Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik der Gemeinschafts-Aemter Heringen und Kelbra; der Grafschaft Hohnstein; der Stadt Nordhausen, und der Grafschaften Stolberg-Rosla und Stolberg-Stolberg seit der Reformation

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Textdaten
Autor: Just Ludwig Guenther Leopold
Titel: Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik der Gemeinschafts-Aemter Heringen und Kelbra; der Grafschaft Hohnstein; der Stadt Nordhausen, und der Grafschaften Stolberg-Rosla und Stolberg-Stolberg seit der Reformation
Untertitel: mit eingestreueten topographischen Bemerkungen versehen
aus:
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1817
Verlag: Weichelt
Drucker:
Erscheinungsort: Nordhausen
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Digitalisat: PDF-Fragment (9 MB)
Neuauflage 2010 im Verlag Iffland
Eintrag in der GND: [1]
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Das auf den 31sten Oktober dieses Jahres wiederkehrende dritte Reformations-Jubiläum hat bereits viele darauf abzielende Aufsätze veranlaßt; es erscheinen ihrer fast mit jeder Woche und sind derselben noch mehrere schon angekündigt. Die ses Buch wurde vor fast drey Jahren, als erscheinend bekannt gemacht und war, so weit es jetzt wirklich erscheint, schon vor zwey Jahren fertig abgedrurkt. Unvorher gesehene Umstände, welche hier zu erzählen nichts helfen würde, hinderten bis jetzt den völligen Abdruck, der jedoch mit der Michaelis-Messe vollendet seyn wird. — Nach dem Wunsche vieler Subscribenten wird das, waö fertig ist, als erste Abthei lung ausgegeben und das, was noch zu fertigen ist, als zweyte Abtheilung nachgeliefert. Diese erste Abtheilung enthält die Reformationsgeschichte der hiesigen Gegend und manche Kirchen- und Schul-Einrichtung in derselben seit jener Zeit bis hieher und erscheint also jetzt zu ihrer eigenthümlichen Zeit; sey es, um zu beurkunden, daß sie nicht aus den jetzt erscheinenden Abhandlungen zum Theil geschöpft ist; oder daß sie vielleicht noch manchen nicht unnützen Wink veranlassen kann, — immer ist es ihre eigenthümliche Zeit. Der Verfasser lebte von dem Druckorle dieser ersten Abtheilung ziemlich entfernt, daher sind viele Druckfehler entstanden, die ein Buch an sich schon übel kleiden, hier aber oft den Sinn ganz entstellen; deswegen werden die Leser ersucht, dieselben nach der beyfolgenden Anzeige vor Lesung des Buchs erst zu berichtigen! — Die zweyte Abtheilung, welche in des Verfassers Nähe und unter deßcn Durchsicht gedruckt wird, soll hoffentlich reiner von solchen Fehlern ausfallen.— Was sich in Rücksicht derjenigen Oerter, welche schon in dieser Abtheilung vorkommen, seit zwey Jahren geändert hat, wird in einem Nachtrage gemeldet werden z. E. Breitenstein der Tod des Pastors u. s. w. — was die noch nicht abgedruckten Örter betrift, so geschieht dies jetzt. Wer das Genaue dieser Veränderungen z. B- volle Namen, Todestage u. derql. dem Verfasser recht bald melden wollte, darf im Voraus auf dessen innige Dankbarkeit rechnen. Weil das Buch bedeutend stärker wird, so haben sich viele Subscribenten auf bescheidenen Antrag zu einer Erhöhung um ein Vierlheil verstanden, so daß für diese der Subskriptionsc Preis i Tbalec 8 Ggr. sächsisch oder ein Speciesthaler ist, für welchen Preis die Subscription bis zu Michaelis noch offen bleibt, wenn sie anders diesen Preis bev Empfangnehmung dieser ersten Abtheilung baar erlegen. Der nachherige Laden - Preis ist 2 Thaler sächsisch. Die Namen der Subscribenten erscheinen mit der zweithen Abtheilung. Es kann also nach Lesung dieses die erste Abtheilung der Kirchen-, Pfarr- und Schul-Chronik gegen Erlegung des Subscriptions - Preises und gegen eine kurze Bescheinigung, daß man diese erste Abtheilung empfangen habe, wodurch man sein Recht auf die zweyte beweiset, bey Herrn Weichell in Nordhausen, Bäckerstraße Nr. 45,9. in Empfang genommen werden, wobey zugleich eine Quittung über die erlegte Subscriptions-Summe ausgcgeben wird. Durch Auswechselung dieser Scheine soll hoffentlich jeder Irrung vorgebeugt werden. — Der Schein, den die Empfänger abzugeben belieben wollten, könnte kürzlich so lauten: „Die erste Abtheilung von der Kirchen-, Pfarr- und Schul - Chronik hat empfangen N. N."

Leimbach, den 31sten August 1817
J. L. G. Leopold.

Namen der Beförderer und Subscribenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sr. Erlaucht der regierende Herr Graf zu Stolberg in Stolberg.

Herr Arand, "Canonicus ad S. Crucis" in Nordhausen.

-    Bauer, Diakonus zu Heringen und Compastor zu Hamme.

-    Blumenbach, Obermedizinalrat und Prof. Medic. zu Göttingen.

-    Bohne, Pastor zu St. Jacobi in Nordhausen.

-    Breitrück, A., Ökonom in Leimbach.

Frau Chüden, Amtm. zu Hardegsen.

Herr Dori, Amtsschuldheiß zu Leimbach.

-    Dori, A., Ökonom und Mechanicus daselbst.

-    Dilthen, Kollaborator am Gymnasium in Nordhausen.

-    Ehring, desgleichen eben das.

