Tod und Brand für Nordhausen, aber wundersame Verschonung Erfurts

Aus NordhausenWiki

von Jost-Dieter Rudloff


Auf Grund der Quellenlage und meiner eigenen Erinnerungen als damals zehnjähriger Nordhäuser stelle ich folgende Arbeitsergebnisse einer Ist/Ist-nicht-Analyse in der gebotenen Kürze zur Diskussion:


1.1 IST vor April 1945: Strategisches Ziel der Alliierten: Zerstörung der Verkehrsknotenpunkte.

Aus strategischen Gründen ist für die Alliierten der Verkehrsknotenpunkt Nordhausen Hauptbahnhof, Harzquerbahnhof,  Verschiebe-Bahnhof  Mittelwerk Dora Niedersachswerfen zu zerstören. Quelle: Jens Schley, Nordhausen Wiki, Diskussion mit Armin Kung, MDR, 3. April 2022 über Projekt "Nordhausen April 1945".


1.2. IST-NICHT  im April 1945: Eine Zerstörung der Nord-Thüringer Verkehrsknotenpunkte hat es nicht gegeben.

Neben dem nie angegriffenen Verschiebe-Bahnhof  der  Mittelwerk Dora GmbH, Niedersachswerfen am Kohnstein,  ist auch "der Nordhäuser  Bahnknoten, obgleich sein Durchgangsverkehr  mehrmals kurzfristig behindert wurde, von keiner zertrümmernder Bombardierung erfasst worden."[1]

Bereits am 11. April 1945  - gleich nach der Eroberung des Mittelwerkes Dora - schickte der US-Offizier Major James Hamill   vom Verschiebebahnhof Mittelwerk Dora den ersten Zug voller V2-Aggregate über unversehrte Gleise Richtung Antwerpen zur Verschiffung nach den USA.[2]


2.1.   IST vor April 1945: Die Alliierten betrachteten Nordhausen und die Boelcke-Kaserne als potenziellen Evakuierungsort für die Wehrmachts- und Parteiführung. Quelle:Jens Schley, a.a.O. .

Das  Alliierte Hauptquartier SHAEF wies  am 2.4. 1945  das Hauptquartier der Royal Air Force an,[3] „vorgegebene Ziele in Erfurt und Nordhausen  anzugreifen und  zu töten hochrangige und andere Nazi Funktionäre, evakuiert aus Berlin in diese Bereiche“. ("Purpose of attack to kill high ranking and other Nazi Officials evacuated  from Berlin to these areas.")


2.2.  IST-NICHT  im April 1945: Diesen unbedingten Zerstörungsbefehl vom 2.4. 1945 hat es so nie gegeben.

Es gab laut  Walter Geiger, Nordhausen im Bombervisier, Seite 109, PRO -Document AIR 20/5309,  folgende  bedingte Order  des Supreme Headquarter Allied Expeditionary Forces SHAEF an das RAF Bomber Command Air Ministry Whitehall:

"SHAEF request  following targets be attacked on army support priority at  earliest possible opportunity. Enemy barracks in town ERFURT and NORDHAUSEN .".

Das heißt in Militär-Sprache:

"SHAEF verlangt  bei vorrangiger Armee- Anforderung  zu frühest möglicher  Gelegenheit folgende Ziele anzugreifen in  Stadt Erfurt und auch Stadt Nordhausen und Kasernen..".

Eine vorrangige Angriffsanforderung  der US-Bodentruppen  aus militärischen Gründen des rangmäßig übergeordneten Hauptquartiers SHAEF Dwight D. Eisenhower's  zur Unterstützung der US-Bodentruppen hat es am 2. April 1945 nicht  gegeben.


Beweis:

Wegen schnellem Vorrücken der US-Panzerspitzen  auf Erfurt musste der vom  britischen Air Marshall Sir Arthur Harris eigenmächtig und ohne militärische Gründe befohlene Bomben-Angriff auf  Erfurt am 4. April 1945 in letzter Minute abgebrochen werden.


Das Wunder von Erfurt erhielt uns diese wunderschöne Stadt.

Quelle: Steffen Raßloff: Das Wunder von Erfurt. Erfurt und der  Luftkrieg ' inErfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 98 f.; Ebenso  W. Geiger, Nordhausen im Bombervisier; S. 293;

Eine Riesen-Blamage für den kommandierenden Air Marshal Sir Arthur  Harris des Royal Air Force Bomber Command in Whitecomb.  

Die ausschlaggebende  Wenn-Dann-Kondition "..on army support priority at earliest possible opportunity" blieb vom RAF-Kommandeur Sir Arthur Harris unbeachtet.  

Auch meine Heimat-Stadt Nordhausen und Tausende KZ-Häftlinge, alliierte Kriegsgefangene aus allen Nationen,   Nordhäuser und  Flüchtlinge, hätten - genauso wie in Erfurt - weiter leben  können, wenn die US-Bodentruppen genau so schnell wie vor Erfurt am 3. und 4. April 1945 nach  Nordhausen vorgestoßen wären.


Da könnte ich heute noch weinen.

3' IST im April 1945:  Das RAF Bomber Command in High Whitecombe  wusste nicht, dass "wohl in der Boelcke-Kaserne Nordhausen alliierte Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge untergebracht waren". Quelle: Jens Schley, Nordhausen Wiki, Diskussion mit Armin Kung, MDR 3. April 2022 über Projekt "Nordhausen April 1945".


3.1 IST-NICHT im April 1945 Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des Alliierten Hauptquartiers SHAEF zur Zerstörung der Boelcke-Kaserne. Im April 1945 war die Boelcke-Kaserne nicht mit hochrangigen Nazi-Funktionären belegt. Sie war  im April 1945 belegt mit Tausenden von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen.[4] Sie wurden gezwungen,  im Zwei-Schichtbetrieb hauptsächlich im neu einzurichtenden Junkers- Nordwerk im Kohnstein zu arbeiten.[5]


3.1.1. Mehrere Bomber-Piloten hielten am 3. April 1945 wegen wetterbedingter schlechter Sicht ihre Bombenladungen über Nordhausen zurück.

Der Lancaster-Pilot R. E. Blackkadder lehnte lt. PRO-Document "AIR 27/382" die Bombenauslösung am 3. April 1945 ab: "Die Navigationshilfen waren gut, aber wegen der Nähe des Kriegsgefangenenlagers und des Präzisionszieles wurden alle Zielmarkierungen und Sprengbomben  zurückgehalten".[6]


3.1.2.  Der Britische Geheimdienst und das RAF Bomber Command  wussten durch Agenten vom Aufenthalt  der Kriegsgefangenen in der Boelcke-Kaserne.

