500 Jahre Nordhäuser Brennereitradition
|
500 Jahre Nordhäuser Brennereitradition ist ein 2007 erschienenes Werk über die Geschichte der Branntweinherstellung in Nordhausen. Es wurde von Hans-Dieter Werther, Paul-Ludwig Schierholz und Steffen Iffland verfasst.
Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das 292-seitige Werk behandelt die Entwicklung der Branntweinproduktion in Nordhausen von den Anfängen im frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der Hauptteil des Buches widmet sich der detaillierten Beschreibung der zahlreichen Brennereien, die es in Nordhausen über die Jahrhunderte gab. Dabei werden für jede Brennerei Informationen zur Geschichte, den Inhabern, Produkten und - sofern vorhanden - historische Abbildungen präsentiert.
Besonderer Wert wurde auf die Abbildung von historischem Bildmaterial gelegt. Das Buch enthält zahlreiche Reproduktionen von alten Etiketten, Briefköpfen, Werbeanzeigen, Fotografien von Brennereien und Porträts von Brennereibesitzern.
Das Buch entstand anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der ersten urkundlichen Erwähnung der Branntweinherstellung in Nordhausen im Jahr 1507. Es sollte die lange Tradition dieses für Nordhausen bedeutenden Wirtschaftszweigs dokumentieren und würdigen.
Inhaltsverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kapitel | Seite |
---|---|
Vorwort | 9 |
Stadtplan | 12 |
Die Geschichte der Stadt Nordhausen bis zum 19. Jh. | 13 |
Die Gärungsgewerbe und ihre naturwissenschaftlichen Grundlagen | 18 |
Hefepilze | 19 |
Breimereihefen | 19 |
Weinhefen | 21 |
Die Weinbereitung | 22 |
Vergärung stärkehaltiger Stoffe | 22 |
Die Brauerei | 23 |
Die Brennerei | 26 |
Erzeugung von Branntweinhefe in Nordhausen | 31 |
Petition an den Reichstag | 36 |
Die Brauerei als Mutter der Brennerei | 37 |
Bürgerliches Brauhaus AG | 40 |
Seit über 600 Jahren Nordhäuser Bier | 40 |
Nordhäusische erneuerte Brau-Ordnung | 43 |
Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 | 43 |
Vom „VEB Roland Bräu“ zur „Privatbrauerei Roland-Bräu“ | 45 |
„Roland-Bräu“ geht in Konkurs | 47 |
Brauerei für 1000 Euro | 47 |
Bier aus Nordhausen | 48 |
Der Mann hat Mut (Axel Heck) | 48 |
Gebrautes Nordhäuser | 48 |
Die Nordhäuser Aktienbrauerei, A.-G. | 49 |
Die „Bergbrauerei“ vormals „Barfüßer Brauerei“ | 53 |
Die Malzbereitung | 54 |
Die Nordhäuser Malzfabrik G. Schmidt & Sohn | 55 |
Geschichte des Nordhäuser Branntweins | 56 |
Wein und Weinbau | 64 |
Bomewyn | 65 |
Wann ist „Bomewyn“ in Nordhausen erstmalig gebrannt worden? | 67 |
Nordhausen und seine Brennereien | 72 |
Zusammenschluss der Nordhäuser Brennherren 1810 | 80 |
„Die Vereinigung der Nordhäuser Kornbranntwein-Fabrikanten e.V.“ 1907 | 81 |
„Die Vereinigung der Nordhäuser Kombranntwein-Fabrikanten e.V.“ | 84 |
Die Kornbranntweinfabriken nach den schweren Luftangriffen | 87 |
Das Böttcherhandwerk und die Fuhrunternehmen | 93 |
Die Nordhäuser Fuhrwerksbetriebe | 99 |
Darstellung der einstigen Nordhäuser Kornbranntwein-Brennereien und Likörfabriken | 103 |
Wilh. Uhley | 105 |
Barthels & Kropff Nordhausen | 115 |