-    Eichhorn, Dr. theol. Et phil. und Prof, zu Göttingen.

-    Eichler, Gasthalter in Urbach.

-    Engel, Pastor in Valle zu Nordhausen.

-    Enzenberg, Amtsschuldh. zu Hamme.

-    Etzrodt, Ökonom und Gerichtsschöpp zu Bösenrode.

-    Filter, Justizrat zu Nordhausen.

-    Fimmel, „Land-Commissair" zu Gerstungen.

-    Fleck sen. Kaufmann und Fabrikant daselbst.

-    Fleck jun. Kaufmann und Fabrikant daselbst.

Herr Förstemann, Superintendent daselbst.

-    Frohwein, Kantor in Leimbach.

-    Gebser sen., Ökonom

-    Gesenius, Dr. theol. und Prof, der Theologie zu Halle.

-    Goslar, Ökonom in Großwerther.

-    Grünhagen, Bürgermeister in Nordhausen.

-    Günther, Dr. jur. Kommiss. Sekret, und Regierungsadv. zu Heringen.

-    Hauß, Kanzlei-Konsistorial und Domanial-Beamter zu Neustadt.

-    Heumann, Stiftsamtmann zu Ilfeld. 2 Exempl.

-    Heyse, Rektor zu Nordhausen.

-    Heyse, Ädik. und Collab. daselbst.

-    Hofmann, Pastor zu Rosperwende.

Kirchen, die, der Grafschaft Hohnstein.

Herr Klauer, Pastor zu Auleben.

-    Kölling, Weil. Brennherr zu Nordhausen.

-    König, A., Ökonom in Leimbach.

-    König, Chr., desgl. auch Syndikus daselbst.

-    König, H., desgl. auch Ortsvorgesetzter daselbst.

-    Krahnert, Pastor in Dietersdorf.

-    Kümmel, Pastor in Bösenrode.

-    Leopold, Konsistorialrat in Stolberg.

-    Leopold, Konsistor.-Assessor und Insp. zu Neustadt.

-    Lötze, Weil. Superint. zu Rosla. 2 Exempl.

-    Lüder, Bürger-Vorsteher in Kelbra.

-    Meisbach, Pastor zu Steigerthal.

-    Metzler, Pastor zu Urbach.

-    Mollwitz, Bergassessor zu Günthersfeld, Amt Gehren.

-    Müller, Pastor zu Appenrode.

-    Müller, Pastor zu Sundhausen.

-    Nebelung, Cantor in Windehausen.

-    Neubert, Pastor Prim, in Kelbra.

-    Oberländer, Rath und Amtmann zu Heringen.

-    Olearius, Insp. und Pastor Hahn.

-    Ortmann, Pastor in Wickerode.

-    Petersdorf, Chirurgus in Bösenberg.

-    Plank Dr. teol. Konsist.-Rat und Prof. Primarius in Göttingen.

Herr Pott, Dr. theol. Abt und Konsist.-Rat auch Prof, der Theol. das.

-    Reden von, Major vom Göttingischen Landwehr-Regimente zu Osterode.

-    Reimboth, emaritirter Amtsschuldheiß zu Hamme.

-    Richter, Weil. Mühleninhaber zu Stolberg.

-    Rönicke, Kantor zu Petersdorf.

-    Roißsch, Superint. zu Ilfeld. 2 Exempl.

-    Rosenthal, Notar und „Justiz-Commissair" in Nordhausen.

-    Rothmaler, Pastor in Uftrungen.

-    Rupstein, Gerichtsschreiber zu Neustadt.

-    Rüxleben von, Kammerherr in Bielen.

-    Salfeld, Sr. Hochwürden-Gnaden, Abt zu Loccum, Dr. theol. und Konsi-storialdirektor zu Hannover.

-    Seiffart, Hofrat und Polizei-Kommiss, zu Nordhausen.

-    Schinmeyer, Pastor in Crimderode.

-    Schmidt, Pastor in Questenberg.

-    Schmidt, Bernh., Brennherr in Nordhausen.

-    Schmidt, Fr., desgl. in Nordhausen.

-    Schnause, Ökonom und Gerichtsschöpp in Leimbach.

-    Schöpfer, Pastor in Rodishayn.

-    Schrader, Mühlenbesitzer zu Rottleberode.

-    Schüler, Pastor in Strassberg.

-    Schütze, Pastor in Haynrode.

-    Schulze, Insp. und Pastor zu Rottleberode.

-    Schulze, Dr. jur. sen. und Justiz-Kommissar zu Nordhausen.

-    Schulze, Pastor zu St. Martini in Nordhausen.

-    Schulze, Dr. jur. jun. und Justiz-Kommissar daselbst.

-    Schulze, Ökonom und Amtsschuldheiß in Windehausen.

-    Siebold, Mühlenbesitzer in Uftrungen.

-    Silkerodt, Pastor in Osterode.

-    Soest, „Obristlieutenant" beim Göttingischen Landwehr-Regiment zu Osterode.

-    Sonne, „Rector am Pädagogio" zu Ilfeld.

-    Stäudlin, Dr. theol. Konsistorialrat und Prof, der Theol. zu Göttingen.

-    Steiger, sen. Pastor zu Windehausen.

-    Steiger, jun. Pastor zu Schlotheim.

Herr Straß, Dr. und Prof., Direktor des Gymnasii zu Nordhausen.

-    Ubbelohde, Amtsassessor zu Ilfeld.

-    Teichmüller, Senator in Nordhausen.

-    Tölle, Christ, Ökonom in Leimbach.

-    Trefurt, Dr. theol. und Superintendent in Göttingen.

-    Vesterling, Pastor in Rothensütte.

