Ilfelder Klosterbibliothek

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Die Ilfelder Klosterbibliothek war war über Jahrhunderte hinweg Teil des Prämonstratenserklosters in Ilfeld. Im frühen 20. Jahrhundert umfasste die Bibliothek über 20.000 Bände, darunter zahlreiche wertvolle mittelalterliche Handschriften und frühe Drucke.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalterliche Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung der liberia des Klosters Ilfeld stammt aus dem Jahr 1250, knapp 60 Jahre nach der Gründung des Klosters selbst (1190). Im Mittelalter diente die Büchersammlung vor allem der Predigttätigkeit und der theologischen Ausbildung der Mönche. Um das Jahr 1500 umfasste der Bestand bereits rund 300 Bände. Allerdings wurden im 15. Jahrhundert auch einige wertvolle Bücher verkauft. Die ältesten bis heute erhaltenen Werke der Bibliothek stammen aus dem Jahr 1479.

Reformation und Neuaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reformation führte zur Umwandlung des Klosters in eine evangelische Schule. In der Folge baute der bedeutende Humanist und Schulleiter Michael Neander die Bibliothek gezielt aus und erweiterte sie um zahlreiche wissenschaftliche Werke. Seine eigene schriftstellerische Tätigkeit - Neander verfasste 44 Bücher - trug ebenfalls zur Erweiterung bei.

Kriegsverluste und Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dreißigjährige Krieg brachte schwere Verluste für die Bibliothek mit sich. 1629 bis 1631 wurde das Kloster vorübergehend rekatholisiert, wobei viele Bücher verloren gingen. Bei der Rückeroberung durch schwedische Truppen 1631 zählte man von ursprünglich 307 Bänden (laut Inventar von 1602) nur noch 128. Mit dem Aufblühen des Humanismus und der Erfindung des Buchdrucks erholte sich die Sammlung rasch von diesen Rückschlägen. Um 1900 war der Bestand bereits auf 13.000 Bände angewachsen, nicht zuletzt durch großzügige Schenkungen, Vermächtnisse und die Übernahme von Dublettenbeständen großer Bibliotheken wie der Königlichen Bibliothek Hannover und der Universitätsbibliothek Göttingen.

Auslagerung im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Klosterschule bzw. NPEA Ilfeld 1943 für die Raketenproduktion beschlagnahmt wurde, sah man sich gezwungen, die Bestände auszulagern. Dies geschah 1944 in einer groß angelegten Aktion, bei der insgesamt 35 Waggons mit Bibliotheksgut und anderem Inventar der Schule nach Ballenstedt gebracht wurden. Dort wurde die Bibliothek provisorisch untergebracht und war nur sehr eingeschränkt benutzbar. Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen im Frühjahr 1945 war sie praktisch führungslos. Kostbare Stücke gingen verloren, als Bibliotheksmitarbeiter zwei Kisten im Wald vergruben, die später unauffindbar blieben. Zwangsarbeiter und Einheimische plünderten die Bestände. Insgesamt büßte die Sammlung rund 6.700 Bände ein.

Rückführung und Sicherung des Bestandes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende bemühte sich zunächst die US-amerikanische, dann die sowjetische Besatzungsmacht um eine Sicherung der Kulturgüter. Eine wichtige Rolle spielte dabei der ehemalige Erzieher der Klosterschule Karl Meyer. Ihm gelang es als "Bücherei-Hilfsarbeiter" ab 1948, die verbliebenen ca. 16.000 Bände zu inventarisieren und nach Ilfeld zurückzuführen.

Da der Verbleib der Bibliothek dort auf Dauer nicht geklärt werden konnte - in der Klosterschule war inzwischen ein Krankenhaus untergebracht - stimmte die Vereinigte Klosterkammer Erfurt einer Überführung der Sammlung als Leihgabe an die Universität Jena zu. Dieser Transfer erfolgte im Juli 1951 unter schwierigen Bedingungen.

Letztlich fand die Ilfelder Klosterbibliothek ihren Weg in die Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein. Hier ist sie als geschlossene Sammlung bis heute erhalten und für die wissenschaftliche Nutzung zugänglich.

Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]