Nordhausen westfälisch
Kapitel 3.
Nordhausen westfälisch.
Am Nachmittag des 17. Oktober kommt die kaiserlich-französische Armee über Sondershausen an. Ein unbedeutendes Gefecht vor der Stadt. Die Preußen haben vor dem Bielentor (Sangerhäuserstraße) Kanonen aufgepflanzt. Bei der Sundhäuser Brücke — Anmarschstraße von Sondershausen her — ist eine Batterie errichtet, auch bei der Rotleimmühle stehen Kanonen. Die gegenseitige Beschießung dauert bis 5 Uhr. Dann ziehen die preußischen Truppen teils über Ilfeld und Ellrich, teils über Stolberg ab. Bei dem Einmarsch der kaiserlich-französischen Armee wird in den Häusern der Vorstadt und in der Oberstadt geplündert. Die Stadt selbst wird von französischen Truppen in Quartier genommen. Um die ganze Stadt herum lagern kaiserliche Soldaten. Noch am 18., 19. und 20. Oktober dauern die Truppendurchzüge fort, die Zahl der durch die Stadt und vor der Stadt vorbeimarschierten preußischen und französischen Soldaten dürfte sich auf rund 250 000 Mann belaufen haben.[1] Einen intimen Einblick in die Verhältnisse dieser für Nvrdhausen und Umgegend denkwürdigen Zeit gewährt ein Bericht des Ilfelder Konrektors Zinserling. Er hat seine Erlebnisse zusammengefaßt in dem bereits zur Seltenheit gewordenen Büchlein „Sammlung von Anekdoten und Charakterzügen", auch Relationen von Schlachten usw. 1805 bis 1809. Leipzig in der Baumgärtnerischen Buchhandlung 17. oder 5. Bandes 1. Heft S. 39—63. Zinserling, aus Weimar stammend, 1780) war Lehrer am Ilfelder Pädagogium, 1800—1807, ging dann nach Kassel, 1817 nach Warschau, dort hat er noch Vorlesungen 1830 gehalten. (S. Jahresber. d. Klosterschule Ilfeld 1909 S. 15 und „Der Harz" 1905 S. 121 ff.) Marsch der Preußen und Franzosen über Nordhausen und Ilfeld im Oktober 1806. Zinserling erzählt: „Ich hatte es mehreren meiner Freunde vorhergesagt, daß die preußische Armee dasselbe Schicksal haben würde, das die Oesterreichs in den letzten Feldzügen erfahren hatten; und in der Tat bedurfte es nur einer unbefangenen Würdigung des Geistes der beiderseitigen Armeen und ihrer Heerführer, um diese Prophezeiung im höchsten Grade wahrscheinlich zu finden. Aber es war gefährlich, diese Wahrheit echten Preußen zu sagen, und jedermann weiß, wie nur der Gedanke eines Zweifels an ihrem künftigen Triumphe sie erbittern konnte. Ein auffallendes Beispiel davon ereignete sich in Nordhausen. Ein Kaufmann, der in Leipzig zur Messe gewesen war, kommt Mittwochs, den 15. Oktober (1806) früh in Nordhausen an. Hier erzählt er im Gasthaus „Zum Römischen Kaiser" (am Kornmarkt), daß er unterwegs alles in der größten Bestürzung und eine Menge Bagage im eiligsten Rückzug getroffen und dabei gehört habe, daß die preußische Armee eine Schlacht verloren habe. Einige gegenwärtige Preußen hören dieses an und äußern laut ihren Unwillen, daß jemand wagen könne, so etwas zu sagen. Bald darauf tritt einer der ersten Postoffkzianten ein. So wie er hört, was der Kaufmann erzählt hat, donnert er ihn an und erklärt, daß er arretiert werden müßte, geht auch sogleich zum Stadtkommandanten, um diese Arretierung zu bewirken. Ich hatte nicht Lust, den weiteren Verlauf der Sache abzuwarten, sondern begab mich sogleich nach Ilfeld, wo ich damals wohnhaft war; ich habe aber nachher erfahren, daß ein bald darauf angekommener Kourier die offizielle Nachricht vom Verlust der Schlacht überbrachte und so den unschuldigen Kaufmann seines Arrestes entledigte. Als ich in Ilfeld nachmittags gegen 4 Uhr auf dem Wege nach Nordhausen mit einigen Freunden spazieren gehe, kommt uns ein junger preußischer Offizier entgegengesprengt, der uns um den Weg nach Magdeburg fragt. Da er hört, daß er in einigen Stunden kein gutes Nachtquartier zu erwarten habe, so nimmt er das Anerbieten eines meiner Freunde an, die Nacht bei ihm zuzubringen. Von diesem Offizier erfahren wir den Verlust der Schlacht, der er selbst beigewohnt haben will. Noch hat sich kein anderer fliehender Preuße gezeigt; man hätte also denken sollen, daß er mit besonderen Aufträgen nach Magdeburg reiste, da er so früh vor allen anderen auf dem Wege dahin war. Keineswegs! Er erzählt uns ganz unbefangen, daß er ganz aus eigenem Impuls diesen Weg des Heils gesucht habe. Gegen 11 Uhr des Nachts erhebt