Das tausendjährige Nordhausen

Aus NordhausenWiki
Textdaten
Autor: verschiedene
Titel: Das tausendjährige Nordhausen
Untertitel: [2 Bände] ; Zur Jahrtausendfeier
aus:
Herausgeber: Magistrat
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1927
Verlag: Magistrat der Stadt Nordhausen
Drucker:
Erscheinungsort: Nordhausen
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung: Wurde zur Jahrtausendfeier 1927 in zwei Bänden von der Stadtverwaltung herausgegeben.
Digitalisat:
Rezension von Kunz v. Kauffungen (1927); Rezension von R. G. (1927)
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bild


Das tausendjährige
Nordhausen


Zur Jahrtausendfeier
herausgegeben vom
Magistrat.




Nordhausen am Harz 1927
Verlag des Magistrats der Stadt Nordhausen.

Gedruckt von Theodor Müller, Nordhausen.





Blatt aus der Statutensammlung der Stadt Nordhausen vom Jahre 1350. Anfang des 1. Buches, Paragraph 1: Von der fryheit unde husfrede. Pergament im Stadtarchiv.




Vorwort.


Bis zu der Stunde, in der dieses Werk der Oeffentlichkeit übergeben wird, fehlte es an einer zusammenhängenden Darstellung der Geschichte unserer Stadt. Es muß anerkannt werden, daß zwei Männer, der Pfarrer an St. Jakobi, Friedrich Christian Lesser, und der Konrektor am Gymnasium zu Nordhausen, Prof. Dr. Ernst Günther Förstemann – der eine im 18., der andere im 19. Jahrhundert – den Versuch gemacht haben, die Nordhäuser Stadtgeschichte zu schreiben. Lesser veröffentlichte im Jahre 1740 seine „Historischen Nachrichten von der Kayserl. und des Heil. Rom. Reiches Freyen Stadt Nordhausen“. Seine Arbeit war aber – nach unseren Begriffen – kein erschöpfendes Geschichtswerk, sondern beschränkte sich auf eine Beschreibung der Stadt, ihrer Lage, ihrer Gebäude und ihrer Verwaltung, auf eine Charakteristik ihrer berühmten und bekannten Männer und aus eine Schilderung einer großen Anzahl besonders wichtiger Ereignisse und Begebenheiten im öffentlichen wie im privaten Leben. Ein Jahrhundert später brachte Förstemann mit seiner „Urkundlichen Geschichte der Stadt Nordhausen bis zum Jahre 1250“ zum ersten Male ein zusammenhängendes Geschichtswerk heraus. In der Vorrede zu diesem Buche betont er, daß er schon lange die Absicht gehabt habe, eine vollständige Geschichte seiner Vaterstadt zu schreiben, daß ihm aber „der Stoff unter den Händen gewachsen sei“ und er sich deshalb zunächst mit dieser „ersten Lieferung“ begnügen müsse; und er fügt hinzu, daß es noch fraglich sei, ob er sein Werk überhaupt werde fortsetzen können. Die Entwickelung der Dinge hat seine Befürchtungen bestätigt; er fand, wie er später schreibt, nicht die Unterstützung, deren er zur Fortsetzung seiner Stadtgeschichte bis ins 19. Jahrhundert bedurft hätte. So entschloß er sich dazu, seine ursprüngliche Absicht wenigstens teilweise dadurch zu verwirklichen, daß er die alte „Lesser'sche Chronik“, die inzwischen längst vergriffen war, umarbeitete und bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts fortsetzte. Er hat dieses Werk aber nicht selbst in Druck gegeben, sondern als Manuskript dem städtischen Archiv überwiesen; erst nach seinem Tode (1859) hat es der Magistrat im Jahre 1860 durch Drucklegung der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. In einem kurzen Vorwort erkennt Dr. August Haacke, der die Druckrevision vorgenommen hat, die Bedeutung dieser Schrift als einer „Frucht vieljähriger Anstrengungen“ dankbar an und widmet ihr den Wunsch: „Möge das Werk des Verstorbenen in den Herzen seiner Mitbürger, für welche es zunächst geschrieben ist, eine bleibende dankbare Erinnerung begründen!“

Seitdem ist der Versuch, eine zusammenhängende Geschichte unserer Stadt zu schreiben, nicht mehr gemacht worden. Wohl haben später – bis in die jüngste Zeit hinein – noch viele Männer auf Grund von Forschungen in alten Quellen Aufsätze und Schriften größeren und kleineren Umfanges verfaßt; so Julius Schmidt, Karl Meyer (der Aelteste unter den lebenden Forschern der heimatlichen Geschichte), Hermann Heineck, Heinrich Heinee , Dr. Hans Silberborth und andere. All diese Schriften waren aber nur Spezialarbeiten, Sonderuntersuchungen auf ganz bestimmten einzelnen Gebieten, konnten also nur als Beiträge zu einer allgemeinen Stadtgeschichte in Frage kommen. Aber gerade als solche waren sie wiederum besonders wertvoll und wichtig, denn bei der Fülle des vorhandenen Stoffes bereiteten sie den Boden für ein späteres großes Geschichtswerk sorgfältig vor.