Es ist durch eine Sendung von BBC London mit dem Bericht über eine Geburtstagsfeier eines Leutnants König, eines Kompanie-Chefs, im Boelcke-Kasino am 14. April 1944 bewiesen,  dass  ein nie entdeckter Nordhäuser Agent innerhalb weniger Stunden nachweislich an den Britischen Geheimdienst MI6  über  die aktuellen Geschehnisse in der Boelcke-Kaserne berichtete.

Es ist nicht bekannt, wie dieser Agent seine Nachrichten - unbemerkt von der rigorosen deutschen Funküberwachung - nach London schickte. Laut der britischen Quelle "Aircrew remembered" berichtete  "seit 1940 der Vater des Deserteurs (Mai 1943) Nachtjäger Oberleutnant Heinrich Schmitt/Schmidt namens Josef Schmitt, Nordhausen-Salza, An der Bleiche 10, über einen unbekannten Weg" an den Britischen Geheimdienst MI6. Quelle: Jost-Dieter Rudloff, Warum wurde Nordhausen..1945 in Brand gesetzt, S. 130.

Von diesem lt. Fred Dittmann trotz "gewaltiger Untersuchungen der Gestapo und der Luft-Nachrichten-Schule  nie enttarnten britischen Agenten" hat unwiderlegbar der Britische Geheimdienst und damit auch das RAF Bomber Command in High Whitecombe gewusst, dass seit der Auflösung der  Luftnachrichten- Schule 1 in der Boelcke-Kaserne  im Herbst 1944 keine hohen Nazi - und Wehrmachts - Funktionäre, sondern mindestens  seit Februar 1945  Tausende - zur Zwangsarbeit gezwungene - alliierte Kriegsgefangene und  KZ-Häftlinge in der Boelcke-Kaserne untergebracht waren.

Nach Aussage des britischen Navigators Maurice Brook in der DVD von Andreas Meissner "Nordhausen - Hitlers Raketenfabrik" erfuhren  selbst die Offiziere in der morgendlichen geheimen Vor-Flug-Information nicht, dass sie am 3. und 4. April 1945 verbotenerweise gegen das Genfer Abkommen „über die Behandlung von Kriegsgefangenen“ vom 27. Juli 1929 alliierte Kriegsgefangene bombardieren mussten.


3.1.3  Mehrere Bomber-Piloten hielten am 3. April 1945 wegen wetterbedingter schlechter Sicht ihre Bombenladungen über Nordhausen zurück.

Der Lancaster-Pilot R. E. Blackkadder lehnte lt. PRO-Document  "AIR 27/382" die Bombenauslösung am 3. April 1945 ab: "Die Navigationshilfen waren gut, aber wegen der Nähe des Kriegsgefangenenlagers und des Präzisionszieles wurden  alle Zielmarkierungen und Sprengbomben zurückgehalten". W. Geiger, a a.O., S. 136.

Das Kaiserliche Post- und Telegraphenamt am Königshof wurde 1939 bis 1945 leicht beschädigt, aber nie bombardiert, obwohl die städtischen Kommunikations-Zentren zu den Hauptzielen der Alliierten Bomber gehörten.  Quelle: Charles Portal, siehe 5.1;  und Nordhausen Wiki, "Alte Post" Geschichte, gesehen am 8. 7. 2023.  

Deshalb ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein britischer Agent im Telefon-und Telegrafenamt am Königshof Zugang zum Telefon-Hauptkabel 43a "Berlin-Ruhrgebiet" im Königshof hatte.

Die Machbarkeit einer "unbemerkten Einspeisung ins Telefon-Haupt-Kabel 43a" hat ein ehemaliger DDR-Funk-Spezialist  dargelegt: Hierzu ein  auch für mich als ehemaligen Rundfunk-Mechaniker  plausibler Weg:

„Möglicherweise wurde das Fernkabel 43a Leipzig-Köln angezapft. Das Fernkabel 43a lief über das Fernmeldeamt Nordhausen. Das Anzapfen des Hauptkabels ist folgendermaßen möglich: Die Kabelhülle wurde an der beabsichtigten Zapfstelle  angebohrt. Anschließend wird sie mit einem Ventil versehen und dort der Luftdruck in der Kabelhülle gemessen. Dann brachte man ein zweites Ventil an, um dort Druckluft zur Aufrechterhaltung des Nenndruckes einzuspeisen. Danach wurden die Hüllen-Enden zwischen den Ventilen abgedichtet. Dabei brauchte man sich nicht sonderlich zu beeilen, weil man den Luftdruck über die Ventile ja konstant in beiden Richtungen halten konnte. War alles ausreichend dicht, trennte man die Umhüllung des Kabels und konnte es anzapfen. Da die Manometer an den beiden Enden des Kabels nicht dauernd beobachtet und registriert wurden, fielen die eventuellen Zuckungen nicht auf und man hatte eine Dauerzapfstelle geschaffen". Quelle: NN.


3.1.4. Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des Alliierten Hauptquartiers SHAEF und des RAF Bomber Commands zur Zerstörung der Verkehrsknotenpunkte, der Bahnhöfe im Süden Nordhausens und der Bahnanlagen am Rüstungs - Mittelwerk (assembly plant) und am Nordwerk Dora Niedersachswerfen.

Die Oberstadt wurde kaum bombardiert- außer einigen Fehlwürfen bei dem "desaströs fehlgeschlagenen Luftangriff am 3.4.1945 - , Quelle W. Geiger, a.a.O. , S. 135, unter anderen auf Häuser in der Riemann-Straße, das Haus des Oberbürgermeisters Dr. Meyer und den Volltreffer auf den Kindergarten Tappenbeck an der Kölling-Straße .

Der Verfasser flüchtete am 3. April 1945 auf dem Heimweg von Neumarkt in das Haus Riemannstraße 8. Er ist dafür heute noch seinem Schutzengel dankbar. Die Häuser rechts und links wurden nämlich getroffen. Eine Frau wurde erschlagen. Er erinnert sich an ihren Leichnam in einem wolligen geblümten Rock neben anderen Toten auf dem Hof von Riemann-Straße 8. Ein Erwachsener wies ihn weg."Kinder dürfen keine Toten aus der Nähe angucken ".                                

3.1.5 Als Falschinformation britischer Quellen ist anzusehen, dass  „in der Boelcke-Kaserne zu tötende hochrangige und andere  Nazi -Funktionäre  aus  Berlin untergebracht waren.“

Tatsächlich waren hochrangige Funktionäre - wie der mir als Untermieter in meinem Elternhaus Meyenburgstraße 13 wohlbekannte Dr. Rudolf Hermann, Leiter des Windkanals Peenemünde,  siehe Foto in Zivilanzug mit Aktenmappe , Quelle M.R. Barber, a.a.O., S. 36,  in der Oberstadt untergebracht.