sich von sern ein dumpfes Pferdegelrappel, und bald darauf erscheinen die ersten Züge fliehender preußischer Kavallerie. Dumpf und still, von einzelnen Bauern mit Laternen geleitet, ziehen sie dahin in die Schluchten des Harzes hinein. Die ganze Nacht bewegen sich diese Neiterscharen durch das Tal. Donnerstag, den 16. früh zeigt sich preußische Infanterie mit Kavallerie vermischt. Aber welches Schauspiel — keine Spur mehr von Ordnung und Zusammenhalt! Sind 10 Soldaten beieinander, so entstammen sie 5 verschiedenen Regimentern. Viele darunter lustig, frech und ausgelassen. Nur wenige sieht man in dem sich unaufhörlich fortwälzenden Zuge, die, von dem Schicksal der Armee niedergedrückt, sich zu schämen scheinen. Fast alle Infanterie-Offiziere haben sich beritten gemacht und sind die ersten unter den Fliehenden. In ganzen Gruppen sprengen sie an ihrer Infanterie vorbei, ohne nur einen Blick auf sie zu werfen, geschweige, daß sie daran denken, etwas Ordnung hineinzubringen. So sind säst alle Offiziere schon am Donnerstag durchpassiert. Am Freitag sieht man äußerst wenige außer bei den Regimentern, die am Freitag Nachmittag den Rückzug decken und mit dem verfolgenden Feinde sich schlagen müssen. Freitag, den 17., nachmittags 3 Uhr, hört man von Nordhausen her eine Kanonade. Jetzt verdoppelt sich das Getümmel, die Eile und die Angst der von Nordhausen herbeiströmenden Soldaten. Um 5 Uhr kommt ein Trupp Soldaten, der noch Ordnung hält. Es ist der Rest eines Kürassierregiments, das soeben aus dem Gefecht bei Nordhausen kommt. Hier machen sie auf der Straße einige Augenblicke Halt. Als der Kanonendonner näher rückt, brechen die Kürassiere auf. Da es noch hell ist, steige ich auf eine Anhöhe, von wo man die Gegend zwischen Nordhausen und Ilfeld übersehen kann. Nordhausen ist schon in den Händen der Franzosen; bis Niedersachswerfen verfolgen sie die Preußen. Mit Einbruch der Dunkelheit wird jedes Gefecht abgebrochen. Sonnabend, den 18. ziehen die letzten, immer noch zahlreichen Preußen mit Tagesanbruch von Ilfeld ab — gegen 10 Uhr morgens rückt französische Kavallerie in Ilfeld ein." *
Am 29. Oktober desselben Jahres wird am Rathause und an den Stadttoren Nordhausens ein Dekret des Divisions-Generals Gouverneur von Erfurt Clarke angeschlagen, daß Se. Kais. Königl. Majestät Napoleon von den Fürstentümern Eichsfeld und Erfurt, der Grafschaft Hohnstein und von allen in Sachsen zwischen dem Rhein und an der Elbe eingeschlossenen Königl. Preuß. Ländern Besitz genommen habe. Nordhausen französisch! Am 24. Juli 1807 ihrer Untertanenpflicht gegen König Friedrich Wilhelm III. entbunden, geht die Stadt einem unbestimmten Schicksal entgegen. Sie untersteht vorläufig noch der Eichsfeld-Erfurtischen Kriegs- und Domänenkammer in Heiligenstadt, deren Oberleitung in des schon erwähnten v. Dohms Händen liegt. Endlich klärt sich die Situation. Das in Artikel 8 des Friedens von Tilsit zum ersten Mal erwähnte Königreich Westfalen ist begründet und dem Bruder Napoleons, dem König Hieronymus, damals 23 Jahre alt, übergeben. Am 15. Dezember 1807 wird dieses Ereignis durch eine Proklamation den „guten und getreuen Einwohnern" verkündigt. Der König verpflichtet sich in derselben, seine Einwohner glücklich zu machen, und verspricht diesem Gelübde treu zu sein. Gleichheit des Gottesdienstes soll eingeführt, das Eigentum gesichert und befestigt werden. Zwischen Volk und Fürst soll eine auf gegenseitigem Gelübde und Interessen beruhende Sicherheit bestehen usw. Am 1. Januar 1808 findet die Huldigung in Kassel statt; am 28. Februar a. e. huldigt die Nordhäuser Bürgerschaft auf dem Marktplatze und dem Rathause und Bürgermeister Grünhagen haranguiert die Bürgerschaft mit den Worten: „Eine neue Sonne, Hieronymus Napoleon, ist den in dieses Königreich vereinigten Provinzen aufgegangen ,deren Strahlen das ganze Land und auch unsere gute Vaterstadt neu beleben werden. Heil uns! uns blühet die beste Hoffnung! uns lächelt die schönste Zukunft!" *