Georg Hügues Nordhausen | 117 |
H. Th. Schulze | 127 |
F.T. Feist | 130 |
G. Schreiber & Sohn | 132 |
C. Schulze | 135 |
Schiff & Sander | 141 |
Wilhelm G. Strothmann | 142 |
Grimm & Steinert | 145 |
August Schwarz | 146 |
von Westemhagen & Sohn | 149 |
Förstemann & Wittmann | 151 |
Rud. Kaempf | 152 |
J. C. Barthers & Söhne | 153 |
F. G. Schulze | 155 |
Rodigast & Hemmann | 156 |
Friedrich Schulze | 157 |
C. C. Knorr | 159 |
Friedr. Spangenberg | 160 |
Friedr. Hendess | 162 |
Kämmerer & Meissner | 163 |
Heinrich Reinhoff | 164 |
Wedekind | 165 |
Alfred Göpffarth | 166 |
C. G. Kuntze | 167 |
A. Kuntze & Steinmüller | 168 |
A. Selmar Schulze | 169 |
Paul Nebelung | 170 |
Th. Schulze & Co. | 171 |
Franz Quelle | 173 |
Paul Moericke | 174 |
Kneiff & Wagener | 182 |
Müller & Schrader | 182 |
Joseph Seidel | 183 |
Spengemann & Co. | 186 |
Julius Listemann | 188 |
B. Schmidt | 189 |
F. W. Stolberg jun. | 190 |
Emst Schreiber | 191 |
Hermann Appenrodt | 192 |
C. W. Kuntze | 194 |
Friedr. Stolberg | 195 |
Otto Stolberg | 196 |
Heinrich Leuckefeld's Witwe | 198 |
Gebrüder Leuckefeld | 199 |
C. A. Oßwald | 200 |
Gebr. Weither | 201 |
Wilhelm Schüler | 202 |
F. A. Becker | 203 |
Hertzer & Teichmüller | 204 |
Friedr. Kuntze | 206 |
Gebrüder Hetze | 207 |
Bruno Mettler | 208 |
Wilhelm Schütze | 211 |
Hugo Caemmerer | 211 |
Hermann Schubert | 212 |
Fr. Schilling | 212 |
L. Telemann | 213 |
Kommalein & Wand | 213 |
W. Arnold Nachfolger | 214 |
Carl Linzel | 219 |
Becker & Ostmann | 219 |
Carl Lindert | 221 |
Hermann Schmidt | 221 |
Christ Beltz | 222 |
Salfeldt & Co. | 223 |
Ludwig Robert Förstemann | 223 |
Eduard Kuntze | 224 |
C. & H. Günther | 226 |
Joh. Friedr. Günther | 227 |
Franz Jühne | 228 |
Anton Wiese | 229 |
Frister & Arpert | 230 |
Conrad Schmidt | 231 |
August Picht | 233 |
Alfred Pape | 237 |
Oscar Uhley | 238 |
Friedrich Degen Nachfolger | 241 |
VEB Nordbrand Nordhausen | 246 |
Gegenwart und Zukunft | 253 |
Nordhausen jubiliert | 255 |
Branntwein-Reinigungs-Fabriken in Nordhausen | 256 |
Nordhausen und die Lage der Branntwein-Industrie | 259 |
Der „Nordhäuser“ ab letzten Drittel des 19. Jahrhunderts | 262 |
„Die Vereinigung der Nordhäuser Kombranntwein-Fabrikanten e. V. | 265 |
Ein Erfolg im Kampf gegen die Schwarzbrennereien | 270 |
Zur Enthaltsamkeitsbewegung | 273 |
Die Alkoholproduktion in Nordhausen | 273 |
Lob des Nordhäuser Branntweins (Gedicht) | 278 |
Kurzbiographien | 279 |
Quellenverzeichnis | 282 |
Vorwort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einhundert Jahre sind vergangen seit der verdienstvolle Volksschullehrer im Ruhestand Karl Meyer, Mitglied des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde und erster Schriftführer des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsvereines, im Selbstverlag 1907 seine der „Vereinigung der Nordhäuser Kombranntweinfabrikanten e.V.“ gewidmete und wohl auch von ihr “gesponserte“ Festschrift zur Erinnerung an die 400jährige Ersterwähnung der Nordhäuser Branntwein-Herstellung 1507 - 1907 herausgegeben hat. Das 60seitige Heft kostete damals 60 Pfennig.
