Flora von Nordhausen und der weiteren Umgegend: Unterschied zwischen den Versionen

Aus NordhausenWiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 20: Zeile 20:
{| {{Prettytable}}
{| {{Prettytable}}
|'''Editionsrichtlinien:'''
|'''Editionsrichtlinien:'''
* Es wurden nicht alle Illustrationen übernommen. Das Digitalisat ist vollständig.
* Es wurde nur das Vorwort übernommen. Das Digitalisat ist hingegen vollständig.
* {{SperrSchrift|Sperrschrift}} wird nicht wiedergegeben.
* {{SperrSchrift|Sperrschrift}} wird nicht berücksichtigt.
* Dieser Text wurde teilweise Korrektur gelesen und spiegelt somit keinen endgültigen Bearbeitungsstand wider.
|}
|}
{| {{Herunterladen}}
{| {{Herunterladen}}
Zeile 57: Zeile 56:
== Vorwort ==
== Vorwort ==


Unser Florengebiet ist in älterer und neuerer Zeit
Unser Florengebiet ist in älterer und neuerer Zeit  
von berühmten Botanikern wiederholt durchforscht worden.
von berühmten Botanikern wiederholt durchforscht worden.  
Bereits im IG. Jahrhundert schrieb Johannes Thal
Bereits im 16. Jahrhundert schrieb Johannes Thal eine Flora des Harzes und erwarb sich hierdurch das  
eine Flora des Harzes und erwarb sich hierdurch das
Verdienst, die erste Specialflora verfasst zu haben.<ref>Jo h an n es  T hal,  geh.  1542  zu  Erfurt,  Zögling  der  Ilfelder
Verdienst, die erste Specialflora verfasst zu haben. i) Zu
Klosterschule,  an  welcher  damals  Michael  Neander  Rektor  war,
Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts beobachtete Wall-
später  Arzt  iu  Stolberg  a.  H.  und  zuletzt  Physikus  der  Reichsstadt
roth die Pflanzen der Umgegend. Seine hierauf bezüg-
Nordhausen.  Er  verunglückte  auf  der  Reise  nach  einem  Patienten
lichen Schriften sind indes, abgesehen davon, dass sie
durch  einen  Sturz  aus  dem  Wagen  und  starb  am  18.  Juli  1583.
längst im Buchhandel vergriffen, nur Nacliträge zu
Sein  hinterlassenes  Werk  gab  Joachim  Camerarius  heraus.  Der
Sprengel's „Flora von Halle", erwähnen darum nur die
vollständige  Titel  desselben  lautet:
seltneren Pflanzen und sind ausschliesslich für wissen-
Sylva Hercynia, sive catalogus plantarum sponte  nascentium in mon-
schaftliche Kreise bestimmt.'-^)
tibus et locis vicinis Hercyniae, quae respicit Saxoniam, conscriptus
siugulari studio, a Joanne Thalio Medico Northusano.  Nuncprimum
in lucem edita.  Francofurti ad Moenum.  MDLXXXVIII.</ref> Zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts beobachtete Wallroth  die Pflanzen der Umgegend. Seine hierauf bezüg­
lichen Schriften sind indes, abgesehen davon, dass sie  
längst im Buchhandel vergriffen, nur Nachträge  zu  
Sprengel’s  „Flora von Halle“, erwähnen darum nur die  
seltneren Pflanzen und sind ausschliesslich für wissen­
schaftliche Kreise bestimmt.<ref>  Friedrich  Wilhelm  Wallroth ,  geb.  13.  März  1792  zu
Breitenstein  a.  H.,  vorgebildet  auf  der  Klosterschule  Rossleben,
wurde  1816  Arzt  zu  Heringen  und  starb  am  22.  März  1857  als
Kreisphysikus  und  königl.  preuss.  Hofrat  zu Nordhausen.  Seine auf
unsere  Flora  bezüglichen  Schriften  sind:
Annus  botanicus  sive  supplementum  tertium  ad  Curtii  Sprengelii
floram  halensem.  Halle,  1815.
Schedulae  criticae  de  plantis  florae  halensis  selectis.  Halle,  1822.</ref>
 