SS- Obergruppenführer, General der Waffen-SS Dr.-Ing. Hans Kammler, Generalmajor Dr. Walter Dornberger und Prof. Wernher von Braun  (Leiter Entwicklungsgemeinschaft Mittelbau) hielten sich  hauptsächlich im niemals bombardierten Ilfeld und in Bleicherode auf. In der Nordhäuser Oberstadt wohnten hohe Nazi-Funktionäre wie  Landgerichtsrat und Oberkriegsgerichtsrat Heine aus "Berlin Seestraße," (betonten seine Kinder immer wieder) in der Meyenburgstraße 13, meinem Elternhaus.                               

Ebenso wohnte dort in einer Dachkammer Dr. Rudolf Hermann (Murry R.Barber, a.a.O., S. 36) aus Zerbst,  Aerodynamiker und Chef der Windkanalversuche in Peenemünde.  Er war nach dem Einmarsch der US-Army am 11. April 1945 im Institut  RABE, Bleicherode, und nach  dem Einmarsch der Sowjets im Juli 1945 bis 1948 beschäftigt in der  V2/A4 -Rekonstruktion, in der Sowjetunion genannt "Institut Nordhausen", Quelle: Werner Steinmetz, Nordh. Geschichts u. Altertums-Verein. Das "Institut Nordhausen".., S. 224 .  J.D.Rudloff, Erinnerungen an die Meyenburgstraße in Nordhausen.., S. 183).  

In Ilfeld hielten sich  seit 1943 anfangs  im Hotel "Netzkater", dann im Gästehaus Schreiber, später in der neu errichteten Stabsbaracke am Burgfeldweg auf: Prof. Wernher von Braun sowie die Direktoren Rickhey, Rudolph, Sawatzki und SS-General Dr.-Ing. Hans Kammler. Quelle: Manfred Bornemann, Frau Inge Fritzsche geb. Schreiber, Ilfeld,  J.D.Rudloff,. a.a.O., S. 167 ff.


3.1.6. Die britische Regierung änderte - aus heutiger Sicht inoffiziell -  im März 1943 ihre militärischen Ziele. Nicht mehr die Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie, sondern die Erbeutung der fortschrittlichen deutschen Rüstungstechnologie wurde zum Haupt-Ziel der Alliierten.

Der britische Physiker Dr. Reginald Victor Jones, der Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes des Britischen Geheimdienstes MI6, behauptete sich gegen den Widerstand von Malcom Sandys , einem Schwiegersohn Churchills und Mitglied des Kriegskabinetts. Am 18. Juli 1944 schlug der 32jährige Jones  vor Churchill auf den Tisch  mit Beweisen, dass die Erbeutung der deutschen Rüstungstechnologie  – hauptsächlich der bis dahin unbekannten Flüssigkeits-Raketen-Antriebe und der Flug-Steuerung mit Kreiseln ohne Funksteuerung  –  Hauptziel britischer Militärpolitik werden musste.. M.R, Barber, a.a.O., S. 66.

Die Deutschen sind uns technisch ein Jahrzehnt voraus“, soll R. V. Jones gesagt haben.

Die V2 mit ihrer überschall-schnellen lautlosen Annäherung wurde ein Alptraum der alliierten Militärpolitiker. Ihre Einschläge in London wurden der britischen Bevölkerung zunächst von der Britischen Regierung als „Gas-Explosionen von Rohrleitungen“ vorgegaukelt, damit die Bevölkerung   von London nicht in Panik geriete und aufs Londoner Umland floh. Eine Londoner Zeitung setzte der Lügerei ein Ende: „Es sind keine Gasexplosionen, sondern eine neue lautlose überschallschnelle Nazi-Rakete mit einer Leittechnik, die wir nicht orten können. Wir können sie nicht abfangen wie die V1-Raketen. M.R. Barber, a.a.O., S. 251 ff.

3.1.6.1. Air Marshal  Sir Arthur Harris beharrte am 2. April 1945 auf den ihm von Churchill und seinen Mitarbeitern im Februar 1942 gesetzten Zielen: "Vergeltung für Coventry an deutschen Rüstungsarbeitern und ihren Behausungen."

„Air Marshal Sir Arthur Harris  bombardierte jedoch darüber hinaus  am 3. und 4. April 1945 gegen gesetzliches Verbot in der Boelcke-Kaserne Tausende alliierte Kriegsgefangene,  Rüstungs-Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. „

Es muss der vielfach geäusserten Vermutung widersprochen werden, dass das RAF Bomber Command in High Whitecombe nichts von den in der  Boelcke-Kaserne Nordhausen untergebrachten alliierten Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen wusste.

Es gab am 2. April keinen Befehl des Alliierten Hauptquartiers SHAEF aus militärischen Gründen zur Zerstörung der Boelcke-Kaserne. Sie war belegt mit Tausenden von ausländischen Rüstungs-Arbeitern und KZ-Häftlingen. Quelle: Fred Dittmann, Fliegerhorst u- Luft-Nachrichtenschule 1;  Murray R. Barber, Die V2; S.276.  


3.1.6.2. Das britische Bomber Kommando  beharrte nicht auf folgenden Zielen: Zerstörung der städtischen Kommunikations-Zentren.

„Das Kaiserliche Post-  und Telegrafenamt Nordhausen an der Königshof-Straße wurde nie bombardiert. Weil es seit 1940 einem Agenten als Sende-Platz diente?"


'Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie und ihrer deutschen Forscher'.

Das Mittelwerk Dora und die Nordthüringer Rüstungsindustrie wurden nie bombardiert.

Die Wohnungen der deutschen Rüstungsforscher in der Nordhäuser Oberstadt, Ilfeld und Bleicherode wurden nie bombardiert.

Seit den V-Waffen-Einschlägen auf britische Städte ab September 1943 wurden Groß-Bomben-Abwürfe (Tall-Boys, 12 000 lb) auf die „unterirdische  Flugzeugfabrik Niedersachswerfen, Arbeitskräfte- Lager und Gipswerk“ zwar diskutiert, aber nie ausgeführt.   Quelle:W. Geiger, Nordhausen im Bomber-Visier, S. 76, .

Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des  RAF Bomber Commands zur Zerstörung der Nordhäuser Verkehrsknotenpunkte, der Bahnhöfe im Süden Nordhausens und der Bahnanlagen am Rüstungs- Mittelwerk  Dora Niedersachswerfen. „

"Neben der nie bombardierten  Mittelwerk-GmbH am Kohnstein Niedersachswerfen ist auch der Nordhäuser Bahnknoten, obgleich sein Durchgangsverkehr  mehrmals kurzfristig behindert wurde,  von keiner zertrümmernden Bombardierung erfasst worden." W. Geiger, a.a.O., S. 248.

Bereits am 11. April 1945 schickte ein US-Offizier, Major James Hamill, vom Verschiebebahnhof Mittelwerk Dora den ersten Zug voller V2-Aggregate über unversehrte Gleise  Richtung Antwerpen zur Verschiffung nach den USA. Quelle: Murray R. Barber, Die V 2, S. 276.

Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des SHAEF zur Bombardierung von hochrangigen Nazi -Funktionären' und anderen  aus Berlin evakuierten (high ranking Nazi  Officials and others from Berlin) Wehrmachts-und Partei-Funktionären in der Boelcke-Kaserne oder in der Nordhäuser Oberstadt oder in der Stabsbaracke am Burgbergweg in Ilfeld mit hochrangigen Rüstungs-Forschern wie Wernher von Braun, Rickhey , Rudolph, Sawatzki. Quelle: W. Geiger, Nordhausen im Bombervisier; Murray R. Barber, a.a.O, S. 276 ; Andreas Meissner, Nordhausen-Hitlers Raketenfabrik;

4.1 Ein besonders drastisches Verbrechen war das sogenannte Gardelegen-Massaker.. Das erschütternde Ergebnis: rund 1000 der in die Scheune gepferchten Häftlinge kamen - durch SS-Bewacher - ums Leben. Murray .R.Barber, Die V2, S. 275 ff. Zuvor hatte sich am 4. April 1945 ein nicht weniger erschütterndes Verbrechen gegen die Menschlichkeit ereignet. Nach einem fehlgeschlagenen Luftangriff auf Nordhausen am 3. April 1945 startete am Folgetag ein Verband aus 243 britischen Lancaster-Bombern und Mosquito-Jagdbombern zu einem weiteren Tagesangriff.. Er fand auf Befehl von SHAEF statt und sollte nach offizieller Lesart den Durchstoß der 3. US-Armee aus Südwestfalen in Richtung Leipzig unterstützen, hatte aber nichts mit der Raketenfertigung im Mittelwerk zu tun. Der Verband teilte sich in zwei Pulks - der eine gegen die Stadt Nordhausen und der andere gegen die Boelcke-Kaserne und das Häftlingslager Mittelbau -Dora (bzw. die SS-Baracken, wie nach dem Angriff verlautbart wurde). Die Boelcke-Kaserne galt als Unterschlupf für "high ranking and other Nazi Officials evacuated from Berlin (aus Berlin evakuierte führende und andere NS-Partei-Funktionäre). Wie die Briten auf diese "dünne Brett" kamen, weiß der Himmel und es scheint so, als handele es sich um eine nachträglich konstruierte Rechtfertigung....Militärisch war der Angriff auf Nordhausen so kurz vor Kriegsende sinnlos und der 3. amerikanischen Panzerdivision, die am 11. April in die zerstörte Stadt einrückte, hatte er nichts gebracht. Murray R.Barber, a.a.O., S 276.

Und was stimmt in Bezug auf die Bombenangriffe der Alliierten? Sofsky: Für deren Anfang kann man vielleicht sagen: England, das um seine Existenz kämpfte, hatte keine andere Wahl. Aber am Ende des Krieges, bei den Bombardements auf Dresden, auf Pforzheim, auf Nordhausen und andere Städte, war der Krieg längst entschieden, machte es militärisch überhaupt kein Sinn mehr, solche Angriffe weiter zu fliegen. Das war Terror. Eben ein klarer Verstoß gegen Normen des Kriegsvölkerrechts. Gesetze gelten für alle, und was gegen sie verstößt, muss man ein Verbrechen nennen. Wolfgang Sofsky, GEO 02/03.

Die Alliierten waren sich - nicht zuletzt auf Grund der Arbeit von R.V. Jones vom britischen Nachrichtendienst - seit August 1944 der Bedeutung des Mittelwerkes für die V-Waffen-Produktion bewusst. Spätestens zu dieser Zeit beschlossen sie, nach dem Krieg die deutsche Hochtechnologie für ihre Zwecke zu nutzen. M.R.Barber, a.a.O., S. 276.

5.1. IST-NICHT  im April 1945: RAF-Kommandeur Air Marshal Sir Arthur Harris hielt auch im April 1945 fest an folgenden früheren Befehlen: Im Februar 1942 befahl Premierminister Churchill dem Kommandeur des britischen  Bomber Kommandos (RAF Bomber Command) Arthur Harris nächtliche Angriffe zur  Vergeltung der deutschen Bombenangriffe auf Coventry und London: auf die deutschen Rüstungsarbeiter, auf ihre  Behausungen, die Rüstungsbetriebe in Deutschland  und auf die Kommunikationszentren.

Am 14. Februar 1942 kam die Anweisung "Area Bombing Directive" des britischen Luftfahrtministeriums  zum Flächenbombardement deutscher  und  deutsch besetzter französischer Städte heraus.  Arthur Harris, der Kommandeur des Britischen Bomber-Kommandos, wurde informiert, dass die Angriffe "auf die Moral der feindlichen Bevölkerung, insbesondere die der Industriearbeiter, zu konzentrieren seien".

Einen Tag später wurde der Luftwaffen-Stabs-Chef Charles Portal noch deutlicher: "...es ist wohl klar, dass das Hauptziele unserer Angriffe die Wohngebiete mit den Kommunikationszentren und nicht die Werften oder Flugzeug-Fabriken sein müssen." Premier-Minister Winston Churchill hoffte, damit " die Moral der deutschen Zivilbevölkerung und die der deutschen Industriearbeiter  im besonderen  insgesamt zu zerstören ". Quelle: J.-D. Rudloff, Warum wurde Nordhausen in Brand gesetzt, S. 125.

Air Marshal Sir Arthur Harris kündigte  auf Hunderten von Flugblättern an, dass "zur Vergeltung für getötete 43000 britische Männer,  Frauen und Kinder  Bomben auf die deutschen  Arbeiter und ihre Familien und Behausungen fallen werden, weil sie Hitlers Kriegsmaschinen bauten. Quelle:Arthur Harris, http:germandocsinrussia.org/..gesehen am 5.10.2022“.  