Fragen wir, welche Provinzen in diesem neuen Reiche vereinigt sind, so lautet die Antwort: Die herzoglich-braunschweigischen Lande, das Kurfürstentum Hessen, die preußische Altmark links der Elbe, die ebendort liegenden Gebiete von Magdeburg, das Gebiet von Halle, das Hildesheimer Land, die Stadt Goslar, das Land Halberstadt, die Grafschaft Hohnstein, das Gebiet von Quedlinburg, die Grafschaft Mansfeld, die Preußen lehnspflichtige Grafschaft Stolberg-Wernigerode, das Eichsfeld mit Tresfurt, die Städte Mühlhausen und Nordhausen, das Bistum Paderborn, Minden, Ravensberg, die hannoverschen Gebiete von Göttingen und Grubenhagen nebst Hohnstein und Elbingerode, die Harzdistrikte, das Bistum Osnabrück, das oranische Land Corvey und die Grafschaft Rietberg. Dieses Gebiet ist in 8 Departements eingeteilt (Dekret vom 24. Dezember 1807), die Departements in Distrikte. Nordhausen gehört dem Harzdepartement an. Hauptstadt bleibt wie bisher Heiligenstadt. Die 4 Distrikte sind Heiligenstadt, Duderstadt, Osterode, Nordhausen. Das Departement zahlt 210 989 Seelen und vereinigt in sich das Fürstentum Eichsfeld, die Grafschaft Hohnstein, einen Teil des Fürstentums Grubenhagen, das Gebiet von Wattenried, einen Teil des Gebiets von Blankenburg und Hessen, die Städte Mühlhausen und Nordhausen. Präfekt des Harzdepartements wird Borsche. Das ganze Königreich zerfällt in 27 Distrikte, bezgl. 398 Kantone mit 1.912.203 Einwohnern, der Umfang des Gebiets erstreckt sich auf 688 □ Meilen. Die Einkünfte werden auf 16.400.000 Gulden geschätzt. Die Distrikte werden lt. Konstitution vom 7. Dezember 1807, 34. Art. in Kantone, die Kantone in Munizipalitäten eingeteilt. An der Spitze der Distrikte steht der Unterpräfekt, der Munizipalität steht der Maire vor. Neben dem Maire ist ein Munizipalrat vorhanden. Ist so die westfälische Stadt geordnet, so beginnt nun die Einordnung der einzelnen Gemeinden. Der bisherige Stadtdirektor von Nordhausen Piautaz scheidet am 29. Januar 1808 aus, an seine Stelle tritt der kgl. westphäl. Präfekt des Distrikts Nordhausen von Steinmetzen. Als Kantone erscheinen seit 1808 die Orte: Nordhausen, Großwechsungen, Pustleben, Bleicherode, Sachsa, Ellrich, Benneckenstein, Neustadt und Pützlingen. Als Maire der Stadt Nordhausen fungiert (mit diesem Titel) seit Juni 1808 der bisherige Bürgermeister Grünhagen. Ihm zur Seite stehen die früheren Funktionäre, die beiden Adjoints Niemann und Seidler, ferner der Polizeikommissar Seiffart. Neben dem Magistrat gibt es den Munizipalrat. Ihm gehören 16 Mitglieder an; es sind im Jahre 1812 die Herren Gothe, Niemann, Rötting, Mylius, Blödau, Obwald, Bosse, Fleck, Ludwig und Andreas Förstemann, Appenrodt, Götting, Höfler, Uhley, Volborn, Lange. Diese Munizipalräte, welche alle 2 Jahre zur Hälfte erneuert werden, sind aber nicht etwa von den Bürgern gewählt, sondern werden durch die Departementskollegien dem Könige vorgeschlagen und von ihm ernannt. *
Aus der Geschichte des Harzdepartements[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Woran liegt es nun, daß finanziell ebenso wenig, wie das Königreich Westfalen überhaupt, so auch unsere Stadt trotz der günstigeren Existenzbedingungen nicht vorwärts kommen kann? Schuld daran ist des Königs unüberlegte Prunksucht und des Kaisers rücksichtslose Habsucht. Bereits in der Konstitution vom 7. Dez. 1807 hat Kaiser Napoleon die Hälfte aller Domänen beansprucht und die Zahlung einer Kriegskontribution von 25 Millionen Frcs. binnen einem Jahre verlangt. Er steigert seine Forderungen von Jahr zu Jahr. Soll doch Hieronymus genau wie seine Brüder Joseph und Ludwig nur ein Präfekt des Kaisers, in Purpur gekleidet, sein; er soll Frankreichs Einkünfte durch in seinem Lande vorgenommene Kontributionen heben, Frankreichs Heere mit seinen Landessöhnen füllen, ganz gleichgültig, ob unter diesen Lasten sein eigenes Land zu Grunde geht. Solange Westfalen bestanden hat, ist es stets behandelt worden als ein Departement des ungeheueren Kaiserreichs ohne die mindeste Selbständigkeit. Jérome ist für Napoleon ein roi-préfet, Napoleons Autorität lastet schwer wie ein Verhängnis auf ihm. Hieronymus soll regieren unter Bedingungen, die eine Regierung unmöglich machen, ihn zum Sklaven des Kaisers stempeln: „Das Wohl der Untertanen muß zurückgestellt bleiben den ersten und heiligsten Pflichten gegenüber, die dem Kaiser und Frankreich gelten." Sehen wir nun, wie Westfalens Geschichte sich gestaltet. Die Konstitution ist Anfang 1808 eingeführt. Hurtig