Historische Bücherei der Stadt Nordhausen

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Die Historische Bücherei der Stadt Nordhausen befindet sich im Stadtarchiv und ist aus der ehemaligen Ratsbücherei und Gymnasialbücherei hervorgegangen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Werke stammen aus der Zeit der Reformation. Die überwiegende Zahl der Druckschriften stammt von Gelehrten protestantischer Konfession. Viele von ihnen studierten oder verfassten ihre Schriften an der calvinistischen Universität Leiden in den Niederlanden. Die überlieferten Bände der Jenaer Lutherausgabe stammen noch aus dem Bestand der Ratsbücherei. Auch darin zeigt sich das Bekenntnis des Rates und der Mehrzahl der Bürger zur Wittenberger Reformation.

Der Gymnasialprofessor und Lokalhistoriker Ernst Günther Förstemann (1788–1859) hat die Bibliothek, die er ehrenamtlich betreute, erstmals systematisch geordnet. Das wahrscheinlich im Sommer 1834 angelegte „Verzeichniß der in der Magistrats-Bibliothek befindlichen Bücher“ nennt 5 alte Handschriften aus der ehemaligen Ratsbibliothek und 91 Buchtitel (Erscheinungsjahre 1481 bis 1828), darunter Werke von Benedict Carpzov, Johann Sebastian Müller, Johann Christian Lünig, Justus Lipsius und Erasmus Francisci. Es wird ergänzt durch ein „Verzeichniß der im Sessions-Zimmer zum currenten Gebrauch befindlichen Bücher“ (31 Titel). Untergebracht war die „alte Bibliothek“ 1869 auf dem Rathausboden. 1873 regte Oberlehrer Theodor Perschmann (1826–1887) die Einrichtung einer „Bibliotheca Nordhusana“ an, deren Grundbestand die Bibliothek im Rathaus bilden sollte.

Im Jahre 1876 wurde das Städtische Altertumsmuseum eröffnet. 1879 zog es in die neue Volksschule auf dem Taschenberg um, wo später Gymnasium und Realgymnasium ihren Sitz erhielten. Hierhin wurden auch die bis dahin im Rathaus aufbewahrten Bücher verbracht, deren Katalogisierung 1887 der Mittelschullehrer und spätere Stadtarchivar Hermann Heineck (1860–1930) in Angriff nahm. Im Jahre 1889 verzeichnete die Bibliothek einen Zuwachs von 356 Bänden aus dem Besitz des verstorbenen Archäologen und Kunsthistorikers Carl Bötticher (1806–1889), von 200 Bänden aus der Kirche St. Blasii und 80 Bänden, vorwiegend Nordhusana, aus dem mittlerweile verstaatlichten Gymnasium.

Im Jahre 1891 wurden Archiv und Museum im ehemaligen Gymnasium, Predigerstraße 1, untergebracht. Die „Bibliotheca Nordhusana“ fand im Souterrain Aufstellung. Der inhaltliche Schwerpunkt der Bibliothek, die auch als Stadtbibliothek bezeichnet wurde und neben der 1877 gegründeten „Volksbibliothek“ bestand, lag auf der Allgemein- und Ortsgeschichte. Ihre Benutzung war an eine Genehmigung des Magistrats gebunden.

Die nächsten Hinweise zur Bibliothek finden sich im Adressbuch der Deutschen Bibliotheken, das für das Jahr 1893 eine Bibliothek des Städtischen Museums anführt, die u. a. 1700 Bände und 1800 kleine Schriften enthielt. Sie war „durch Überweisung eines Theils der bis auf die Reformationszeit zurückgehenden Rathsbibliothek“ entstanden und durch Geschenke und Vermächtnisse erweitert worden. Eine größere Anzahl wertvoller Bücher stiftete der Rechtsanwalt Karl August Osswald, wie sein handschriftlicher Eigentumsvermerk auch heute noch beweist. Die Bibliothek wurde durch den ehrenamtlichen Museums-Konservator Hermann Arnold (1831–1909) unter Assistenz von Hermann Arnold betreut. Am 1. Mai 1900 wurde die „Stadtbibliothek“ vom Archiv räumlich getrennt und im Parterre des städtischen Gebäudes Predigerstraße 2 aufgestellt. Als Zuwachs im Jahre 1900 wurden 925 Bände aus dem Nachlass des Philologen Martin Schultze (1835–1899) verzeichnet. 1907 wurde das Archiv in die ehemalige Volksschule am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 verlegt und mit der aus dem Museumskomplex herausgelösten „Historischen Bücherei“ verbunden. In den übrigen Stockwerken nahm das Gebäude das Städtische Museum und die Volksbibliothek auf.

Um 1920 umfasste die „Historische Bücherei“ 2400 Bände. 1927 zogen Archiv und Historische Bücherei in das Gebäude des einstigen Stadtgefängnisses Mauerstraße 15 um. Am 31. März 1918 zählte die Bibliothek 3645 Nummern. Hiervon wurden etwa 700 als separater Bestand in den Katalog der Volksbücherei aufgenommen und dem Publikum zugänglich gemacht.

1939 war die Archivbücherei unter dem Studienrat Hans Silberborth (1887–1949) neu geordnet und nach modernen Grundsätzen katalogisiert worden. Die Luftangriffe am 3. und 4. April 1945 vernichteten das Archivgebäude und mit ihm wertvolle Bestände, vor allem der Bibliothek. 1947 standen die „bescheidenen Reste der einst stattlichen Archivbücherei“ wieder geordnet zur Verfügung.

Im Februar 1952 fanden Archiv und Bücherei im Alten Rathaus eine vorübergehende Bleibe. Um die Bestandslücken der Bibliothek zu schließen, übernahm Robert Hermann Walther Müller (1899–1969), seit 1949 nebenamtlicher, seit Februar 1952 hauptamtlicher Archivar, in der Folgezeit verschiedene Bestände, darunter auch Teile der historischen Literatur der ehemaligen Gymnasialbibliothek, vornehmlich allgemeine historische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (sie wurde als Bestand I B katalogisiert und bis heute erweitert), auch geringere Teile des 1835 gegründeten Realgymnasiums. Im Jahre 1949 gelangte die Bibliothek von Hans Silberborth in das Stadtarchiv. Durch die um 1950 erfolgte Schenkung der „Northusana“-Sammlung des Nordhäuser Buchhändlers Friedrich Krause konnte die Archivbibliothek wieder auf 3600 Bände ergänzt werden. Um 1960 bestand sie aus den Gruppen (I A) Urkundenbücher, Quellenwerke, (I B) Allgemeine Geschichte, (II A) Nordhäuser Geschichte, Adressbücher, Amtliche Druckschriften, Schulberichte, Nordhäuser Autoren und Drucke. Hinzu kamen (II B) Landesgeschichte, engere und weitere Heimat, (III) Zeitschriften und (IV) Archivwesen. Diese Gliederung ist beibehalten worden.

2011 erfasste der Historiker Peter Kuhlbrodt im Auftrag der Stadt die Historische Bücherei in einer Bibliographie. Ziel dabei war es, den Bestand vor weiteren Verlusten zu schützen, ihn in das Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit zu rücken und zu versuchen, den z. T. sehr schlechten Zustand vieler Bücher durch die Gewinnung von Sponsoren für eine restauratorische Behandlung, z. B. durch die Übernahme von Buchpatenschaften, zu verbessern. Die Daten dieser bibliographischen Erfassung wurden anschließend in den Katalog der Stadtbibliothek Nordhausen übertragen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]