5.2.  IST im April 1945:  Das RAF Bomber Command in High Whitecombe  wusste nicht, dass "wohl in der Boelcke-Kaserne Nordhausen alliierte Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge untergebracht waren". Quelle: Jens Schley, Nordhausen Wiki, Diskussion mit Armin Kung, MDR 3. April 2022 über Projekt "Nordhausen April 1945".


'5.3. IST-NICHT im April 1945 Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des Alliierten Hauptquartiers SHAEF zur Zerstörung der Boelcke-Kaserne. Im April 1945 war die Boelcke-Kaserne nicht mit hochrangigen Nazi-Funktionären belegt. Sie war  im April 1945 belegt mit Tausenden von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen.[7] Sie wurden gezwungen,  im Zwei-Schichtbetrieb hauptsächlich im neu einzurichtenden Junkers- Nordwerk im Kohnstein zu arbeiten.[8]


6.1.1. Mehrere Bomber-Piloten hielten am 3. April 1945 wegen wetterbedingter schlechter Sicht ihre Bombenladungen über Nordhausen zurück.

Der Lancaster-Pilot R. E. Blackkadder lehnte lt. PRO-Document "AIR 27/382" die Bombenauslösung am 3. April 1945 ab: "Die Navigationshilfen waren gut, aber wegen der Nähe des Kriegsgefangenenlagers und des Präzisionszieles wurden alle Zielmarkierungen und Sprengbomben  zurückgehalten".[9]


6.1.2.  Der Britische Geheimdienst und das RAF Bomber Command  wussten durch Agenten vom Aufenthalt  der Kriegsgefangenen in der Boelcke-Kaserne.

Es ist durch eine Sendung von BBC London mit dem Bericht über eine Geburtstagsfeier eines Leutnants König, eines Kompanie-Chefs, im Boelcke-Kasino am 14. April 1944 bewiesen,  dass  ein nie entdeckter Nordhäuser Agent innerhalb weniger Stunden nachweislich an den Britischen Geheimdienst MI6  über  die aktuellen Geschehnisse in der Boelcke-Kaserne berichtete.

Es ist nicht bekannt, wie dieser Agent seine Nachrichten - unbemerkt von der rigorosen deutschen Funküberwachung - nach London schickte. Laut der britischen Quelle "Aircrew remembered" berichtete  "seit 1940 der Vater des Deserteurs (Mai 1943) Nachtjäger Oberleutnant Heinrich Schmitt/Schmidt namens Josef Schmitt, Nordhausen-Salza, An der Bleiche 10, über einen unbekannten Weg" an den Britischen Geheimdienst MI6. Quelle: Jost-Dieter Rudloff, Warum wurde Nordhausen..1945 in Brand gesetzt, S. 130.

Von diesem lt. Fred Dittmann trotz "gewaltiger Untersuchungen der Gestapo und der Luft-Nachrichten-Schule  nie enttarnten britischen Agenten" hat unwiderlegbar der Britische Geheimdienst und damit auch das RAF Bomber Command in High Whitecombe gewusst, dass seit der Auflösung der  Luftnachrichten- Schule 1 in der Boelcke-Kaserne  im Herbst 1944 keine hohen Nazi - und Wehrmachts - Funktionäre, sondern mindestens  seit Februar 1945  Tausende - zur Zwangsarbeit gezwungene - alliierte Kriegsgefangene und  KZ-Häftlinge in der Boelcke-Kaserne untergebracht waren.

Nach Aussage des britischen Navigators Maurice Brook in der DVD von Andreas Meissner "Nordhausen - Hitlers Raketenfabrik" erfuhren  selbst die Offiziere in der morgendlichen geheimen Vor-Flug-Information nicht, dass sie am 3. und 4. April 1945 verbotenerweise gegen das Genfer Abkommen „über die Behandlung von Kriegsgefangenen“ vom 27. Juli 1929 alliierte Kriegsgefangene bombardieren mussten.


6.1.3  Mehrere Bomber-Piloten hielten am 3. April 1945 wegen wetterbedingter schlechter Sicht ihre Bombenladungen über Nordhausen zurück.

Der Lancaster-Pilot R. E. Blackkadder lehnte lt. PRO-Document  "AIR 27/382" die Bombenauslösung am 3. April 1945 ab: "Die Navigationshilfen waren gut, aber wegen der Nähe des Kriegsgefangenenlagers und des Präzisionszieles wurden  alle Zielmarkierungen und Sprengbomben zurückgehalten". W. Geiger, a a.O., S. 136.

Das Kaiserliche Post- und Telegraphenamt am Königshof wurde 1939 bis 1945 leicht beschädigt, aber nie bombardiert, obwohl die städtischen Kommunikations-Zentren zu den Hauptzielen der Alliierten Bomber gehörten.  Quelle: Charles Portal, siehe oben 2.3;  und Nordhausen Wiki, "Alte Post" Geschichte, gesehen am 8. 7. 2023.  

Deshalb ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein britischer Agent im Telefon-und Telegrafenamt am Königshof Zugang zum Telefon-Hauptkabel 43a "Berlin-Ruhrgebiet" im Königshof hatte.

Die Machbarkeit einer "unbemerkten Einspeisung ins Telefon-Haupt-Kabel 43a" hat ein ehemaliger DDR-Funk-Spezialist  dargelegt: Hierzu ein  auch für mich als ehemaligen Rundfunk-Mechaniker  plausibler Weg:

„Möglicherweise wurde das Fernkabel 43a Leipzig-Köln angezapft. Das Fernkabel 43a lief über das Fernmeldeamt Nordhausen. Das Anzapfen des Hauptkabels ist folgendermaßen möglich: Die Kabelhülle wurde an der beabsichtigten Zapfstelle  angebohrt. Anschließend wird sie mit einem Ventil versehen und dort der Luftdruck in der Kabelhülle gemessen. Dann brachte man ein zweites Ventil an, um dort Druckluft zur Aufrechterhaltung des Nenndruckes einzuspeisen. Danach wurden die Hüllen-Enden zwischen den Ventilen abgedichtet. Dabei brauchte man sich nicht sonderlich zu beeilen, weil man den Luftdruck über die Ventile ja konstant in beiden Richtungen halten konnte. War alles ausreichend dicht, trennte man die Umhüllung des Kabels und konnte es anzapfen. Da die Manometer an den beiden Enden des Kabels nicht dauernd beobachtet und registriert wurden, fielen die eventuellen Zuckungen nicht auf und man hatte eine Dauerzapfstelle geschaffen". Quelle: NN.


6.1.4. Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des Alliierten Hauptquartiers SHAEF und des RAF Bomber Commands zur Zerstörung der Verkehrsknotenpunkte, der Bahnhöfe im Süden Nordhausens und der Bahnanlagen am Rüstungs - Mittelwerk (assembly plant) und am Nordwerk Dora Niedersachswerfen.