beginnt man überall mit der Umgestaltung. Viel Aufsehen, aber auch manchen Schmerz erregt es, daß am 14. Februar 1809 die Gilden aufgehoben und ihnen ihre Laden, Zinn und bares Geld innebehalten werden. Die am 1. Januar 1809 eingeführte Patentsteuer, welche die Gewerbefreiheit proklamiert, wird mit gemischten Gefühlen ausgenommen. Aufsehen erregt die Anleihe vom Oktober 1808. Welchen Kredit aber die Untertanen ihrem Westfalenreiche gewähren, zeigt sich gleich bei der ersten 20 Millionenanleihe. Im Januar 1809 sind statt der 20 erst 8 Millionen Franks eingegangen. Das Postwesen soll reformiert werden, aber trotz der Neuorganisation vom 30. September 1810 sind die Taxen in Westfalen die höchsten und die Neuordnung ist ohne allen Erfolg. Eine glücklichere Hand als auf dem Finanz- und Steuergebiet hat die westfälische Regierung auf dem Felde der Kunst und Wissenschaft, der Kirche und Schule — abgesehen vom Gebiete der Zeitungsschriftstellerei. Das lernt auch Nordhausen kennen. Nicht nur, daß man die schon in preußischer Zeit eingesetzte Kommission für Schaffung eines verbesserten Schulwesens in Nordhausen fördert, und die neuen Schulpläne durchführt, — das Gymnasium bleibt erhalten! Es wird auch dem Mädchenschulwesen Aufmerksamkeit geschenkt, so daß die höhere Töchterschule im Jahre 1808 ins Leben gerufen wird.[2] Auf dem Gebiete der Kirche wird Toleranz geübt. Hat die preußische Regierung die Katholikeneinwanderung in Nordhausen freigegeben, so wird den Juden die Niederlassung in allen Städten ohne Einschränkung erlaubt — nur werden sie veranlaßt, Familiennamen anzunehmen. Die damals im hiesigen Distrikt wohnenden Judenfamilien verteilen sich, das sei beiläufig bemerkt, auf folgende Orte: Nordhausen 1 Familie, Bleicherode 24, Ellrich 31, Werna 18, Sülzhayn 11. Auch die Kunst, besonders die Musik findet in westfälischer Zeit eine vorzügliche Pflege. Das Beispiel des Frankenhäuser Bischofs findet in Sondershausen und Nordhausen begeisterte Nachahmung und auch das Theater wird fleißig besucht. Wenig entgegenkommend ist die Regierung gegenüber der Klostergeistlichkeit. Die steten finanziellen Nöte ermuntern sie, die wehrlosen frommen Männer und Frauen desjenigen zu berauben, was sie noch aus den Stürmen des Reichsdeputationshauptschlusses gerettet haben. Ende 1810 wird die Säkularisation der Klöster verkündet, am 14. Januar 1811 wird den Bewohnern von Nordhausen vom Domänendirektor des Harzdepartements Reiche angezeigt, daß infolge Kgl. Dekrets vom 1. Dez. 1810 das hiesige Stift S. Crucis von ihm aufgehoben sei und daß zum Administrator des gesamten stiftischen Vermögens Herr Vikar Heinemann bestellt sei. Ebenso energisch geht die westfälische Regierung gegen diejenigen vor, welche die Presse benutzen, um allerlei der Regierung mißliebige Aeußerungen zu verbreiten. Solche Uebeltäter (im Sinne der Regierung) auszumitteln, bedient man sich eines ausgedehnten Spionagesystems und bringt alle politisch Verdächtigen schnell hinter Schloß und Riegel. Aber gerade dieses Angebersystem macht die Regierung unbeliebt, und je mehr wir uns dem Jahre 1813 nähern, desto mehr steigert sich der Unwille, der sich dann immer deutlicher entladet. Um sich bei seinen Untertanen beliebt zu machen, zugleich um ihnen durch den Glanz seines Auftretens zu imponieren, beschließt Jérome bereits 1808 eine Rundreise durch sein Land.[3] Am 15. Mai verläßt er seine Hauptstadt Kassel, in Göttingen macht er zuerst Station. Enthusiastisch ist die Aufnahme in Braunschweig — trotzdem der König 252 Bilder aus den Galerien von Braunschweig und Salzdahlem entnehmen und nach Kassel schicken läßt. Die Reise berührt weiter Halberstadt und Magdeburg. Die Rückreise nach Kassel geht über Halle. Dabei kommt Jérome am 24. Mai nach Nordhausen. Am Abend eingetroffen, empfängt er noch eine Ratsdeputation, welche ihm feierlich den Stadtschlüssel überreicht. Im Vereinshause übernachtet er (Baltzerstraße 5). Die Kosten des Besuches (381 Taler 19 Gr. 8 Pfg.) werden aus der Stadtkasse gedeckt, da der Hof nur 50 Taler zurückerstattet. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß ein zweiter Besuch des Königs am 3. Juli 1813 stattfindet. Jérome hat Napoleon in Dresden besucht, hat einen frostigen Empfang in Halle gehabt und äußert sich in Nordhausen sehr ungnädig. Erst aufgebracht wegen des Ueberfalles der westfälischen Truppen bei Pustleben am 19. April. Er gibt dies dem Magistrat unverhohlen zu verstehen. Man sieht sich aber gegenseitig nie wieder. *
