Dorothea Pichelt
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Dorothea Pichelt (geb. 26. April 1790 in Nordhausen; gest. 19. Dezember 1824 in Magdeburg) war eine Freiheitskämpferin.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dorothea Pichelt wurde als Tochter des Weißgerbers Andreas Pichelt und Eleonore Schneegaß geboren und wuchs mit ihren vier Geschwistern am Lohmarkt 18 auf. Früh erlernte sie das Reiten.
Als 15jähriges Mädchen sah sie am 1. Juni 1805 König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Königin Luise beim Aufenthalt in den „Drei Linden“.[1] Diese Begegnung entflammte eine große Verehrung für das Paar. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 kamen zahlreiche preußische Soldaten beim Rückzug auch durch Nordhausen. Dorothea nahm lebhaften Anteil und soll bedauert haben, nicht auch als Soldat an den Kämpfen teilzunehmen. Der Tod der heißgeliebten Königin Luise steigerte ihre trübe Stimmung. Als Friedrich Wilhelm das Volk aufrief, gegen die Franzosen zu kämpfen, verließ sie unbemerkt das Elternhaus und galt als verschwunden. Sie nahm einen größeren Geldbetrag mit und kaufte sich dafür ein Pferd, eine Uniform und Waffen. Daraufhin trat sie als Theodor Pichelt dem östlich der Elbe gebildeten Freikorps als Dragoner (26. Regiment) bei, mit dem sie später auch durch Nordhausen kam. Da sie gut reiten konnte und Mut und Furchtlosigkeit vor dem Feind zeigte, blieb sie als Frau unerkannt. Mit zwei anderen Soldaten rettete sie dem Schwadronsführer das Leben, wofür sie mit einer Denkmünze geehrt wurde. Nach dem Einzug der siegreichen preußischen Truppen in Magdeburg gestand sie dem Wachtmeister, dass sie eine Frau sei. Der Kommandeur rühmte Dorothea öffentlich für ihre Vaterlandsliebe und Verdienste.
Später soll sie einen Feldwebel namens Geiger geheiratet haben. In historischen Zeitungen wird sie Dorothea Geiger genannt. Sie ist in Magdeburg an „Halsschwindsucht“ verstorben und wurde auf dem Garnisonsfriedhof/Militärkirchhof feierlich und respektvoll begraben.[2] Ein für sie errichtetes Denkmal wurde bei Umgestaltung des Friedhofes beseitigt. Am 18. Oktober 1913 wurde durch den Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein am Geburtshaus eine Gedenktafel angebracht:
- In diesem Hause wurde die Kämpferin
- in den Freiheitskriegen
- Dorothea Pichelt
- am 26. April 1790 geboren.
Die Gedenktafel wurde bei den Bombenangriffen am 3. und 4. April 1945 zusammen mit dem Geburtshaus zerstört.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Felix Haese: Deutsche Heldinnen und Helferinnen in den Freiheitskriegen. Nordhausen: Haack, 1913.
- Heinrich Heine: Unsere Heimat – Heimatkunde von Nordhausen und Umgegend. Halle a. d. S.: Schroedel, 1914. Seite 115 f.
- Ulrike Müller: Frauenorte in Thüringen - Die Region Nordhausen. Weimar: VDG, 2005. ISBN 3-89739-304-2.
- Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9.
- Ernst Günther Förstemann; Friedrich Christian Lesser: Historische Nachrichten von der ehemals kaiserlichen und des heil. röm. Reichs freien Stadt Nordhausen gedruckt daselbst im Jahre 1740. Umgearbeitet und fortgesetzt. Nordhausen: Eberhardt, 1860.
- Susanne Wosnitzka: Geiger, Johanna Dorothea (Dorothee) Elis[abeth?], geb. Pichelt (Bügel / Biegel / Piegeln), Pseudonyme "Theodor Pichelt", "Karl Biegel / Piegeln". In: Eva Labouvie (Hrsg.): Frauen in Sachsen-Anhalt. Band 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945. Köln u. a.: Böhlau, 2019. ISBN 978-3-412-51145-6, S. 168–171.
Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Peter Kuhlbrodt: Mutige Frau in Männer-Armee. In: Thüringer Allgemeine, 24. September 2011.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Förstemann & Lesser: Historische Nachrichten … Seite 237
- ↑ Vgl. Der baierische Volksfreund, Bd. 2, München, den 11. Januar 1825, S. 22. Digitalisat und Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nro. 7, Samstag, den 8. Jan. Anno 1825, S. 4. Digitalisat. Der Militärfriedhof, der nördlich des Hauptbahnhofs lag, wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört und um 1970 eingeebnet. An seiner Stelle befindet sich heute eine Schule. Vgl. Hans-Joachim Krenzke: Magdeburger Friedhöfe und Begräbnisstätten, in: Landeshauptstadt Magdeburg/Stadtplanungsamt Magdeburg (Hg.): Dokumentationen des Stadtplanungsamts Bd. 60, Magdeburg 1998, S. 151. Digitalisat pdf-Teil 2.