Nordhäuser Volkszeitung

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Die Nordhäuser Volkszeitung (kurz NVZ) war eine 1905 bis 1933 erschienene Zeitung und Organ der SPD.

Namen

  • 1906 bis 1929: „Nordhäuser Volkszeitung : Zeitung der werktätigen Bevölkerung des Wirtschaftsgebietes Nordhausen, Grafschaft Hohenstein, Ilfeld, Worbis, Heiligenstadt, Goldene Aue“
  • 1929 bis 1933: „Volkszeitung für Nordhausen, das Südharzer-, Kyffhäuser- und Eichsfelder Wirtschaftsgebiet : Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“

Geschichte

Die Nordhäuser Volkszeitung wurde 1905 von Karl Schultes ins Leben gerufen und stand in der Tradition des Nordhäuser Volksblatts. Am 24. September 1906 erschien die erste Nummer der Nordhäuser Volkszeitung. Der Aufbau wurde hauptsächlich von Otto Flagmeyer und Friedrich Stampfer geleitet, letzterer wurde später Chefredakteur des Vorwärts. Redaktion und Geschäftsleitung befanden sich im Haus Wolfstraße 14, welches der SPD-Ortsgruppe gehörte. Material für den überregionalen Teil wurde hauptsächlich von dem Vorwärts und der Sozialdemokratischen Korrespondenz geliefert.

Das Blatt war erfolgreich und konnte neue Mitarbeiter gewinnen, die in den nächsten Jahrzehnten die Nordhäuser SPD prägten. Ab 1906 gehörte der Tabakarbeiter Albert Pabst zur Redaktion, Geschäftsführer war Ernst Wiehle. 1910 übernahm der Gewerkschafter und SPD-Funktionär Johannes Kleinspehn die Chefredaktion. Die Zeitung war damit politisch und personell ein Mittelpunkt der SPD-Parteiarbeit.

Während des Ersten Weltkriegs nahm die Zeitung eine pazifistische und kritische Haltung gegenüber der Regierung ein; sie wurde mit insgesamt drei Erscheinungsverboten belegt. Im Jahr 1919 wechselte die Belegschaft fast vollständig zur USPD, behielt aber weiterhin auch Mitteilungen der Mehrheitssozialdemokraten bei. Nach dem Krieg stieg die Zahl der Abonnenten von 4200 auf 6200. Dies war auch auf die Erweiterung des Einzugsgebiets in die Kreise Ilfeld, Grafschaft Hohenstein und das Eichsfeld zurückzuführen. Eine organisatorische Veränderung erfolgte durch die Umwandlung der bisherigen Genossenschaftsdruckerei in eine GmbH.

1928 wurde Fritz Heine vom Parteivorstand als Vertretung für den erkrankten Kleinspehn zur Volkszeitung nach Nordhausen geschickt.

Am 24. Juni 1929 sprach man den Journalisten Walter Hirschmann im Prozess Adolf Hitler gegen die Nordhäuser Volkszeitung der Beleidigung für schuldig. Anlass der Beleidigungsklage war ein in der Zeitung veröffentlichtes Gedicht, das von Hitler als gehässige Verunglimpfung gewertet wurde. Der Angeklagte Hirschmann wurde nach § 185,186,200 und 73 Strafgesetzbuch und § 20, 2 des Pressegesetzes zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt und musste die Kosten des Verfahrens tragen. Verteidiger des Angeklagten, der gegen das Urteil Berufung einlegte, war Rechtsanwalt Oskar Cohn, Berlin.

1932 hatte die Volkszeitung eine Auflage von 6300.

Am 13. Mai 1933 wurde das Vermögen der SPD in Nordhausen beschlagnahmt, so vor allem das Gebäude der Volkszeitung in der Wolfstraße und die Druckerei.[1] Dennoch versuchte man, die Zeitung vor dem Zugriff des Staates zu bewahren; der Geschäftsführer Wagner übernahm Druckerei und Zeitung als Pächter und gab in Verbindung mit einem Strohmann ab März 1933 den Nordhäuser Lokalanzeiger heraus. Staatlicherseits bestand nur die Auflage, dass Kleinspehn nicht länger mitarbeiten dürfe. Die Redaktion unternahm eine enge Gratwanderung zwischen Anpassung und versteckter Kritik, indem es offiziell den Kurs der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) vertrat, jedoch auch Mißstände gerade in den Betrieben dezent angesprochen wurden. Im September 1934 musste sie ihr Erscheinen einstellen.

Literatur

  • Thomas Müller: Nordhäuser Pressegeschichte (= Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung; Bd. 26). Nordhausen 2012.
  • Franz Walter, Tobias Dürr, Klaus Schmidtke: Die SPD in Sachsen und Thüringen zwischen Hochburg und Diaspora : Untersuchungen auf lokaler Ebene vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Bonn, 1993.

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen : 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003.