Wie die Kirche in Lipprechterode wieder zu einem wertvollen Kelche kam

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Textdaten
Autor: Fr. König
Titel: Wie die Kirche in Lipprechterode wieder zu einem wertvollen Kelche kam
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aus: Heimatland. Illustrierte Blätter für die Heimatkunde des Kreises Grafschaft Hohenstein, des Eichsfeldes und der angrenzenden Gebiete
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Erscheinungsdatum: 1905 (Nr. ?)
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Wie die Kirche in Lipprechterode wieder zu einem wertvollen Kelche kam. Am 5. November des Jahres 1760 trafen 7–10 französische Soldaten vom Monetteschen Freikorps in Lipprecherode ein, die einige hundert Taler Brandschatzungsgelder von der Gemeinde zu erpressen suchten. Da sie die gewünschte Summe aber nickt erhielten, fielen sie in etliche Häuser ein und plünderten. Das Schicksal traf auch den damaligen Kirchenvorsteher Christian Schneppe. Neben verschiedenen Wertsachen, die ihm persönlich gehörten, wurde auch der in seiner Verwahrung befindliche silberne Abendmahlskelch nebst Oblatendeckel geraubt. Da somit die Kirche ein ebenso wertvolles wie notwendiges Gerät eingebüßt hatte, mußte ein zinnerner Krankenkelch bei der Kommunion verwendet werden. Dieser Uebelstand bewog den Einwohner Hans Ludwig Schulze, die Kirche mit einen zinnernen Abendmahlskelche zu beschenken. Damit war dem Bedürfnisse genügt, aber das wertvolle Gerät war nicht ersetzt. Doch auch dazu sollte es kommen. Am 4. März des Jahres 1764 traf ein Bote aus der Pfarre ein, der von Göttingen ein hölzernes Kästchen nebst Brief überbrachte. Pastor Hampe öffnete das Kästchen und darin lag ein silberner übergoldeter Kelch mit Deckel. In dem Schreiben wurde gebeten, das Gefäß als Ersatz des vor Jahren geraubten in der Kirche künftig zu gebrauchen. Dem Anschein nach schien der Briefschreiber stark bei der Plünderung beteiligt gewesen zu sein. Der Brief lautet wörtlich:

 „Hochwolgelerter, Vielgeehrter Herr Pfarr!
In dem es mir sehr sensible (empfindlich) war, das hart am Herr Pfarr bey dem Nachparmann (Nachbar) Ihre dortigen Kirchen Gefäße mitgenommen worden und ich solches unter den Monées (Gelden) nit habe dorf merken lassen, als habe mir nachher bemüht doch solches doch noch zu tuhn, und bin alleweil an diesen Pecher und Plat (Deckel) kommen, aber auf eine honette maniere (ehrliche Weise) welche beide Stück also an Vielgeerten Herrn Pfarr vör ihre Kirche zu liprechtrot übersendte mit Wunsch, das sie allen zum Heil gebraucht werden mögen. Empfehle mich ihrer guten Gunst, verpleibent des hochwohlgelehrten Vielgeehrten Herrn Pfarrs ergebener Diener
George Allemand.
Zweybrück, den 16. Februar 1764.“

 Ob der Deutschfranzose – dennn ein solcher war es doch wohl – fürchtete, daß sein Diebstahl am Ende doch entdeckt wurde, oder ob ihn Gewissensbisse über den Kirchenraub so peinigten, daß er das geraubte Gut wieder zurückerstattete, wissen wir nicht; genug der Kelch war ersetzt und wird noch heute gebraucht.

Fr. Krönig.