Für hiesige  Freunde  der  Botanik  fehlte  daher  ein
dem  jetzigen  Stande  der Wissenschaft  entsprechendes  und
zugleich dem Laien Kechnung tragendes Pflanzenverzeiehnis,
wie  es unsere  Nachbarstädte:  Sondershausen,  Mühlhausen,
Erfurt,  Göttingen  und  Halle  seit  geraumer  Zeit  besitzen,
und  die  Abhülfe  dieses  Mangels  betrachtete  der im  Jahre
1876  konstituierte  „Naturwissenschaftliche Verein  zu Nord­hausen“  als  ein  Hauptziel  seiner  Thätigkeit.  Das  durch zehnjährige eifrige Beobachtung  und  reges  Sammeln  seitens
mehrerer  Vereinsmitglieder  gewonnene  Material  dürfte
dazu  ausreichen,  ein  genügendes  Bild  der  floristisehen
Beschaffenheit unserer Gegend zu gewähren,  und  der Verein
erlaubt  sieh  daher,  die  Resultate  seiner  Untersuchungen
hiermit  der  Oeffentliehkeit  zu  übergeben.<ref>  Eine  Aufzählung  der  Algen  von  Nordhausen  und  Umgegend
lieferte Herr Prof.  Ur. K ützing, der Begründer  der neuern Algologie,
im  Osterprogramm  des  hiesigen  Realgymnasiums  1878.  Der  be­
rühmte  Forscher  ist  Ehrenmitglied  unseres  Vereins.</ref>
 
Der  wissenschaftliche  Zweck,  der hierbei  verfolgt
wird,  besteht  darin,  dass  der  gegenwärtige  Pflanzenbestand
unseres  reichen  Florengebietes  festgestellt  und  damit  ein
Beitrag  zur  geographischen  Verbreitung  der  Gewächse
geliefert  werde.  Ferner  wird  beabsichtigt,  den  älteren
Floren  gegenüber  eine  Korrektion  betreffs  der  im  Laufe
der  Jahre  eingetretenen  Veränderungen,  wie  sie  nament­
lich  durch  die  Folgen  der  Separation,  durch  Entwässerun­
gen, Entwaldungen und  unbedachtes  Ausrotten,  sowie  auch
durch  zufällige  oder  direkt  veranlasste  Einwanderungen
und  durch  Verwilderung  einzelner  Gewächse  entstanden
sind,  zu  geben.
 
Das  Buch  will  aber  auch populären  Zwecken  dienen,
indem  es  sich  dem  mit  den  nötigsten  botanischen  Vor­
kenntnissen  ausgerüsteten  Schüler  und  Naturfreunde  auf
Exeursionen  und  daheim  als  zuverlässiger  Führer  und
Ratgeber  darbietet,  und  neben  den  wissenschaftlichen  Be­
nennungen  auch  die  im  Volksmunde  gebräuchlichen,  sowie
Aufschlüsse  über  Dauer und Höhe  der Pflanzen,  Blütezeit,
Blütenfarbe  und  allgemeine Fundorte  neben  den  speciellen
des  Gebietes  liefert.
 
Als  nicht  unwillkommene  Beigabe  zu  der Aufzählung
der  wildwachsenden  Pflanzen  dürfte  eine  solche  der hier­
selbst  auf  Feldern,  in  Gärten  und  Anlagen  zu  ökonomi­
schen,  technischen  und  medizinischen  Zwecken  oder  zur
Zierde  gezogenen  K u ltu r ge wüchse  erscheinen,  nebst
einer  Orientierung  über  das  Vaterland  derselben  und ihre
Stellung  im  System.  Bei  der  Reichhaltigkeit  des  Mate­
rials,  das  auf  diesem  Gebiete  vorliegt,  und  dem  Mangel
entsprechender Vorarbeiten  war  es  allerdings  eine heikele
Sache,  die Auswahl zur  allseitigen  Befriedigung zu treffen,
und  Herr  A ngelrodt,  der sich  dieser Aufgabe  neben  dem mühevollen  Redaktionsgeschäfte  unterzog,  rechnet  deshalb
auf  eine  wohlwollende  und  nachsichtige  Beurteilung  seines
Versuchs.<ref>Prof.  A.  K arsch  in  Münster  sagt  in  seinem  jetzt  erschei­
nenden  „Vademecum botanicum“ :  Um  die Kenntnis  der einheimischen
Pflanzenwelt  den  Interessenten  zu  vermitteln,  ist  durch  zahlreiche
Floren  engerer  und  weiterer  Kreise  gesorgt.  Sobald  es  sich  jedoch
um  eine  fremde  Pflanze  handelt,  deren  so  mancherlei  im  Feld,
Garten,  Park,  Zimmer  und  Gewächshause  blühen,  lassen  alle  diese,
oft  kostspieligen  Werke  im  Stich.  Vergebens  wartete Verfasser  von
Jahr  zu  Jahr  auf  das  Erscheinen  eines  Werkes,  welches  sich  in  um­
fassender  Weise  auch  der  Fremdlinge  annahm  und  schreitet  nun­
mehr  selbst  an  diese  Arbeit.</ref>
 
