroht.

Januar 2024[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang Januar 2024 begannen die Aufräumarbeiten in Windehausen. Für die Hochwasseropfer kamen bis zum 3. Janaur Spenden in Höhe von 100.000 Euro zusammen. Matthias Marquardt sprach von ein bis zwei Millionen Euro, die nun an Kosten anfallen würden.[6]

Pegelstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zorge, Nordhausen
19.12.23 140 cm
20.12.23 155 cm
21.12.23 258 cm
22.12.23 262 cm
23.12.23 235 cm
24.12.23 319 cm
25.12.23 319 cm
26.12.23 254 cm
27.12.23 220 cm
27.12.23 181 cm


  • Helme, Sundhausen
19.12.23 54 cm
20.12.23 69 cm
21.12.23 190 cm
22.12.23 197 cm
23.12.23 250 cm
24.12.23 262 cm
25.12.23 232 cm
26.12.23 223 cm
27.12.23 132 cm
27.12.23 111 cm

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Höchste Hochwasser-Alarmstufe ausgerufen, nnz-online.de, 23. Dezember 2023.
  2. Angelo Glashagel: Das Wasser geht zurück. NNZ-Online. 27. Dezember 2023, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  3. Hans-Peter Blum: Evakuierte Bewohner von Windehausen können erst im neuen Jahr zurück. Thüringer Allgemeine. 27. Dezember 2023, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  4. Kristin Müller: ochwasser in Windehausen: Betretungsverbot für Fremde gilt weiter. Thüringer Allgemeine. 28. Dezember 2023, abgerufen am 28. Dezember 2023.
  5. Kristin Müller: Hochwasser nahe Trafostation an der Aumühle bereitet Sorge. Thüringer Allgemeine. 29. Dezember 2023, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  6. Kristin Müller: Nach Hochwasser: Anwohner von Windehausen räumen auf. MDR. 3. Januar 2024, abgerufen am 4. Januar 2024.