Auf der Basis dieser Arbeit von Karl Meyer, der sich übrigens auch sorgfältig der Ahnenforschung im Auftrage mancher Nordhäuser Familien (z.B. August Stolberg, Robert u. Carl Werther) widmete, wurde von der Vereinigung der Nordhäuser Kornbranntweinfabrikanten später noch eine nette kürzere Werbeschrift herausgegeben. Diese enthielt zahlreiche Abbildungen aus Nordhäuser Brennereien von dem bekannten Nordhäuser Fotografen, Carl Schiewek. Interessant ist, dass der Druck dieser kleinen Schrift durch die Steindruckerei Karl Koch in Nordhausen erfolgte. Bei Karl Koch wurden auch Etiketten für mehrere Nordhäuser Firmen entworfen und gedruckt. Im Museum Tabakspeicher befindet sich ein solcher lithografischer Stein zusammen mit einem damit gedruckten Spirituo- sen-Flaschen-Etikett. Auch eine Metallfolie diente damals als Druckvorlage (ebenfalls im Museum zu sehen).
Nun sind nicht nur 100 Jahre seit der Meyer'sehen Festschrift vergangen, sondern auch neue Erkenntnisse und Sichtweisen zur Geschichte des Nordhäuser Branntweins kamen hinzu. Die 1935 erschienene 153seitige Schrift „Die industrielle Entwicklung Nordhausens“ vom Diplom-Handelslehrer Dr. rer. pol. Arthur Propp behandelt unter anderem die Branntweinbrennerei in Nordhausen unter dem Gesichtswinkel der Standortlehre. Diese Sicht Arthur Propp’s als Standortsgeschichte lässt uns die Entwicklung in Nordhausen noch besser verstehen. Beide Autoren verarbeiteten umfangreiches Material des Nordhäuser Stadtarchivs und zahlreiche andere Quellen. Des Weiteren lohnt ein Blick in die Nordhäuser Einwohnerbücher in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und somit vor der ungeheuren Zerstörung Nordhausens durch die Bombenangriffe im April 1945.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte zunächst in der sowjetisch besetzten Zone von den verbliebenen Branntwein- und Likörfabriken sowie den Kombranntweinbrennereien (diese wurden vorrübergehend auf Anweisung des Sowj. Militäradmistration auf Melasse-Verarbeitung umgestellt) ein ungeheurerund erfolgreicher Aufbau. Doch letztendlich fand eine Konzentration im volkseigenen Sektor statt.
Zugunsten des immer weiter ausgebauten volkseigenen Betriebes Nordbrand Nordhausen, der zunächst als „landeseigener Betrieb“ aus der einstigen Firma Friedrich Degen Nachfolger in der Neustadtstr. 37 und der staatlichen Spiritusreinigungsanstalt in der Erfurter Straße hervorging, wurden durch Verstaatlichung weitere Unternehmen angeschlossen. So z.B. die Betriebe VEB Ratsbrand, vormals Paul Moericke Erfurter - / Lange Straße und der VEB Altmeister, vormals Schiff & Sander.
Eine Zwischenstation über gut 10 Jahre waren für die bisherigen Privatbetriebe die „BSB“ (Betriebe mit staatlicher Beteiligung in der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft). Diese Zeit endete 1972 mit der vollständigen Überführung in Volkseigentum und ließ schließlich von den einst zahlreichen Kombrannt- weinbrennereien und Spirituosenfabriken lediglich zwei kleine Branntwein- und Likörfabriken als private Handwerksbetriebe übrig. Diese waren Becker & Ostmann und zunächst noch Wilh. Arnold Nachf..
Ein Treppenwitz der Geschichte mag übrigens sein, dass bereits Ende des 19. Jahrhunderts englische Kapitaleigner geplant haben sollen, die Nordhäuser Brennereien aufzukaufen und dann als Aktiengesellschaft zusammenzufassen (s. Karl Meyer, a.a.O., S. 33). Nun ist diese „Vereinigung“ zu einem großen und leistungsfähigen Unternehmen auf andere Weise, zunächst auf der politischen später dann erfolgreich auf marktwirtschaftlichen Schiene, erfolgt.