Die Oberstadt wurde kaum bombardiert- außer einigen Fehlwürfen bei dem "desaströs fehlgeschlagenen Luftangriff am 3.4.1945 - , Quelle W. Geiger, a.a.O. , S. 135, unter anderen auf Häuser in der Riemann-Straße, das Haus des Oberbürgermeisters Dr. Meyer und den Volltreffer auf den Kindergarten Tappenbeck an der Kölling-Straße .

Der Verfasser flüchtete am 3. April 1945 auf dem Heimweg von Neumarkt in das Haus Riemannstraße 8. Er ist dafür heute noch seinem Schutzengel dankbar. Die Häuser rechts und links wurden nämlich getroffen. Eine Frau wurde erschlagen. Er erinnert sich an ihren Leichnam in einem wolligen geblümten Rock neben anderen Toten auf dem Hof von Riemann-Straße 8. Ein Erwachsener wies ihn weg."Kinder dürfen keine Toten aus der Nähe angucken ".                                

6.1.5 Als Falschinformation britischer Quellen ist anzusehen, dass  „in der Boelcke-Kaserne zu tötende hochrangige und andere  Nazi -Funktionäre  aus  Berlin untergebracht waren.“

Tatsächlich waren hochrangige Funktionäre - wie der mir als Untermieter in meinem Elternhaus Meyenburgstraße 13 wohlbekannte Dr. Rudolf Hermann, Leiter des Windkanals Peenemünde,  siehe Foto in Zivilanzug mit Aktenmappe , Quelle M.R. Barber, a.a.O., S. 36,  in der Oberstadt untergebracht.

SS- Obergruppenführer, General der Waffen-SS Dr.-Ing. Hans Kammler, Generalmajor Dr. Walter Dornberger und Prof. Wernher von Braun  (Leiter Entwicklungsgemeinschaft Mittelbau) hielten sich  hauptsächlich im niemals bombardierten Ilfeld und in Bleicherode auf. In der Nordhäuser Oberstadt wohnten hohe Nazi-Funktionäre wie  Landgerichtsrat und Oberkriegsgerichtsrat Heine aus "Berlin Seestraße," (betonten seine Kinder immer wieder) in der Meyenburgstraße 13, meinem Elternhaus.                               

Ebenso wohnte dort in einer Dachkammer Dr. Rudolf Hermann (Murry R.Barber, a.a.O., S. 36) aus Zerbst,  Aerodynamiker und Chef der Windkanalversuche in Peenemünde.  Er war nach dem Einmarsch der US-Army am 11. April 1945 im Institut  RABE, Bleicherode, und nach  dem Einmarsch der Sowjets im Juli 1945 bis 1948 beschäftigt in der  V2/A4 -Rekonstruktion, in der Sowjetunion genannt "Institut Nordhausen", Quelle: Werner Steinmetz, Nordh. Geschichts u. Altertums-Verein. Das "Institut Nordhausen".., S. 224 .  J.D.Rudloff, Erinnerungen an die Meyenburgstraße in Nordhausen.., S. 183).  

In Ilfeld hielten sich  seit 1943 anfangs  im Hotel "Netzkater", dann im Gästehaus Schreiber, später in der neu errichteten Stabsbaracke am Burgfeldweg auf: Prof. Wernher von Braun sowie die Direktoren Rickhey, Rudolph, Sawatzki und SS-General Dr.-Ing. Hans Kammler. Quelle: Manfred Bornemann, Frau Inge Fritzsche geb. Schreiber, Ilfeld,  J.D.Rudloff,. a.a.O., S. 167 ff.


6.1.6. Die britische Regierung änderte - aus heutiger Sicht inoffiziell -  im März 1943 ihre militärischen Ziele. Nicht mehr die Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie, sondern die Erbeutung der fortschrittlichen deutschen Rüstungstechnologie wurde zum Haupt-Ziel der Alliierten.

Der britische Physiker Dr. Reginald Victor Jones, der Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes des Britischen Geheimdienstes MI6, behauptete sich gegen den Widerstand von Malcom Sandys , einem Schwiegersohn Churchills und Mitglied des Kriegskabinetts. Am 18. Juli 1944 schlug der 32jährige Jones  vor Churchill auf den Tisch  mit Beweisen, dass die Erbeutung der deutschen Rüstungstechnologie  – hauptsächlich der bis dahin unbekannten Flüssigkeits-Raketen-Antriebe und der Flug-Steuerung mit Kreiseln ohne Funksteuerung  –  Hauptziel britischer Militärpolitik werden musste.. M.R, Barber, a.a.O., S. 66.

Die Deutschen sind uns technisch ein Jahrzehnt voraus“, soll R. V. Jones gesagt haben.

Die V2 mit ihrer überschall-schnellen lautlosen Annäherung wurde ein Alptraum der alliierten Militärpolitiker. Ihre Einschläge in London wurden der britischen Bevölkerung zunächst von der Britischen Regierung als „Gas-Explosionen von Rohrleitungen“ vorgegaukelt, damit die Bevölkerung   von London nicht in Panik geriete und aufs Londoner Umland floh. Eine Londoner Zeitung setzte der Lügerei ein Ende: „Es sind keine Gasexplosionen, sondern eine neue lautlose überschallschnelle Nazi-Rakete mit einer Leittechnik, die wir nicht orten können. Wir können sie nicht abfangen wie die V1-Raketen. M.R. Barber, a.a.O., S. 251 ff.

6.1.6.1. Air Marshal  Sir Arthur Harris beharrte am 2. April 1945 auf den ihm von Churchill und seinen Mitarbeitern im Februar 1942 gesetzten Zielen: "Vergeltung für Coventry an deutschen Rüstungsarbeitern und ihren Behausungen."

„Air Marshal Sir Arthur Harris  bombardierte jedoch darüber hinaus  am 3. und 4. April 1945 gegen gesetzliches Verbot in der Boelcke-Kaserne Tausende alliierte Kriegsgefangene,  Rüstungs-Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. „

Es muss der vielfach geäusserten Vermutung widersprochen werden, dass das RAF Bomber Command in High Whitecombe nichts von den in der  Boelcke-Kaserne Nordhausen untergebrachten alliierten Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen wusste.

Es gab am 2. April keinen Befehl des Alliierten Hauptquartiers SHAEF aus militärischen Gründen zur Zerstörung der Boelcke-Kaserne. Sie war belegt mit Tausenden von ausländischen Rüstungs-Arbeitern und KZ-Häftlingen. Quelle: Fred Dittmann, Fliegerhorst u- Luft-Nachrichtenschule 1;  Murray R. Barber, Die V2; S.276.  


