Rautenstraße (Nordhausen)
Die Rautenstraße ist eine Geschäfts- und Wohnstraße in Nordhausen.
Name
Die Namensherkunft ist nicht zweifelsfrei geklärt. Der Heimatforscher Karl Meyer leitet den Straßennamen davon ab, daß einst ein Weg an der Helme, bei der Rodebrücke, zu den Dörfern Gerbichsrode bzw. Barbarrarode führte. Um 1340 wird dieser Weg erstmals als Rutengasse erwähnt. Andere Heimatforscher wie Heinrich Heine leiten das Wort „Rauten“ vom spätlateinischen rupta oder ruta ab, was in den Urkunden für „Weg“ stand und sich bis heute in dem französischen Wort route erhalten hat.
Geschichte
Am Ende der Rautenstraße lag das Rautentor, welches im 15. Jahrhundert errichtet und 1808 abgebrochen wurde.
Am Eingang der Straße befand sich der Brunnen Rautenborn, der 1890 zugeschüttet wurde.[1]
Die beiden Wasserkünste, welche bis zum April 1887 in der Rautenstraße existierten, waren 1750 erbaut und 1755 mit Statuen aus Sandstein vom Bildhauer J. L. Meil besetzt worden. An der Wasserkunst in der oberen Rautenstraße war die mythologische Gestalt des von Schlangen umwundenen Laokoon aufgestellt, die untere Wasserkunst zeigte die Figur der Leda, welche sitzend einen Schwan mit beiden Händen auf ihrem Schoß hielt, dessen hoch nach oben gestrecktem Schnabel einst ein Wasserstrahl entströmte. Sie wurden später im städtischen Museum aufbewahrt.
Auf dem Platz am Ende der Rautenstraße, wo diese zur Neustadt- und Rumbachstraße führt, wurde 1836 die Säule des Nordhäuser Aar entfernt.
Der Tapetenfabrikant Johann Becker verlegte 1836 seine Tapetenfabrik in die Rautenstraße Nr. 318, wo er zwei Jahre später 50 Arbeiter und mehrere Formstecher beschäftigte.
Im Sommer 1859 wurde die Rautenstraße umgepflastert und zwei Gossen an jeder Seite des neuangelegten Fußweges (Trottoirs) angelegt. Die Steigung der Straße wurde reguliert, was ein Befahren durch Lastfuhrwerke bedeutend erleichterte.
Anfang März 1891 wurden bei Ausschachtungsarbeiten zum Plaut’schen Neubau in der oberen Rautenstraße in beträchtlicher Tiefe altertümliche Tongefäße gefunden. Es sollen jedoch keine Urnen gewesen sein. Außerdem wurde festgestellt, dass der Grund und Boden unter der Rautenstraße aufgefüllt ist. Letzteres erhärtet die Vermutung, dass sich hier einmal ein der Verteidigung dienender Graben befunden hat.
Am 25. Juli 1904 wurde damit begonnen, die obere Rautenstraße um vier Meter zu verbreitern. Das Terrain wurde von dem durch Abbruch der von der Stadt käuflich erworbenen Häuser gewonnenen freien Platz entnommen.
Am 11. November 1905 wurde das neu erbaute Warenhaus von Pinthus und Ahlfeld, das erste Kaufhaus Nordhausens, in der Straße eröffnet. Am 11. Juni 1907 begann die Verlegung elektrischer Kabel für die Hausanschlüsse. Wenige Tage später wurde dort mit der Fertigstellung der Bürgersteige begonnen.
Die Luftangriffe auf Nordhausen zerstörten die Straße vollständig. Nach dem Krieg wurde sie verbreitert und ihr Verlauf verändert. Nach einem Wettbewerb wurde die Rautenstraße an ihrer Westseite durch Friedrich Stabe viergeschossig mit Wohnbauten geschlossen und folgt abgestuft dem Straßengefälle.
Die Ostseite der Rautenstraße wurde 1984 bebaut, damit verschwand eine große Freifläche im Herzen der Stadt. Der erste Spatenstich für 238 Wohnungen erfolgte am 20. Februar 1984.
Hausnummern
- 7 Waffelwunder
- 15 Stadtterrasse (Carpe Diem)
Literatur
- Kurt Kohlmann: Die architektonische Gestaltung der Rautenstraße in Nordhausen. In: Der Nordhäuser Roland (11/1957).
Siehe auch
Externe Verweise
- Commons: Rautenstraße (Nordhausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Rautenstraße - Nordhausen April 1945, nordhausen.de
Einzelnachweise
- ↑ Wasserwirtschaftsbetrieb Nordhausen: Die geschichtliche Entwicklung der Wasserversorgung der Stadt Nordhausen. In: Der Nordhäuser Roland (1/1955).