Die an den Zeitungen äußerst streng geübte Zensur bewirkt, daß die Oeffentlichkeit über die politischen Vorgänge im Dunkeln bleibt. Dazu kommt die wissentlich falsche Berichterstattung, welche das Urteil der Menge irre führen soll. Trotzdem sickert unendlich viel, infolge gelegentlicher Berichterstattung, durch, die Wahrheit kommt immer mehr an den Tag. Im April 1809 findet der sogenannte Oberst Dörnbergsche Aufstand in und bei Kassel statt; das Nordhäuser Nachrichtsblatt muß sich darüber ausschweigen. Die mit der Empörung Dörnbergs eng verbundene Expedition des preußischen Majors Ferdinand von Schill wird erwähnt in Nr. 21 des Nachrichtenblatts von 1809 mit den Worten: „Se. Königl. Majestät sind mit der guten Stimmung, welche die Bewohner des Harzdepartements beseelt, und mit den Aeußerungen der Treue und Anhänglichkeit, welche sie bei Annäherung des Schillschen Korps bewiesen haben, sehr zufrieden gewesen, wünschen ihnen einen Beweis Ihres Zutrauens zu geben und haben daher dieNückgabeder (1806) eingeschickten Gewehre an die vorigen Besitzer befohlen. Allerhöchstdieselben sind überzeugt, daß sie solche nur zur Erhaltung der guten Ordnung und gegen die Banden bewaffneter Ruhestörer, welche die benachbarten Gegenden seit einigen Wochen durchziehen, gebrauchen werden. Ich eile, die hiesigen Bürger davon zu unterrichten, und fordere sie auf, die eingelieferten Gewehre gegen Rückgabe der Empfangscheine wieder abholen zu lassen."
Die Siege der Oesterreichs bei Aspern und Eßlingen werden überhaupt nicht berührt, ebenso wenig der Siegeszug des Herzogs von Braunschweig-Oels, welcher am 26. Juli 1809 in Halle erscheint, begleitet von seinen Totenkopf-Husaren, am 31. Juli Braunschweig besetzt. Daß trotz aller Verfolgung der Herzog sich am 7. August in Elsfleth nach England einschifft, ist ja bekannt. Von all diesen politischen Ereignissen wird der Allgemeinheit nichts rnitgeteilt. Auch die Jahre 1810 und 1811 enthalten sich aller derartiger Mitteilungen, nur des Napoleonsfestes in Erfurt wird offiziell Erwähnung getan: Napoleons-Fest zu Erfurt, den 15. August 1811. „Zur Feier der Geburt des großen Napoleon, der die Zeit verherrlicht, in der wir leben, ist den 15. August zu Erfurt, das unter der Aegide des großen Kaisers steht, ein Fest bereitet, zu dem jeder sich einfinden wolle, der Sinn und Gefühl hat für große Eindrücke an großen Tagen. Ohne der hohen Bedeutung des Tages selbst zu gedenken, wird er ein Festtag fein für Kenner und Verehrer der Kunst und für jeden, der eines hohen Genusses empfänglich ist. Außer den Freuden des Tages wird die Kunst den Würdigsten preisen. Ein seltener Verein von Kennern der Musik der ersten Kapellen des benachbarten Deutschlands wird sich bestreben, dem Herrlichsten das herrlichste Opfer des Genies und Talentes zu bringen und mit den ersten Meisterwerken deutscher Tonkunst die Meisterkunst ihrer Darstellung zu vereinen. Die erhabenen deutschen Fürsten der Nähe, des Königs von Sachsen Majestät haben ihre Künstler dem großen Festtage bestimmt, und freiwillig bringt jeder das Fest seines eigenen Genusses zum allgemeinen Feste. Unter der Leitung des Herrn Kantor Bischofs zu Frankenhausen, der durch seine musikalischen Aufführungen geehrt ist, wird der Abend des feierlichen Tages mit den großen Kompositionen schließen, in welchen Deutschland seine ersten Künstler erkennt. Die herrliche Domkirche, prächtig erleuchtet, wird dem Orchester Raum geben, in welchem 300 meisterliche Spieler und Sänger mit deutscher Kunst und mit der Sängerkunst des befreundeten Italiens dem Protektor des Vaterlandes huldigen. Noch nie versammelte sich in unserer Nähe eine solche musikalische Akademie, sie konnte keinen größereren Tag ehren als diesen. Es bedarf wohl kaum unserer Ladung an das Publikum, daß es diese schönsten Genüsse teile. Das Große und Erhabene hat in sich seine Beglaubigung, und es wird uns Freude sein, durch seltenen Genuß eines Tages Feier zu erhöhen, der dem Großen gilt und dem Erhabenen."
