Die Kautabakindustrie der Stadt Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Vorwort ==
== Vorwort ==
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Herrn Universitäts-Prof. Dr. Franz Gutmann, Jena, für die mir gegebene
Herrn Universitäts-Prof. Dr. Franz Gutmann, Jena, für die mir gegebene
Anregung und wissenschaftliche Anleitung.
Anregung und wissenschaftliche Anleitung.
== Inhaltsverzeichnis ==
== Einleitung ==
Die Sitte, Tabak zu kauen, scheint in ihrem Ursprung ebensoweit
zurückzureichen, wie_d'ie des Rauchens. Spanische Amerikafahrer fanden
diesen Brauch bei den Ureinwohnern Mexikos vor. Auch die südamerika-
nischen Indianerstämme sollen die Tabakblätter nicht nur geraucht, sondern
auch gekaut haben. Die Gewohnheit des Tabakkauens nahmen sodann
die Einwanderer auf. Nach dem Bericht Friedrich Tiedemanns, eines namhaften Forschers auf dem Gebiete des Tabakwesens, muß das Tabakkauen
in den Staaten der Union bald in allen Volksschichten verbreitet gewesen
sein. Er gibt eine recht drastische Schilderung dieser „widerlichen Ge-
wohnheit“, der „selbst viele Gentlemen mit solcher Leidenschaft ergeben“
seien, daß sie ihren „Quid“ „stets und überall im Munde führen, selbst im
Staatenhaus“. Als Arten kennt Tiedemann den feingeschnittenen Kau-
tabak und den zu flachen Kuchen gepreßten, der beliebter sei.
In Europa wurde die Sitte des Tabakkauens zuerst in Schweden- im
Jahre 1680 festgestellt. Wahrscheinlich wurde diese Art des Tabak-
genusses von dort auch nach Deutschland übertragen. Bestimmt nach-
weisen läßt sich diese Vermutung nicht. Es könnte jedoch das frühzeitige
und relativ starke Auftreten der Kautabakherstellung in Schleswig-Holstein
bzw. Dänemark und in den Küstenländern als Spur für die Herkunft
gedeutet werden¿] Für Preußen bzw. Deutschland überhaupt wurde vom
Verfasser in alten Akten als erster größerer Kautabakfabrikant ein gewisser Gottl. Nathusius in Magdeburg ermittelt. Dieser gibt auf Anfrage
des Ministeriums betr. die Besteuerungsmöglichkeit des Kautabaks ein
Gutachten ab, das in mehrfacher Hinsicht aufschlußreich ist. Schon die
Anfrage der Regierung, ob jener sogenannte „Preßtabak“ [holländischer
und englischerl] besteuert werden könne, deutet an, daß dieser in jener
Zeit noch ziemlich unbekannt gewesen sein dürfte. Gleichzeitig werden
in diesem Zusammenhang neue Herkunftsländer genannt. Von welchem
Land diese- Tabakart tatsächlich zuerst nach Deutschland kam, dürfte heute
nur noch schwerlich festzustellen sein.
Nathusius bejaht nach einer Aufklärung über die Art des Gebrauchs
(„ . .teils nehmen ihn besonders Seeleute in den Mund und kauen ihn…")
die Eignung des Tabaks zur Besteuerung, -da er „nur aus guten ausländischen, meist virginischen Blättern angefertigt werden könne, die ebenfalls besteuert" würden. In dem Gutachten heißt es dann weiter: „Bei
einer niedrigen Besteuerung würde aber auch noch die inländische In-
dustrie leiden, denn er kann ebenfalls hier im Lande fabriziert werden,
und zwar in hinreichender Quantität, wie ich denn selbst in meiner Fabrik
so große Anstalten dazu habe, daß ich allein den preußischen Staat hinlänglich damit versorgen kann und vor 1806 auch schon mehrere 100
Kisten davon nach Danzig, Posen und anderen polnischen Orten abgesetzt
habe. Die Fabrikation derselben beschäftigt auch viele Menschen, weil
er so sehr dünn, fast nicht viel stärker als ein Federkiel gesponnen wird.
Bloß mit der Fabrikation dieses Preßtabaks beschäftigte ich damals 40
bis 50 Menschen.“
Nach diesen aus dem Jahre 1816 stammenden Ausführungen steht es
fest, daß schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kautabak in Deutschland
hergestellt wurde. Als Form des.Fabrikats scheint der gepreßte Tabak
vorzuherrschen, jedoch spricht Nathusius auch schon von „gesponnen“. Es
geht aber aus dem Bericht auch hervor, in welch geringem Umfang sich
Konsum und Herstellung bewegt haben müssen. Wenn Nathusius mit 40
bis 50 Personen nicht nur den Bedarf Preußens befriedigen, sondern
darüber hinaus noch polnische Landesteile versorgen konnte, so ist das
ein Beweis für einen verhältnismäßig geringen Bedarf. Magdeburg scheint
in jenen Jahren also für Preußen der Mittelpunkt der Kautabakherstellung
gewesen zu sein, Es scheint jedoch diese führende Stellung bald abgegeben
zu haben, wahrscheinlich direkt an Nordhausen.
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Version vom 2. Februar 2023, 10:45 Uhr