Die  wichtigste  Arbeit für  das  Zustandekommen  dieser
Flora,  nämlich  die  Beobachtung  und  Aufzeichnung  der
wildwachsenden  Pflanzen  haben  wir  Herrn  Vocke  zu
danken;  die  Angaben  über Fundorte, besonders der näheren
Umgebung,  rühren,  sofern  nicht  andere  Gewährsmänner
genannt  sind,  von  ihm  her.
 
Dass  die  Synonymik  in  ausgedehnter  Weise  berück­
sichtigt  wurde  und  die  aufgeführten  V a rie tä te n  und
besonderen  Pflanzenformen  mit  Diagnosen  versehen  sind,
wird  jedenfalls  die  Brauchbarkeit  des  Buches  erhöhen.
Bei  der  Gattung  Rosa  sind  die  Diagnosen  auf  Grund  der
bahnbrechenden  Monographie  von  Dr.  Christ in  Basel<ref> Die  Rosen  der  Schweiz  mit  Berücksichtigung  der  umliegen­
den  Gebiete,  nebst  Nachträgen  in  der  „Flora“  1873—1877.</ref> auch  auf  die  neucharakterisierten  wildwachsenden  Arten ausgedehnt.
 
Ferner  wird  man  es  nicht  unpassend  finden,  dass
ausserhalb  des  Gebietes  wachsende  se ltn e re  Pflanzen  in
das  Verzeichnis  aufgenommen  sind,  sofern  sie Lokalitäten
angehören,  die  nahe  an  der  Gebietsgrenze  liegen  und  von
Nordhausen  aus  häufig  besucht  werden,  wie  z.  B.  der
Brocken,  das  Bodethal,  das  Mittelthüringische  Becken und
der  Salzige  See  bei  Eisleben.  Diese Pflanzen sind jedoch
durch  kleineren  Druck  von  den  eigentlichen  Bürgern
unserer  Flora  untei schieden.  Die  Kulturgewächse  sind
ausserdem  durch  ein  *  ausgezeichnet.
 
Der  Umfang  des  behandelten  Florengebietes  ist  der
geographischen  Lage  der  Stadt  Nordhausen  angepasst.
Letztere  liegt  in  einer  breiten,  von  der  Helme  und  Zorge
durchflossenen  Thalinulde,  deren  Südrand  von  den  Aus­läufern  des  Kyffhäusergebirges  und  den  Bleicheröder Bergen  und  deren  Nordabhang von  den Vorbergen  des Harzes
gebildet  wird.  Dass  die  Durchforschung  über diese  Mulde
hinaus  auch  auf  das  botanisch  und  geologisch  merkwür­
dige  Kyffhäusergebirge  und  die  gesamte  güldene  Aue,
sowie  auf  die  Hainleite  und  das  Harzplateau  bis  zum
Beginn  des  Bodegehietes  ausgedehnt  wurde,  bedarf  wohl
keiner  Rechtfertigung;  handelt  es  sich  doch  hierbei  um
Lokalitäten,  die  täglich  vor  unseren  Blicken  liegen  und
mit  Nordhausen  in  stetem  Verkehr  sich  befinden.
Demnach  wird  das  behandelte  Gebiet  durch  ein  von  NW
nach  SO  sich  erstreckendes  fast  9  Meilen  langes  und
572  Meilen  breites  Rechteck  umschlossen,  dessen  Ecken
von  den  Orten:  Artern,  Greussen,  Worbis  und  Hassel­
felde  gebildet  werden,  so  dass  die  Städte:  Stolberg,  Ilfeld,
Ellrich,  Sachsa,  Lauterberg,  Bleicherode,  Sondershausen,
Frankenhausen  und  Kelbra  mit  ihrer  interessanten  Um­
gebung,  sowie  auch  die  Thäler  der  Wipper  und  Helbe
und  ein  Teil  des  Unstrutthaies  in  den  Kreis  der Betrach­tungen  gezogen  sind.
 