Schneller als wir glaubten, ist der Zeitpunkt für eine solche erschöpfende Geschichtsschreibung gekommen. Als um die Mitte des Jahres 1925 die städtischen Körperschaften den Entschluß faßten, das in das Jahr 1927 fallende tausendjährige Bestehen unserer Stadt würdig – wenn auch in bescheidenem Rahmen – zu begehen, da erschien es ihnen als erste und vornehmste Aufgabe, auch die tausendjährige Geschichte der Stadt zusammenfassend niederzuschreiben. Zu umfangreich war aber der Stofs, und viel zu kurz die zur Verfügung stehende Zeit, um einen Mann mit dieser großen Aufgabe zu betrauen; deshalb mußte die Arbeit geteilt werden, und bereitwillig stellten sich Männer zur Verfügung, diesen gewaltigen Stoff – ein jeder für einen bestimmten Zeitabschnitt oder ein bestimmtes Gebiet – zu verarbeiten. Und das Wagnis – ein solches war es in der Tat – ist gelungen; mit freudigem und herzlichem Dank an die unermüdlichen Mitarbeiter dürfen wir das heute feststellen. In vorbildlicher Weise hat Studienrat Dr. Silberborth die Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen (bis 1802) behandelt; ihm reiht sich würdig an die Beschreibung der Stadtgeschichte bis zum großen Weltkriege (1802–1914) durch unseren bewährten Stadtarchivar Heineck; und die Kriegs- und Nachkriegszeit (von 1914 ab) hat der Mann geschrieben, der während dieser schweren Jahre die Geschicke unserer Stadt gelenkt hat und deshalb in erster Linie dazu berufen war: unser Ehrenbürger Oberbürgermeister i. R. Dr. Contag. Mehrere Anhänge – von Pfarrer Riemenschneider (über die alte Heinrichsburg), von Mittelschullehrer Heinrich Heine (über die Geschichte des Theaters und der Musik in Nordhausen) und von Museumsdirektor Dr. August Stolberg und Dr. ing. Friedrich Stolberg (über Nordhausens Kunst- und Baudenkmäler) – ergänzen das große Werk in wertvoller Weise.

So ist, was frühere Zeiten als – wenn auch bedeutsame – Versuche geschaffen haben, heute zur Tat geworden. Ein umfassendes, alle zur Verfügung stehenden Quellen erschöpfendes Geschichtswerk liegt vor uns, und mit Befriedigung können ihre Verfasser, mit Freude und Dankbarkeit können wir, ihre Mitbürger, dieses gewaltige Werk betrachten. Doch nicht Freude und Dank allein sind unser Empfinden, sondern auch berechtigter Stolz über den Inhalt der ruhmreichen Geschichte unserer Stadt, an der viele Generationen selbstbewußten und kraftvollen Bürgertums geschaffen haben. Und wer aus der Geschichte lernen kann und lernen will, der wird aus Nordhausens Stadtgeschichte ersehen, daß es unermüdlichen Fleißes und zäher Arbeit bedurft hat, um unsere Stadt auf die Höhe zu führen, auf der das Jubeljahr 1927 sie sieht. Wir wollen zuversichtlich hoffen, daß spätere Geschlechter, wenn sie das Werk lesen, sich dessen auch bewußt werden; daß sie den Geist dieser tausendjährigen Vergangenheit verspüren, daß sie in diesem Geiste weiter leben und weiter wirken, und daß sie unser Nordhausen im zweiten Jahrtausend zu weiterer Blüte emporführen!

Das walte Gott!

Nordhausen, im März 1927.
Dr. Baller, Oberbürgermeister.

Inhalt

Erster Band Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen von Hans Silberborth
Erster Band Die Heinrichsburg von Otto Riemenschneider
Zweiter Band Geschichte der Stadt Nordhausen 1802–1914 von Hermann Heineck
Zweiter Band Nordhausen im Weltkriege und in der Nachkriegszeit von Carl Contag
Zweiter Band Geschichte der dramatischen Aufführungen und des Theaters in Nordhausen von Heinrich Heine
Zweiter Band Geschichte der Musik in Nordhausen von Heinrich Heine
Zweiter Band Die Bau- und Kunstdenkmäler Nordhausens von August und Friedrich Stolberg