-    Volborth, Pastor in Niedersachswerfen.

-    Wagner, "Dechant ad S. Crucis" in Nordhausen.

-    Wagner, Pastor in Bennungen.

-    Wallbaum, Kreissteuer-Einnehmer in Göttingen.

-    Wallroth, Inspek., Consistorial-Assessor und Past. Prim, in Heringen.

-    Walther, Pastor in Schwende.

-    Weber, Ökonom und Schriftsatz in Urbach.

-    Weinich, „Canonicus et Scholaster ad. S. Crucis" in Nordhausen.

-    Wiedemann, Ökonom zu Braunschweigisch-Neuhof.

-    Wilhelm, Gerichtsverwalter zu Neustadt.

-    Zincke, Pastor in Tilleda.

Dignum laude virum musa vetat mori[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AusAus zehn Bücher ein Elftes machen, wurde von jeher mit Recht getadelt; doch mag es immer noch viel besser sein, als dass man in den neuern Zeiten bisweilen aus einem Buche ihrer zehn gemacht hat.

Mein Verfahren ist vielleicht minder tadelhaft, da ich erstens nur aus zwanzig bis dreißig älteren ein Neues mache; da ferner von jeden Älteren viele sehr rar geworden und nur noch in wenige Händen sind; und da endlich, wie mich eine vielseitige Erfahrung überzeugt hat, die Quellen, woraus jene älteren Bücher geschöpft waren, größtenteils schon vertrocknet sind, oder eben versiegen wollen, fast alle sehr trübe fließen. - Gleichwohl sind es doch viele Männer der Vorzeit wert, in einem dankbaren Andenken bei uns erhalten zu werden; so wie unsre Nachkommen, billig denkend, es uns nicht verargen werden, wenn wir das Andenken an uns, zugleich mit der Aufzeichnung der gleichzeitigen Umstände, zu erhalten suchen.

Mancher verehrte Mann der Vorzeit hat keine Nachkommen hinterlassen; ja manches verehrten Mannes ganze Verwandtschaft ist abgestorben; er selbst aber muss im Andenken fortleben, daran erinnert uns jene Überschrift. Mancher verzeichnete, dermalen verstäubte und unleserlich gewordene Zeitumstand erläutert einen oder mehrere der jetzigen; mancher jetzige wird nach Jahrhunderten noch dazu dienen können, Aufschlüsse über das künftige Zeitalter zu geben.

Ist es unter diesen Umständen wohl unnütz zu nennen, die Nachrichten des Altertums zu sammeln, aufzufrischen und die gegenwärtige Lage der Dinge daran zu knüpfen?

Wenn wir lesen, dass, wie Kindervater in seiner Nordhusa illustris sagt, „die zwei großen Feuersbrünste, welche die Stadt Nordhausen kurz nach einander erlitten, die Scrinia Literatorum (Bücherschränke der Gelehrten) sehr leer gemacht, und wo nicht alle, doch die meisten und besten Documenta alter und merkwürdiger Sachen dahin genommen haben usw."; wenn eben dieses teils durch Feuer, teils durch Wiedereinnahme der Klöster im dreißigjährigen Kriege, so wie durch diesen Krieg selbst; teils durch Fahrlässigkeit und Mangel an Ordnungsliebe derer, die für die Aufbewahrung solcher Schriften pflichtmäßig hätten Sorge tragen müssen, Bewirkt wurde, - wie dieses von Heringen, Ilfeld, Rosla, Rosperwende, Tilleda und von mehreren anderen Orten her berichtet wird: so ist es ja wohl billig, das, was noch vorhanden ist, als Löschbrände zu retten, mit dem andern Orten noch Vorhandenen zu vereinbaren, durch Druck zu vervielfältigen - und es mehreren Hunderten, gleichsam in solidum zu Aufbewahrung zu übergeben, damit zum Mindesten dass wenige Gerettete gesichert bleiben möge.

Mancher der Örter, die in diesem Buche abgehandelt werden, brachte Männer hervor, die in der gelehrten Welt nicht leicht können vergessen werden, wenigstens nie vergessen werden sollten; aber sie und alle ihre Angehörigen sind dahin. Sollte es denn von ihren Geburtsorten heißen: „und ihre Stätte kennet sie nicht mehr?" - Das sei ferne! - Nein, dass Nordhausen die Bötticher. Crato, Ehrenpfort, Ernst, Eul-hardt, Führer, Gassmann, Günther, John oder Jonas, auch Jona, Lesser, Luder, Meienburg, Monner, Sack, Schmid, Spangenberg, Thomas und Wolf; dass Sondershausen einen Glassius; Stolberg einen Schneidewin; Ilfeld die Rothmaler; Walkenried einen Hildebrand; Heringen einen Leuckfeld; Kelbra einen Kindervater; Niedersachswerfen den deutschen Homer, Rhodomann; Uthleben einen Haccius hervorgebracht haben, das soll und muss der späten Nachwelt bekannt bleiben, und sollte es auch in Betracht einiger derselben nur durch diesen Vorbericht bewirkt werden.

Es ist von mehreren Seiten der Wunsch geäußert worden, dass doch auch die erheblichsten außerkirchlichen Nachrichten, Altertümer und Merkwürdigkeiten, woran unsere Gegend wirklich reich ist, nicht gänzlich übergangen werden möchten, da für eine eigentliche Topographie der Distrikt nicht, erheblich genug sein dürfte. Nun, so viel für diesen Nebenzweck in gedrängter Kürze geschehen konnte, ist geschehen. Aber auch hiermit war es die höchste Zeit; denn sehr viele nicht ganz leere Sagen der Vorzeit verhallen nach und nach; sehr viele wirkliche Nachrichten sinken allmählich zu bloßen Sagen herab; von den vielen schönen Bergschlössern, Klöstern, Kapellen und Kirchen werden die Ruinen mürber und seltener; ehemalige schöne Höhlen verfallen; der Bergbau, eine sonst reiche Nahrungsquelle und der Grund des Daseins mehrerer Örter, ist zum alten Manne geworden; kurz, es heißt von allem diesen, wie von dem Menschen selbst: „Die Zeit verzehret Alles! - Sie zerstäubt den Helden und sein Denkmal; - ebnet Berge, löschet Sonnen aus; - der Name des Redlichen allein trotzt ihrer Wuth!"