Textdaten
Autor: Werner Nebelung
Titel: Die Kautabakindustrie der Stadt Nordhausen
Untertitel: Entwicklung und Bedeutung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse
aus:
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1929
Verlag: Theodor Müller
Drucker:
Erscheinungsort: Nordhausen
Quelle: Scan
Kurzbeschreibung:
Digitalisat: PDF (66 MB)
Eintrag in der GND: 575210214
Bild
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Bild

Die Kautabakindustrie der Stadt Nordhausen ist eine 1929 erschienene Dissertation von Werner Nebelung.

Digitalisat: PDF (66 MB)

Vorwort

Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, die Entwicklung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Nordhäuser Kautabak-Industrie und deren Bedeutung innerhalb des deutschen Kautabakgewerbes darzustellen. Die Abhandlung soll und kann im Hinblick auf die Fülle des Materials, welche die fast 200iährige Geschichte der Nordhäuser Tabak--Industrie bot, keine lückenlose Darstellung ihres Werdens sein. Vielmehr erwies sich eine Gliederung in besonders markante Entwicklungsabschnitte als erforderlich. Dabei war es nicht zu vermeiden, den fortlaufenden und ineinander greifenden Geschehnissen wie den für die Entwicklung bedeutsamen Ursachen und Wirkungen einen gewissen Zwang anzutun, zumal die enge Verknüpfung der in den verschiedenen Epochen wirksamen Momente eine scharfe Begrenzung nach Zeitabschnitten erschwert. Hinweise und Wiederholungen waren deshalb nicht immer zu umgehen. Der Umfang der Materie zwang zur Beschränkung. So wurde die Zoll- und Steuerfrage nur so weit berücksichtigt, als sie für das Kautabakgewerbe speziell in Frage kam, während die die anderen Zweige der Tabakfabrikation betreffenden Steuern und Zölle und ihre Einflüsse nur gelegentlich zu Vergleichszwecken herangezogen wurden.

Es ist mir ein herzliches Bedürfnis, auch an dieser Stelle allen den Personen und Aemtem meinen aufrichtigen Dank auszusprechen, die mir die großen Schwierigkeiten der Materialbeschaffung durch ihr freundliches Entgegenkommen und ihre tatkräftige Unterstützung zu überwinden halfen. Insbesondere bin ich den Herren Stadtarchivar H. Heineck, Direktor Petri, Syndikus Dr. Schmidt und Gewerkschaftssekretär Meyer, sowie der Firma. Grimm & Triepel für ihre Bereitwilligkeit verbunden. Meinen besonderen Dank sage ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Universitäts-Prof. Dr. Franz Gutmann, Jena, für die mir gegebene Anregung und wissenschaftliche Anleitung.