Jahresbericht über den Kreis Grafschaft Hohenstein 1925
AllgemeinesDer Kreis Grafschaft Hohenstein umfaßt ein Gebiet von 47.619 ha mit einer Einwohnerzahl von 51.679 Einwohnern (am 16. Juni 1925). Er ist damit an Fläche der größte, an Einwohnerzahl der drittgrößte Kreis des Regierungsbezirkes Erfurt. Zum Kreis gehören 4 Stadtgemeinden, 61 Landgemeinden, 14 Gutsbezirke. Die Bevölkerung verteilt sich auf die Städte mit 15.686 Köpfen, auf die Landgemeinden mit 35.311 Köpfen und auf die Gutsbezirke mit 682 Köpfen. Von den Bürgermeistern ist Herr Bürgermeister Quehl in Benneckenstein (seit 22. April 1920) am längsten im Amte. Herr Dr. Griepentrog hat das Amt als Bürgermeister in Bad-Sachsa seit 29. März 1922, Herr Dr. Knauf als Bürgermeister in Bleicherode seit 13. Januar 1925 und Herr Dr. Reuter als Bürgermeister in Ellrich seit 1. Juni 1926 inne. Nach dem früheren häufigen Wechsel der Bürgermeister ist zu hoffen, daß die genannten Herren nunmehr längere Zeit ihre Kraft dem Wohlwollen der ihnen anvertrauten Stadtgemeinden werden widmen können. Seit der letzten Jahresübersicht sind nicht nur Reich und Stadt, sondern auch die Gemeinden durch Neuordnung der politischen Verhältnisse wesentlich umgestaltet. Die 1918 bestehende Vertretung des Kreises wurde im Laufe des Jahres 1919 auf neue Grundlagen gestellt. Anstelle einer Wahl nach Wahlverbänden der größeren ländlichen Grundbesitzer, der Städte und der Landgemeinden trat nunmehr die allgemeine gleiche Wahl. Im Provinziallandtag ist der Kreis vertreten durch die Herren Werkmeister Weithäuser aus Salza und Rittergutsbesitzer Römer aus Bliedungen. Beide sind zugleich Kreistagsabgeordnete und Kreisausschußmitglieder, Herr Rittergutsbesitzer Römer außerdem Mitglied des Provinzialausschusses. Das Stimmenverhältnis bei den Reichs- und Landtagswahlen erläutert die Übersicht; aus ihr ist zu sehen, daß die Wahlbeteiligung zwar absolut gestiegen ist, prozentual gemessen an der Zahl der Stimmberechtigten aber gefallen ist und daß die Splitterparteien im Abnehmen begriffen sind. Bei der Staatsumwälzung 1918 war der Landrat Rudolf von Pommer-Esche im Amte. Dieser wurde am 7. Mai 1920 abberufen und zum Oberregierungsrat bei dem Landesfinanzamt in Kassel ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde am 28. Juni 1920 der Bezirksleiter des deutschen Metallarbeiterverbandes, Otto Voß, berufen, zunächst kommissarisch und am 24. Januar 1921 endgültig. In der Zwischenzeit hatte der Kreisdeputierte Bürgermeister Henke aus Bleicherode das Amt vertretungsweise inne. Landrat Voß wurde am 31. Oktober 1922 als Landrat nach Kalbe a. S. versetzt. Zu seinem Nachfolger wurde am 1. November 1922 der Mittelschullehrer und Waisenhausverwalter Albert Knodt aus Nordhausen zunächst kommissarisch und am 2. Mai 1923 endgültig ernannt. Landrat Knodt wurde im Juli 1924 beurlaubt und am 17. März 1925 einstweilig in den Ruhestand versetzt. Wahlergebnisse
Von der Beurlaubung des Landrates Knodt ab bis Anfang Oktober 1924 führte der Kreisdeputierte Kaufmann Henze aus Hesserode vertretungsweise die Geschäfte des Landrates. Vom Oktober 1924 bis zum 21. Mai 1925 führte der Regierungsrat Röhrig von der Regierung Erfurt vertretungsweise die Geschäfte des Landrates. Am 21. Mai 1925 bereits wurde ihm die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes in Lieben-weida übertragen. Am 22. Mai 1925 wurde mit der kommissarischen Verwaltung des Kreises der Landrat Wilhelm Köhne aus Spremberg betraut. Dieser wurde am 9. Oktober 1925 endgültig zum Landrat ernannt. Er schied am 26. März 1927 infolge seiner Ernennung zum Polizeipräsidenten in Hagen i. W. aus. Als sein Nachfolger wurde der Regierungsassessor Dr. Horst Baerensprung vom Polizeipräsidium in Berlin zunächst vertretungsweise ernannt. Zum ersten Male seit 1914 wurde dem Landratsamt mit dem Regierungsassessor Dr. Hoffmann wieder ein Hilfsarbeiter zugewiesen, der sein Amt am 28. September 1925 antrat. Es muß an dieser Stelle noch des Todes eines um die Entwicklung des Kreises hochverdienten Mannes gedacht werden, des Landrates Philipp Schaeper, der am 2. Juli 1926 in Dresden verstarb und dessen Beisetzung in Nordhausen auf seinen Wunsch in aller Stille erfolgte. 24 Jahre lang war Herr Schaeper Landrat des Kreises Grafschaft Hohenstein. Schon bei Lebzeiten ist er durch Setzen eines Erinnerungssteines auf dem Schern geehrt worden. Der Kreis wird ihm stets ein dankbares Andenken bewahren. Sein von Künstlerhand gemaltes Oelbild im Kreisausschußsaale erinnert an ihn. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der verdienstvolle Syndikus des Kreises, der Landgerichtsrat Geheimer Justizrat Hoffmann im Jahre 1926 auf eine 20jährige Tätigkeit bei der Kreisverwaltung zurückblicken konnte. An Veränderungen ist noch bemerkenswert, daß seit dem 1. Juli 1920 das Amt des Kreisdirektors der Landfeuersozietät dem Rittergutsbesitzer Römer übertragen worden ist. Zum Schluß sei noch eine Übersicht über den Bevölkerungsstand nach den Volkszählungen vom 8. Oktober 1919 und 16. Juni 1925 gegeben. Danach ist in den letzten 6 Jahren ein Bevölkerungszuwachs von rund 100 Köpfen zu verzeichnen. Nachweis über die Ergebnisse der Volkszählung am 8. Oktober 1919 und am 16. Juni 1925 in den einzelnen Gemeinden des Kreises Grafschaft Hohenstein
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