Freilich darf man in Rücksicht auf diesen Teil des Buchs, hier ebenso wenig topographische Kleinigkeiten, als pure Fabeln und Märchen suchen; und wenn ein Ort nicht etwas wirklich Erhebliches aufzuweisen hat, so muss nicht verlangt werden, - um nur recht viel von ihm sagen zu können, - ihn mit solchen Dingen auszustatten, die keinen wahren Wert haben.

1)    Bergwesen. Das meiste davon ist jetzt abgebaut; einiges noch im ziemlichen, weniges in vollem Gange, I. Silberwerk zu Strassberg, noch etwas gangbar. 2. Kupferwerke, aber jetzt alle eingegangen, a) Nie-dersachswerfen,b) Buchholz und Herrmannsacker, c) Leimbach, d) Rottleberode, e) Breitungen, f) Bennungen, g) Kleinleinungen und Hainrode, h) Berge, i) Niedersachswerfen, ein noch gangbarer Kupferhammer. 3. Eisenwerke, a) Rothen-sütte, Eisengruben noch im Betriebe, b) Wiegersdorf, St. Johannis-Eisenhütte, noch gangbar, c) Wickerode Eisenhütte, verfallen, d) Nordhausen, desgleichen. 4. Fluss, Fluor. Hasel zwischen Schwende und Ufftrungen, im Gange. 5. Steinkohlen, a) Rothensütte,b) Neustadt. 6. Braunkohlen, Nordhausen, erst Versuche.

2)    Steinbrüche, Ton und Lehm. I. Mühlsteine, Tilleda. 2. Große Bausteine, Kelbra, Tür- und Fenster-Gewende, Quader- und Sockelsteine.

3.    Kleine Bausteine, Steigerthal, Leimbach, Werna, Ilfeld, Appenrode, Neustadt, Steinbrücken u. a. 0. 4. Alabasterbrüche, viele Orte der Grafschaft Hohnstein. 5. Kalk- und Kalktuphstein, Niedersachswerfen, Nordhausen, Rottleberode, u. a. 0. 6. Töpferton, Nordhausen, Urbach, Bösenrode. 7. Ziegelton oder Lehm, Niedersachswerfen, Nordhausen, Rottleberode, Heringen, Breitungen, Rothensütte u.m. 0.

3)    Felsen und Klippen. I. Schöne Basalte bei der Fuhrbachsmühleam Harzpasse von Appenrode nach Rothensütte. 2. Kalkklippen, Werna, Stempeda u. a. 0.

4)    Höhlen und Erdfalle. I. Die Kelle bei Appenrode. 2. Die Heimkehle bei Ufftrungen. 3. Die Försterhöhlebei Steigertal nebst vielen kleineren.

5)    Bergschlösser. I. Haus Hohnstein bei Neustadt. 2. Ebersburg bei Herrmannsacker. 3. Das alte Stolberg bei Stempeda. 4. Die Finsterburg und 5. das Conradsbette bei Questenberg. 6. Die Wolfsburg bei Wolfsberg. 7. Die Rothenburg bei Kelbra. 8. Kiffhausen bei Tilleda.

6)    Klöster, Kirchen und Kapellen. 1. Fünf ehemalige Mönchklöster, als a) Ilfeld, Prämonstratenser. b)Nord haus en, Barfüßer, Augustiner, Dominicaner. c) Himmelgarten, Serviten. 2. Ein Canonikatstiftzu Nordhausen. 3. Sechs ehemalige Nonnenklöster, a) zu Bischofferode, b. c. d.) zu Nordhausen, e) zu Nicolaus-Rode. f) zu Kelbra. 4. Zehn und mehrere Klosterhöfe, als zu Nordhausen, a) Der Walkenrieder H o f. b) Der Ilfelder Hof. c) Der Frauenbergsnonnenkloster Hof, jetzt das Vorwerk genannt, d) Der Ilfedische zu Sundhausen, e) Der Mönchshof in Uthleben, f) Das jetzige Ratsgut zu Bielen, g) Der Ziegelhof zu Windehausen, h) Berbisleben bei Uthleben, i) Oth-städt bei Windehausen, k) Der Riethhof bei Heringen, i) Berr ungenhof bei Görsbach. 5. Kapellen und kleinere Dörferkirchen über zwanzig, von deren meisten noch Rudera zu sehen, oder durch Bearbeitung des Ackers noch zu Tage kommen.

7)    Altertümer und dahin einschlagende Nachrichten, auch historische Merkwürdigkeiten, als 1) Götzenbilder. 2] Flämische Gebräuche. 3) Rolandssäulen. 4) Kaiserliche Hofläger. 5) Denkmäler Kriegerischer Niederlagen. 6) Papistische Gebräuche. 7) Volksfeste.