Indem  wir  durch  unser  Büchlein  das  Naturstudium
zu  fördern  und  den  Sammeleifer  zu  wecken  suchen,  sind
wir  doch  weit  davon  entfernt,  den  Ausrottungen,  welche
sich  manche  Sammler  aus  Uebereifer  oder  Unverstand zu
schulden  kommen  lassen,  Vorschub  leisten  zu  wollen.
Wir  geben  uns  vielmehr  der  Erwartung  hin,  dass  durch
Erweiterung  der  Naturerkenntnis  die  Zahl  derer  sich
mehren  werde,  welche  geneigt  sind,  unsere  blühenden
Lieblinge  in  Feld  und  Wald  zu  schützen  und  ihr  Gedei­hen  nach  Kräften  zu  befördern.
 
Schliesslich  bitten  wir  alle  Freunde  der  Botanik,
namentlich  an  den  Grenzen  des  Gebietes,  unsere  Bestre­
bungen  durch  die  Mitteilung  der  Fundorte  merkwürdiger
oder  seltener  Pflanzenarten  und  Varietäten,  sowie  durch
Uebersendung  vollständiger,  getrockneter  Exemplare  unter­
stützen  zu  wollen,  indem  wir  versprechen,  alle  solche
Zuwendungen,  sowie  auch  die  Hinweise  auf  etwa  vorge­
kommene  Irrtümer  bei  späteren  Veröffentlichungen
dankbar  und  gewissenhaft  zu  benutzen.
 
:Der  Naturwissenschaftliche  Verein
:zu  Nordhausen.
 
----
<references/>


{{BlockSatzEnd}}
{{BlockSatzEnd}}

Version vom 15. November 2017, 11:21 Uhr

Flora von Nordhausen und der weiteren Umgegend
Untertitel systematisches Verzeichnis der wildwachsenden und häufig kultivierten Gefässpflanzen
Autor Adolf Vocke, Carl Angelrodt
Verlag Berlin : Friedländer
Erscheinungsjahr 1886
Umfang VIII, 332 Seiten
Stand: 14. November 2016
Editionsrichtlinien:
  • Es wurde nur das Vorwort übernommen. Das Digitalisat ist hingegen vollständig.
  • Sperrschrift wird nicht berücksichtigt.
Digitalisat:


Flora
von
NORDHAUSEN
und
der weiteren Umgegend


Systematisches Verzeichnis
der
wildwachsenden und häufig kultivierten
Gefässpflanzen.
___


Im Auftrage des
Naturwissenschaftlichen Vereins zu Nordhausen
herausgegeben
A. Vocke und C. Angelrodt
_____


Berlin,
R. Friedländer & Sohn
1886



Vorwort

Unser Florengebiet ist in älterer und neuerer Zeit von berühmten Botanikern wiederholt durchforscht worden. Bereits im 16. Jahrhundert schrieb Johannes Thal eine Flora des Harzes und erwarb sich hierdurch das Verdienst, die erste Specialflora verfasst zu haben.[1] Zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts beobachtete Wallroth die Pflanzen der Umgegend. Seine hierauf bezüg­ lichen Schriften sind indes, abgesehen davon, dass sie längst im Buchhandel vergriffen, nur Nachträge zu Sprengel’s „Flora von Halle“, erwähnen darum nur die seltneren Pflanzen und sind ausschliesslich für wissen­ schaftliche Kreise bestimmt.[2]

Für hiesige Freunde der Botanik fehlte daher ein dem jetzigen Stande der Wissenschaft entsprechendes und zugleich dem Laien Kechnung tragendes Pflanzenverzeiehnis, wie es unsere Nachbarstädte: Sondershausen, Mühlhausen, Erfurt, Göttingen und Halle seit geraumer Zeit besitzen, und die Abhülfe dieses Mangels betrachtete der im Jahre 1876 konstituierte „Naturwissenschaftliche Verein zu Nord­hausen“ als ein Hauptziel seiner Thätigkeit. Das durch zehnjährige eifrige Beobachtung und reges Sammeln seitens mehrerer Vereinsmitglieder gewonnene Material dürfte dazu ausreichen, ein genügendes Bild der floristisehen Beschaffenheit unserer Gegend zu gewähren, und der Verein erlaubt sieh daher, die Resultate seiner Untersuchungen hiermit der Oeffentliehkeit zu übergeben.[3]

Der wissenschaftliche Zweck, der hierbei verfolgt wird, besteht darin, dass der gegenwärtige Pflanzenbestand unseres reichen Florengebietes festgestellt und damit ein Beitrag zur geographischen Verbreitung der Gewächse geliefert werde. Ferner wird beabsichtigt, den älteren Floren gegenüber eine Korrektion betreffs der im Laufe der Jahre eingetretenen Veränderungen, wie sie nament­ lich durch die Folgen der Separation, durch Entwässerun­ gen, Entwaldungen und unbedachtes Ausrotten, sowie auch durch zufällige oder direkt veranlasste Einwanderungen und durch Verwilderung einzelner Gewächse entstanden sind, zu geben.