Die Lage im Lande wird inzwischen immer kritischer. Seine geheimen Korrespondenten berichten an Napoleon: „Es existiert Unbehagen, aus dem Unbehagen entsteht Mißvergnügen, aus dem Mißvergnügen muß der Wunsch nach einer Veränderung erwachsen. In Westfalen herrscht allgemeine Verarmung, ein Mißbehagen, das sich bei einigen Gesellschaftsklassen dem Elend nähert, ein Elend, das in manchen Familien an Verzweiflung streift. Die Vermögensverhältnisse sind unsicher, die Hoffnung auf die Zukunft ist gering, der öffentliche Kredit ist im Verfall, die Achtung vor der Regierung gering (19. Jan. 1812)?) In Hannover verkauft man Häuser im Werte von 40 000 Frs. für 6000, in Magdeburg fallen von 12 000 französischen Soldaten 7000 den Bürgern zur Last, die als Vergütung täglich 25 Centimes erhalten usw. Wenn sich die westfälischen Soldaten auch nicht revolutionär zeigen, so ist sicher mit vielen Desertionen zu rechnen. Die Geheimpolizei mit ihren vielen unnötigen Verhaftungen richtet Unheil genug an und erweckt in einem sonst loyalen Volke die größte Antipathie." *
Die westfälische Verwaltung in Nordhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Jahre 1802 bis 1832 habe ich als die Periode des Ueberganges bezeichnet. Ich glaube, mit Recht. Wir sehen, wie 1802 die preußische Regierung aus der Zahl der reichsstädtischen Behörden einfach diejenigen Beamten herausnimmt, die sie für geeignet hält, in ihrem, der Regierung Sinne, die Geschäfte fortzuführen. Ueber diese neuen, nunmehr preußischen Beamten setzt sie einen Verwaltungsdirektor, und nun geht die Sache weiter. Der Minister regiert, die Beamten verwalten. Genau so macht es die königl. westfälische Regierung, nur führt sie französische Bezeichnungen ein: Präfekt, Maire, Adjoint usw., im übrigen arbeitet sie nach demselben Rezept. Auch die neuen städtischen Etats sind in der Hauptsache in dieser Uebergangszeit nicht viel geändert worden, nur die Personenzahl ist vermindert, das Kassenwesen vereinfacht. Der Etat muß eingeschickt werden, über alle Ein- und Ausgabeposten fordert der Präfekt ständig Erlaubniseinholung. Was die Höhe des Etats anbetrifft, so möge der des Jahres 1810 uns darüber belehren. Es sind hier nicht die Voranschläge, sondern die wirklichen Einnahmen und Ausgaben vom 1. Jan. bis Dezember 1810 gebucht. Einnahme 1810. *
In dem vorstehenden Etat von 1810 findet sich unter Einnahme Titel III auch die Gemeindejagd. Die preußische Regierung hatte über diesen Titel hinweg gesehen, weil er im Etat der freien Reichsstadt nicht berücksichtigt war. Die freien Reichsstädter waren stolz darauf, alle das Jagdrecht unentgeltlich ausüben zu können. Die nach neuen Einnahmequellen suchende westfälische Regierung aber will dieses „Recht" nicht anerkennen und fortbestehen lassen, und so fordert sie am 14. März 1808 den Maire Grünhagen zum Bericht über diese Angelegenheit auf. Auf diese Weise erfahren wir als Kuriosum, wie wie es in der Praxis bei der Jagdausübung in Altnordhausen zuging. Die westfälische Regierung will die Stadtjagd verpachten, der Maire Grünhagen wird zum Bericht aufgefordert. 14. 3. 1808. Die Jagd in der zur hiesigen Stadt gehörigen Feldmark ist aus dem Grunde höchst unbedeutend gewesen, weil der Flächeninhalt derselben äußerst klein ist, außer einem kleinen Holzfleck (Wildes Holz) sich kein Holz weiter darin befindet und lediglich Hasen und Hühner darin geschossen wurden. Besonders aber konnte man sie deshalb unbedeutend nennen, weil jeder hiesige Bürger bisher berechtigt war, die Jagd zu exerzieren, durch welche große Concurrenz der Iagdberechtigten dann natürlicher Weise kein Wildpret aufkommen konnte. Die Hegezeit war in der Regel von Fastnachten bis in den Monat Oktober. Und wenngleich die benachbarten Jagden früher aufgetan wurden, so erlaubte der Magistrat dennoch den hiesigen Bürgern nicht eher auf die Jagd zu gehen, weil gewöhnlich bis dahin noch viel Rüb- samen in der Flur befindlich war, welcher durch die große Anzahl der Jäger zertreten sein würde, ein Schaden für die hiesigen Oekonomen, der mit den wenigen Hasen und Hühnern, die etwa geschossen wurden, in gar