8)    Naturhistorische Merkwürdigkeiten, als 1) besondere Quellen. 2) Erdfälle. 3) Seltene Gewächse. 4) Fluss für korinthische Erze u. d. gl. Denen zu gefallen, welchen alte Bücher, die die hiesige Gegend betreffen, vorkommen und die sie gern lesen, sollen hier einige Örternamen erläutert werden, wie sie jetzt und wie sie ehemals ausgesprochen wurden, weil sie ohne diese Erläuterung Manches nicht deutlich verstehen würden. Diesen wollen wir dann alle die Orte beifügen, welche von Personennamen ihre Namen erhalten haben. Sie sind folgende:

1) Ilfeld, sonstauch Ylfeld, Eilfeld, von Eiliger, Grafen von Hohnstein, so Bothfelde von Bodo oder Botho. 2) Wiegersdorf und Wickerode von Weickart.3) Hartzungen von Hartung. 4) Rottleberode, ehemals Ratolferode oderRatolverode vonRudolph, Radolph. 5) Diedersdorf und Ditticherode, ehemals Tüttchen-rode usw. von Dieterich. 6) Bennungen von Benno. 7) Tilleda, Tülledtha usw. von Thilo oder Thili. 8) Uthleben von Otto oder Udo.9)Crimderode, sonst Crimwolderode, von Grimoald. 10) Timderode vonThiamroth.il) Herrmannsacker. 12) Rüdigsdorf. 13) Petersdorf.

Noch unverständlicher sind die jetzigen Namen: 1) Pfüffel, Hack-Mönch-Pfuffel, ehemals Pfeffelde, welches aus Beifeld, Pefeld entstand, und ein Nebengut, jenes den Herren von Hack, dieses der Mönche war. 2) Kirch-, Feld-, Wester-, Holz-Engel, welche ihren Namen von Gülte, Gilde oder Zinsen, Gemeinheit haben. „Zum ersten das Gerichte in genannter unserer Stadt, alle Erbpfennige, Gülde, Korngülde u.s.w." Nun schreibe man: Kirchengilde, teile Kirch - en-gilde, streiche die beiden letzten Buchstaben hinweg, so hat man Kirchengel und da man Engel ehemals Engil bisweilen schrieb, so hat man die heutigen Namen vollständig.

So verdient auch noch eine Namenbedeutung hier eine Stelle. Fast alle kleinen Flüsse an dem diesseitigen Unterharze in unserm Distrikte herunter haben Tiernamen, als die Bäre, der Wolfsbach, der Ross - oder Rossigsbach, der Krebsbach, die Hase, der Forellenbach, der Fuchs. Nun kommt von Stolberg ein Wasser herab, welches jene fast alle in sich vereinigt und heißt: die Tiere. Hiervon und nicht von Thüringen hat das DorfThürungen sein Namen, und sollte also eigentlich Thierungen geschrieben werden. Wo diese Thiere mit dem Fuchs zusammen fließt, liegt ein Gasthof, welcher Thiera-Fuchs heißt und unrichtig Dürrer Fuchs ausgesprochen wird.

Da in Nordhausen mit Einschlüsse der Hospitalkirche St. Martini sieben evangelische Kirchen und noch die beiden kleineren Hospitalkir-chen sind, so werden dieselben durch die ganze Abhandlung hindurch folgendermaßen bezeichnet werden:

St. Nicolai - die Haupt- oder Marktkirche;

St. Blasii - die zweite in der Oberstadt;

S. Petri - die dritte, oder Petersbergskirche;

St. Jacobi - die Neustädter Kirche;

in Monte - St. Beatä Mariä Virginis in monte oder Frauenbergskirche;

in Valle - St. Beatä Mariä Virginis in Valle, oder Altendorfskirche St. Martini - die Hospitalskirche St. Martini;

St. Cyriaci - die beiden Hospitalkirchen Cyr. Et St. Elisabet und das Aedituatzu St. Nicolai, welche Stellen seit 1587 verbunden waren.

Alles wird alphabetisch geordnet. Dies ist nicht nur das beste Mittel zum leichten Auffinden; sondern zugleich das sicherste Verwahrungsmittel gegen Alles, was auf Rangstreit sich beziehen möchte. Was ein Ort, ein Distrikt vor den Übrigen voraus hat, wird sich ohnehin aus der getreuen und vollständigen Darstellung ergeben, auch wenn er alphabetisch geordnet, hinten steht; so wie das Voranstehen nichts geben kann, was wirklich nicht da ist. Nach diesem angenommenen Grundsatz folgen Diözesen so: Heringen-Kelbra; Hohnstein; Nordhausen; Stolberg-Rosla; Stolberg-Stolberg. - Da die einzelnen Ortschaften an ihrem Orte abermals alphabetisch erscheinen werden, so stehen sie zuerst hier unter ihren Diözesen.

I.    Heringen - Kelbra.

1.    Auleben. 2. Berga. 3. Bielen. 4. Görsbach. 5. Heringen mit Hamma. 6. Kelbra. 7. Sittendorf. 8. Steinbrücken mit Hayn. 9. Sundhausen. 10. Thürungen 11. Tilleda. 12. Uthleben. 13. Windehausen.

II.    Hohnstein.

1.    Appenrode. 2. Bösenrode. 3. Crimderode mit Rüdigsdorf.

4.    Ilfeld. 5. Leimbach mit Petersdorf. 6. Neustadt mit Harzungen. 7. Niedersachswerfen. 8. Osterode mit Wiegers-dorf. 9. Rothensütte mit Sophieenhof auch Hufhaus. 10. Steigerthal mit Buchholz. 11. Sülzhayn mit Werna. 12. Urbach

III.    Nordhausen.

1.    St. Nicolai. 2. St. Blasii. 3. St. Petri. 4. St. Jacobi. 5. St. Mariä in Monte. 6. St. Mariä in Valle. 7. St. Martini. 8. St. Cyriaci et Elisabethae. - St. Crucis.

