Kautabakindustrie in Nordhausen

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Die Kautabakindustrie in Nordhausen war von ca. 1850 bis 1945 ein wichtiger Wirtschaftszweig der Stadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut einer Beschreibung der örtlichen Verwaltung aus dem Jahr 1811 bestand die Tabakbranche in Nordhausen nur aus kleinen, handwerklich organisierten Betrieben, die Rauch- und Schnupftabak herstellten.

Zitat Die Tabakfabriken werden aber nur ins kleine durch wenige Personen betrieben und sind unbedeutend. Zitat
                    — Zit. nach Werner Nebelung: Die Kautabakindustrie der Stadt Nordhausen.

Dies änderte sich jedoch bis 1861 grundlegend. In diesem Jahr produzierten 1.027 Arbeiter in 14 Betrieben 22.463 Zentner Tabakwaren, wovon 41,6% Kautabak waren.

Die Verbindungen mit dem amerikanischen Kentucky-Tabak, der wegen seiner guten Qualität und dem hohen Nikotingehalt für Kautabak wichtig war, waren durch die neuen Eisenbahnverbindungen der 1860er Jahre erheblich verbessert worden, was die Frachtkosten verringerte. Die Nordhäuser Fabrikanten setzten auf die besondere Qualität ihrer Produkte. Die Veredelung des Tabaks mit Soßen, die ab den 1940er Jahren praktiziert wurde, hatte ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Qualität des Endprodukts. Die Rezepte für die Soßen wurden als Geheimnis von den jeweiligen Firmen gehütet.

Aufgrund dieser Faktoren entstand das Markenprodukt „Nordhäuser Kautabak“, das die Erzeugnisse anderer Produktionsorte, die billigere Rohstoffe verwendeten, qualitativ übertraf. Die Tabakproduktion in Nordhausen hatte somit eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Tabakbranche im 19. Jahrhundert.

Die Entwicklung der Tabakfabriken im Deutschen Reich war bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges von bemerkenswerter Wachstumsdynamik geprägt. So konnte sich die Nordhäuser Kautabankindustrie innerhalb weniger Jahrzehnte als einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige etablieren, was sich an der hohen Arbeiterzahl von 2.347 Personen in 16 Betrieben zeigte. 78,6% davon arbeiteten in lediglich fünf Großfirmen. Diese Entwicklung hatte auch für die Stadt Nordhausen eine besondere Bedeutung erlangt, da 38,7% der Arbeiter aus dieser Branche stammten.

Trotzdem gab es auch Faktoren, die die Entwicklung hemmten, insbesondere das Tabaksteuergesetz von 1879, welches die Zollsätze für Tabak deutlich anhob. Das Gesetz von 1909 brachte neue Tarife, aber auch Ausgleichszahlungen für betroffene Arbeitslose und Kurzarbeiter. 28% aller deutschen Tabakarbeiter konnten davon profitieren, aber die Diskussionen um Tabaksteuern und Zollsätze mobilisierten die ganze Stadt. Trotzdem hatte die Nordhäuser Industrie damit umgehen können, was an der steigenden Zahl der Kautabakarbeiter erkennbar ist.

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