Flora von Nordhausen und der weiteren Umgegend
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Flora
von
NORDHAUSEN
und
der weiteren Umgegend
Systematisches Verzeichnis
der wildwachsenden und häufig kultivierten Gefässpflanzen. ___
Im Auftrage des
Naturwissenschaftlichen Vereins zu Nordhausen herausgegeben A. Vocke und C. Angelrodt _____
Berlin,
R. Friedländer & Sohn 1886
Vorwort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unser Florengebiet ist in älterer und neuerer Zeit von berühmten Botanikern wiederholt durchforscht worden. Bereits im 16. Jahrhundert schrieb Johannes Thal eine Flora des Harzes und erwarb sich hierdurch das Verdienst, die erste Specialflora verfasst zu haben.[1] Zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts beobachtete Wallroth die Pflanzen der Umgegend. Seine hierauf bezüg lichen Schriften sind indes, abgesehen davon, dass sie längst im Buchhandel vergriffen, nur Nachträge zu Sprengel’s „Flora von Halle“, erwähnen darum nur die seltneren Pflanzen und sind ausschliesslich für wissenschaftliche Kreise bestimmt.[2] Für hiesige Freunde der Botanik fehlte daher ein dem jetzigen Stande der Wissenschaft entsprechendes und zugleich dem Laien Kechnung tragendes Pflanzenverzeichnis, wie es unsere Nachbarstädte: Sondershausen, Mühlhausen, Erfurt, Göttingen und Halle seit geraumer Zeit besitzen, und die Abhülfe dieses Mangels betrachtete der im Jahre 1876 konstituierte „Naturwissenschaftliche Verein zu Nordhausen“ als ein Hauptziel seiner Thätigkeit. Das durch zehnjährige eifrige Beobachtung und reges Sammeln seitens mehrerer Vereinsmitglieder gewonnene Material dürfte dazu ausreichen, ein genügendes Bild der floristisehen Beschaffenheit unserer Gegend zu gewähren, und der Verein erlaubt sieh daher, die Resultate seiner Untersuchungen hiermit der Oeffentliehkeit zu übergeben.[3] Der wissenschaftliche Zweck, der hierbei verfolgt wird, besteht darin, dass der gegenwärtige Pflanzenbestand unseres reichen Florengebietes festgestellt und damit ein Beitrag zur geographischen Verbreitung der Gewächse geliefert werde. Ferner wird beabsichtigt, den älteren Floren gegenüber eine Korrektion betreffs der im Laufe der Jahre eingetretenen Veränderungen, wie sie nament lich durch die Folgen der Separation, durch Entwässerun gen, Entwaldungen und unbedachtes Ausrotten, sowie auch durch zufällige oder direkt veranlasste Einwanderungen und durch Verwilderung einzelner Gewächse entstanden sind, zu geben. Das Buch will aber auch populären Zwecken dienen, indem es sich dem mit den nötigsten botanischen Vor kenntnissen ausgerüsteten Schüler und Naturfreunde auf Exeursionen und daheim als zuverlässiger Führer und Ratgeber darbietet, und neben den wissenschaftlichen Be nennungen auch die im Volksmunde gebräuchlichen, sowie Aufschlüsse über Dauer und Höhe der Pflanzen, Blütezeit, Blütenfarbe und allgemeine Fundorte neben den speciellen des Gebietes liefert. Als nicht unwillkommene Beigabe zu der Aufzählung der wildwachsenden Pflanzen dürfte eine solche der hier selbst auf Feldern, in Gärten und Anlagen zu ökonomi schen, technischen und medizinischen Zwecken oder zur Zierde gezogenen Kulturgewüchse erscheinen, nebst einer Orientierung über das Vaterland derselben und ihre Stellung im System. Bei der Reichhaltigkeit des Materials, das auf diesem Gebiete vorliegt, und dem Mangel entsprechender Vorarbeiten war es allerdings eine heikele Sache, die Auswahl zur allseitigen Befriedigung zu treffen, und Herr Angelrodt, der sich dieser Aufgabe neben dem mühevollen Redaktionsgeschäfte unterzog, rechnet deshalb auf eine wohlwollende und nachsichtige Beurteilung seines Versuchs.