keinem Verhältnis stand und den man deshalb möglichst zu verhüten suchen mußte. Nur dann erst, wenn die Oekonomen ihre Feldfrüchte in Sicherheit hatten, wurde die Jagd auf folgende Art aufgetan: Der Magistrat schickte nämlich einige Offizianten zur Vorhetze ab, welche den ersten Tag für die Ratspersonen schießen und abliefern mußten. Diesen folgten dann die Bürger, sobald sie dies gewahr wurden, auf dem Fuße nach, und so war die Flur voller Bürger und die Jagd aufgetan. In der Tat konnte man diesen Tag ein Volksfest nennen. Denn Alt und Jung, jagdkundige und -unkundige trieben sich an diesem Tage, stolz auf ihre Gerechtsame im Felde herum, und nur dem blinden Zufälle ist es zuzuschreiben, daß nicht mehr dabei totgeschossen wurden. Aber es blieb auch bei diesem Tage nicht. Während der ganzen Jagdzeit liefen Professionisten auf die Jagd, vernachlässigten ihr Gewerbe und hatten dabei eine gute Gelegenheit, bei ihrer Rückkehr die vor der Stadt gelegenen Wirtshäuser fleißig zu besuchen, während ihre Familie zu Hause wegen ihres Unterhalts in Verlegenheit war. In der hiesigen Feldmark, das Töpferfeld, befinden sich viel aneinander grenzende, sogenannte Berggärten, welche mit Zäunen eingeschlossen sind. Bisher hat den hiesigen Bürgern unbestritten das Recht zugestanden, nach ausgegangener Jagd auch in diesen Berggärten zu jagen, und sie befinden sich seit undenklichen Jahren in dem ruhigen, eingestandenen Besitze dieses Rechts. Daß in diesen Feldgärten die meisten Hasen und Hühner geschaffen werden, ist natürlich, da es überall an kleinem Buschholze im hiesigen Reviere fehlt und diese Feldgärten die Stelle eines kleinen Hölzchens vertreten, wohin sich das auf dem offenen Felde verscheuchte Wild gern retiriert und hier von den Jägern aufgesucht wird. Die Besitzer waren verpflichtet, nach Aufgang der Jagd ihre Gartentüren des Tages über offen zu halten. Es wird über diese Angelegenheit bei Verpachtung der Jagd Bestimmung getroffen werden müssen. *
Mit welchem Fanatismus der freireichs städtische Nordhäuser fein angebliches Recht auf zu verteidigen suchte, erhellt aus nachstehendem Vorfall. Er ist auch deshalb interessant, weil er dem Rate das noch 1808 festgehaltene Recht auf eine „Vorhehe" rundweg abspricht. Am 30. August 1747 hat der Stadthauptmann von Mauderode dem Zinngießermeister im Felde die Flinte weggenommen, als er „die von undenklichen Jahren her allen und jedem Bürger zustehende Jagdgerechtigkeit ausübte." Weil der von Mauderode damit die Rechte aller Bürger beeinträchtigt, so wird Meister Arpert von einem Konsortium von 17 Bürgern, deren Namen auf dem Schriftstück genannt sind, damit betraut, sein Recht vor Gericht zu suchen. Zugleich soll er nicht nur seine eigene Sache führen, sondern für die Jagdgerechtigkeit der ganzen Bürgerschaft kämpfen, „damit uns nicht etwa unter dem Vorwande, dem hochedlen Rate stehe eine sogenannte Vorhetze oder -jagd zu, auf irgendeine Weise Nachteil zugezogen oder präjudiziert werden möge." Urkundlich dessen haben wir Meister Arpert diesen Assekurationsschein und Vollmacht, eigenhändig unterschrieben, erteilt. Nordhausen, den 1. September Anno 1747. Johann Christian Rosenthal, Daß dieser Arpert in seinem Kampfe gegen des Rats Recht auf die „Vorhetze" durchgedrungen, ist sehr zu bezweifeln, da dieses obrigkeitliche Recht noch im Jahre 1808 unzweifelhaft besteht. *
Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt Nordhausen im Jahre 1811[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1811 ergeht seitens des Herrn Finanzministers des Königreichs Westfalen eine Zirkularverfügung an die Herren Präfekten der einzelnen Departements, laut deren sie Bericht erstatten sollen über die Produktion und den Gewerbezustand eines jeden Kantons. Zum Kanton Nordhausen gehört die Stadt Nordhausen und die Dörfer Krimderode, Leimbach, Urbach, Bösenrode. Berichterstatter ist der Maire Grünhagen-Nordhausen. Im folgenden ist in der Hauptsache nur wiedergegeben, was er über die Stadt Nordhausen mitteilt. Der Originalbericht befindet sich im preußischen Staatsarchiv zu Magdeburg Reg. B 3 Spec. Nr. 464. fol. 96 Bl.