IV.    Stolberg-Rosla.

1. Bennungen. 2. Breitenstein. 3. Breitungen. 4. Dietersdorf. 5. Ditticherode. 6. Haynrode. 7. Herrmannsacker. 8. Klein-Leinungen mit Drebsdorf. 9. Questenberg mit Agnes-dorf. 10. Rosla. 11. Rosperwenda. 12. Ufftrungen. 13. Wik-kerode. 14. Wolfsberg mit Breitenbach.

V. Stolberg - Stolberg.

1.    Hayn. 2. Rodishayn mit Stempeda. 3. Rottleberode. 4. Schwende. 5. Stolberg. 6. Strassberg.

Die Orte selbst folgen, also:

1. Agnesdorf, s. bei Questenberg. 2. Appenrode. 3. Auleben. 4. Bennungen. 5. Berga. 6. Bielen. 7. Bösenrode. 8. Breitenbach, s. bei Wolfsberg. 9. Breitenstein. 10. Breitungen. 11. Buchholz, s.bei Steigertal. 12. Crimderode. 13. Dietersdorf. 14. Ditticherode. 15. Drebsdorf, s. bei Kleinleinungen. 16. Görsbach. 17. Hayn. 18. Hayn, s. bei Steinbrücken. 19. Haynrode. 20. Hamme, s. bei Heringen. 21. Harzungen, s. bei Neustadt. 22. Heringen. 23. Leimbach. 29. Neustadt. 30. Niedersachswerfen. 31. Nordhausen. 32. Osterode. 33. Petersdorf, s.bei Leimbach. 34. Questenberg. 35. Rottleberode. 36. Rosla. 37. Rosperwende. 38. Rothensütte. 39. Rottleberode. 40. Rüdigsdorf, s. Crimderode. 41. Schwende. 42. Sittendorf. 43. Sophieenhof, s. bei Rothensütte. 44. Steigertal. 45. Steinbrücken. 46. Stempeda, s. bei Rodishayn. 47. Stolberg. 48. Strassberg. 49. Sülzhayn. 50. Sundhausen. 51. Thürungen. 52. Tilleda. 53. Ufftrungen. 54. Urbach. 55. Uthleben. 56. Werna, s. bei Sülzhayn. 57. Wickerode. 58. Wiegersdorf, s. bei Osterode. 59. Windehausen. 60. Wolfsberg.

Außer diesen sind noch Nebenwerke:

1. Berbisleben, s. bei Uthleben. 2. Berrungenhof, s. bei Görsbach. 3. Birckenmoor, s. bei Ilfeld. 4. Bischofsrode, s. bei Appenrode. 5. Friedrichshof, s. bei Hayn. 6. Haynfeld, s. bei Stolberg. 7. Himmelgarten, s. bei Leimbach. 8. St. Johannis-Hütte^, bei Wiegersdorf.9.Königerode,s.bei Ilfeld. 10. Rittertal, s. bei Leimbach. 11. Rodeberg, s. bei Urbach. 12. Schwinderschwende, s. bei Dietersdorf. 13. Wülfingerode, s. bei Werna.

Es wird hoffentlich keinen Anstoß geben, wenn das Wort Herr in den meisten Fällen wegbleibt und nur da zu finden ist, wo es nicht ganz füglich fehlen konnte; und sollte auch hier bisweilen eine Auslassung stattfinden, so bedenke man, dass man in einem Geschichtsbuch, nicht aber in einem Titulaturbuch liest.

Außer den Herren Ephoren der abgehandelten Diözese und meinen hoch geschätzten Amtsbrüdern, - fast ohne alle Ausnahmen - und mehreren Schullehrern bin ich besondern Dank zu sagen schuldig, dem Herrn Gerichtsassessor Filter zu Nordhausen, dem Herrn Gerichtsschreiber Rupstein zu Neustadt, dem Herrn PastorSteiger zu Windehausen, und den Herren Kollaboratoren Ehring und Dill hey zu Nordhausen, welche mich vorzüglich mit den besten schriftlichen gedruckten und ungedruckten Quellen und Hilfsmitteln freundschaftlich unterstützt haben.

Quellen und Hilfsmittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1.    Alte Döringische Chronika, ungefähr von .    1520.

2.    Chronika aller Kaiser von der Geburt Christi bis 1531, nebst meißnischer Chronika. ....    1533.

3.    Joh. Bange. Thüringische Chronika .    .    .    1599.

4.    Dr. med. Knaut. Beschreibung der uralten nord-

thüringischen Graf-schaften Ballenstädt und Aschersleben.. 1608.

5.    M. Justin. Bertuch. Reet. Port. Chronicon portense ..    1612.

6.    Merkwürdige auserlesene Geschichte der Landgrafschaft Thüringen    1685.

7.    Casp. Sagittarii antiquitates gentilismi et christianismi thuringici .    .    1685.

8.    Dr. Joh. Titii, Gräfl. Stoib. Kanzlers und Nordhäusischen

Syndici abgelegte Huldigungs-Reden und Einführungsreden 1685

9.    Desselben zweite Sammlung u..    .    .    .    1705.

10.    Joh. Ge. Leukfeld, histor. Beschreibung der kaiserl.

fr. Reichsabtei zu Walkenried, Zisterz. Orden .    .    1706.

11.    Desselben histor. Beschreib, des Klosters Ilfeld, Prämonstr. Ord. .    .    1709.

12.    Dr. Friedr. Ernst Kettner, Quedlinburg. Kirchen- und

Reformationshistorie .    .    .    .    ..    1710.

13.    M. Joh. Heinr. Kindervater, Feuer- und Unglücks-Chr... 1712.

14.    Dr. Ge. Chr. Eilmar, Kirchenhistorie der kaiserlichen

freien Reichsstadt Mühlhausen .    .    .    1714.