6.1.6.2. Das britische Bomber Kommando  beharrte nicht auf folgenden Zielen: Zerstörung der städtischen Kommunikations-Zentren.

„Das Kaiserliche Post-  und Telegrafenamt Nordhausen an der Königshof-Straße wurde nie bombardiert. Weil es seit 1940 einem Agenten als Sende-Platz diente?"


'Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie und ihrer deutschen Forscher'.

Das Mittelwerk Dora und die Nordthüringer Rüstungsindustrie wurden nie bombardiert.

Die Wohnungen der deutschen Rüstungsforscher in der Nordhäuser Oberstadt, Ilfeld und Bleicherode wurden nie bombardiert.

Seit den V-Waffen-Einschlägen auf britische Städte ab September 1943 wurden Groß-Bomben-Abwürfe (Tall-Boys, 12 000 lb) auf die „unterirdische  Flugzeugfabrik Niedersachswerfen, Arbeitskräfte- Lager und Gipswerk“ zwar diskutiert, aber nie ausgeführt.   Quelle:W. Geiger, Nordhausen im Bomber-Visier, S. 76, .

Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des  RAF Bomber Commands zur Zerstörung der Nordhäuser Verkehrsknotenpunkte, der Bahnhöfe im Süden Nordhausens und der Bahnanlagen am Rüstungs- Mittelwerk  Dora Niedersachswerfen. „

"Neben der nie bombardierten  Mittelwerk-GmbH am Kohnstein Niedersachswerfen ist auch der Nordhäuser Bahnknoten, obgleich sein Durchgangsverkehr  mehrmals kurzfristig behindert wurde,  von keiner zertrümmernden Bombardierung erfasst worden." W. Geiger, a.a.O., S. 248.

Bereits am 11. April 1945 schickte ein US-Offizier, Major James Hamill, vom Verschiebebahnhof Mittelwerk Dora den ersten Zug voller V2-Aggregate über unversehrte Gleise  Richtung Antwerpen zur Verschiffung nach den USA. Quelle: Murray R. Barber, Die V 2, S. 276.

Es gab am 2. April 1945 keinen Befehl des SHAEF zur Bombardierung von hochrangigen Nazi -Funktionären' und anderen  aus Berlin evakuierten (high ranking Nazi  Officials and others from Berlin) Wehrmachts-und Partei-Funktionären in der Boelcke-Kaserne oder in der Nordhäuser Oberstadt oder in der Stabsbaracke am Burgbergweg in Ilfeld mit hochrangigen Rüstungs-Forschern wie Wernher von Braun, Rickhey , Rudolph, Sawatzki. Quelle: W. Geiger, Nordhausen im Bombervisier; Murray R. Barber, a.a.O, S. 276 ; Andreas Meissner, Nordhausen-Hitlers Raketenfabrik;


Abschluss der Betrachtungen über IST/Nicht IST im April 1945:

7.1 Nordhausen und die Boelcke-Kaserne wurden nicht auf Grund eines Befehls des Alliierten Hauptquartiers SHAEF aus militärischen Gründen, sondern auf Befehl des Kommandeurs des  Britischen Bomber Kommando RAF Bomber Command, Air Marshal Sir Arthur Harris zerstört.

7.2. Erfurt und seine Kasernen sollten nicht auf Grund eines Befehls des Alliierten Hauptquartiers SHAEF aus militärischen

        Gründen, sondern auf Befehl des Kommandeurs des  Britischen Bomber Kommando RAF Bomber Command ,  Kommandeur und                    Air Marshal Sir Arthur Harris zerstört werden.

  Die Panzerspitzen des US- General Pattons drangen am 4. April 1945 so rasch auf Erfurt vor, dass das

        Alliierte Oberkommando SHAEF die Bomber-Flotte  des  Air Marshal Sir Arthur Harris "in letzter Minute" zurückhielt.  

7.3. Die Boelcke-Kaserne voller Alliierter Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen wurde  nicht auf Grund eines Befehls des

        alliierten  Hauptquartiers SHAEF, sondern  nach Erinnerung des "noch von einem Nachteinsatz ermüdeten.." Bordschützen                Tom Rogers (Quelle Andreas Meißner, DVD "Nordhausen-Hitlers Raketenfabrik" ) auf Befehl von Air Marshal Sir Arthur Harris
        am Morgen des 4. Aprils 1945 vor dem Abflug in letzter Minute - gegen die Standardladung mit Brandbomben ausgetauschten -
        Sprengbomben 500 MC und 500 USA  bombardiert. (siehe auch W.Geiger, Nordhausen im Bombervisier, S. 237). Viele Häftlinge 
        wurden von Betonträgern  erschlagen.
        Den britischen Bomber-Fliegern wurde laut  Navigator  Maurice Brook am 3. und 4. April 1945 verschwiegen, dass sie                   auf Befehl des  RAF-Bomber- Kommandos  gegen das strikte Verbot zur Tötung von Kriegsgefangen handeln mussten.

7.4. Bis in die jüngste Vergangenheit behauptet lt. M.R. Barber die Quelle 8 Nordhausen, After the battle, Ohne Verfasser, .

         Nr 101, Battle of  Britain International Ltd. 1998, in Murray R. Barber, Die V2, S. 276,dass der Angriff auf die  
         Boelcke-Kaserne einem  Unterschlupf von  aus Berlin evakuierten führenden und  anderen NS-Parteifunktionären galt.
         Das wird von Murray R. Barber als" zweifelhafte Stellungnahme" angesehen, er nennt es ein "dünnes Brett".                           Murray R. Barber, a.a.O., S. 276.      
   

7.5. Der Verfasser J.D. Rudloff weist nach, dass ein nie entdeckter Nordhäuser Agent lt. Quelle Fred Dittmann,

        Luftnachrichtenschule 1, S. 42, den Britischen Geheimdienst nachweislich seit April 1944                                      innerhalb weniger  Stunden  über Geschehnisse in der Boelcke-Kaserne informierte.
        Es ist unglaubhaft, dass dieser nie entdeckte Agent nicht auch aktuell im April 1945 den Britischen Geheimdienst                    und damit auch Sir Arthur Harris über  die Belegung der Boelcke-Kaserne mit Tausenden von alliierten Kriegsgefangenen 
        informierte.     
    

7.6. Der Kommandeur des RAF Bomber Commands Sir Arthur Harris änderte nicht den Befehl des Kriegskabinetts von 1942,

        "den deutschen Fabrikarbeitern und ihren Behausungen, die Hitlers Kriegsmaschine bauen, die Tötung  von Briten und                   britischen Städten zu vergelten".        