Das Buch will aber auch populären Zwecken dienen, indem es sich dem mit den nötigsten botanischen Vor­ kenntnissen ausgerüsteten Schüler und Naturfreunde auf Exeursionen und daheim als zuverlässiger Führer und Ratgeber darbietet, und neben den wissenschaftlichen Be­ nennungen auch die im Volksmunde gebräuchlichen, sowie Aufschlüsse über Dauer und Höhe der Pflanzen, Blütezeit, Blütenfarbe und allgemeine Fundorte neben den speciellen des Gebietes liefert.

Als nicht unwillkommene Beigabe zu der Aufzählung der wildwachsenden Pflanzen dürfte eine solche der hier­ selbst auf Feldern, in Gärten und Anlagen zu ökonomi­ schen, technischen und medizinischen Zwecken oder zur Zierde gezogenen K u ltu r ge wüchse erscheinen, nebst einer Orientierung über das Vaterland derselben und ihre Stellung im System. Bei der Reichhaltigkeit des Mate­ rials, das auf diesem Gebiete vorliegt, und dem Mangel entsprechender Vorarbeiten war es allerdings eine heikele Sache, die Auswahl zur allseitigen Befriedigung zu treffen, und Herr A ngelrodt, der sich dieser Aufgabe neben dem mühevollen Redaktionsgeschäfte unterzog, rechnet deshalb auf eine wohlwollende und nachsichtige Beurteilung seines Versuchs.[4]

Die wichtigste Arbeit für das Zustandekommen dieser Flora, nämlich die Beobachtung und Aufzeichnung der wildwachsenden Pflanzen haben wir Herrn Vocke zu danken; die Angaben über Fundorte, besonders der näheren Umgebung, rühren, sofern nicht andere Gewährsmänner genannt sind, von ihm her.

Dass die Synonymik in ausgedehnter Weise berück­ sichtigt wurde und die aufgeführten V a rie tä te n und besonderen Pflanzenformen mit Diagnosen versehen sind, wird jedenfalls die Brauchbarkeit des Buches erhöhen. Bei der Gattung Rosa sind die Diagnosen auf Grund der bahnbrechenden Monographie von Dr. Christ in Basel[5] auch auf die neucharakterisierten wildwachsenden Arten ausgedehnt.

Ferner wird man es nicht unpassend finden, dass ausserhalb des Gebietes wachsende se ltn e re Pflanzen in das Verzeichnis aufgenommen sind, sofern sie Lokalitäten angehören, die nahe an der Gebietsgrenze liegen und von Nordhausen aus häufig besucht werden, wie z. B. der Brocken, das Bodethal, das Mittelthüringische Becken und der Salzige See bei Eisleben. Diese Pflanzen sind jedoch durch kleineren Druck von den eigentlichen Bürgern unserer Flora untei schieden. Die Kulturgewächse sind ausserdem durch ein * ausgezeichnet.

Der Umfang des behandelten Florengebietes ist der geographischen Lage der Stadt Nordhausen angepasst. Letztere liegt in einer breiten, von der Helme und Zorge durchflossenen Thalinulde, deren Südrand von den Aus­läufern des Kyffhäusergebirges und den Bleicheröder Bergen und deren Nordabhang von den Vorbergen des Harzes gebildet wird. Dass die Durchforschung über diese Mulde hinaus auch auf das botanisch und geologisch merkwür­ dige Kyffhäusergebirge und die gesamte güldene Aue, sowie auf die Hainleite und das Harzplateau bis zum Beginn des Bodegehietes ausgedehnt wurde, bedarf wohl keiner Rechtfertigung; handelt es sich doch hierbei um Lokalitäten, die täglich vor unseren Blicken liegen und mit Nordhausen in stetem Verkehr sich befinden. Demnach wird das behandelte Gebiet durch ein von NW nach SO sich erstreckendes fast 9 Meilen langes und 572 Meilen breites Rechteck umschlossen, dessen Ecken von den Orten: Artern, Greussen, Worbis und Hassel­ felde gebildet werden, so dass die Städte: Stolberg, Ilfeld, Ellrich, Sachsa, Lauterberg, Bleicherode, Sondershausen, Frankenhausen und Kelbra mit ihrer interessanten Um­ gebung, sowie auch die Thäler der Wipper und Helbe und ein Teil des Unstrutthaies in den Kreis der Betrach­tungen gezogen sind.