15.    Joh. Georg Leukfeld, histor. Beschreib, des Bischofth.

Halberstadt .    1714.

16.    M. Joh. Heinr. Kindervater. Nordhusa illustris .    1715.

17.    M. Joh. Arn. Zeitfuchs, Stolberg. Kirchen- und

Stadthistorie .    .    1717.

18.    Joh. Georg Leukfeld, Beschreib, des Georgenklosters zu Kelbra, Zist. Nonnen; nebst Genealogie der Grafen von Beichlingen und den kaiserl. Pfalzen Alstädt und Wallhausen 1721.

19.    M. Heinr. Maybaum, Chronikon des Jungfrauenklosters von Helmstadt, August. Ordens, herausgegeben von Leukfeld und zugegeben: historische Beschreibung des Augustiner-Serviten-Klosters Himmelgarten; und histor. Nachricht

von der Kirche Rode unweit Nordhausen .    .    1723.

20.    Joh. Georg Leukfeld, historische Nachricht von

55 Gelehrten und berühmten Theologen, welche 55 Jahr

alt gestorben sind .    .    1723.

21.    Desselben historische Nachricht von 79 Gelehrten und

berühmten Theologen, welche das 80ste und 90ste Jahr erlebt und zumTeil überlebt haben .....    1723.

22.    M. Joh. Arn. Zeitfuchs Supplemente zur Kirchen-

und Stadthistorie .    1727.

23.    Joh. Ge. Leukfeld geschriebene Chronik des Benedectiner-Mönchskloster Bosau, edirt von Schamelius nebst Zugabe dessen Nachricht vom Zisterzienser Nonnenkloster

zu Ilmenau    ...    .    1731.

24.    Dr. Ernst Salomo Zyprian. Historie der Grafschaft Gleichen

aus Casp. Sagittarii Handschrift .    .    .    1732.

25.    M. Gotlieb Keyserlitz. Schol. Soranae Reet. Vita Mich.

Neandri .    .    1736.

26.    Chri. Henkel, Kantor in Pirna. Historische Beschreibung der Festung Königstein und des ehemaligen Kölestinger

Mönchsklosters daselbst    .    1736.

27.    Friedr. Chri. Lesser, historische Nachricht von der Kaiserl. und des Röm. Reichs freien Stadt Nordhausen .    .    .    1740.

28.    Dessen Nachrichten von der Kirche St. Jacobi in

Nordhausen .    .    1744.

29.    Joh. Fr. Müldener. Historische Nachricht des St. Georgen-Nonnenklosters, Zisterz. Ord. zu Frankenhausen.    .    1747.

30. Friedr. Christ. Lesser. Kleine Schriften zur Naturgeschichte u. die Schwarzb. Unterherrschaft Frankenhausen; die Gemeinschaftsämter Heringen, Kelbra und die Grafschaft

Hohnstein betreffend .....    1754.

31.    Joh. Chrp. Ludwig. Historische Nachrichten von der

Kirche im Altendorf zu Nordhausen .    .    1759.

32.    Gottlieb Chrp. Schmaling. Hohnsteinsches Magaz

in Jahrgang .    1788-1791.

33.    Joh. Gottfr. Hoche. Vollständige Geschichte der

Grafschaft Hohnstein .    1790.

34.    Delius. Die Werningerödische Dienerschaft. .    1805.

35.    Dr. Carl Venturini. Handbuch der vaterländischen

Geschichte. 3 Thle. (Braunschweig-Lüneburg.).    1806.

36.    Mehrere Nordhäusische Schulprogramata von .    1808.

37.    Die Nordhäuser Waisenhaus-Nachrichten von 1717 - 1810.

Geschriebene Sachen.

38.    Fridr. Gottfr. Wegen Kirchliche Nachrichten von . 1711 - 1735.

39.    Heinr. Chri. Otto. Nachträge zu Lessers Nordhäusischer Chronik bis .    .    1762.

40.    Marimil. Filter. Aktenmäßige Nachrichten über das Kirchenwesen zu Nordhausen von .    .    1521-1800.

41.    Aus 53 Pfarrarchiven die vorhandenen Notizen

von .    .    .    1525 -1814.

Alle diese Quellen und Hilfsmittel habe ich nicht bloß nachgeschlagen; sondern, - und zwar viele derselben - mehrmals gelesen. Sie an den betreffenden Stellen anzuführen, würde wenig geholfen haben, weil doch wohl sehr wenige Leser sie nachschlagen könnten. Wo die Worte der Quelle selbst gebraucht wurden, ist es mit („ "), bemerkt worden.

Erster Abschnitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von dem Religions- und Cultur - Zustande in der hiesigen Gegend, 1) kurz vor-, 2) während-, 3) kurz nach der Reformation; und dann bis auf unser Zeiten herab, hauptsächlich in kirchlicher Hinsicht.

Es wird allgemein als unbestritten angenommen, dass jene Kirchenverbesserung, welche Luther und Melanchthon, Calvin und Zwingli unter Papst Leo X. anfingen,die man unterdem Namen Reformation allgemein kennt, - dass diese, sage ich, allen Völkern, die zur abendländischen, oder lateinischen Kirche gerechnet werden, eine durchaus veränderte Gestalt, sowohl überhaupt, als besonders in wissenschaftlicher Hinsicht gegeben hat, wovon die wohltätigsten Folgen sich über die ganze bekannte Welt verbreitet haben.

