Anatomiehaus

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Das Anatomiehaus wurde um 1780 auf dem Klosterhof erbaut. Es war ein kombiniertes Gebäude für Leichenschauen, Leichenöffnungen und zur Unterbringung von Unfallopfern zur Wiederbelebung. Es wurde auf Veranlassung des Nordhäuser Magistrats errichtet und befand sich auf dem Klosterhof unterhalb der Frauenberger Kirche, östlich vom Sundhäuser Tor und gegenüber vom Hauptgebäude des Martini-Hospitals.

Mit dem Bau des Anatomiehauses wurden in Nordhausen gute Bedingungen für Leichenschauen und -öffnungen geschaffen. Es war eines der ersten Gebäude dieser Art im deutschsprachigen Raum und galt lange als erstes nachgewiesenes Leichenhaus in Deutschland, bis die ältere Geschichte des Leichenhauses in Weimar bekannt wurde. Mit seiner zusätzlichen Ausstattung für die Versorgung von Unfallopfern war das Nordhäuser Anatomiehaus jedoch einzigartig. Die Existenz dieses Hauses wurde erst wieder durch die 2022 veröffentlichte Arbeit Pocken, Pest und Pillen einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut einer Bauakte von 1803-1805 hatte das Anatomiehaus zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss mit einer Grundfläche mit knapp 60 Quadratmetern befand sich der Sektionssaal, der mit einem holländischen Kamin ausgestattet war. Zur Ausstattung gehörten ein Sektionstisch und eine hölzerne Trage. Im Obergeschoss wohnten in zwei Stuben und zwei Kammern die Nachtwächter der Frauenberg-Gemeinde. Der Wert des Hauses wurde 1805 mit 500 Reichstalern beziffert.

Zur Ausstattung des Hauses gehörten laut einem Bericht des Physikus Filter von 1802 Heizung, warmes Wasser, Betten, Tücher und Wassergefäße. Damit sollte man für den Fall des Wiederaufweckens eines Scheintoten gewappnet sein.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Erdgeschoss wurden Leichenschauen und Leichenöffnungen durchgeführt. Das Anatomiehaus diente aber nicht als anatomisches Theater für den Unterricht von Ärzten und Chirurgen. Die ersten Nutzer waren vermutlich der Physikus Johann Wilhelm Marcellin und der Ratschirurg Tobias Christoph Freybe. Noch 1809 ist eine Leichenschau dokumentiert.

Bis mindestens 1834 war das Anatomiehaus in städtischem Besitz. Zwischen 1834 und 1846 wurde es verkauft.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]