Flickengasse
Die Flickengasse ist eine Straße in Nordhausen. Sie zweigt von der Weidenstraße in den Lohmarkt über und führt um einen Wohnblock mit drei Eingängen zu je zwölf Wohnungen.
Geschichte
Die Historie der Gasse lässt sich bis ins späte 15. Jahrhundert zurückverfolgen, als sie 1491 erstmals dokumentiert wurde. Vom Lohmarkt aus verlief sie rechtwinklig gen Westen in Höhe der Fahrzeugbrücke und bog nach rund 50 Metern in Richtung Hohenzollernstraße (Zillestraße) sowie Weidenstraße ab, wo sie endete.
Der Name der Gasse geht wahrscheinlich auf die dort ansässigen Flickschuster (Schuhflicker) zurück. Am östlichen Ende befand sich 1493 das Vligkentor, während am westlichen Ende 1484 die Knochenhauerwache stand, ein Befestigungsturm, der vom am Kottelberg (am Lohmarkt an der Kutteltreppe) residierenden Fleischer oder Knochenhauer besetzt, überwacht und geschützt werden musste. Die Flickengasse war ursprünglich eine Sackgasse, die 1849 durch eine befahrbare Straße mit der Weidenstraße verbunden wurde.
Über die Bewohner und ihre Tätigkeiten bis zum 19. Jahrhundert ist wenig bekannt. Allerdings lässt sich vermuten, dass vorwiegend handwerkliche Berufe ausgeübt wurden, welche in den am Mühlgraben ansässigen Betrieben benötigt wurden.
Im Brennherren-Verzeichnis von 1789 waren in der Flickengasse neun Brenner verzeichnet. Im Adressbuch von 1824 wurden fünf Häuser – überwiegend Fachwerkhäuser – aufgeführt. Mit der Einführung neuer Hausnummern im Jahr 1877 erhielt das Haus Nr. 976 (Eigentümer Wilhelm Uhley) die Nr. 1. Der Branntweinfabrikant selbst wohnte in der Nr. 5 (alt 980), zusammen mit Julius Cohn, Fabrikant und Teilhaber der mechanischen Weberei Dresse & Cohn. In der Nr. 2 hatten sich Böttchermeister Isleib und Christian Liebheit, ein Barbier und ärztlicher Gehilfe, sowie Tischlermeister Weinrich niedergelassen. Nr. 3 wies den Brennereibesitzer Adolph Schiff als Eigentümer aus. In der Nr. 4 lebten der Branntweinfabrikant Carl Fister und sein Geschäftspartner Eduard Arpert.
1896 begann der Tabakfabrikant Otto Kruse (Grimm & Triepel) in der Flickengasse zu arbeiten. Er errichtete ein Fabrikgebäude (Nr. 5), in das bis 1911 die Zigarrenproduktion verlegt wurde.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zogen sich Handwerker aus der Flickengasse zurück. Die Flickengasse entwickelte sich in den 1920er Jahren zu einem überwiegenden Wohngebiet.
Bei den Luftangriffen auf Nordhausen im April 1945 wurde die Flickengasse und die Firma Grimm & Triepel zerstört.