[4] Die wichtigste Arbeit für das Zustandekommen dieser Flora, nämlich die Beobachtung und Aufzeichnung der wildwachsenden Pflanzen haben wir Herrn Vocke zu danken; die Angaben über Fundorte, besonders der näheren Umgebung, rühren, sofern nicht andere Gewährsmänner genannt sind, von ihm her. Dass die Synonymik in ausgedehnter Weise berücksichtigt wurde und die aufgeführten Varietäten und besonderen Pflanzenformen mit Diagnosen versehen sind, wird jedenfalls die Brauchbarkeit des Buches erhöhen. Bei der Gattung Rosa sind die Diagnosen auf Grund der bahnbrechenden Monographie von Dr. Christ in Basel[5] auch auf die neucharakterisierten wildwachsenden Arten ausgedehnt. Ferner wird man es nicht unpassend finden, dass ausserhalb des Gebietes wachsende se ltn e re Pflanzen in das Verzeichnis aufgenommen sind, sofern sie Lokalitäten angehören, die nahe an der Gebietsgrenze liegen und von Nordhausen aus häufig besucht werden, wie z. B. der Brocken, das Bodethal, das Mittelthüringische Becken und der Salzige See bei Eisleben. Diese Pflanzen sind jedoch durch kleineren Druck von den eigentlichen Bürgern unserer Flora untei schieden. Die Kulturgewächse sind ausserdem durch ein * ausgezeichnet. Der Umfang des behandelten Florengebietes ist der geographischen Lage der Stadt Nordhausen angepasst. Letztere liegt in einer breiten, von der Helme und Zorge durchflossenen Thalinulde, deren Südrand von den Ausläufern des Kyffhäusergebirges und den Bleicheröder Bergen und deren Nordabhang von den Vorbergen des Harzes gebildet wird. Dass die Durchforschung über diese Mulde hinaus auch auf das botanisch und geologisch merkwürdige Kyffhäusergebirge und die gesamte güldene Aue, sowie auf die Hainleite und das Harzplateau bis zum Beginn des Bodegehietes ausgedehnt wurde, bedarf wohl keiner Rechtfertigung; handelt es sich doch hierbei um Lokalitäten, die täglich vor unseren Blicken liegen und mit Nordhausen in stetem Verkehr sich befinden. Demnach wird das behandelte Gebiet durch ein von NW nach SO sich erstreckendes fast 9 Meilen langes und 572 Meilen breites Rechteck umschlossen, dessen Ecken von den Orten: Artern, Greussen, Worbis und Hassel felde gebildet werden, so dass die Städte: Stolberg, Ilfeld, Ellrich, Sachsa, Lauterberg, Bleicherode, Sondershausen, Frankenhausen und Kelbra mit ihrer interessanten Umgebung, sowie auch die Thäler der Wipper und Helbe und ein Teil des Unstrutthaies in den Kreis der Betrachtungen gezogen sind. Indem wir durch unser Büchlein das Naturstudium zu fördern und den Sammeleifer zu wecken suchen, sind wir doch weit davon entfernt, den Ausrottungen, welche sich manche Sammler aus Uebereifer oder Unverstand zu schulden kommen lassen, Vorschub leisten zu wollen. Wir geben uns vielmehr der Erwartung hin, dass durch Erweiterung der Naturerkenntnis die Zahl derer sich mehren werde, welche geneigt sind, unsere blühenden Lieblinge in Feld und Wald zu schützen und ihr Gedeihen nach Kräften zu befördern. Schliesslich bitten wir alle Freunde der Botanik, namentlich an den Grenzen des Gebietes, unsere Bestre bungen durch die Mitteilung der Fundorte merkwürdiger oder seltener Pflanzenarten und Varietäten, sowie durch Uebersendung vollständiger, getrockneter Exemplare unter stützen zu wollen, indem wir versprechen, alle solche Zuwendungen, sowie auch die Hinweise auf etwa vorgekommene Irrtümer bei späteren Veröffentlichungen dankbar und gewissenhaft zu benutzen.
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