Der Nordhäuser Bürgermeister Michael Meyenburg als Mansfelder Kupferhändler

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Michael Meyenburg hatte in zweiter Ehe eine Tochter des Mansfelder Hüttenmeisters Hans Reinicke geheiratet. Aus einer Eisleber Urkunde vorn 1. August 1558 geht hervor, daß ihr Mädchenname Anna Reinicke gewesen ist.[1]

Diese Familie Reinicke war schon seit Generationen im Mansfeldischen ansässig. Schon der Vater des Hans Reinicke, Peter Reinicke, war Bergvogt gewesen, Hans Reinicke selbst wurde Hüttenmeister, d. h. er übernahm die Verhüttung von im Mansfelder Bergbau gewonnenem Kupfer. Eine solche Verhüttung war meist recht einträglich; die Hüttenmeister konnten oft zu Wohlstand, ja zu Reichtum gelangen. Martin Luthers Vater Hans Luther war ebensolch Hüttenmeister zu Mansfeld, wenn er auch nicht so begütert war wie die Reinickes, da er erst aus Möhra zugewandert war und klein angefangen hatte. Hans Reinicke und Martin Luther waren von Jugend auf in inniger Freundschaft einander zugetan. So kam es, daß Luther auch an Michael Meyenburg Interesse gewann, als dieser die Tochter seines vertrauten Freundes Reinicke ehelichte. Wann Meyenburg diese zweite Ehe eingegangen ist, steht nicht fest, wahrscheinlich nicht vor 1530 und nicht nach 1535.

Die Verbindung mit der Reinickeschen Familie sollte Meyenburg bald zu einem wohlhabenden, am Kupferhandel stark interessierten Manne machen. Denn sein Schwiegervater Hans Reinicke starb schon im Jahre 1538. Die letzten Jahre seines Lebens von 1536 bis 1538 hatte Reinicke, nachdem er seine Gattin verloren hatte, im Hause seines Schwiegersohnes Meyenburg in Nordhausen verlebt. Hier starb er auch am 15. Juli 1538 und ward in St. Blasii begraben, wo ihm der Schwiegersohn eine Gedächtnistafel errichten ließ.[2]

Das Erbe dieses Hüttenmeisters Hans Reinicke war auf seine beiden Söhne Hieronymus und Christoph und durch seine Tochter Anna auch aus Meyenburg übergegangen. Hans Reinicke hatte den größten Teil seines Vermögens in zwei sogenannten Saigerhütten im Frankenwalde angelegt, in der Hütte Steinach und der Hütte Luderstadt oder Ludwigstadt. In den Schmelzöfen zu Mansfeld und Eisleben selbst wurde nämlich von den Hüttenmeistern nur das Rohkupfer gewonnen. Dieses Rohkupfer aber mußte zur Reinigung und zur Ausscheidung des im Kupfer enthaltenen Silbers noch einem ziemlich verwickelten Verfahren unterworfen werden, und das geschah in den sogenannten Saigerhütten. Da nun aber sehr früh Nürnberg mit den Kupfern der Mansfelder Grafen Handel trieb, hatten sich viele der Saigerhütten dort angesiedelt, wo ein Gebirge genügend Wasser und billiges Holz versprach und wo die Handelsstraße von Nürnberg über Bamberg nach Erfurt oder Leipzig ging. So waren die Saigerhüttenwerke von Steinach, Eisfeld und Ludwigstadt im Frankenwalde entstanden.[3] Der Mansfelder Hüttenmeister Hans Reinicke aber, der durch sein Gewerbe ein wohlhabender Mann geworden war, wußte sein Geld nicht nutzbringender anzulegen, als daß er „hendler", d. h. Kupferhändler und Teilhaber der Saigerhütten Steinach und Luderstadt wurde. Wie bedeutend diese Kapitalien waren, geht daraus hervor, daß seine Erben, also seine beiden Söhne und Meyenburg, 1539 an der Steinacher Hütte 32 000 Gulden Kapitalien und Grundbesitz besahen. Der Anteil an der Hütte Luderstadt war bedeutend geringer, betrug wahrscheinlich aber mindestens 10 000 Gulden. 1540 zogen die Reinickeschen Erben ihre Kapitalien aus dem Luderstädtischen Saigerwerke zurück und beschränkten sich auf die Hütte Steinach. Diese wurde nun aber um so mehr ausgebaut, so daß sie bald auf Jahrzehnte hinaus alle anderen Saigerwerke überflügelt.[4]

  1. Möllenberg, Urkundenbuch zur Gesch. des Mansseldischen Saigerhandels im 16. Jahrh., Geschichtsquellen der Prov. Sachsen, Bd. 47, Halle, 1915, 500.
  2. Kindervater, Gloria . templi Blos., 123. — Karl Meyer, M. Meyenburg, in: Aus Nordhausens Vorzeit, 1910, 39 f.
  3. Vgl. zu diesen Verhältnissen: Möllenberg, Die Eroberung des Weltmarktes durch das mansfeldische Kupfer, Gotha, 1911.
  4. Möllenberg, Die Eroberung . . ., 92 ff.