Zu dieser und noch anderen Antworten Grünhagens hat der Präfekt von Steinmetzen Erläuterungen beigefügt. Ich setze, sie zu kennzeichnen, ein v. St. darunter. Anmerkung 1—5.
Anmerkung zu 11—14.
Anmerkung 31.
Anmerkung 45 und 46.
Anmerkung 47 — 49.
Anmerkung 51.
Anmerkung 52.
Anmerkung zu 50, 54 und 55.
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Anmerkung 1 — 3. In den Kantons Bleicherode, Pustleben und Pützlingen betreibt der Landmann nebst dem Ackerbau und Viehzucht zugleich die Leinewandweberei und das Bleichen derselben. Mit dieser Leinwand ward vor dem Seekriege (seit 1806) ein sehr vorteilhafter Handel nach Bremen und Hamburg von den Einwohnern selbst getrieben und sehr viel Geld ins Land gezogen. Dieser Handel liegt leider fast ganz darnieder, und er ist durch hohe Imposten, die beim Eintritt in das kaiserlich französische Ge-b'kE bezahlt werden müssen, noch mehr erschwert. Schnoppe in Lipprechterode, der sonst Leinen von 5¼ Elle breit nach Ostindien lieferte, findet keine Käufer mehr. Die Tuch- und Wollenwarenfabrik von Müller in Bleicherode, welche einen großen Teil der dortigen Einwohner ernährte, läßt aus Mangel an Absatz nicht mehr so viel Gespinst verarbeiten wie in früheren Jahren. Das Bergstädtchen Benneckenstein nährt sich hauptsächlich von der Verarbeitung des in Sorge, Zorge und Wieda gewonnenen Eisens zu Nägeln und anderen eisernen Gerätschaften. Sie tragen Eisen- und Böttcherwaren pp. selbst im kleinen im In- und Auslande zum Verkaufe herum und nähren sich kümmerlich, da sie mit Abgaben jetzt mehr als sonst belastet sind."
Aus Nordhausen wird keine versendet, es wird vielmehr hinzugekauft.
Anmerkung 26 — 29.
Anmerkung 30. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist es gerade umgekehrt und aus dem Schwarzburgischen, besonders aber aus dem Stolbergischen wird sehr vieles Brenn- und Nutzholz eingeführt. Nur Tannen-Bauholz und Dielen, die auf den Sägemühlen des Harzes geschnitten werden, erhält man noch von den königl. Forsten des Harzes, das größtenteils nach Sachsen geht. In den übrigen Kantons herrscht, wenn auch kein Ueberschuß, doch auch kein Mangel an Holz, und es wird teils aus den königlichen, teils aus den Gemeinheiten und Privat-Waldungen bezogen. Steinkohlen sind, wie schon angeführt, nicht im Gange und es werden deren wenige zu Tage gebracht. Torf hingegen wird nicht gestochen."
Anmerkung 36.
Anmerkung zu 39 — 42.
Anmerkung 43.
Anmerkung 46 und 47.
Anmerkung 48 und 49.
Anmerkung zu 51 siehe hinter 53.
Anmerkung zu 51 — 53. Die 3 Tabakfabriken liefern teils den Bedarf für das Inland, teils aber setzen sie auch in das benachbarte Ausland ihre Fabrikate ab und scheinen gute Nahrung abzuwerfen. Uebrigens kann man auch die hier in Nordhausen ziemlich ins große getrieben werdenden Lohgerbereien mit zu den Nahrung bringenden Fabriken zählen, da hiermit ein ansehnlicher Handel auf den Messen im In- und Auslande getrieben wird und viele Arbeiter hierauf gehalten werden müssen."
6500 Zentner betragen. Der rohe Tabak wird aus Bremen und Duderstadt bezogen.
Anmerkung 60.
Anmerkung 66 und 67. Hingegen setzt man wieder nach Sachsen pp. Tannenbauholz, Dielen, Latten, Eisen, sowohl Guß- als Stabeisen, Oel und Branntwein um. Die Ausfuhr des Branntweins nach dem Königreich Sachsen ist unbeträchtlich, da zu hohe Eingangsaccise gegeben werden muß. Uebrigens aber kaufen gewöhnlich diejenigen Ausländer, welche Früchte hierher bringen, ihren Bedarf an Wollenwaren, Stiefeln und dergleichen, sowie auch Fleisch pp. hier ein, und dieser Handel ist für die hiesige Stadt obschon im kleinen, doch immer beträchtlich und vorteilhaft."
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