Unser Anliegen ist, einer breiten Leserschaft durch teilweise zu kommentierende Faksimile aus genannten Schriften unter Ergänzung durch möglichst zahlreiches Bildmaterial, alte Etiketten und Werbematerialien, historische Annoncen und andere Darstellungen einen Blick auf die vielseitige und interessante alte Geschichte des Nordhäuser Branntwein-Gewerbes zu vermitteln. Dabei liegt das Schwergewicht auf der Zeit bis zur Zerstörung Nordhausens durch die verheerenden englischen Fliegerangriffe am 3. und 4. April 1945. Als versierter Verleger & Ahnenforscher regte Steffen Iffland dieses Projekt gegenüber dem Sammler historischer Artefakte aus Brauerei und Brennerei und Brauereifachmann Paul-Ludwig Schierholz sowie gegenüber Hans-Dieter Wer- ther als studiertem Brennereifachmann, stammend aus einer der Nordhäuser Brennereien, an.
Alle drei kennzeichnet eine tiefe Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt Nordhausen, wo ihre Wurzeln liegen. So ist es auch ein Bedürfnis, diesen Wurzeln auf einem speziellen Gebiet nachzuspüren, zumal nach der Bierbrauerei die Branntwein-Erzeugung über einen großen Zeitraum den Wohlstand der Stadt Nordhausen sicherte; erst später im neunzehnten Jahrhundert traten die Kautabakindustrie und der Maschinenbau hinzu. Der Reichtum der einst Freien Reichsstadt Nordhausen ermöglichte auch den Aufbau wesentlicher Standortfaktoren, wie z.B. Bahn- und Straßenbau, Kanalisation, Wasserversorgung, Museen und Schulen, Stadttheater, Stadtbad, Stadion mit Radrennbahn, Freibad sowie ein reiches gesellschaftliches und kulturelles Leben. Eine interessante Geschichte (z.B. das Wirken von König Heinrich I. als Reichseiniger und Königin Mathilde als Stiftgründerin sowie Mutter von Kaiser Otto I.) und eine schöne Lage und Umgebung kommen als wichtige Standortfaktoren Nordhausens hinzu.
Zu danken ist für das Eingehen auf unsere Wünsche, ergänzendes Material zu erhalten: Der Stadtverwaltung Nordhausen, insbesondere dem Stadtarchiv mit Herrn Hans-Jürgen Grönke und Frau Manuela Schmidt; sowie dem Tabakspeicher-Museum mit Frau Simone Laqua und Mitarbeiterin Frau Gudrun Knöppel; dem Museumsdepot Waisenstraße mit Frau Lautenschläger, Frau Sigrid Ruhmlieb für Einsichtnahme in das wertvolle Archiv des verdienstvollen, leider kurz vor seinem lOOsten Geburtstag verstorbenen, Kenner und Sammler historischer Materialien zur Stadt Nordhausen und ihrer Korn- sowie Kautabak-Tradition, Herrn Heino Kohlhase.
Der Traditionsbrennerei Nordbrand, die mit Herrn H. Jochen Einenckel und Frau Sonja Erlenburg (zugleich Vorsitzende des Fördervereins Museum Tabakspeicher) hilfreich bei der Ergänzung des Bildmaterials (Briefköpfe u.a.) waren, mehreren Sammlern (stellvertretend sei Volker Kohl genannt) und natürlich den vielen Menschen, die aus ihrer eigenen Geschichte Material und Informationen beisteuerten, sowie in Gesprächen unser eigenes Wissen erweiterten; genannt seien hier nur Dieter Schencke, Frau L. Hartleb (geb. Moericke), Frau U. Kauffeld, Frau I. Kirchberg (Chronik Grete Schulze), Dr. Joachim Stegemann und natürlich posthum Carl Werther, dem Informationen zur „Vereinigung“ und der eigenen Geschichte zu verdanken sind.
- Hans-Dieter Werther
- Paul-Ludwig Schierholz
- Steffen Iffland
- Nordhausen/FIarz im Juni 2007