Eben jetzt läuft das dritte Jahrhundert von da an zu Ende, und ein Blick auf die gegenwärtige Zeit, nach einem Rückblicke in jene vergangene, ist gewiss einem Jeden erfreulich, dem es nicht genug ist, zu wissen, du lebst; sondern der mit Nachdenken und mit Streben nach Vervollkommnung und daraus herfließender Glückseligkeit zu leben sich bemüht.

Man setzt den Anfang der Reformation gewöhnlich in das Jahr 1517 und zwar auf den 31sten Oktober desselben, weil Luther an demselben Tage seine 95 Sätze gegen den Dominikaner-Mönch Tätzel an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll. Allein diese Angabe ist nicht ganz zweifelsfrei.

Denn obgleich Seckendorf dies behauptet, so sagt dagegen ein glaubwürdiges akademisch-wittenbergisches Manuskript folgendes: „Anno 1517subDecanatuaestivoeimiiP.MagistriMartini Lutheri Mansfel-densis, facta sunt ea, quae sequuntur. Die 21. Augusti venerabilis Magister Franciscus Güntherus, Northusanus, paesenibus Dominis de Facultate in Collegio petiit admitti ad Responsionem pro Biblia, et ad-missus est." Dieses wurde dem M. Kindervater von dem Sachsen-Go-thaischen berühmten Antiquare und Historiker Schlegel mitgeteilt und dieser hatte es con Tentzel. Der Anschlag selbst aber lautet inLuthers Werken, Ed. lat. Jenae. Tom. I. fol. 9. so: „Disputation, ad subscriptas con-clusionesrespondebitM. Franciscus Güntherus, Northusensis, pro Biblia. (Das Lexicon catholicon sagtsub voc. Biblia: Script. Eccl. Recent. Barbare etiam dicebatur: biblia, ae. Ein Seitenstück zu K. Sigismundi: cesarea Nostra protestate dici-mus: s chismam.)

Praesidente R. P. D. Martino Luthero Augustiniano. S. Theol. Wi-tembergae Decano, Loco et tempore statuendis. M. D. XVII. So war also ein Nordhäuser, ein Mann aus unsrer Mitte gleich im Anfänge der Reformation mit wirksam!

Aber zu geschweigen, dass man vom Jahre 1517 nicht einmal den Tag gewiss abgeben kann; lässt sich auch dieses Jahr nicht einmal mit vollem Rechte für das Anfangsjahr der Reformation annehmen, wie Luther nur gegen Tätzeln, nicht aber gegen den Papst lehrte; sondern sich erst 1520, als er von ihm in den Bann getan wurde, durch Verbrennung der Bann-Bulle und der Dekretalien öffentlich lossagte. Mit größerem Rechte also könnte man dieses Jahr als den Anfang der Reformation annehmen. Endlich könnte man mit eben dem Rechte auch das Jahr 1515 annehmen, in welchem Luther in öffentlichen Predigten zu Wittenberg dem Volke das Lesen der heiligen Schrift zur Pflicht machte, welches Lesen doch bei Strafe des Kirchenbannes vom Papste untersagt worden war. Es wurde ihm dieses Verfahren von seines Ordens General-Vikare Dr. Staupitz so wenig übel gedeutet, dass dieser, als er 1516 auf Befehl des Churfürsten Friedrich zu Sachsen nach den Niederlanden reiste, um Reliquien für die neu erbaute Schlosskirche zu Wittenberg zusammen zu bringen, - dass er, sage ich, Luthern den Auftrag gab, während der Zeitseiner Abwesenheit die Augustiner-Klöster in Thüringen zu visitieren. „Nachdem er solches in Erfurt, Gotha und Langensalza getan, so kam er auch nach Nordhausen, predigte im Augustiner-Kloster daselbst und wies die Mönche zu Lesung der heiligen Schrift und zu einem heiligen Leben an."

Hoche bemerkt in seiner Geschichte der Grafschaft Hohnstein ganz richtig, dass die Reformation von den Klöstern hauptsächlich ausgegangen sei, und führt namentlich die Klöster Walkenried und Ilfeld an; allein viel früher noch, als aus diesen kam aus dem Augustiner-Kloster zu Nordhausen der letzte Prior desselben, Laurentius Süsse, durch ordentliche Vokation der Bürgermeister Branderoth und Thomas Sack als Pastor an die Kirche S. Petri daselbst, und hielt 1522 am Sonntage Septuagesima die erste lutherisch-evangelische Predigt: „vom Weinberge des Herrn."

Dieser Mann war anfangs Augustiner zu Wittenberg gewesen und hatte mit Luthero vielen Umgang gehabt, weshalb er ihn auch nach der Visitation 1516 als Prior hierher schickte, und wir sehen also in ihm eine Reformierten vor der Reformation.

Weit entfernt indessen, das einmal angenommene Jahr 1517 als den Anfang der Reformation in seinem Ansehen schwächen zu wollen, wünschte ich nur anzudeuten, dass man Luthers frühere Bemühungen als die Uranfänge des folgereichen Reformationswerks nicht übersehen müsse. Und dahin gehören ihrer noch mehrere seit seiner Rückkunst von der Reise, die er in Angelegenheiten seines Ordens 1511 nach Rom machen musste. Von da an datiert sich eigentlich die Reformation. So hat man einer gesegneten Erndte Grund in der aller ersten Bearbeitung des Ackers zu suchen!

Genauere Erwägung verdienen vorerst folgende Fragen:

Wie waren in jenen Zeiten die Sitten und die Kultur des Volks beschaffen?

Auf welcher Stufe der Sprachenkunde und der Wissenschaften, besonders der theologischen, standen die Volkslehrer?

Was gab es für Hilfsquellen zur Unterhaltung der kirchlichen- und Schulanstalten und des gesamten Lehrstandes?

Wann und wo hat die Reformation in hiesiger Gegend angefangen?