„Sir Arthur Harris  verstiess aber mit der Zerstörung der Boelcke-Kaserne krass gegen das strikte gesetzliche Verbot,

      alliierte  Kriegsgefangene zu töten

'8. Der Kommandeur  des RAF Bomber Commands Sir Arthur Harris änderte dagegen den Befehl zur Zerstörung der 'deutschen Rüstungsbetriebe.

9. Die britische Regierung änderte - aus heutiger Sicht inoffiziell -  im März 1943 ihre militärischen Ziele

      Nicht mehr die Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie, sondern die Erbeutung der fortschrittlichen deutschen 
        Rüstungstechnologie wurde zum Haupt-Ziel der Alliierten. 
    

10' ' Sir Arthur Harris ließ deshalb folgsam nicht das Mittelwerk Dora Niedersachswerfen und seine Bahnanlagen bombardieren. Quelle W. Geiger, Grafik Zerstörungsgebiet Nordhausen 3./4.1945  a.a.O., Vorsatz 02.

         Bereits am ersten Tag der Eroberung des Mittelwerks Dora rollte der erste Transport über unversehrte Gleise                         mit V2-Waffen-Teilen Richtung Antwerpen.  

11. Der Kommandeur  des RAF Bomber Commands Sir Arthur Harris änderte eine bedingte Weisung des Alliierten Hauptquartiers vom 2. April 1945 "aus Berlin evakuierte führenden und anderen NS-Parteifunktionären zu töten.

         Er liess nicht die Wohnungen der deutschen Rüstungsforscher in der Nordhäuser Oberstadt, in Ilfeld und 
         in Bleicherode bombardieren."'           

12. Viele deutsche Forscher stellten sich in den Dienst der Alliierten. Sie halfen bei der Rekonstruktion und

         Weiterentwicklung der deutschen Rüstungs-Technologie.    

12.1 Die Sowjets rekonstruierten im Nordhäuser Montania-Werk  A4/V2- mit deutschen Ingenieuren - darunter ein Vierteljahr lang der Vater von Dr. Manfred Schröter sowie überlebenden repatriierten russischen und

         ukrainischen Kriegsgefangenen A4/V2-Raketen für das sowjetische  Sputnik-Raumfahrt-Programm.
         "Institut Nordhausen". Quelle: W. Steinmetz, a.a.O.,Das Institut Nordhausen, S.224
      

12.2 Die USA liessen deutsche Forscher Militär- und Saturn-Mondraketen bauen. Sie übernahmen deutsche Militär-Technik.

          Der Verfasser wurde 1960 als  Konstrukteur-Student in der Strahljäger-Flugzeugführer-Schule Fürstenfeldbruck auf                    einem Martin-Baker Schleudersitz ausgebildet, der in den 40er Jahren von der deutschen Firma Heinckel entwickelt wurde.
      

' '12.3' 'Die Franzosen richteten in St. Louis, Alsace,  mit deutschen und französischen  Forschern ein gemeinsames Waffen-Entwicklungs-Institut ein.

12.4 Die Briten erprobten zunächst in Heidelager (Polen) V2-Raketen. Sie beschafften sich - mehrmals  gegen den Widerstand

          von US-Offizieren (Murray R. Barber, a.a.O. , S. 276)  die geheimnisvollen Raketen-Flüssigkeits-Antriebe und
          die nicht zu  ortenden Steuerungen mit Kreiseln. Sie bauten in  England  Militär-Fernraketen mit deutscher Leittechnik               und Flüssigkeits-Antrieben. 

Ist 2023: 'Jens Schley will sich auch mit den Befindlichkeiten der Nordhäuser gegenüber den KZ-Häftlingen auseinander setzen.

''Istzustand  in der Familie des Verfassers 1941 bis 1945':' In meiner Familie mit Vater als Lehrer und Offizier, meinem 7 Jahre älterem  Bruder als Gymnasiast und Funker bei der Marine-HJ im Königshof und meinem Onkel Hilmar als Rechtsanwalt, ehemaligem Logenbruder und Sänger hörte ich kein abfälliges  Wort über  die "Zebras" (umgangssprachlich für  KZ-Häftlinge in gestreiften Anzügen). Nach dem Attentat von 1944 auf Hitler kursierte in Nordhausen das Gerücht, dass "nun auch die ehemaligen Logenbrüder verhaftet würden". Zum Schutze seines Bruders Hilmar fand sich Sigurd Rudloff bereit, bei der ungeliebten NSDAP- Ortsgruppe einige Propaganda-Reden zu halten. Es gab immer wieder Warnungen, was Falsches zu sagen, sonst kommt man ins "Konzertlager " (umgangssprachlich für "Konzentrationslager"). Man schaute sich "mit deutschem Blick" nach Lauschern um, bevor man einen Vertrauten etwas "Politisches"  erzählte. Ich bot 1941 als ABC-Schütze am Neumarkt einem Zebra mein Pausenbrot an, wurde aber von einem Wach-Soldat  weggescheucht. Dr. Manfred Schröter widersprach bei einem Besuch der Gedenkstätte Lager Dora im Juni 2010 Dr. Jens-Christian Wagner,  der Angriffe von Nordhäusern gegen KZ-Häftlinge verallgemeinerte. Schröter erzählte vom Salzaer Ortsvorsteher Hirt, der KZ-Häftlingen Essen gab und dafür bestraft wurde. Rudolf Hagelstange erzählte in einem Artikel von einem geflüchteten KZ -Häftling, der von Freunden versteckt und versorgt wurde. Quelle leider unbekannt.


Allgemein galt das Omerta-Gebot  des Fotografen Steinmann: "Sprechen Sie nicht darüber, es könnte Ihnen schlecht bekommen."

  • Dieser Artikel wurde von Jost-Dieter Rudloff, Grenzach, veröffentlicht. Stand: 7. April 2024.
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Einzelnachweise

  1. W. Geiger, Nordhausen im Bombervisier, S. 248.
  2. Murray R. Barber, Die V 2, S. 276.
  3. Saskia Zweck, Die Geschichte hinter den Bildern, Visual History der Luftangriffe.., S. 196 ff.
  4. Murray R. Barber, Die V2; S. 276.
  5. Andreas Meissner, DVD Nordhausen-Hitlers Raketenfabrik.
  6. W. Geiger, a.a.O., S 136.
  7. Murray R. Barber, Die V2; S. 276.
  8. Andreas Meissner, DVD Nordhausen-Hitlers Raketenfabrik.
  9. W. Geiger, a.a.O., S 136.