Cyriacus Taubenthal: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 17. August 2023, 06:32 Uhr
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Cyriacus Taubenthal (geb. um 1497 in Görsbach; gest. 17. September 1563 in Wolferstedt) war Theologe, Pfarrer, Schulrektor und Reformator.
Leben
Taubenthal entstammte einer wohlhabenden Bauernfamilie aus Görsbach.
1514 immatrikulierte sich Taubenthal an der Universität Erfurt für ein Theologiestudium. Dort kam er mit der beginnenden Reformation in Berührung, als Martin Luther ab Mitte des Jahrzehnts in seinen Vorlesungen immer schärfere Kritik an der römischen Kirche übte. Taubenthal erlebte noch in Erfurt Luthers Angriff auf die Papstkirche mit den 95 Thesen im Oktober 1517. Über Abschluss und Dauer seines Studiums ist nichts bekannt. In einer späteren Quelle wird er als „Erfurdischer Baccalaurius“ bezeichnet.
Wirken als lutherischer Pfarrer
In den 1520er Jahren trat Taubenthal als entschiedener Anhänger Luthers und Verfechter der Reformation auf. Ab 1523 oder 1524 wirkte er als lutherischer Pfarrer in Ringleben, das zum schwarzburgischen Amt Frankenhausen gehörte. Dort predigte und lehrte er im lutherischen Sinn, was ihm bald den Zorn der Obrigkeit zuzog. Der katholisch gesinnte Landesherr Heinrich XXXI. von Schwarzburg ließ ihn 1524 auf die Burg Frankenhausen zitieren. Dort musste sich Taubenthal vor dem gräflichen Beamten Hermann Pfeiffer verantworten, der ihn der Ketzerei beschuldigte und zum Widerruf aufforderte. Doch Taubenthal verteidigte sich standhaft aus der Heiligen Schrift und bot schriftlich an, seine Lehre vor dem Grafen darzulegen.
Wie der Fall weiterging, ist unbekannt. Jedenfalls gelang es Taubenthal nicht, seine Gemeindeglieder vom Deutschen Bauernkrieg fernzuhalten. Ringlebener Bauern schlossen sich dem Aufstand an, weshalb Truppen des Grafen Ernst von Mansfeld das Dorf brandschatzten. Dennoch setzte Taubenthal sein lutherisches Wirken fort. Mansfeld berief ihn zum Hofprediger in Allstedt, nachdem er 1527 das dortige Amt vom Kurfürsten erhalten hatte.
1528 wird Taubenthal als erster Rektor der Lateinschule in Nordhausen erwähnt, die im ehemaligen Predigerkloster eingerichtet worden war.
1531 heiratete er die Witwe Katharine Matthie aus Frankenhausen und gab wohl deshalb die Schulleitung auf. Danach wirkte er eine Zeitlang als Reformator im Dienste des Grafen Albrecht von Mansfeld in der Grafschaft Hoya bei Bremen. Doch lässt sich diese Tätigkeit nicht belegen. Sicher nachweisbar ist nur, dass Taubenthal ab 1554 bis zu seinem Tod 1563 Pfarrer in Wolferstedt war.
Bedeutung
Taubenthal gehörte zu den Pfarrern, die in der frühen Reformationszeit im Südharz-Gebiet an der Seite Luthers für die neue evangelische Lehre eintraten und sich gegen den Widerstand der Obrigkeit behaupteten. Doch blieb er zeitlebens dem lutherischen Reformweg verhaftet und grenzte sich scharf von der radikalen Richtung des Thomas Müntzer ab. Statt revolutionärer Veränderung der Gesellschaft ging es ihm um eine Reform der Kirche mit friedlichen Mitteln und in Bündnis mit den Fürsten.
Seine bleibende Bedeutung liegt weniger in seiner theologischen Position als in seinem praktischen Wirken für die Bildung breiter Bevölkerungskreise. Als Pfarrer, Schulrektor und Testamentsspender förderte Taubenthal nachhaltig das Schulwesen in seiner Heimat. Damit zählt er zu den Gestaltern eines elementaren Bildungswesens, das alle Stände umfassen sollte. In diesem Sinne handelte er im Geiste Martin Luthers, auch wenn er dessen radikalere Gedanken nicht teilte.
Görsbach
Cyriacus Taubenthal hatte zeitlebens eine enge Bindung an seinen Geburtsort Görsbach bewahrt. Dies zeigte sich auf verschiedene Weise:
- Er vermachte in seinem Testament von 1563 der Schule und Kirche in Görsbach beträchtliche Geldsummen sowie seine Bibliothek.
- Den bedürftigen Einwohnern des Ortes stiftete er eine jährliche Unterstützung.
- Begabten Görsbacher Schülern sollten aus den Zinsen seines Legats Stipendien gewährt werden.
- Als die Gemeinde nach dem Bauernkrieg hoch verschuldet war, gewährte er ihr ein zinsloses Darlehen von 300 Talern.
Taubenthals Wirken wirkte identitätsstiftend und förderte das Gemeinschaftsgefühl der Görsbacher. So erklärt sich seine bleibende Bedeutung speziell für diesen Ort.
Literatur
- G. Einicke: Zwanzig Jahre Schwarzburgische Reformationsgeschichte. Nordhausen 1904.
- Karl Meyer: Aus Nordhausens Vorzeit. Nordhausen 1927.
- Fritz Kirchner, Rudolf Schuhmann: Cyriacus Taubenthal – ein Görsbacher in den Stürmen der deutschen frühbürgerlichen Revolution. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 14/1989).