Indem wir durch unser Büchlein das Naturstudium zu fördern und den Sammeleifer zu wecken suchen, sind wir doch weit davon entfernt, den Ausrottungen, welche sich manche Sammler aus Uebereifer oder Unverstand zu schulden kommen lassen, Vorschub leisten zu wollen. Wir geben uns vielmehr der Erwartung hin, dass durch Erweiterung der Naturerkenntnis die Zahl derer sich mehren werde, welche geneigt sind, unsere blühenden Lieblinge in Feld und Wald zu schützen und ihr Gedei­hen nach Kräften zu befördern.

Schliesslich bitten wir alle Freunde der Botanik, namentlich an den Grenzen des Gebietes, unsere Bestre­ bungen durch die Mitteilung der Fundorte merkwürdiger oder seltener Pflanzenarten und Varietäten, sowie durch Uebersendung vollständiger, getrockneter Exemplare unter­ stützen zu wollen, indem wir versprechen, alle solche Zuwendungen, sowie auch die Hinweise auf etwa vorge­ kommene Irrtümer bei späteren Veröffentlichungen dankbar und gewissenhaft zu benutzen.

Der Naturwissenschaftliche Verein
zu Nordhausen.

  1. Jo h an n es T hal, geh. 1542 zu Erfurt, Zögling der Ilfelder Klosterschule, an welcher damals Michael Neander Rektor war, später Arzt iu Stolberg a. H. und zuletzt Physikus der Reichsstadt Nordhausen. Er verunglückte auf der Reise nach einem Patienten durch einen Sturz aus dem Wagen und starb am 18. Juli 1583. Sein hinterlassenes Werk gab Joachim Camerarius heraus. Der vollständige Titel desselben lautet: Sylva Hercynia, sive catalogus plantarum sponte nascentium in mon- tibus et locis vicinis Hercyniae, quae respicit Saxoniam, conscriptus siugulari studio, a Joanne Thalio Medico Northusano. Nuncprimum in lucem edita. Francofurti ad Moenum. MDLXXXVIII.
  2. Friedrich Wilhelm Wallroth , geb. 13. März 1792 zu Breitenstein a. H., vorgebildet auf der Klosterschule Rossleben, wurde 1816 Arzt zu Heringen und starb am 22. März 1857 als Kreisphysikus und königl. preuss. Hofrat zu Nordhausen. Seine auf unsere Flora bezüglichen Schriften sind: Annus botanicus sive supplementum tertium ad Curtii Sprengelii floram halensem. Halle, 1815. Schedulae criticae de plantis florae halensis selectis. Halle, 1822.
  3. Eine Aufzählung der Algen von Nordhausen und Umgegend lieferte Herr Prof. Ur. K ützing, der Begründer der neuern Algologie, im Osterprogramm des hiesigen Realgymnasiums 1878. Der be­ rühmte Forscher ist Ehrenmitglied unseres Vereins.
  4. Prof. A. K arsch in Münster sagt in seinem jetzt erschei­ nenden „Vademecum botanicum“ : Um die Kenntnis der einheimischen Pflanzenwelt den Interessenten zu vermitteln, ist durch zahlreiche Floren engerer und weiterer Kreise gesorgt. Sobald es sich jedoch um eine fremde Pflanze handelt, deren so mancherlei im Feld, Garten, Park, Zimmer und Gewächshause blühen, lassen alle diese, oft kostspieligen Werke im Stich. Vergebens wartete Verfasser von Jahr zu Jahr auf das Erscheinen eines Werkes, welches sich in um­ fassender Weise auch der Fremdlinge annahm und schreitet nun­ mehr selbst an diese Arbeit.
  5. Die Rosen der Schweiz mit Berücksichtigung der umliegen­ den Gebiete, nebst Nachträgen in der „Flora“ 1873—1877.